Freitag, 6. Januar 2023

Schützenpanzer Marder

von Thomas Heck...
Der Schützenpanzer Marder wird nun doch endlich an die Ukraine geliefert. Das peinliche Zaudern Bundeskanzler Scholz hat nun endlich ein Ende gefunden, obwohl es Scholz wohl offensichtlich lieber gewesen wäre, Russland hätte diesen lästigen Krieg schnell gewonnen. Dennoch eine gute Gelegenheit, auf eine bewährtes Waffensystem zu schauen, welches nunmehr seit 50 Jahren in der Truppe ist und noch weiter seinen Dienst tun wird. Zum Thema Lieferung von Leopard-Kampfpanzer ein Gedanke: Der Marder braucht den Leopard, wie der Leopard den Marder braucht. Für das Gefecht der verbundenen Waffen...



Schützenpanzer Marder

Der Marder feiert in 2021 sein 50-jähriges

Einsatzbewährtes Waffensystem der Panzergrenadiere

Hohe taktische Mobilität, eindrucksvolle Feuerkraft und die Möglichkeit des schnellen und sicheren Truppentransports in hochgefährliche Einsatzgebiete machen den Schützenpanzer Marder zu einem herausragenden Waffensystem.

Seine SPz-Konstruktion ist praxiserprobt: der Motorraum liegt vorn, der Geschützturm ist im vorderen Teil des Fahrzeugs integriert, der Mannschaftsraum im Heck mit einer großen Heckrampe für schnelles Auf- und Absitzen. Wartungsfreundlich, ist der Marder speziell für leichte Handhabung und maximale Zuverlässigkeit konzipiert. Rheinmetall bietet zahlreiche Upgrade-Möglichkeiten zur Verbesserung des Schutzniveaus, zur Steigerung der Feuerkraft bis zu umfangreichen Aufklärungsmitteln.

Übergabe des ersten Serienfahrzeugs an die Truppe am 7. Mai 1971 bei MaK in Kiel. Die Fahrzeuge besaßen noch keine Kettenschürzen. Quelle: MaK

Übergabe des ersten Serienfahrzeugs an die Truppe am 7. Mai 1971 bei MaK in Kiel. Die Fahrzeuge besaßen noch keine Kettenschürzen. Quelle: MaK

Am 7. Mai 1971 wurden die ersten Serienfahrzeuge des Schützenpanzers Marder offiziell an die Truppe übergeben. Dies geschah mit zeitgleichen Zeremonien in Kassel und Kiel – den Sitzen der Herstellerfirmen Thyssen-Henschel und Krupp MaK, seit 1999 bzw. 2001 zu Rheinmetall gehörig. Bei der Konzeption des Schützenpanzers ging man seinerzeit davon aus, dass der Marder im Verbund mit dem Kampfpanzer Leopard1 im Heer einen entscheidenden Beitrag zur Landesverteidigung leisten würde. Der reale Ablauf der Geschichte sollte aber noch ganz andere Herausforderungen mit sich bringen.

Im „Kalten Krieg“ erfolgten lediglich Manövereinsätze, welche aber die glaubhafte Verteidigungsbereitschaft des NATO-Partners Bundesrepublik Deutschland unterstrichen. Unterdessen befindet sich schon lange kein Leopard1 mehr bei der Bundeswehr in der Nutzung. Gleiches gilt für andere der militärgeschichtlichen Zeitgenossen des Marders, darunter der Spähpanzer Luchs, das Kampfflugzeug Starfighter F-104 oder die Hubschrauber BO105 und Bell UH-1D. Der Marder hingegen musste sich als Bestandteil der Quick Reaction Force in Feuergefechten in den Räumen von Kunduz und Mazar-e Sharif in Afghanistan bewähren und dient bis heute in den deutschen Streitkräften.

Historisch: Die Entwicklung der Prototypen

Die Suche nach dem richtigen Konzept

Nach Untersuchung der ersten Fahrzeuge reifte beim Führungsstab des Heeres die Erkenntnis, dass die einengenden Forderungen aufgegeben werden mussten, um ein optimaleres SPz-Konzept zu ermöglichen. Neben dem Wegfall der Vorgabe nach einer maximalen Bauhöhe von 1.890mm wurde auch die Besatzungsstärke von zwölf auf zehn Mann reduziert.

Prototyp RU261 aus dem Jahr 1964 mit kompakten Triebwerksblock im Bug – aber noch mit Ein-Mann-Turm. Dem Schützentrupp standen für den aufgesessenen Kampf zwei große Klappen im Kampfraumdach zur Verfügung. Quelle: Ruhrstahl AG

Prototyp RU261 aus dem Jahr 1964 mit kompakten Triebwerksblock im Bug – aber noch mit Ein-Mann-Turm. Dem Schützentrupp standen für den aufgesessenen Kampf zwei große Klappen im Kampfraumdach zur Verfügung. Quelle: Ruhrstahl AG

Im Oktober 1962 wurden die Entwicklungsverträge für sieben neue Prototypen des Gruppenfahrzeugs mit den Firmen Ruhrstahl (Hanomag) und MOWAG abgeschlossen. Die Firma Henschel nahm an diesem Wettbewerb nicht teil, da sich dieses Unternehmen vorrangig auf die Entwicklung weiterer Prototypen der Varianten Jagdpanzer Kanone, Mörserträger, Krankenkraftwagen (KrKW) und Raketenwerfer konzentrierte. Die Kooperation mit der Firma MOWAG wurde zuvor wegen Patentstreitigkeiten für beendet erklärt.

Für die Prototypen der zweiten Generation erfolgte ein konzeptioneller Neuansatz. Um einen großen Heckzugang zu ermöglichen, wurde bei den RU-Fahrzeugen der komplette Triebwerksblock nunmehr im Bug untergebracht – damit entfielen auch die störanfälligen Gelenkwellenverbindungen. Für die Fahrzeuge stand auch der von Rheinmetall neu konstruierte Ein-Mann-Turm DL-RH3 zur Verfügung, bei dem neben der 20mm-Maschinenkanone (MK) auch ein achsparalleles Maschinengewehr (MG) vorgesehen war.

Nachdem der Kommandant anfangs noch links neben dem Turm platziert war, rutschte sein Platz bei den späteren Prototypen direkt hinter den Fahrer – damit konnte links neben dem Turm Platz zur Unterbringung eines später einzurüstenden Panzerabwehr-Raketensystems (Bofors Anti-Tank-Missile/BANTAM) geschaffen werden. Das neue Konzept führte zu einer Vergrößerung der Fahrzeuge, das Gefechtsgewicht stieg auf ca. 26 Tonnen an.

Im Rahmen des Truppenversuches wurde die Unterbringung des Kommandanten außerhalb des Turms bemängelt, da hierdurch Sichtmöglichkeiten und Führungsfähigkeit stark beeinträchtigt waren. Da die drehstabgefederten Fahrzeuge im Gelände ein unbefriedigendes fahrdynamisches Verhalten aufwiesen, wurde in den RU264 eine Hydrop-Federung eingebaut. Hiervon versprach man sich bessere Fahreigenschaften; nach fast fünfjähriger Erprobung wurden die Versuche wegen unzureichender Zuverlässigkeit und Standfestigkeit der Federelemente abgebrochen.

Größenvergleich des Prototyps RU262 (rechts) mit dem SPz HS30 (hier mit 106mm Leichtgeschütz). Der RU262 war gut zehn Tonnen schwerer als der HS30. Quelle: KTS II/III Munster

Größenvergleich des Prototyps RU262 (rechts) mit dem SPz HS30 (hier mit 106mm Leichtgeschütz). Der RU262 war gut zehn Tonnen schwerer als der HS30. Quelle: KTS II/III Munster

Zusätzliche Forderungen erfordern neue Konzeptlösungen
Die Vorserienfahrzeuge

Weitere Kampfwertsteigerungsmaßnahmen

Bemerkenswerterweise ergaben sich auch nach intensiver Erprobung und eingehenden Truppenversuchen später immer wieder Wünsche des Nutzers nach funktionellen Verbesserungen. Auch erforderte die Anpassung des Kampfwertes an die aktuelle Bedrohungslage eine stetige Modellpflege. Stichwortartig seien die bislang durchgeführten Kampfwertsteigerungsmaßnahmen (KWS) aufgeführt:

1977 – 1979

Adaption der Waffenanlage MILAN mit vier Lenkfl ugkörpern an Bord; die Absitzstärke reduzierte sich dadurch auf 6 bzw. 7 Mann

1979 – 1982
SPz Marder1A1 mit nachgerüsteter MILAN-Waffenanlage und Wärmeortungsempfänger (WOE) auf dem Tragarm des Schießscheinwerfers. Die Fahrzeuge haben nun auch Kettenschürzen erhalten. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A1 mit nachgerüsteter MILAN-Waffenanlage und Wärmeortungsempfänger (WOE) auf dem Tragarm des Schießscheinwerfers. Die Fahrzeuge haben nun auch Kettenschürzen erhalten. Quelle: Archiv Autor

1. KWS zum Marder1A1

u.a.: Einbau passiver Nachtsichtgeräte der 1. Generation (Restlichtverstärker) mit Wärmeortungsempfänger (Passives Nachtziel- und Beobachtungsgerät mit Wärmeortungsempfänger/PNZG WOE), Doppelgurtzuführer (DGZ) für die MK, Verstärkung des Seitenrichtgetriebes

1984 – 1989
SPz Marder1A2 mit nachgerüstetem Wärmebildgerät auf dem Richtschützenplatz. Die Hecklafette ist entfallen. Quelle: Thyssen-Henschel AG

SPz Marder1A2 mit nachgerüstetem Wärmebildgerät auf dem Richtschützenplatz. Die Hecklafette ist entfallen. Quelle: Thyssen-Henschel AG

2. KWS zum Marder1A2

u.a.: Umrüstung von 1.462 Fahrzeugen auf Wärmebildgerät (WBG-X) beim Richtschützen, bzw. Einsatz von Milan-Infrarot-Adapter MIRA für Waffenanlage MILAN; Entfall der Hecklafette, Umrüstung auf Funkgerät SEM 80/90, Einführung des Flecktarnanstrichs

1989 – 1998
SPz Marder bei schneller Durchfahrt durch ein Wasserloch. Durch die Bugform wird der größte Teil der Wassermassen nach vorne weggeschleudert. Quelle: WTD 41

SPz Marder bei schneller Durchfahrt durch ein Wasserloch. Durch die Bugform wird der größte Teil der Wassermassen nach vorne weggeschleudert. Quelle: WTD 41

3. KWS zum Marder1A3

u.a.: Ausrüstung von 2.097 Fahrzeugen mit einer Zusatzpanzerung für Turm und Wanne (Schutz gegen MK30mm), Neugestaltung von Munitionslagerung und -zuführung; Verlagerung des Turm-MGs aus Waffengehäuse an die linke Turmseite; Anbringung von Staukästen bei gleichzeitigem Verzicht auf die Nutzung der Kugelblenden; Reduzierung der Dachluken für den hinteren Kampfraum von vier auf drei; Einbau verstärkter Drehstäbe, neue Sitze für Kommandant und Richtschütze, neue Heckklappe mit größerem Ladevolumen, Gewichtsanstieg auf 33,5t.

1998 – 2000

KWS zum Marder1A4:

Verwendung dieser Version als bewegliche Befehlsstelle (Bataillonskommandeur); damit zusätzliche Ausstattung von 24 Fahrzeugen mit Funkgerät SEM93.

2002 – 2005
SPz Marder1A5 bei der Übergabe am 18. Dezember 2002 bei Rheinmetall in Kassel. Durch die besonderen Minenschutzmaßnahmen musste außen durch drei Kästen ein zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A5 bei der Übergabe am 18. Dezember 2002 bei Rheinmetall in Kassel. Durch die besonderen Minenschutzmaßnahmen musste außen durch drei Kästen ein zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Quelle: Archiv Autor

4. KWS zum Marder1A5

Nachrüstung von 74 Fahrzeugen mit einem Schutz gegen Blast- und projektilbildende Minen; Änderung des Verstauungskonzeptes, Freiräumen des Kampfraumbodens, Befestigung des Sitzgestells am Wannendach; Installation eines GPSEmpfängers (PLGR), Einbau verstärkter Bremsen und leistungsfähiger Lüfterpumpen, neue Kettenschürzen (Panzerstahl), breitere Kette (500mm), Ersatz der Kegelstumpffedern durch hydraulische Endanschläge, Installation von drei zusätzlichen Staukästen, Auskleidung des Kampfraumes mit einem Anti-Spall-Liner, Gewichtsanstieg auf 37,4t.

2010 – 2011
SPz Marder1A5A1 mit nachgerüsteter Raumkühlanlage im Fahrzeugheck. Quelle: Rheinmetall

SPz Marder1A5A1 mit nachgerüsteter Raumkühlanlage im Fahrzeugheck. Quelle: Rheinmetall

KWS zum Marder1A5A1

Ausrüstung von 35 Fahrzeugen u.a. mit Raumkühlanlage und Ausstattung mit Multispektraler Tarnausstattung (MMT), elektronische Schutzausstattung CG-12, Schutzaufbau auf dem Kampfraumdach im Bereich der Luken, Gefechtsgewicht: ca. 38,1t.

Aktuelle Aktivitäten: Die Nutzungsdauerverlängerung

Von aktuell in der Bundeswehr vorhandenen 382 Fahrzeugen sollen voraussichtlich noch bis Ende der 2020er Jahre knapp 300 Marder in der Panzergrenadiertruppe in Nutzung gehalten werden. Dazu kommen noch weitere Fahrschulpanzer, Versuchsträger, etc. Ab 2016 wurde die Durchführung eines weiteren Programms zur Verlängerung der Nutzungsdauer und der Obsoleszenzbereinigung beschlossen. Beauftragt wurden die Maßnahmenpakete zunächst als Prototypenentwicklungen und dann Stück für Stück als Serienumrüstungen. Dieses Nutzungsdauerverlängerung (NDV)-Programm umfasst folgende Einzelmaßnahmen:

  • Ab 2016 Entwicklung und Musterintegration der Panzerabwehrwaffenanlage Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem (PzAbwWA MELLS) in den SPz Marder1A5.
  • Ab 2017 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung der PzAbwWA MELLS in SPz Marder1A5 Flotte (bei 35 Fahrzeugen schon umgesetzt) als Ersatz für die obsoleten MILAN-Waffenanlagen.
  • Ab 2017 Beginn des Programms zur Nutzungsdauerverlängerung des SPz Marder mit der Entwicklung und Mustereinrüstung
    - der PzAbwWA MELLS in die restlichen SPz Marder- Varianten,
    - einer neuen Feuerwarn- und Löschanlage für die SPz Marder1A3-Familie,
    - eines neuen Wärmebildzielgerätes (WBG) zum Ersatz des obsoleten WBG-X,
    - eines neuen Fahrersichtsystems in die Varianten der A3-Familie (SPECTUS II),
    - kleiner Komponenten zur Obsoleszenzbereinigung. Darüber hinaus wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die den Ersatz des Antriebsstranges des SPz MARDER1A5 sowie eine umfassende Obsoleszenzbereinigung zum Ziele hatte.
  • Ab 2018 Erweiterung des NDV-Programms um den Aufbau eines Musterfahrzeugs mit neuem Antriebsstrang beauftragt.
  • Ab 2019 Entwicklung und Musterintegration eines Battle Management Systems in die verschiedenen SPz Marder-Varianten zur Realisierung eines vollständigen Informations- und Datenverbunds auf Basis eines gemeinsamen und durchgängigen Führungsinformationssystems/Battle Management Systems (FüInfoSys/BMS) und bereits eingeführter Funkgeräte- und Führungsmittelausstattungen, um so den Digitalisierungsgrad der durch die Bundeswehr gestellten NATO-Speerspitze VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) 2023 zu verbessern.
  • Ab 2019 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung der im Rahmen des NDV-Programms entwickelten Feuerwarn- und Löschanlage (FWLA).
  • Ab 2021 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Fahrersichtsystems SPECTUS II. Hierbei handelt es sich um ein System, bei dem die Bilder einer Restlichtverstärker-Kamera und eines Wärmebildgerätes kombiniert werden können. Am Heck wird zusätzlich eine Rückblickkamera mit separatem Infrarotscheinwerfer installiert.
  • Ab 2021 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Wärmebildzielgerätes SAPHIR 2.6MK (eine Entwicklung von Rheinmetall), sowie die Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Antriebsstrangs bei den 71 Fahrzeugen der 1A5-Familie. Bei dem neuen Triebwerk handelt es sich um den Grundmotor D956 mit einer Leistung von 563kW; das Getriebe wird an das höhere Leistungsniveau angepasst; zudem wird eine digitalisierte Triebwerkselektronik eingebaut.

Auslandseinsätze der SPz Marder

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der KFOR-Truppe im Kosovo. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der KFOR-Truppe im Kosovo. Quelle: Archiv Autor

Während des Einmarsches der NATO-geführten Kosovo Force (KFOR) im ehemaligen Jugoslawien ab dem 12. Juni 1999 rückte der Schützenpanzer Marder (in der Version 1A3) Seite an Seite mit dem Kampfpanzer Leopard2 und dem Spähpanzer Luchs vor. Danach wurde der SPz Marder vornehmlich zu Sicherungsaufgaben eingesetzt. Die Absicherung von mobilen, temporären Check-Points sowie das Überwachen von Räumen waren dabei die Hauptaufgaben.

Mobilität auch in schwerem Gelände, die zur Sicherung und Überwachung eingesetzte Bordmaschinenkanone (BMK) sowie Transportkapazität für Sicherungskräfte und zusätzliches Material zeichneten den Marder hier aus. Dazu kamen weitere Aufgaben wie die Konvoi- und Patrouillenbegleitung.

Ab Anfang 2003 wurden aufgrund der herrschenden Minenbedrohung die Fahrzeuge gegen die Version 1A5 ausgetauscht.

Im Rahmen des Internationalen Security Assistance Force-Einsatzes (ISAF) in Afghanistan wurden Ende 2007 die ersten Marder1A5A1 dem deutschen Einsatzkontingent zugeführt. Insgesamt waren bis zu 35 SPz Marder in Afghanistan in Mazar-e Sharif sowie ab 2009 in Kunduz zur Verstärkung des Quick Reaction Force (QRF)-Verbandes im Einsatz. Auch hier bewährte sich der SPz Marder hervorragend.

SPz Marder1A5 im Einsatz bei der ISAF-Truppe in Afghanistan. Quelle: Bundeswehr

SPz Marder1A5 im Einsatz bei der ISAF-Truppe in Afghanistan. Quelle: Bundeswehr

Seine reine Anwesenheit führte bei eigenen und verbündeten Kräften zu einem deutlich gesteigerten Gefühl der Sicherheit sowie beim Gegner zu großem Respekt. Aus taktischen Überlegungen heraus wurde der SPz Marder oftmals in gemischten Verbänden gemeinsam mit Radfahrzeugen, etwa vom Typ Dingo genutzt. Neben Sicherungsaufgaben und als gepanzerte Reserve erfüllte der SPz Marder hier oftmals die Aufgabe des flankierenden Einsatzes. Der Kampfraum wurde wegen der sperrigen Ausrüstung meist nur von maximal vier Soldaten besetzt. Das offene, teilweise durchschnittene Gelände in Nordafghanistan kam dem SPz Marder sehr entgegen, Wassergräben und landestypische Lehmwälle, sogenannte Compounds, stellten meist kein Hindernis dar.

Probleme bereitete dem SPz Marder lediglich örtlich überlegener, aus dem Hinterhalt operierender Feind (z.B. mit großen IED-Sprengfallen oder gebündeltem Feuer mit Panzerabwehrhandwaffen) sowie die große Hitze. Im hinteren Kampfraum wurden Spitzentemperaturen von bis zu 80°C gemessen. Daher wurden alle eingesetzten 35 SPz Marder ab 2010 mit Kampfraumkühlanlagen ausgestattet.

Exportkunden

Der Hersteller war natürlich bemüht, den SPz Marder auch auf dem internationalen Markt zu platzieren. Hier gab es einen beachtlichen Anfangserfolg, als es Thyssen-Henschel im Jahr 1977 gelang, den leichten Panzer Tanque Argentino Mediano (TAM) nach Argentinien zu exportieren. Es folgten dann als Familienfahrzeuge der Schützenpanzer Vehiculo de Combate Transporte de Personal VCTP, der Mörserträger, der Führungspanzer, die Panzerhaubitze, das Sanitätsfahrzeug, der Bergepanzer und ein Raketenwerfer (teilweise nur Prototypen). Damit wurde in Argentinien die Marder-Familie realisiert, die bei der Bundeswehr nicht zum Zuge kam. Weitere Verkäufe von Marder-Fahrzeugen in südamerikanische Staaten sowie nach Thailand kamen überwiegend aus politischen Gründen nicht zu Stande. Versuche des Herstellers in den 1990er Jahren, den SPz Marder in die Schweiz, bzw. nach Griechenland zu verkaufen, blieben ebenfalls ohne Erfolg. Griechenland hatte im Jahr 2009 ein vehementes Interesse am Kauf von 422 Exemplaren. Letztendlich scheiterte dieses Vorhaben an der Finanzierung.

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der chilenischen Armee. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der chilenischen Armee. Quelle: Archiv Autor

Im Jahr 2008 hat sich Chile zum Kauf von 200 Marder1A3 sowie sieben Fahrschulpanzern aus Beständen der Bundeswehr (Langzeitlagerung/LZL) entschlossen. Hinzu kamen im Jahr 2011 weitere dreißig Fahrzeuge, die als Ersatzteilspender fungieren sollen. In Chile unterliegt das Fahrzeug bei Einsätzen auf einer Höhe von bis zu 4.300 Metern über dem Meeresspiegel und Außentemperaturen von über 40 Grad Celsius einer besonders hohen Belastung. Der extrem hohe Staubanfall erfordert eine intensive und sorgfältige Wartung aller Filter.

SPz Marder1A3 im Einsatz bei den indonesischen Streitkräften. Quelle: Wikimedia

SPz Marder1A3 im Einsatz bei den indonesischen Streitkräften. Quelle: Wikimedia

Ab dem Jahr 2015 wurden 42 SPz Marder1A3 aus dem Firmenbestand von Rheinmetall an Indonesien verkauft.

Des Weiteren wurden im Zeitraum 2017 – 2020 insgesamt 75 SPz Marder1A3 inklusive zweier Fahrschulpanzer sowie ein Ersatzteilpaket im Rahmen einer „Ertüchtigungshilfe“ der Bundesregierung an Jordanien abgegeben.

Aktuelle Nutzerländer

Deutschland
Chile
Indonesien
Jordanien
Argentinien
(TAM)

Ablöseplanung und die Zukunft

Im Jahr 1984 wurde im Rahmen des Programms „Kampfwagen 90“ die Taktische Forderung (TaF) zur Entwicklung eines Nachfolgers für den SPz Marder erlassen. Die Entwicklung begann zunächst sehr verheißungsvoll; bereits nach sieben Jahren konnte dem Bedarfsträger ein Prototyp für Truppenversuche zur Verfügung gestellt werden. Dann hat die sicherheitspolitische Wende in Europa und die massive Kürzung des Verteidigungshaushalts („Friedensdividende“) im Jahr 1992 zu einem Abbruch dieser erfolgversprechenden Entwicklung geführt. Ein weiterer Versuch zur Entwicklung eines neuen SPz scheiterte im Jahr 2001 an extrem hohen militärischen Forderungen bezüglich des Schutzes.

Der Start des dritten Entwicklungsprogramms stand durch die zwischenzeitlich erhobene Forderung nach Lufttransportfähigkeit des zukünftigen SPz in einem relativ kleinen Transportflugzeug unter stark einschränkenden Parametern. Hierdurch entstand am Ende ein an diese Forderungen optimiertes Gesamtsystem mit modularem Schutz und unbemanntem Turm. Letzteres erforderte für die Truppe gerade mit Blick auf die klassische Führungsfähigkeit ein Umdenken.

Im 50sten Jubiläumsjahr des Marders bleibt festzuhalten: Am 18. März 2021 erklärte der Inspekteur des Heeres die taktische Gefechtstauglichkeit des Schützenpanzers Puma in der modernisierten Version S1, welche bei der durch die Bundeswehr gestellte NATO-Speerspitze Very High Readiness Joint Task Force VJTF 2023 eingesetzt werden wird – 37 Jahre nach Erstellung der Taktischen Forderung für den Nachfolger des Marders! Gleichwohl verbleibt der deutschen Panzergrenadiertruppe mit ihrem vor 50 Jahren eingeführten Schützenpanzer Marder noch immer ein zuverlässiges und in Einsätzen bewährtes System – auch wenn das Fahrzeug in einigen Kampfwertkriterien und Funktionen nicht mehr die optimal erreichbaren Werte aufweist.

SPz Marder1A3 und Puma. Quelle: Ralph Zwilling via Rheinmetall

SPz Marder1A3 und Puma. Quelle: Ralph Zwilling via Rheinmetall

Mit den derzeit vorgenommenen Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung soll der SPz Marder voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrzehnts betrieben werden können. Im Jahr 2030 würde sich dann die Epoche des SPz Marder nach fast 60 Jahren (!) Nutzungszeit – z.T. unter extremen klimatischen und geographischen Bedingungen – und vielen Bewährungen im harten Einsatz dem Ende neigen. Der SPz Marder hat damit die Messlatte für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt.

Autor: Wissenschaftlicher Direktor a.D./Dipl. Ing. Rolf Hilmes war mehrere Jahre im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz u.a. als Referent für Panzertechnologie tätig. Danach wechselte er an die Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik (BAkWVT) in Mannheim und nahm dort bis zu seiner Pensionierung die Aufgaben als Dozent und Fachgebietsleiter im Bereich „Waffensysteme Land“ wahr. Er ist Autor von über 200 Artikeln in Fachzeitschriften sowie Autor mehrerer Panzerbücher.



Mittwoch, 4. Januar 2023

Puma - Es ist kein Industrieproblem

von Thomas Heck...

Bundesverteidigungsministerin Christina Lambrecht hatte offensichtlich versucht, nach dem Ausfall mehrer Schützenpanzer Puma nach einem Schießen den schwarzen Peter der Industrie zuzuschieben und sogar das ganze Waffensystem Puma in Frage gestellt. Jetzt stellt sich raus, dass auch das Versagen im eigenen Hause zu verorten ist. Die Industrie wollte unterstützen, man ließ sie nicht. Und die eigentlich verantwortliche Heeresinstandsetzung konnte ebenfalls nicht unterstützen, weil das Personal auf diese Puma-Versionen noch nicht ausgebildet war. Versäumnisse in der Ausbildung seien das Problem, vermeldet Business Insider Deutschland. Schon wieder ein klassisches Eigentor der unfähigen Inhaberin der Kommando- und Befehlsgewalt, die vermutlich nicht einmal weiß oder versteht, wo das Problem liegt.


Nach ihrem umstrittenen Silvester-Video droht Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gleich der nächste Ärger: Hintergrund sind die 18 Puma-Schützenpanzer, die kurz vor Weihnachten bei einer Übung der Panzertruppe in Bergen fast zeitgleich kaputtgegangen waren. Generalmajor Ruprecht von Butler, der Kommandeur der 10. Panzerdivision, hatte in einer langen E-Mail unter anderem an Heeresinspekteur Alfons Mais ungewöhnlich scharf auf die Probleme hingewiesen und die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge als "Lotteriespiel" bezeichnet.

Die Suche nach den Schuldigen begann prompt – und man fand sie scheinbar in der Rüstungsindustrie. Verteidigungsministerin Lambrecht stellte Rheinmetall und Kraus Maffei-Wegmann ein Ultimatum, die Fahrzeuge binnen weniger Wochen zu reparieren und drohte sogar mit einem Fahrzeugwechsel. "Denn ich brauche verlässliche Systeme und nicht welche, die ich irgendwann in 2025 vielleicht einsetzen kann."

Techniker-Teams standen bereit – sollen aber nicht abgerufen worden sein

Doch so einfach ist der Fall dann offenbar doch nicht, zeigen Recherchen von Business Insider. Mehrere mit der Ursachenforschung für die Schäden betraute Personen bestätigen, dass es vor der Übung Warnungen gab, nicht alle Fahrzeuge zu nutzen, da einige von ihnen sich in Wartungsintervallen befunden hätten. Zudem stand bei der Übung nicht nur ein Techniker-Team von Rheinmetall auf Abruf, um bei Problemen zu helfen, sondern auch ein Team der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH, die eigentlich für die Wartung von Bundeswehr-Fahrzeugen zuständig ist. Beide Teams wurden offenbar aber nicht um Hilfe gebeten, als die ersten Fahrzeuge bereits ausgefallen waren.

Dazu kommt, dass die 18 Puma in einer für die schnelle Eingreiftruppe der Nato (VJTF) speziellen Delta- und S1-Variante ausgestattet waren. Dafür seien die Techniker der HIL nicht ausgebildet, weil sie keine Plätze in der technischen Schule des Heeres in Aachen erhalten hätten, die vor allem Soldaten vorbehalten seien, wie uns Insider berichten. Ausbildungsplätze für den Puma müsse sich die HIL teuer bei der Industrie einkaufen, heißt es weiter.

Demzufolge lag auch die technische Verantwortung für die 18 Fahrzeuge, die eigentlich ab Anfang Januar für die VJTF gemeldet waren, allein beim Heer. Warum die entsprechenden Verantwortlichen der Panzertruppe nicht vor der Übung gewarnt haben oder zumindest dann eingeschritten sind, als die Fahrzeuge Stück für Stück kaputtgingen, bleibt vorerst offen. Eine entsprechende Analyse zu den Ursachen für den Ausfall ist bundeswehrintern noch nicht endgültig abgeschlossen, heißt es. Immerhin: 17 von 18 Fahrzeugen fahren inzwischen wieder, sind dem Vernehmen nach aber noch nicht voll einsatzfähig. Fünf Fahrzeuge müssen wohl nun beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall in Unterlüß vollständig instand gesetzt werden.

Vor dem Hintergrund der Verantwortung des Heeres für die Fahrzeuge erscheint der ungewöhnlich breit gestreute Brandbrief von Buttlers und die Verantwortungssuche bei der Rüstungsindustrie in einem etwas anderen Licht. Wurden Rheinmetall und Kraus Maffei-Wegmann schlicht vorschnell verurteilt? "Es ist kein Industrieproblem", sagt jedenfalls eine mit dem Fall betraute Person im Bundesverteidigungsministerium.

Am Mittwochnachmittag wurden nun auch die Obleute im Verteidigungsministerium über den aktuellen Stand des Problems informiert. "Insgesamt ergibt sich ein differenziertes Bild überwiegend kleinerer und mittlerer, aber auch einzelner schwerwiegenderer Schäden", heißt es darin. Bis auf einen Panzer "wurden die technischen Mängel (...) durch die Industrie bis zum Jahreswechsel abgestellt. Der Ausfall einzelner Hochwertteile sowie ein Brandschaden bedürfen allerdings weitergehender technischer Untersuchungen. Die Wiederherstellung der vollen materiellen Einsatzbereitschaft (...) erfordert darüber hinaus teilweise weitere Arbeiten, an denen aktuell mit Hochdruck gearbeitet wird."

Im Klartext: Die Puma müssen offenbar vorerst weiterhin von der schnellen Eingreiftruppe abgemeldet werden und durch ältere Marder ersetzt werden – für Deutschland, das die Führungsnation aktuell ist, ein peinlicher Patzer. Wie es mit den Puma-Panzern weitergeht, will das Verteidigungsministerium nun in einem Spitzengespräch mit der Industrie besprechen. Wann, ist aber bislang unklar.




Die berüchtigte Sonnenallee in Berlin-Neukölln...

von Thomas Heck...

Für einen Berliner ist die Sonnenallee einer der berüchtigsten Strassen in Berlin. Im Norden Neuköllns zweigt sie neben der Hermannstrasse, der Karl-Marx-Strasse vom Hermannplatz in Richtung Süden ab. Eine von drei Hauptverkehrsadern in den Süden Berlins nach Rudow, Buckow und Britz. Für mich heute kaum vorstellbar, dass ich am Hermannplatz auf der Albert-Schweitzer-Gymnasium ging und dort mein Abitur machte. Heute gibt es an dieser Schule wenig bis keine deutschen Schüler mehr. Übel war die Gegend aber schon damals.


Während die Hermann- und Karl-Marx-Strasse eher in türkischer Hand sind, ist die Sonnenallee unübersehbar in arabischer Hand. Kopftücher, arabische Gewänder, Einzelhandel mit arabischer Beschriftung, wo ich als Deutscher gar nicht mehr erkenne, was die überhaupt verkaufen, die üblichen Spielcasinos und Wettbüros, Shisha-Bars, arabische Restaurants (das einzig wirklich gute an dieser Strasse). Für den Rest kann man sich ernsthaft nur erwärmen, wenn man auf Al-Rakka in Syrien oder andere arabische Shitholes im Nahen Osten steht, vielleicht die linksgrüne Bubble, die Berlin mehr und mehr in das gleiche arabische Shithole verwandel will und dabei recht erfolgreich vorgeht. Keine Wunder, dass arabische Flüchtlinge nach Deutschland und insbesondere nach Berlin streben.


«Ich hatte Angst, meine Frau hat geweint»: ein forschender Spaziergang auf der Sonnenallee nach der Silvesternacht

Die Strasse in Neukölln ist eine Parallelwelt, ein Kosmos, in dem niemand die deutsche Gesellschaft zu brauchen scheint. Doch woher rühren die Brutalität und der Hass auf Polizei und Feuerwehr?

Die Feuerwehr wurde angegriffen und behindert. Sie konnte diesen brennenden Bus nur unter Polizeischutz löschen


Die Sonnenallee macht ihrem Namen Ehre. Klarer blauer Winterhimmel strahlt am Dienstag über der Strasse im Berliner Bezirk Neukölln. Mohammed al-Nasri ist um 8 Uhr aufgestanden, hat seinen Kleintransporter mit Paletten voller Fanta-Dosen und Wasserflaschen beladen und beliefert damit jetzt den Al-Sham-Supermarkt in Hausnummer 94. Die Sonnenallee ist eine arabisch geprägte und in Berlin verrufene Meile; hier trugen sich in der Silvesternacht Gewaltexzesse zu.

«Wir haben auch erst hier gefeiert, meine Familie und ich», sagt al-Nasri. «Aber es war dann so schlimm, ich habe meinen kleinen Sohn eingepackt, und wir sind nach Hause gefahren.» Er sei auch mit Feuerwerk beschossen worden, sagt der 32-Jährige. «Ich hatte selber Angst. Meine Frau hat geweint.» Er habe gesehen, dass auch auf Polizei und Feuerwehr Raketen abgefeuert wurden. Die Polizei sei erst spät gekommen. Angefangen mit der Aggression hätten «die Albaner», da drüben, das Café. Sie hätten auch illegale Polenböller verwendet.

Vor dem Albaner-Café liegt eine Menge Silvestermüll auf der Strasse. Drinnen sitzen an drei Tischen in den entlegenen Ecken des Lokals Männer, nur am Tresen steht eine junge, knochige Frau mit grossen Augen und eisigem Blick, mit der keine Verständigung möglich ist. Das Café war schon öfter Ziel von Razzien. Hier redet niemand mit der Presse.

Sie schweigen in ihren Bart

Was denken die hier lebenden und arbeitenden Migranten wohl über das aggressive Verhalten jener Männer, die in den Berichten über die Silvesternacht zu sehen waren? Es ist nicht leicht herauszufinden. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft, ohnehin im Schwinden begriffen, braucht hier kaum jemand. Politiker aller Parteien hatten sich entsetzt und erschrocken geäussert. Es wurde angekündigt, die Vorgänge auszuwerten. Und «Konsequenzen» solle es auch geben. Davor hat hier niemand Angst. Die meisten haben nicht einmal davon gehört.

Die Sonnenallee ist eine Welt für sich. Fast alle Frauen tragen Kopftuch, es sind viele Männer auf der Strasse, sie gehen Geschäften nach, Bargeldbündel werden übergeben. Zur bürgerlichen deutschen Gesellschaft scheint es keine Schnittstelle zu geben. Deutsche fürchten sich wegen migrantischer Aggression? Ja und?

Der nächste Laden auf der Meile ist ein Barber-Shop. Davon gibt es hier viele, sehr zum Leidwesen deutscher Coiffeure, die mit grossem Aufwand den Meister erworben haben müssen, während der Barbier ohne diesen Titel auskommt, solange er nicht das Kopfhaar schneidet. Zwei junge Männer mit Vollbart werden von zwei weiteren jungen Männern mit Vollbart sorgsam gestylt. «Wir verstehen kein Deutsch», sagt der eine Barbier grinsend auf Deutsch und wendet sich demonstrativ wieder seinem Kunden zu.

Endlich redet einer: Tiktok sei schuld

Ein Versuch bei Azzam. Der legendäre Imbiss ist Tag und Nacht voll und an diesem Vormittag um 11 Uhr 30 bis auf den letzten Platz besetzt. Die Schlange reicht bis auf die Strasse. Sackweise werden Kartoffeln hineingetragen, kistenweise Käse geliefert, die Männer am Grill, Herd, Ofen sind schwer beschäftigt. Keiner hat Zeit zu reden. Hier sind einige wenige Nicht-Araber zu sehen, junge Hipster, Jugendliche in teuren Markenjacken, Touristen.

Azzam ist in der Hand libanesischstämmiger Palästinenser, der Familienbetrieb hat über die Jahre kräftig expandiert, auch Supermärkte und ein Fischhandel gehören dazu. Zum Tellergericht gibt es eine ganze Tüte Brot aus der eigenen Bäckerei. Deutsch braucht man hier nicht. Hummus, Schawarma, Makali, Foul – das reicht.

Eine Strassenecke weiter, wieder ein Imbiss, auch er sehr bekannt. Hier arbeitet Hussein, Palästinenser. Seit sieben Jahren sei er in Deutschland, sagt er. Er war in der Silvesternacht hier auf der Sonnenallee. «Wir haben für 200 Euro geböllert», berichtet er begeistert – «endlich wieder!» Zwei Jahre lang sei es ja nicht erlaubt gewesen, da hätten einige diesmal vielleicht übertrieben. Viele junge Leute seien überhaupt nicht erzogen und hätten vor nichts Respekt, anders als er: «Ich bin 30 Jahre alt, aber wenn ich meine Mutter anrufe, werfe ich vorher die Zigarette weg.» Ganz schlimm seien die sozialen Netzwerke: «Tiktok ist katastrophal», sagt Hussein. «Je krasser das Video ist, desto besser.» Dann würden es mehr Leute anschauen. Hussein hat recht, wird sich aber vermutlich niemals an einer medienkritischen Debatte des deutschen Feuilletons beteiligen.

«Finde den Fehler», sagt die Frau des Imbissbesitzers

«Krass» war tatsächlich, was auf den Videos zu sehen war, die im Internet kursierten. Feuerlöscher wurden in Windschutzscheiben von Feuerwehrfahrzeugen geschleudert. Enthemmte Männer schossen mit Schreckschusswaffen herum, die sie wahrscheinlich nicht besitzen durften. Die Feuerwehr wurde in einen Hinterhalt gelockt und ausgeraubt. Hilflose Politiker schienen zum Thema Migration keinen Bezug herzustellen, so sehr sich dieser auch aufdrängte – und falls es doch einer tat, wie der christlichdemokratische frühere Gesundheitsminister Jens Spahn zum Beispiel, dann folgte prompt der erwartbare «Nazi»-Vorwurf. 159 Personen wurden nach den Krawallen festgenommen. Mindestens 103 Verdächtige sind bereits wieder auf freiem Fuss.

Die Frau des Imbiss-Chefs ist sorgfältig geschminkt, trägt ihr Kopftuch eng anliegend, ihre Kinder besuchen eine islamische Schule. Sie lebt in der High-Deck-Siedlung, in der ein Reisebus in Brand gesetzt und die Feuerwehr am Löschen gehindert wurde. Es sei eine Gruppe von Jugendlichen gewesen, die das gemacht habe, sagt sie. «Vielleicht aus angestauter Aggression». Viele Jugendliche würden von ihren Eltern kaum erzogen. «Ich habe beobachtet, dass viele von ihnen Waffen besassen», sagt die 30-Jährige. «Woher hatten sie die? Wo liegt der Fehler im System?» Dennoch, sie liebe die Sonnenallee, sagt sie. Jeden Tag passiere hier etwas. Eines Tages werde sie ein Buch darüber schreiben.




Polizeigewalt - Videos überführen Polizisten

von Thomas Heck...

Nach der Gewalt gegen Polizisten zur Silvesternacht kommt die Diskussion mit Bodycams wieder in Schwung. Bodycams sollen Polizisten vor Gewalt schützen, sollen gegenüber Gewalttätern abschreckend wirken. Sie sind aber keine Einbahnstrasse, denn auch das rechtmäßige Vorgehen der Polizei muss in einem Rechtsstaat beweiskräftig nachgewiesen werden können. 

Dazu gehört auch, Straftaten von Polizisten gegen den Bürger zu dokumentieren. Und dazu gehört, dass die Kameras lückenlos aufzeichnen und die Aufzeichnungen gespeichert bleiben. Es kann nicht sein, dass Aufnahmen temporär unterbrochen oder von Polizisten gelöscht werden können, wie ein Fall aus Hessen zeigt, wo Polizisten versuchten, ihr illegales Vorgehen gegen einen Bürger durch das Löschen von Überwachungsvideos zu verschleiern.

So wird Vertrauen in die Polizei zerstört, die nicht über dem Gesetzt steht. In diesem Fall ist es gut, dass der Rechtsstaat dennoch funktioniert, hat doch die Staatsanwaltschaft das gelöschte Video aufwändig wiederherstellen lassen. Bleibt zu hoffen, dass diese kriminellen Beamten umgehend vor Gericht gestellt, verurteilt und aus dem Dienst entfernt werden. Sie sind eine Schande für die zehntausenden Polizisten, die korrekt in einem schwierigen Job arbeiten und täglich den Kopf für uns alle hinhalten.

Von der Überwachungskamera festgehalten: gewaltsames Vorgehen von drei Polizisten und einer Polizistin


Die Rekonstruktion von Videoaufnahmen belegt Polizeigewalt gegen einen 38-Jährigen. Das Video galt zuvor als gelöscht, die Polizisten schilderten den Vorfall ganz anders.

Idstein – Es sind verstörende Bilder, die auf den Videos der Überwachungskameras zu sehen sind. Ein Mann im roten Shirt wird von Polizisten und einer Polizistin gewaltsam zu Boden gebracht, erst mit der Faust, dann mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen, bis ein Polizist ihm sein Knie in den Nacken drückt, während das Gesicht des Betroffenen auf den Boden schrammt.

All dies wurde von Kameras aufgenommen, die direkt vor der Polizeiwache in Idstein (Rheingau-Taunus-Kreis) installiert sind, wo sich der Vorfall zutrug. Doch diese Videos waren überspielt, weil die Polizei sie nicht rechtzeitig gesichert hatte – obwohl Michael Heuchemer, der Anwalt des Betroffenen, ausdrücklich darum gebeten hatte. Tatsächlich galten sie zunächst als gelöscht. Nun aber sind die Aufnahmen auf Initiative der Staatsanwaltschaft Wiesbaden aufwendig rekonstruiert worden und liegen der Frankfurter Rundschau vor. Damit wird nicht nur die Brutalität des Geschehens klar, sondern auch, dass mehrere Beamtinnen und Beamten offenbar falsche Angaben darüber gemacht haben.

Polizeigewalt in Idstein: Video zeigt Vorfall

Die Auseinandersetzung spielte sich bereits im September 2020 vor der Wache ab. Liam Conway, ein damals 38-jähriger Gastro-Unternehmer und Sporttrainer im Kickboxen, war anschließend durch blutige Verletzungen im Gesicht stark gezeichnet. Der Idsteiner hatte seinen 75 Jahre alten Vater abgeholt, der auf der Wache einen Verkehrsunfall zu regeln hatte.

Mehrere Menschen hatten die Auseinandersetzung gefilmt. Auf deren Videos war zu sehen, dass drei Polizeibeamte Conway zu Boden drücken. Conway schreit, „ah, ah, ich krieg’ keine Luft! Bitte, bitte!“ und „Ich krieg’ Panik!“.

Verletzt: Liam Conway


Darüber, wie es so weit kam, gingen die Schilderungen weit auseinander. Die Polizei schilderte Conways Auftreten als aggressiv. Er habe versucht, einem Beamten das Pfefferspray zu entreißen, man habe ihn fesseln müssen. Conway sprach von grundloser Gewalt. Die Videoaufnahmen der Überwachungskameras vor der Wache bestätigen nun die Darstellung des Betroffenen.

Video zeigt Schlag mit der Faust

Aus zwei Perspektiven ist gut zu sehen, wie Conway von drei Beamten und einer Beamtin aus der Wache geleitet wird, ohne dass er sich wehrt oder aggressiv wird. Sobald die Tür sich öffnet, nimmt ein Polizist ihn von hinten in den Würgegriff. Die Beamten bringen ihn zu Boden, während die Polizistin daneben steht, und sie drehen ihm gewaltsam die Arme auf den Rücken. Dann fixieren sie ihn auf dem Boden, wobei ein Polizist besonders brutal vorgeht. Er schlägt Conway einmal mit der Faust und einmal mit der flachen Hand gegen den Kopf, der auf den Boden gedrückt wird. Dann kniet er sich in Conways Nacken.

Während sich Conway und die Polizeibediensteten gegenseitig anzeigten, stellte sich heraus, dass die entscheidenden Beweismittel vernichtet worden waren: die Videos der Überwachungskameras. Das Bildmaterial sei „wie technisch voreingestellt, nach 21 Tagen systembedingt und automatisiert durch neue Aufzeichnungen überschrieben“ worden, teilte das Polizeipräsidium Westhessen der FR im Jahr 2021 mit.

Polizei sichert Daten der Kameras nicht: Polizeipräsident nannte das „sehr ärgerlich“

Dabei hatten sich Polizeibedienstete am Tag nach der Tat noch die Videos angesehen. Niemand will auf die Idee gekommen sein, sie zu sichern. Ein verantwortlicher Polizist sagte aus, er habe zu spät versucht, die Daten zu sichern. Da seien sie schon überschrieben gewesen. Der damalige Polizeipräsident von Westhessen, Stefan Müller, inzwischen Frankfurter Polizeipräsident, nannte das Versäumnis „sehr ärgerlich“.

Conway, der drei Polizisten und eine Polizistin wegen Körperverletzung im Amt angezeigt hat, sieht sich bestärkt. Er sagte der FR, es habe ihn fassungslos gemacht, „dass die Beamten so einheitlich und wie abgestimmt behauptet hatten, ich hätte sie angegriffen und sozusagen ganz alleine entwaffnen wollen“. Er sei sehr erleichtert, dass die Überwachungsvideos sie „der Unwahrheit überführt“ hätten. Aus seiner Sicht sei das eindeutig – „da kann es keine Diskussion geben“.

Polizeigewalt in Idstein: Anwalt ist schockiert

Unklar ist, wie die beteiligten Polizistinnen und Polizisten auf die wiederhergestellen Aufnahmen reagieren - ob sie Aussagen korrigieren oder Anzeigen gegen Conway zurücknehmen. Das Polizeipräsidium Westhessen verwies auf die Staatsanwaltschaft Wiesbaden. Dort bestätigte Sprecher Florian Breidenbach der FR, dass die Aufzeichnung rekonstruiert worden sei. Weitere Auskünfte könnten nicht gegeben werden.

Anwalt Heuchemer nennt es „bemerkenswert“, dass die Videos seinerzeit verschwunden seien, entgegen einer Zusicherung der Polizei. Noch skandalöser findet er, wie „eindeutig falsch“ die Beamten ausgesagt hätten – offenbar in der Annahme, dass die Aufnahmen verschwunden seien. „Dies müssen und werden wir natürlich zu rechtlichen Konsequenzen bringen“, fügte der Jurist hinzu. Es sei „schockierend und verstörend“, wenn Beamtinnen und Beamte „die Rechtsordnung brechen, auf die sie vereidigt sind“.




Die Hetzer hetzen lieber unter sich und möglichst ohne Beobachtung...








Dienstag, 3. Januar 2023

Reviermarkierung in Berlin

von Mirjam Lübke...

Wenn ein Panda-Männchen sein Revier markieren will, macht es am ausgewählten Baum einen Kopfstand, um seinen Strahl möglichst hoch anzubringen - das soll die Konkurrenz glauben machen, es sei enorm groß und stark. Das klingt kurios, weil die anderen Bären genau den gleichen Trick anwenden, aber trotzdem darauf hereinfallen? Nun, immerhin kommt der Panda nicht auf die Idee, den Wald anzuzünden oder gar andere Pandas mit Knallkörpern zu bewerfen. Damit benimmt er sich weitaus zivilisierter als mancher Mensch. Denn in Berlin - aber nicht nur dort - artet Reviermarkierung mittlerweile zum Bürgerkrieg aus, zumindest rund um Silvester. In Kreuzberg findet dann am ersten Mai ein Schichtwechsel statt, dann übernimmt die linksautonome Szene das Zündeln, wobei so manches Auto sein letztes Stündlein erlebt. Eigentlich müsste Berlin unter die Aufsicht der UNO-Blauhelme gestellt werden, wenn es den Verantwortlichen nicht so peinlich wäre, über die Übeltäter zu reden.


Die Medien geraten dabei zunehmend in die Zwickmühle, denn einerseits müssen sie entsprechende Schockbilder liefern, um für das von den Grünen geforderte Böllerverbot zu werben. Aber auf diesen Bildern ist eben auch zu sehen, wer die Ausschreitungen dominierte, bei denen zudem Polizei und Rettungskräfte attackiert wurden. Zum Leidwesen der Redakteure weder junge Familien mit AfD-Fähnchen noch blondgelockte Svens und Olafs. Schon die Ortsangabe Neukölln lässt aufhorchen - zusätzlich haben sich die böllernden "Westasiaten" auch noch stolz selbst gefilmt und das Anschauungsmaterial ins Netz geladen. Jetzt ist die Not groß, schon wabern die ersten Rassismusvorwürfe durch die sozialen Medien, das Offensichtliche darf eben nicht sein: Bei den wilden Pyrotechnikern handelt es sich meist um junge Migranten aus dem arabischen Kulturkreis. Eben jene, die von Sven und Olaf nicht durch Böllerei erschreckt werden sollen, um der Retraumatisierung zu entgehen. Es muss sich um eine rabiate Form der Konfrontationstherapie handeln, es ordentlich knallen zu lassen, oder die Rücksichtnahme war wieder einmal vollkommen fehl am Platz.
 
Es existiert also keineswegs ein Generalverdacht gegen alle Migranten, auch wenn das gern so dargestellt wird. Besonders dreist ist es daher auch, die beobachteten Randalierer neuerdings als "Westasiaten" zu bezeichnen, denn mit Asien bringen wir im allgemeinen Chinesen oder Japaner in Verbindung, die gemeinhin gut integriert sind oder zumindest nicht durch übergriffiges Verhalten auffallen. In beiden Kulturen gilt ein Feuerwerk als ästhetisches Kunsthandwerk und nicht als Einschüchterungswerkzeug. Das Feuerwerk zum Japantag in Düsseldorf ist ein Ereignis, das akribisch geplant wird. Mit der Berliner Randale hat das nicht das geringste zu tun, es wäre beleidigend, beides gleichzusetzen.

Auch wenn einmal wieder Ross und Reiter nicht genannt werden, ist man sich einig, dass etwas geschehen muss, das sieht auch Franziska Giffey als regierende Bürgermeisterin so. Giffey ist in der Migrationsfrage die Einäugige unter den Blinden, sie hat durchaus schon einmal erwogen, straffällig gewordene Migranten abzuschieben. Als Bezirksbürgermeisterin hatte sie noch mehr Biss, aber nun muss sie sich der grünen Realität der Hauptstadt stellen: Auch wenn junge Migranten ganze Straßenzüge in ein Kriegsgebiet verwandeln, darf das nicht angesprochen werden. Folglich gibt es auch außer ein bisschen Empörung keinerlei Konsequenzen - was hätte eigentlich dagegen gesprochen, unsere Feuerwerksfachkräfte durch "Beregnung" aus dem Wasserwerfer ein wenig abzukühlen? Warum ist das bei regierungskritischen, weitaus friedlicheren Demonstrationen hingegen möglich? An Personal und Mitteln fehlt es nicht, nur an Entschlossenheit. Selbst wenn das Wasser angenehm erwärmt worden wäre, allein das Signal, die stolzen Herren als begossene Pudel zurückzulassen, wäre ein Anfang gewesen, zumindest zaghaft ein wenig Durchsetzungsvermögen anzumelden. Dabei wären die jungen Männer noch nicht einmal zu Schaden gekommen, aber ihr Ego hätte einen Dämpfer erhalten. Aber auch die Polizei steht unter Druck, denn bei ihr nimmt man es mit dem Generalverdacht nicht so genau - da heißt es schnell, sie habe aus rassistischen Motiven gehandelt. Man kann nur spekulieren, aber beruht das harte Vorgehen gegen Querdenker auf gestautem Frust?

Man muss schon eine ideologische Brille mit sehr dicken rosaroten Gläsern tragen, um nicht zu sehen, wie die Untätigkeit der Berliner Politik dem Revierverhalten junger Migranten den roten Teppich ausrollt. Auch die Dankbarkeitsbekundungen aus Regierungskreisen, weil ausgerechnet Deutschland als neue Heimat ausgesucht wurde, tragen nicht dazu bei, die Machtverhältnisse wieder ins Lot zu bringen. Denn um nichts anderes geht es hier, die Etablierung einer Gegengesellschaft, in der alle Regeln des Staates fröhlich missachtet werden können. Das löst mitnichten Dankbarkeit aus, wie es sich die Göring-Eckhards und Roths heimlich erhoffen, sondern lediglich Verachtung. Da können die netten jungen Damen, die von Lobbyverbänden ins Rennen geschickt werden, noch so viele Hände schütteln, auf der Straße zeigt sich, was junge arabische Migranten tatsächlich über Deutschland denken.
 
In diesem Zusammenhang ist es albern, über ein Silvesterverbot auch nur nachzudenken, das dürfte ungefähr die gleichen Auswirkungen haben wie die in manchen Städten ausgerufenen Waffenverbotszonen: Gar keine, denn die Zielgruppe juckt das nicht - sonst käme sie erst gar nicht auf derlei gewalttätige Gedanken. Den Exzessen könnte man auch mit bestehenden Gesetzen entgegentreten, wenn man es nur wollte. Aber auch jetzt wurden die meisten Randalierer wieder auf freien Fuß gesetzt - und haben höchstens eine kleine Bewährungsstrafe zu erwarten. Trotz der Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte. Stattdessen folgen neue Aufrufe zu noch mehr Integrationsangeboten, gerade so, als existierten diese erst seit gestern. Man kann sich nicht von der Sichtweise lösen, dass diese Männer Opfer unserer Gesellschaft seien, denen man dringend Hilfestellung geben müsste. Unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leiden sie gewiss nicht, lassen es sich zumindest nicht anmerken. Es wird Zeit, ihnen deutliche Grenzen zu setzen, anstatt sie ständig zu bedauern. Sonst sind bald ihre deutschen Nachbarn traumatisiert - nur weil ein paar Ideologen meinen, mit übertriebener Rücksichtnahme könne man aus ihnen in ferner Zukunft nette Jungs machen.




Der Egoismusvorwurf als Freiheitskiller

von Mirjam Lübke...

"Freiheit" soll nun plötzlich ein Unwort sein und lediglich auf Egoismus basieren. Das hat eine "kritische Initiative" namens "Floskelwolke" herausgefunden - und wurde in den Medien gleich dankbar aufgenommen. Das wiederum zeigt, wie bereitwillig Journalisten alles aufgreifen, was zum herrschenden Verbotswahn passt, sonst hätte die Auswahl eines kleinen Trüppchens es wohl kaum in die Tagesschau geschafft - in der Redaktion freute man sich wohl, dass andere die Arbeit übernommen haben, Freiheitsbeschränkungen als Akt der Nächstenliebe zu bewerben. Die Methode ist nicht neu, totalitäre Systeme haben sie schon immer gern benutzt, um ihre Interessen bei der Bevölkerung durchzusetzen. Wenn der Nachbar aus der Reihe tanzt, dann nicht etwa, weil er die neueste Schikane der Regierung als übergriffig ablehnt, sondern weil er "nur an sich denkt". Dem Bürger diese Sichtweise einzureden, hat für die Regierung einige Vorteile: Zum einen nimmt sie einer Maßnahme den unbeliebten Status einer "Anordnung von oben", denn angeblich profitieren alle Betroffenen davon. Darüber hinaus werden die Bürger der Regierung viele Kontrollmaßnahmen abnehmen und freiwillig verrichten. Das ist noch effektiver als "bestrafe einen und erziehe Hunderte", denn die Erziehung wird nun von Nachbar zu Nachbar stattfinden. Also auch in Bereichen, in welche der Staat nicht eindringen kann, wenn er den demokratischen Anschein wahren will.


Bekanntlich gibt es gesunden und bösartigen Egoismus, manchmal kann der Übergang auch fließend sein. Erfahrungsgemäß schaffen es allerdings meist die größten Egoisten, anderen effektiv ein schlechtes Gewissen einzureden, wenn ihnen Grenzen gesetzt werden - und es ist oftmals nicht leicht, sich davon freizustrampeln - es sei denn, der Egoist übertreibt es mit seinen Forderungen dermaßen, dass einem der Kragen platzt. Auch wenn man kein Mensch ist, der Gefälligkeit gegen Gefälligkeit aufrechnet, bemerkt man eben doch irgendwann, wie der andere einen aussaugt - und das vollkommen schambefreit. Die meisten Menschen freuen sich, wenn man ihnen aus der Klemme hilft, ein Egoist sieht es als selbstverständlich an. Wir alle kennen diese eine Kollegin, die ständig ihr Geld vergessen hat, wenn sie an der Kantinenkasse steht. Oder den Freund, für den man stets ein offenes Ohr haben muss, der aber selbst keine fünf Sekunden zuhört, wenn es einem selbst einmal schlecht geht. Oft brauchen wir viel zu lange, um das zu begreifen - umso härter wird es, diese Leute wieder loszuwerden.
 
Das funktioniert sowohl im Privaten als auch gesellschaftlich: Die Impfkampagnen sind ein gutes Beispiel dafür. Selbst jetzt, da zahlreiche Nebenwirkungen bekannt sind und vor allem das Märchen vom Fremdschutz widerlegt wurde, versuchen die Befürworter es noch: Sie arbeiten mit Schuldzuweisungen und Beschimpfungen. Obwohl nach Betrachtung der Fakten dafür keine Grundlage vorhanden ist. Denn letztlich geht es weder um Fakten, noch um Kompromisse, die man im Zusammenleben mit anderen nun einmal hin und wieder akzeptieren muss. Im Zusammenspiel mit einer dramatischen Drohkulisse soll letztlich die vollständige Kooperation erzwungen werden. "Wenn du meinen Wunsch nicht erfüllst, bringe ich mich um", sagt der Anfänger. Der fortgeschrittene moralische Erpresser behauptet einfach, man würde den Rest der Menschheit umbringen, wenn man seiner Forderung nicht nachkommt. Selbstverständlich wird er jeden Vorwurf, nur seine Weltsicht umsetzen zu wollen, heftig von sich weisen.
 
Gern werden Verbote und Freiheitsbeschränkungen deshalb auch als der Wille der Bevölkerung angepriesen. "Die meisten Deutschen sind einverstanden!", verkünden die Medien, wenn einmal wieder die Maskenpflicht verlängert, das Böllern verboten oder das Klima geschützt werden soll. Oft fragt man sich, in welchen Kreisen die Umfrage stattgefunden haben soll, da im eigenen Umfeld niemand derlei Ideen verfolgt. Aber der Stachel des Zweifels ist gesetzt: Wenn die Mehrheit es so will, mag man nicht abseits stehen. Oder braucht zumindest viel Selbstbewusstsein dazu. Als Kindern wurde uns zwar stets gesagt "du bist nicht die anderen", wenn wir etwas wollten, das scheinbar jeder Mitschüler besaß. Das hinderte unsere Eltern jedoch nicht daran, uns das Beispiel anderer Kinder auf die Nase zu binden, die angeblich fleißiger und ordentlicher waren als wir. Da kann der innere Kompass schon einmal ins Schwanken kommen.
 
Im Grunde verhalten sich politische Moralisten nicht anders als die oben genannten Egoisten im privaten Umfeld, sie verkaufen es nur geschickter. Auch vor sich selbst, denn offenbar haben sie keinerlei Hemmungen, ihre Position als die einzig richtige zu betrachten. Einen Kompromiss einzugehen liegt ihnen fern - ein Geben und Nehmen kommt nicht in Betracht. Deshalb könnte man zur Diskussion stellen, ob nicht vielmehr der Begriff "Solidarität" zu einer Floskel geworden ist. Wie oft wurde er in den letzten Jahren missbraucht, um den Bürgern Zugeständnisse abzupressen? Maske tragen aus Solidarität, sich impfen lassen aus Solidarität, frieren aus Solidarität, Wasser sparen aus Solidarität - mit wem auch immer. Die Gründe wechseln, aber das Ziel ist immer gleich: Jegliche Widerrede zu ersticken. Kein Wunder, dass diese Menschen Angst vor Freiheit haben, denn schon die persönliche Entscheidungsfreiheit ist ihnen ein Graus. Denn man könnte sich schließlich entscheiden, nicht mehr auf ihre Vorhaltungen zu hören.




Montag, 2. Januar 2023

Gewalt an Silvester...

von Thomas Heck...

Während die Politik nach den Exzessen der Silvesternacht mit Angriffen auf Rettungskräfte Forderungen nach einem grundsätzlichen Böllerverbot erneuert, offenbart sie eine erschreckende Hilflosigkeit und schafft es nicht mal, die Tätergruppe zu benennen. Nach Sichtung der Videos verdichtet sich eindeutig das Lagebild, dass mehrheitlich migrantische Tätergruppen die Feierlichkeiten am Jahresende zum Anlaß genommen haben, dem Gastland in geeigneter Art und Weise den Stinkefinger zu zeigen, garniert mit linken Antifanten, die ebenfalls keinen Anlaß für Krawall brauchen und besoffenen Volldioten und Mitläufern. Eine derartige Feststellung hat nichts mit Islamophobie oder Ausländerfeindlichkeit zu tun, wie es Politik und Medien einen Glauben machen möchte, es ist eine Zustandsbeschreibung, der Ist-Zustand.

Von der Polizei ebenfalls kaum klare Ansagen, die diese doch gerade in Berlin noch vor kurzem dazu verdonnert worden, einen "Leitfaden gegen Diskriminierung" zu beachten, um bestimmte Tätergruppen ja nicht benennen zu müssen. Der Berliner Senat schaffte sogar den Vermerk "Migrationshintergrund" im Polizeicomputersystem POLIKS ab. Seit August 2022 deaktiviert. Dagegen das übliche Rumgeiere, Scheindiskussionen um Böllerverbote, Dash-Cams für Einsatzfahrzeuge und einer angeblich "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe".

Die Medien machen das Spiel mit, die Nachrichtensendungen schaffen es doch tatsächlich noch rechtzeitig zur Sendung die Straftäter zu verpixeln, damit ja niemand die Täter identifizieren kann und die Herkunft der Täter erkennt. Dabei wird man dieses Problem auf Dauer wohl nur lösen können, wenn dieser Staat es schafft, seiner Exekutive ein Mindestmaß an Respekt zu verschaffen, die es vollbringt, dass Straftäter mit migrantischer Sozialisierung und entsprechender Gewalterfahrung Angriffe nicht mehr wagen.

Jetzt rächt sich übrigens, dass die linken Regierung der letzten Jahre die Polizei als willfähriges Instrument zur Unterdrückung Oppositioneller aufzubauen, ob es nun gegen Montagsdemonstranten, Corona-Kritikern, AfD-Anhängern oder Querdenkern geht, deren Mitgefühl mit der Polizei in Grenzen hält. Dabei war es gerade diese Personengruppe, die den Sicherheitskräften immer wohl gesonnen gegenüberstanden, bis sie Polizeiknüppel und Wasserwerfer am eigenen Leibe zu spüren bekamen, die in Corona-Zeiten allzu leichtfertig als Mittel des unmittelbaren Zwangs eingesetzt wurden. Im Gegensatz zur klassischen Wählerschaft von SPD und Grünen, die den Sicherheitskräften immer eher skeptisch gegenüberstanden. Durch den Umbau de Polizei in eine "Corona-Stasi" ist auch das nun vorbei und die Karten wurden neu gemischt. Es wird Zeit, den Polizeiknüppel wieder beim "richtigen" Klientel tanzen zu lassen... und die Polizei möge erkennen, wo der "Gegner" sitzt. Sicher nicht beim Reisbürgerrentner...



 

Wer kennt diese hilflose Frau?

Letztes Update zu der hilflosen Person. Die Verteidigungs-Omi konnte von Rettungskräften geborgen worden und wurde von unseren Sanitätern umgehend erstversorgt. Es geht Ihr den Umständen entsprechend gut und sie wurde noch am Abend wieder ihrer Betreuungseinrichtung zugeführt.