Samstag, 13. Oktober 2018

Wie der Marsch #unteilbar die Gesellschaft spaltet...

von Thomas Heck...

Heute marschierten angeblich 240.000 Menschen durch die Hauptstadt Berlin und setzten ein "starkes Zeichen" gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft. Angeblich. Denn das Signal ist das genaue Gegenteil. Es grenzt große Teile der Gesellschaft aus, die Andersdenkenden, die die der Regierung kritisch gegenüberstehen. Denn mit einer solchen Veranstaltung wird eine Gesellschaft nicht geeint, nicht versöhnt, sondern weiter gespalten. 

Schon das Motto des Marsches weckt in mir Erinnerungen an dunkelste Zeiten in Deutschland, wo eine andere Meinung brandgefährlich war. Auch der Hashtag #WirSindMehr bläst da ins gleiche Horn, signalisiert er auch, ihr seit weniger. Eine Minderheit muss sich dann warm anziehen, es kann ungemütlich werden. Und wie ernst muss ich Demonstranten nehmen, die zwar Nazis ablehnen wie jeder normale Mensch, bei Judenhassern aus dem Morgenland aber Verständnis walten lässt? Und man mit Sicherheit davon ausgehen, dass bei dem Marsch mehr Verfassungsfeinde und Antisemiten mitmarschierten, als in Chemnitz.



Denn zu den Organisatoren des Marsches gehörten auch Islamisten, gehörten illegale Migranten, gegenüber Juden feindlich eingestellt sind. Haben die etwa mehr Rechte in Berlin aufzutreten, als regimekritische Bürger dieses Landes? Wie es Juden ergehen kann, die eine falsche Meinung haben, konnte die Juden erfahren, die sich in der AfD engagierten. Gemaßregelt selbst vom Zentralrat der Juden.



Man stelle sich nur vor, Alice Weidel von der AfD wäre heute erschienen. Oder ein Demonstrant mit einer Israel-Flagge. Wie tolerant wären die Menschen dann gewesen? Wie friedlich wäre es gewesen? Wer muss denn bei Demonstrationen geschützt werden? Es sind AfD-Politiker und AfD-freundliche Demonstranten. Aufgehetzt von einer verblendeten und linken Journaille. Hier soll nichts geeint werden, hier soll ausgegrenzt werden, damit dieser Staat weiter vor sich hindümpeln und weiter verfassungswidrig das Land mit Migranten fluten kann. Kritik daran soll weiter gebrandmarkt werden. Auch die Deutschland-Flagge war nicht gerne gesehen.




Insofern sind die Reimversuche eines SPD-Schwachkopfes wie Ralf Stegener sehr aufschlußreich und sagen mehr über den Geist der Demonstranten aus, als alle offiziellen Statements zusammen.



Die Medien sind begeistert: Damit hatten die Veranstalter der #unteilbar-Demo nicht gerechnet. Am frühen Nachmittag gingen sie von 150.000 Teilnehmern aus. Um 17 Uhr dann von mehr als 240.000 Menschen, die am Samstag in Berlin für eine offene Gesellschaft und gegen Rassismus demonstrierten. Die Polizei, die noch keine offiziellen Angaben zur Menge der Teilnehmer machte, hielt es für realistisch, dass bis zu 150.000 Menschen auf der Straße waren. Erwartet und angemeldet waren für Kundgebung und Demozug nur 40.000. Stimmen die Schätzungen der Organisatoren, dann kamen sechsmal so viele.

Mit Glitzer, Techno aus großen Boxen, bunten Bannern und mehreren Wagen glich die Demonstration Berliner Groß-Umzügen wie zum Fest der Liebe oder dem Karneval der Kulturen. Dass es um mehr ging als ums Feiern unter der warmen Herbstsonne, zeigten die Botschaften auf den Plakaten. Viele Teilnehmer hatten Transparente und Luftballons dabei. Unter anderem war zu lesen „Nein zur Hetze gegen Muslime“ und „Rassismus ist keine Alternative“. Ein riesiges Transparent trug die Aufschrift „Solidarität mit den Opfern rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt“. Es gab auch lustig-skurrile Plakate. „Einhörner sind gegen Rassismus – sei ein Einhorn“ stand da. Ein Mann hielt ein rosafarbenes Plakat hoch, auf dem er forderte: „Keine Falafel für Rassisten“. Direkt neben ihm prangte „Solidarisch Her’gottsackrament“. Bayern trifft arabische Küche. Auf wieder einem anderen Plakat las man „Ruhig, Brauner – Wendy-Leserinnen gegen Rassismus“, eine Anspielung auf die Kinder-Pferdezeitschrift „Wendy“.

Etliche Organisationen, Parteien und Verbände waren mit eigenen Wagen vertreten, auch zahlreiche Künstler unterstützen den Aufruf, darunter Prominente wie der Schauspieler Benno Fürmann, der Fernsehmoderator Jan Böhmermann und die Band Die Ärzte. Aufseiten der Linken nahmen unter anderem die Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau und Berlins Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher teil. Raed Saleh (SPD) twitterte ein Foto, auf dem er unter anderem mit Parteikollegen und dem Berliner Innensenator Andreas Geisel sowie der Integrationssprecherin der Berliner SPD, Nicola Böcker-Giannini zu sehen war. Berlins Justizsenator Dirk Behrendt nahm ebenfalls teil. Die Hauptstadt-CDU distanzierte sich von dem Bündnis, das tat auch Sahra Wagenknecht. Die von ihr initiierte Sammlungsbewegung „Aufstehen“ war nicht unter den Unterstützern.

Weil so viele gekommen sind, bildete sich ein langer Rückstau auf der Strecke. Als die Demonstrationsspitze bereits das Brandenburger Tor erreicht hatte, standen die letzten Teilnehmer noch auf dem gut zwei Kilometer entfernten Alexanderplatz. Ziel war die Siegessäule im Tiergarten, wo die Abschlusskundgebung mit Konzerten stattfand. „Wir sind wahnsinnig zufrieden mit der Resonanz“, sagte Felix Müller von der Initiative „Unteilbar“. Die hohe Teilnehmerzahl bestätige, dass viele Menschen ein Zeichen für Solidarität hätten setzen wollen. Die Sprecherin des Bündnisses, Theresa Hartmann sagte: „Wir appellieren hier heute gar nicht so sehr an die Politik, sondern wir appellieren hier heute an die Zivilgesellschaft. Die Leute müssen merken: Wir müssen selbst etwas bewegen, damit sich etwas ändert.“

Die Polizei sei ob des großen Zulaufs zur Demonstration nicht in Bedrängnis gekommen, sagte ein Sprecher. „Es waren wie angekündigt etwa 900 Beamte vor Ort, damit sind wir gut ausgekommen“, hieß es. Es mussten keine zusätzlichen Kräfte angefordert werden. Hilfreich war, dass die Route der Demonstration mit der Grunerstraße, der Leipziger Straße, der Ebertstraße und der Straße des 17. Juni über sehr breite Straßenzüge geführt habe. Bis zum frühen Abend blieb es friedlich, die Polizei meldete keine Zwischenfälle oder Festnahmen. 

Am Samstag demonstrierten die Menschen gegen alles mögliche – von schlechten Arbeitsbedingungen bei Ryanair bis zum Klimaschutz. Den meisten ging es darum, gegen Rassismus aufzustehen. „Wir sollten nicht zu Hause bleiben und zuschauen, sondern auch auf die Straße gehen“, sagte ein 54-jähriger Mann aus Brandenburg. Eine Mutter und ihre Tochter aus Berlin fühlten sich von der überwältigenden Teilnahme gegen einen Rechtsruck in der Gesellschaft ermutigt. Auch aus anderen Bundesländern sind viele angereist. Amanda ist mit Peggy aus einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt gekommen. Dort seien viele nicht so tolerant, wie in Berlin. Trotzdem sagt sie: „Man muss sich mit anderen Meinungen austauschen, auch wenn sie einem gar nicht gefallen.“ Eine 16-Jährige kam aus Greifswald. Auf ihrem Schild steht: „Ihr seid uns fremder als jeder Flüchtling.“



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