Dienstag, 9. Oktober 2018

Was ist grün und stinkt nach Diktatur? Werder Bremen...

von Thomas Heck...

Ein Land befindet sich im Ausnahmezustand. Politisch betrachtet. Denn es geht ein so tiefer Riss durch die demokratische Landschaft, dass sogar mittelmäßige Sportvereine meinen, erzieherisch auftreten zu müssen. So hat sich Werder Bremen offensichtlich dazu entschlossen, die AfD aus dem Spektrum der demokratischen Parteien auszuschließen, die Demokratie mal so eben auszuhebeln. Wenn interessiert da schon der Gleichbehandlungsgrundsatz nach Grundgesetz Artikel 3 Absatz 3:

Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden...

Wer Bremen interessiert das nicht. Sie will AfD-Wähler künftig ausgrenzen. So titelt die WELT: Politischer Streit: Werder Bremen droht AfD-Anhängern mit Entzug der Dauerkarte. Leider habe ich keine Dauerkarte, weil ich in Berlin wohne und zudem nichts mit Werder Bremen anfangen kann, doch auf einen zu erwartenden Prozeß mit anschließender richterlicher Verfügung würde ich mich ehrlich freuen. Die WELT äußert sich auch nicht über die mögliche verfassungsrechtliche Relevanz einer Diskriminierung aufgrund einer Parteizugehörigkeit. Sollte sie aber, denn solche Vorfälle werden Schule machen.

Werder Bremens Klubboss droht in einer E-Mail einem Fan mit dem Entzug der Dauerkarte. Der Mann war zuvor nach 30 Jahren Mitgliedschaft aus dem Verein ausgetreten, weil er sich über dessen AfD-kritische Haltung aufgeregt hatte.


Viele Fußballvereine spielen eine besondere Rolle in ihrer Region, prägen und beeinflussen sie. Werder Bremen etwa hebt seine hohe soziale Kompetenz in der Hansestadt hervor. Die Grün-Weißen fördern unter anderem das Ehrenamt, unterstützen den Breitensport und stehen für Werte, mit denen sich viele Menschen im kleinsten Bundesland der Republik gerne identifizieren: hanseatisch, tolerant, bescheiden sowie politisch korrekt.

Nun dehnt der Bundesliga-Vierte seine politische Korrektheit so weit aus, dass nicht alle Anhänger mehr zufrieden sind und Unruhe aufkommt im sonst harmonischen Umfeld des Klub.

Ausgangspunkt dafür ist ein Interview von Werder Bremens Präsident und Geschäftsführer Hubertus Hess-Grunewald am 19. September dieses Jahres in der Lokalzeitung „Weser Kurier“. Darin stellte der 57-Jährige klar, „dass jeder AfD-Wähler schon wissen sollte, dass es ein Widerspruch ist, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen“. 

Fan legt seine Klub-Mitgliedschaft ab

Die Werte von Werder Bremen würden nicht mit dem übereinstimmen, wofür die AfD steht. Zwar untersagte Hess-Grunewald Anhängern der AfD nicht den Besuch im Weserstadion, aber er betonte, dass sich Werders Fans „mit unserer Haltung auseinandersetzen sollten und sich vielleicht überzeugen lassen, sich doch für eine offene, tolerante Gesellschaft ohne Ausgrenzung und Populismus einzusetzen“.


Nun ging der Präsident doch einen Schritt weiter, wie aus einem E-Mail-Verkehr hervorgeht, der WELT vorliegt. Darin droht Hess-Grunewald einem Fan, der dessen Aussagen zur AfD in Zusammenhang mit Werder Bremen kritisch sieht, mit dem Entzug seiner Dauerkarte. Ein langjähriger Vereinsanhänger, der nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren eine Dauerkarte besitzt, hatte Hess-Grunewald am 21. September eine E-Mail geschrieben. Der Name des Mannes ist der Redaktion bekannt.

Er begründete in seiner Mail seinen sofortigen Austritt aus dem Klub. Für ihn habe Hess-Grunewald mit seinem Statement zur AfD und Werder Bremen gegen die Satzung des Vereins verstoßen. Darin steht unter Paragraf 2, Punkt 2: „Der Verein ist politisch und religiös streng neutral und steht in allen seinen Belangen auf demokratischer Grundlage.“ Der Fan betonte, seine Dauerkarte zu behalten, lediglich seine Mitgliedschaft lege er ab.

„Aufforderung zum Dialog“

Die Antwort von Hess-Grunewald folgte am 5. Oktober. Darin zeigte sich der Geschäftsführer „verwundert“ und betonte, dass AfD-Wähler nicht bei Werder unerwünscht seien. „Schließlich“, so Hess-Grunewald, „kann man nicht in die Köpfe der Menschen hineinschauen.“ Gleichwohl bestätigte der Präsident, dass es nicht nur Zustimmung über sein Interview im „Weser Kurier“ gab, einige Bremer Anhänger hätten sich auch „kritisch mit meiner Aussage beschäftigt“.

Deshalb bemerkte Hess-Grunewald: „Eine ganz geringe Zahl von Mitgliedern hat aufgrund meiner Aussage die Mitgliedschaft bei Werder Bremen gekündigt. (…) Meine Aussage wird offenbar von Ihnen nicht als Aufforderung zum Dialog und zur Auseinandersetzung mit den Werten von Werder Bremen verstanden.“

Bleibt die Dialogbereitschaft aus, kann Werders Präsident auch andere Seiten aufziehen. Vorsorglich schrieb er dem Mann: „Darüber hinaus werden wir uns mit Ihrem Wunsch, die Dauerkarte behalten zu wollen, noch intensiv beschäftigen. Es ist nicht auszuschließen, dass wir in Zukunft Dauerkarten nur noch an Vereinsmitglieder ausgeben. Unabhängig davon werden wir uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, ob wir bei der hohen Nachfrage nach Dauerkarten von Menschen, die sich – anders als Sie – mit Werder Bremen und unseren Werten identifizieren, für die kommende Saison wieder eine Dauerkarte anbieten. Dafür haben Sie sicher Verständnis!“

Fans auf die Probe gestellt

Auf scharfe Kritik stößt dies bei Jörn König, dem sportpolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion. „Es ist Heuchelei, wenn Hess-Grunewald seine Äußerungen als Aufforderung zum Dialog bezeichnet“, sagte König auf WELT-Anfrage. Tatsächlich, so König weiter, gehe es Hess-Grunewald „nur um Vorschriften“.

Nach Ansicht von König, der auch Vorstandsmitglied der niedersächsischen AfD ist, befindet sich Hess-Grunewald „nicht im Einklang mit der Satzung von Werder Bremen“. Der Vereinspräsident solle „Toleranz leben, statt sie nur zu predigen“, sagte König. „Was Hess-Grunewald da macht, führt letztlich zum verfassungswidrigen Ausschluss von Menschen mit anderen Meinungen.“

“Rassistisch, menschenverachtend“ - Frankfurts Präsident rechnet mit AfD ab

“Ausgrenzend, rassistisch, antidemokratisch, antisemitisch und menschenverachtend“: Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer erneuert seine Kritik an der AfD und richtet einen bewegenden Appell an die anderen Bundesligaklubs.

Wie Werder es durchsetzen möchte, dass nur politisch korrekt denkende Mitglieder Dauerkarten erhalten, lässt Hess-Grunewald unbeantwortet. Von dem Anhänger, der den Verein über 30 Jahre lang unterstützte, bekam der Präsident eine letzte Mail. Darin stand: „Das ist kein Verein mehr, mit dem ich mich identifiziere.“

Die Deutsche Fußball Liga (DFL), so ein DFL-Sprecher, betrachte die Vorgänge bei Werder als „vereinsinterne Angelegenheit“, in die man sich derzeit nicht einmischen wolle. Man sei aber „dafür sensibilisiert“.

1 Kommentar:

  1. In welcher Partei ist dieser Hess-Grunewald eigentlich? Womöglich in einer der katastrophal aufgestellten Versagerparteien ... Und wenn nicht, dann gibt es bei ihm "da oben" ein Vakuum. Da sollte Sauerstoff rein. Also: Fenster aufmachen und tief durchatmen. Vielleicht hilft's.

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