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Samstag, 9. November 2024

Pogrom gegen Juden: Traum von Amsterdam, der die Hoffnung nahm

von Julian Marius Plutz...

Niederländische Polizei auf dem Weg zum Schauplatz der Angriffe auf die israelischen Fußballfans am Mittwochabend



Ganze fünf Tage brauchten die Nazis, um die Niederlande zu erobern. Vom 4. Mai 1940 bis zum 10. Mai 1940 konnten sie die sogenannte Vesting Holland einnehmen, die gar nicht mal so fest stand. Danach passierte das, was in vielen von den Deutschen überfallenen europäischen Ländern geschah: Die Invasoren errichteten Konzentrationslager. Eines davon war das Kamp Vught, auch als Herzogenbusch bekannt. Im Juni 1943 organisierte die SS von dort – mit freundlicher Unterstützung serviler Niederländer – die Deportation von fast 1.300 jüdischen Kindern nach Sobibor in Polen, wo sie direkt nach der Ankunft getötet wurden. Diese Information findet sich auf dem praktischen Portal “gedenkstaettenfahrten.de”. Ja, liebe Leser, das heißt tatsächlich so. Und die Google-Rezension gibt Kamp Vught 4,6 von 5 Sternen. Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen!

Offenbar scheint den Niederländern ihre eigene dunkle Geschichte so wichtig zu sein, dass sie an diese mehr als 80 Jahre nach der Nazi-Kollaboration anknüpfen und sie unter anderen Vorzeichen fortführen wollen: Bei dem Europa-League-Spiel Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv am Mittwoch Abend jagten Judenhasser die Fans des israelischen Club durch die Straßen. Sie schrien sie an, schlugen und traten brutal auf sie ein und warfen Feuerwerkskörper nach ihnen. Wie niederländische Medien und in Deutschland “Bild” berichten und sich aus etlichen Videos ergibt, sind dabei immer wieder Rufe auf Arabisch zu hören. “Wat een verrassing”, würde der Holländer sagen: Was für eine Überraschung! Es muss den Angreifern, vermutlich in der Mehrheit Muslime, auch eine diebische Freude bereitet haben, als einige von ihnen die Pässe der israelischen Fans kontrollierten – und da in diesen Pässen ja die Abstammung erkennbar ist, konnten sie, wie weiland 1943, zwischen Juden und Nichtjuden separieren. Wat een verrassing!

Antisemitische Hetzjagden – im Jahr 2024

Laut der “Jerusalem Post” müssen aktuell, Stand gestern Abend, im Krankenhaus noch immer mehrere Opfer der Pogrome stationär behandelt werden. Drei junge Männer wurden zunächst vermisst, konnten inzwischen jedoch gefunden werden. Der Nationale Sicherheitsrat Israels forderte seine Landsleute auf, in ihren Hotelzimmern zu bleiben und keine Kleidung, Schmuck oder religiöse Zeichen zu tragen, die sie als Juden erkennen lassen. Ich brauche Ihnen an dieser Stelle wohl nicht meinen Gefühlsausdruck zu erklären, während ich diese Zeilen schreibe, am 86. Jahrestag der Reichspogromnacht. Wenn ich Wut zeige, dann kaschiere ich so lediglich meine stetig wiederkehrende, ja inzwischen chronische multiple Enttäuschung über die westliche Welt, die sich ihre „europäischen Werte“ so lange sparen kann, wie Juden in Europa – im Jahr 2024! – um ihr Leben fürchten müssen.

Klare Worte findet der israelische UN-Botschafter Danon: „Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt!“, kommentierte er auf Twitter/X. Der israelische Außenminister Gideon Saar schreibt: „Nach den schwerwiegenden Vorfällen stehen wir mit den Behörden in den Niederlanden in Kontakt. Jeder Israeli oder Jude, der sich derzeit in Not befindet oder Informationen zu den Gewalttaten hat, wendet sich bitte an das Lagezentrum.“ Sogar Ministerpräsident Benjamin Netanjahu fühlt sich genötigt zu reagieren: So ließ er laut “Tagesschau” Rettungsflugzeuge für verletzte Fans in die Niederlande schicken. Die israelische Fluggesellschaft El Al teilte mit, um 14 Uhr Ortszeit starte ein – man beachte das Wort – Rettungsflug aus Amsterdam Richtung Israel. Weitere Flüge folgen. Somit sollen Hunderte Fans nach Hause gebracht werden.

Israel evakuiert per Rettungsflieger seine Bürger aus Europa

Netanyahu betrachte den schrecklichen Vorfall mit größtem Ernst, so ein Regierungssprecher, und fordere “die niederländische Regierung und die Sicherheitskräfte auf, energisch und schnell gegen die Randalierer vorzugehen und die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten.” Vertrauen darin, dass dies gewährleistet wird, hat man in Israel inzwischen wohl kaum mehr, und das mit Recht und zwar europaweit. Denn wo arabische Zuwanderung auf dem Vormarsch ist und sich derselbe Hass demographisch rapide ausbreitet, gegen den Israel an den eigenen Grenzen kämpft, ist jüdisches Leben nicht mehr sicher. So wie vor einst schonmal.

Rettungsflüge aus Israel nach Amsterdam? Hier haben wir es nicht etwa mit einem Naturereignis oder Kriegsgeschehen zu tun, wobei Letzteres schon in die richtige Richtung geht. Das hätten sich Eltern und Großeltern, die die Shoah überlebt haben und damit Kinder und Enkel in die Welt setzten, sicher nicht erträumen lassen, dass im Jahr 2024 Juden aus Europa ausgeflogen werden müssen – weil ein europäisches Land ihre Sicherheit nicht länger gewährleisten kann. Es ist eine weitere Machtdemonstration des politischen Islams.

Radikale Moslems wollen den Job vom 7. Oktober in Europa beenden.

Man kommt nicht umhin, die Parallelen zu Israel und Gaza zu ziehen. Offenkundig versuchen die Israel-Hasser, die fatalerweise in Europa leben, nicht nur die Vision Adolf Hitlers zu erfüllen, sondern auch den Job der Hamas vom 7. Oktober 2023. “Judenrein“ soll nicht nur Palästina gemacht werden – sondern auch der Rest der Welt. From the Rivers to the Seas. Israel, diese 75 Jahre wehrhafte Institution mit ihrer daraus folgenden Sicherheitsgarantie für Juden weltweit, ist auf solche Situationen eingestellt. Hier kämpft man seit drei Generationen den Abwehrkampf, der Europa erst noch bevorsteht. Zu diesem Kampf sind die europäischen Staaten und insbesondere die autochthonen Deutschen weder willens noch fähig. Wenn radikale Muslime in einer immer schneller nahenden Zukunft das Ruder in Europa vollends übernehmen, dann wird keiner Flugzeuge schicken, um die Deutschen in Sicherheit zu bringen. Wohin auch? Nach Gaza City, Ramallah oder Katar?

Über die Reaktionen der Politik auf die Horrorbilder von Amsterdam brauche ich Ihnen sicher wenig erzählen; zu vorhersehbar waren die gestanzten Floskeln. Man sei „schockiert“ (na sowas!) aufgrund der „unerträglichen Gewalt“ (gibt es eigentlich auch erträgliche Gewalt gegen Juden?); eine gewisse Gitta Connemann, Bundestagsabgeordnete der CDU (nie von ihr gehört) hält den „Pogrom inmitten Europas“ für „unfassbar.“ Frage an Sie: Wie nennt man das Krankheitsbild, sich zu wundern und Schockhiertheit zu empfinden darüber, dass Millionen Judenhasser im eigenen Land jüdisches Leben bedrohen, nachdem man selbst über neun Jahre lang Millionen Judenhasser nach Europa gelassen hat? Morbus Wokismus?
Judenhass war nie weg. Er hat nur das Kostüm gewechselt

Die Videos, die radikale Moslems von den Gewalttaten gegen Juden in Amsterdam – ähnlich wie von den Gräueln vom 7. Oktober – prompt ins Netz gestellt haben, riefen, O Wunder, prompt Nachahmer auf den Plan: Während eines Fußballspiels zwischen TuS Makkabi Berlin und Schwarz-Weiß Neukölln wurden am Donnerstagabend Fans und das Team angegriffen. „Unsere Kinder wurden mehrfach beleidigt und sogar bespuckt – und das, ohne dass der Schiedsrichter eingriff oder überhaupt aufmerksam wurde“, klagte Shlomo Afanasev, Vater eines der betroffenen Jugendlichen, laut dem Berliner “Tagesspiegel”. Er schildert , dass die Stimmung bei dem Spiel auf dem Sportplatz am Buckower Damm in Neukölln von Anfang an aufgeheizt gewesen. Schon während der Partie hätten offenbar arabischstämmige Fans von Neukölln „Free Palestine“ und „Scheiß Juden“ gebrüllt – wohlgemerkt bei einem Spiel der B-Klasse, also von Jungs zwischen 15 und 17 Jahren. Neukölln ist überall, nicht nur im Amateur-, sondern auch im Profifußball – und die Bewohner der Sonnenallee haben wieder einen Grund mehr, Süßigkeiten zu verteilen.

Die Niederlande wurden am 5. Mai 1945 durch westalliierte Kräften von den Nazis befreit, damit war auch das Martyrium der dortigen Juden vorbei. Das wird heute nicht mehr passieren. Sicherlich hätten sich die an der Befreiung Westeuropas beteiligten GIs aus New York, Los Angeles oder Miami – das sind die Städte, in die die meisten Juden geflüchtet sind – nicht träumen lassen, dass sich keine 80 Jahre später die Geschichte des Judenhasses in Europa fortsetzt. Der Antisemitismus war nie weg. Er hat nur das Kostüm gewechselt. Weniger “Jerusalem is lost”, wie Chris de Burgh singt – sondern eher sind Paris, Berlin und eben Amsterdam verloren. Und wie damals schauen sie wieder zu. Wie damals herrscht Appeasement, schlimmer noch: “Antimuslimischer Rassismus” ist heute bei uns weit mehr Staatsräson als Solidarität mit Israel. Das einzig Hoffnungsfrohe ist, dass Israel heute wehrhaft genug ist, die Versäumnisse der linksliberalen Europäer wettzumachen. „Traum von Amsterdam, der die Hoffnung nahm“, heißt es in einem Ballermann-Hit. Und da gestorbene Hoffnung in aller Regel großes Leid evoziert, dürfen wir uns, sofern die Politik nicht radikal handelt, auf harte Monate und Jahre einstellen. Wat een verrassing!

Freitag, 25. Oktober 2024

Intifada in Neukölln? Gaza-Clan terrorisiert Berlin und der Staat schaut zu

von Thomas Heck...

Seit dem 07.10.2023 vergeht nicht ein Tag über propalästinensische Proteste in der Bundeshauptstadt Berlin. Kaum einer bezeichnet diese Veranstaltung wirklich als das was sie sind: Aufmärsche vom judenhassenden Pöbel, der Terrorismus, Mord und Vergewaltigung gutheisst und bejubelt. Keiner von denen will integriert werden, eine Integration scheint nicht nur ausgeschlossen, es ist unmöglich. Von der Politik nur Lippenbekenntisse, kaum effektive Lösungen, keine Abschiebungen. Dabei kommen immer mehr Terroristen ins Land, die Gefahr für die Bürger steigt.

Mitglieder des palästinensischen Barbakh-Clans in Berlin: Sie sympathisieren offen mit Terroristen und nennen sich „Qassam-Jugend“, angelehnt an die Qassam-Brigaden, den militärischen Arm der Hamas



Sie sind radikal, islamistisch und verdammt viele: Der Barbakh-Clan aus Gaza treibt in Berlin sein Unwesen.

Anfang der Woche enthüllte B.Z., dass die arabische Großfamilie aus Khan Younis (Stadt im Gazastreifen) Angehörige nach Europa schleust. In Berlin sollen 300 Familienmitglieder leben. Besonders berüchtigt sind die Barbakh-Brüder: Sie sind Stammgäste auf den gewalttätigen Palästinenser-Demos, feiern die Terror-Organisation Hamas, attackieren Polizeibeamte.

Auf Instagram posieren die Brüder für Fotos mit Islamisten- und Terroristen-Gesten wie dem ISIS-Finger oder dem Hamas-Dreieck. In der Bildunterschrift heißt es dazu „Al-Qassam-Jugend“, angelehnt an die Qassam-Brigaden, den militärischen Arm der Hamas.

Und der Staat? Lässt die Extremisten gewähren.

B.Z.-Anfragen beim Bundesinnenministerium von Nancy Faeser (54, SPD) belegen, dass die Regierung die Gaza-Gefahr kaum auf dem Schirm hat.

Inzucht-Mohammed Barbakh (16) ist in einem Jahr über 50-mal von der Polizei festgenommen worden



▶︎ Die Behörde weiß nicht einmal, wie viele Menschen aus dem Gazastreifen seit dem Hamas-Massaker in Israel (7. Oktober 2023) nach Deutschland gekommen sind. Eine Antwort auf die B.Z.-Frage sei „nicht möglich, da eine solche statistische Erfassung nicht erfolgt“.

▶︎ Auch bei der Frage nach palästinensischen Gefährdern oder Islamisten in Deutschland ist das Ministerium blank. Zwar erfasst die Behörde 475 islamistische Gefährder und 27.200 Islamisten. Zur Herkunft aus den palästinensischen Gebieten „liegen keine statistischen Angaben vor“.

CDU warnt vor gewaltbereiten Palästinensern

Von der Opposition kommen jetzt deutliche Kritik. Alexander Throm (56, CDU), innenpolitischer Sprecher der Unions-Fraktion, sagte zu B.Z.: „Die Ampel verschließt beide Augen vor den massiven Gefahren aus der pro-palästinensischen Szene.“

Das Milieu sei „gewaltbereit“, die Demonstrationen würden „immer mehr zu Kampfeinsätzen gegen die Polizei“. Throm fordert: „Wir dürfen keine Clanmitglieder und Extremisten aus den palästinensischen Gebieten nach Deutschland lassen, auch weil wir wissen, dass Palästinenser so gut wie nie abgeschoben werden.“

Und tatsächlich: Im ersten Halbjahr 2024 wurden nur vier Menschen, die aus den palästinensischen Gebieten kommen, abgeschoben. Drei weitere wurden an andere EU-Länder überstellt.

Gegen Helmi Barbakh (18) ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch



Auch den Barbakh-Brüdern, die im Netz und auf Demonstrationen offen mit ihrer inbrünstigen Hamas-Verehrung prahlen und nach B.Z.-Infos polizeibekannt sind, droht keine Abschiebung. Auf B.Z.-Anfrage teilte der Berliner Innen-Senat mit, dass „Rückführungen in die palästinensischen Gebiete grundsätzlich und insbesondere aufgrund der aktuellen Situation im Nahen Osten nicht durchführbar“ seien.
Experte Neumann: „Radikalisierung ist in vollem Gange“

Terrorismus-Experte Peter Neumann (49, King’s College London) warnt in B.Z. vor der Szene: so sei „die Radikalisierung bei diesen Leuten bereits in vollem Gange“.

Der Fachmann: „Besonders gefährlich ist dabei der Genozid-Vorwurf an Israel. Denn dieser rechtfertigt in deren Augen ja praktisch jede Form von Gewalt als ‚Verteidigung‘, inklusive Terrorismus gegen Juden und jüdisches Leben in Deutschland.“

Eine Aufnahme aus dem Jahr 2021 zeigt Hashim Barbakh mit einem Sturmgewehr



Mohammed Barbakh (16) wurde seit Oktober mehr als 50-mal festgenommen.

Helmi Barbakh (18) soll im September einen Mikrofonständer auf den Berliner Kultursenator Joe Chialo (54, CDU) geschleudert haben, gegen ihn wird ermittelt.

Fares Barbakh trägt gern Kleidung mit Hamas-Symbolen, wurde bei einer Demo festgenommen.

Hashim Barbakh (18) feiert Hamas-Kämpfer im Netz, ein Foto zeigt ihm mit einem Sturmgewehr.


Donnerstag, 17. Oktober 2024

Sinwar, der Schlächter, wurde von der israelischen Armee getötet...

 Man nannte ihn auch Sinwar, den Penner...







Neben der DNA identifizierte ihn das Zahnschemata...








Donnerstag, 3. Oktober 2024

Debriefing: Angriff auf Israel...

Gestern Abend hat der Iran Israel mit Raketen beschossen. Und durch Social Media waren wir alle mehr oder weniger live dabei.

Dadurch fliegt aber auch ganz viel Unfug im Internet herum. Und mir wurden beispielsweise, während ich versucht habe Meldungen quasi „live“ auf der Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster) und auf X (Öffnet in neuem Fenster) zu erklären, immer mehr Fragen gestellt.
Auch Fragen, auf die ich niemals gekommen wäre.

Wir machen das hier jetzt also etwas anders. Ich werde nochmal die Ausgangslage erklären. Tut mir leid, aber ich denke, das muss sein.
Dann, was gestern eigentlich grob passiert ist. Wie mir die Schnauze gewachsen ist. Und dann werde ich einzelne Aspekte, Meldungen und Fragen aufgreifen. So zu sagen parallel zu meiner Recherche.

Das mag erstmal konzeptlos und lang wirken, aber ich denke, so geht hier keiner dümmer raus, als er gekommen ist. Und es ist einfacher zu lesen und verstehen, als ein rhetorisch durchgetanzter Artikel.

Und ich verspreche am Ende ein Bonmot, dass den ganzen Angriff in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt.

Steigen wir durch.

Wir haben hier eine Situation

Bei dem Angriff haben viel mehr Parteien mitgemischt, als durch die Schlagzeilen abgebildet wurde.

Wichtig zu verstehen ist, dass der Gazastreifen kleiner als Köln ist, in Israel weniger Menschen leben als in Nordrhein-Westfalen und der Iran 1000 Kilometer weit weg ist. Nur, um da Relationen zu haben.

Die beiden großen Player der Region sind Saudi-Arabien und der Iran.
Alle Konflikte der Region sind im Grunde Stellvertreterkriege oder zumindest politische Konflikte zwischen diesen beiden Polen.

Der Iran ist schiitisch, alle anderen Länder sind sunnitisch. Das ist aber gar nicht so wichtig.
Viel wichtiger ist, dass der Iran eine islamische Republik ist. Dort bestimmt die Religion die Verfassung, der Glaubensführer (Ali Chamenei) steht über dem Präsidenten (Massud Peseschkian). Auch der Vatikan hat einen Präsidenten - den keine Sau kennt - aber das Staatsoberhaupt ist der Papst.

Die Gegenspieler sind alles Diktaturen, Monarchien oder wollen zumindest nicht religiös beherrscht werden. Saudi-Arabien wird beispielsweise regiert vom Clan der Saud, Jordanien von den Haschimiten, usw.

Vorspiel ist wichtig

Seit der islamischen Expansion im siebten Jahrhundert war der Raum ein geschlossenes Konstrukt. Ein „Kalifat“ unter verschiedenen Dynastien. Man kann sich das ganz genau wie Europa vorstellen, das sich seit dem Mittelalter als geschlossenen, römisch-katholischen Kulturraum betrachtet hat. Und sich mit wunderbarer Regelmäßigkeit gegenseitig totgeschlagen hat. Bis es durch die Reformation und den Dreißigjährigen Krieg eine Säkularisation gab, eine Trennung von Staat und Kirche. Und im 18./19. Jahrhundert die „Aufklärung“. Das alles hat im islamischen Kulturraum nie stattgefunden.
Der arabische/muslimische Raum versteht sich als eine gemeinsame Entität. Wäre ich da aufgewachsen, würde ich das auch nicht anders sehen.
Und da wurde dann Israel reingesetzt.

Der Iran ist also im Nachteil, nur etwa 11% aller Muslime sind Schiiten. Zumal die beiden wichtigsten islamischen Heiligtümer in der Keimzelle Saudi-Arabien liegen. Das dritte Heiligtum ist, Sie werden es erraten, die al-Aksa in Jerusalem. „Al-Aksa“ bedeutet einfach „der weit entfernte Ort“. Jerusalem wird im Koran kein einziges Mal erwähnt.
Naheliegend für den Iran, sich darauf zu konzentrieren und zu versuchen, viele Muslime politisch hinter sich zu vereinen. Es muss eine größere, gemeinsame Bedrohung her. Und die Juden eignen sich dafür ganz wunderbar. Die Palästinenser sind nur Mittel zum Zweck.

Karte der Region

Deshalb unterstützt der Iran seine Proxys. Die Hamas in Palästina, wodurch es alle Palästinenser, auch in Jordanien, auf seiner Seite hat. Die Hisbollah im Libanon (Öffnet in neuem Fenster). Die Huthi im Jemen. Das Regime in Syrien. Den Dschihad im Irak. Und so weiter.
Nur den IS nicht. Der ist so fanatisch sunnitisch, dass er nicht nur was gegen alle arabischen Diktaturen und Monarchien hat. Sondern auch gegen den Iran. Der kommt in dieser Geschichte nicht vor. Dessen neuer Feind ist jetzt gerade eher Russland (Öffnet in neuem Fenster). Und Besucher des Stadtfestes in Solingen (Öffnet in neuem Fenster).

Nachdem Israel also nicht nur die Führungsriege der Hisbollah rasiert hat (Öffnet in neuem Fenster), sondern jetzt auch noch mit Bodentruppen in den Libanon geht, sah der Iran sich gezwungen, etwas zu unternehmen.

Mittelöstliche Mentalität

Wir unterschätzen gerne, dass im nahen bis mittleren Osten eine völlig andere Mentalität vorherrscht.
Und bevor einer aufschreit: Das ist kein Rassismus, sondern das ergibt sich aus dem sozio-kulturellen Kontext, der Gesellschaft. Ich kenne hier geborene Türken, die sind so deutsch, dass Karl-Heinz aus Sachsen erschrocken schwarze Haare bekommt. Nicht Gene, sondern Sozialisierung ist entscheidend.

Zum ersten Mal bewusst erlebt habe ich das noch bevor ich zum Militär ging.
Als der Irak 1989 Kuweit besetzte, sagten die Amis: „Ihr geht jetzt“. Der Irak meinte, das wäre eine Einladung zu feilschen. Und machte auf so dicke Hose, dass jemand mit europäischer Mentalität leicht von Größenwahn ausging. Sicher auch ein Grund, warum viele bis heute Putin für irre halten und nicht verstehen, dass der aus russischer Sicht völlig logisch und rational agiert.

Die USA sagten: „Ihr habt ein Ultimatum, dann seid ihr raus.“
Der Irak dachte immer noch, das sei eine Art Verhandlungsgrundlage.
Am 17. Januar um 03:00 Uhr nachts fielen die ersten Bomben, drei Stunden nach Ablauf des Ultimatums. So massiv und radikal, dass die irakische Luftwaffe am Boden stehend zerstört war, bevor die Sonne aufging.
Die Iraker haben überhaupt nicht verstanden - und das meine ich wirklich so - was da passiert. Als die ersten Jets über Bagdad waren, hatten die noch das Licht an. (…heißt: Nicht verdunkelt, was Piloten den Anflug erleichtert.) Es war bemitleidenswert.

In dem Kulturkreis gibt es völlig andere Konfliktlösungsstrategien, völlig andere Kommunikationsformen, um Streitigkeiten beizulegen. Das beginnt bei der Politik und endet bei dem Syrer, der nicht in die Disco kommt.
Unsere Kultur definiert Status und Macht beispielsweise aufgrund von Geld oder Expertise. In China ist das wieder anders. Denken wir an japanische Manager der 90er, die so oft aus den Fenstern der Hochhäuser sprangen, dass überall Netze angebracht wurden. Die Kultur in Nah- und Mittelost verteilt Status eher nach Ansehen, Ehre oder Clan.
Und der Rheinländer denkt sich schulterzuckend: Jede Jeck is anners.

Foto: Der irakische Journalist Muntazer al-Zaidi wirft bei einer Pressekonferenz in Bagdad 2008 einen Schuh nach George W. Bush. Jeder in der Region hat das als Ausdruck höchster Respektlosigkeit verstanden, im Westen eher so: „Häh?“

Und genau so muss man sich erklären, was die iranischen Mullahs gestern gemacht haben.

Israel hat die Proxys massiv geschädigt. Die Mullahs mussten Gesicht wahren. Weniger innenpolitisch. Das ist eh eine Diktatur, die auf ihr Volk scheißt. Vor der Revolution war der Iran frei und für viele überraschend westlich. Sondern außenpolitisch.
Um den Huthi, den Hisbollah, der Hamas und allen anderen zu zeigen, dass der große Bruder für sie einsteht.

Ich bin der festen Überzeugung, diejenigen, die in den vielen Videos unter dem von Raketen beleuchteten Himmel feierten und tanzten, hatten die für uns völlig unverständliche Überzeugung, der große Befreier ballert den Feind jetzt ins Nirvana, ihnen zur Hilfe eilend. Und genau deshalb funktioniert die Propaganda bei den schlecht Gebildeten auch so gut.

Der Iran hat einen Angriff gegen Israel gefahren und hat (erneut) sofort im Anschluss erklärt: „Das war es jetzt von unserer Seite. …wenn Israel jetzt nicht noch was macht.“
Das ist nicht nur als Deeskalation zu verstehen. Ehre wieder hergestellt, Gesicht gewahrt, und im arabischen Raum wird jetzt propagiert, wie furchtbar der Angriff für Israel war. (siehe unten)

Da Israel das aber beim letzten Mal schon so hat durchgehen lassen - vermutlich auf Anraten der USA und EU - rechne ich dieses Mal mit einem massiven Vergeltungsschlag.

Wir haben im Jemen gesehen, was Israel kann. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die meiner Kenntnis nach größten Bomben, die Israel bisher eingesetzt hat, waren die berühmt-berüchtigten 2000-Pfünder. Israel hat aber Bomben, die doppelt so groß sind. Vom Atomarsenal ganz abgesehen.

Um es mal so zu formulieren: Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.
Zur Demonstration mal eine kurze Liste, die mir in der vergangenen Nacht zugeflogen ist… Die Stellungen und genauen Koordinaten von iranischen Stellungen. Und wenn ich an sowas komme, kann sich jeder vorstellen, was Mossad, Aman, CIA und NSA haben.
Wenn wir schon in den 90ern die privaten Adressen von Kommandeuren russischer Schiffe hatten, ist die ganze Nummer 2024 ein iranischer Klopf-Klopf-Witz.

Liste von Stellungen mit geografischen Koordinaten

(Die Liste hat mich übrigens leicht in den Wahnsinn getrieben, weil Längen- und Breitengrad verdreht sind. Gibt man die so ein, landet man ausgerechnet in der Ukraine.)

Raffen die das nicht?

Auf der Facebook Fanpage wurde ich irgendwo gefragt – ich finde den Kommentar gerade nicht wieder – ob die nicht kapieren, mit wem die sich anlegen.
Und genau das ist der Punkt. Einfach, stumpf, wie man mit seinem Kumpel am Tresen darüber spricht: Die verstehen das nicht. Die sind so mit ihrem Hass beschäftigt, dass sie Rationalität nicht verstehen.

Zum einen haben wir diese Mentalität, bei der es viel um Posen, Ehre und Beeindrucken geht. Zum anderen haben wir es mit einer sehr mangelhaften Bildung zu tun.
Nicht Schulbildung, die ist überall unterschiedlich. Nicht nur Sprachgrenzen. Aber wenn der Iran stolz mit seinen Mittelstreckenraketen in der Parade fährt, wird gejubelt. Es wird in der Breite gar nicht verstanden, dass selbst deren neustes Zeug im Westen eher Kernschrott der 80er ist. Und so übertrieben ist das jetzt gar nicht.

Foto: Die Falaq-1, die im Juli Fußballspielende Kinder getötet hat. Für sie ein moderner Raketenwerfer, für uns nur ein merkwürdiges Auto.

Die Kernkompetenz aller Proxys ist es, Raketen mit überholter Technik (oder gleich aus Wasserrohren selbstgebaut) auf Israel zu schießen. Und Guerilla-Kampf.
Unsere „westlichen“ Werte, unsere Taktik, unsere Doktrin, unsere Waffen, sind dort noch weniger angekommen und verstanden worden, als in Russland. Masse statt Klasse gegen Hochtechnologie und Rafinesse.

Die Palästinenser und Araber haben vor dem 10/7 über ein halbes Dutzend Kriege mit Israel geführt. Und die meisten davon angefangen. Und sie haben alle verloren.
Und keiner, der sich auf die Hilfe Allahs beruft, kommt mal auf die Idee darüber nachzudenken, warum der seit 80 Jahren vorbeigeschaut hat.

Und genau das war auch beim Angriff auf Israel zu sehen. Beispielsweise hatte der Iran nicht einmal seinen Luftraum gesperrt. Es ist eigentlich ein Wunder, dass kein ziviles Flugzeug von aufsteigenden Raketen getroffen wurde.

Kommen wir zu den Details.

Das Wichtigste: Dritte Weltkrieg?

Ich hätte nicht gedacht, dass das wieder aufkommt. Aber viele Menschen haben diffuse Ängste und andere nutzen das aus, weshalb das nachts sogar auf X trendete…
Es wird keinen dritten Weltkrieg geben!
Punkt.
Konflikte? Vielleicht. Spannungen? Sicherlich. Aber niemand außerhalb der Region wird den Iran irgendwie unterstützen. Auch nicht Russland.

Unterstützung und Anzahl

  • Die USA haben mit den vor dem Iran stationierten Schiffen mehrere Raketen abgefangen.

  • Jordanien hat aktiv durch Jets Raketen abgefangen.

  • Ein Schiff der Briten im Mittelmeer hat Raketen abgefangen.

Alles im Laufe der Nacht bestätigt.

Die Militärführung des Iran hat im Fernsehen live übertragen den Beginn des Angriffs per Telefon befohlen. Die Vier standen da befremdlich wie die Orgelpfeifen. Dabei hieß es, es werden 200 ballistische Raketen abgefeuert.
Das deckt sich mit den ersten Angaben Israels, dass 181 Raketen abgefangen wurden. Wenn da mal eine über dem persischen Golf runterfällt, bekommt das vermutlich keiner mit.

Die Abwehr

Zu Beginn des Angriffs wurden viele Videos gepostet, die vermeintliche Einschläge in Israel zeigen.
Schnell kamen dann die ersten Sprüche über den Iron Dome. Nach dem Motto: der kann nix. Auch von „Westlern“.

Um das deutlich vorweg zu sagen: Die Wirkung eines Angriffs kann man aufgrund solcher Bilder nicht beurteilen. Auch ich nicht. Keiner auf der Welt.
Das liegt an mehreren Faktoren.

Zum ersten sieht man Raketen nicht immer. Je nach Bauart kann der „Strahl“ so gering oder verdeckt sein, dass man ihn aus einem bestimmten Winkel auch am Nachthimmel nicht erkennt.

Zum zweiten ist sehr schwer zu erkennen, was aktive Raketen sind und was Trümmer. Denn wie in mindestens einem Fall in Dschenin können größere Trümmerteile zu Boden „fallen“. Viele der Raketen haben einen „Festtreibstoff“, der noch weiter brennt. Und da die erstmal wenig Geschwindigkeit verlieren, sieht das am Nachthimmel so aus, als würde da eine Rakete gezielt auf ein Ziel zufliegen, was eigentlich nur brennender Schrott ist.
Schlagen die dann auf, gibt es natürlich nochmal eine Art Feuerball.
In den vielen vielen Videos der vergangenen Nacht habe ich selber tatsächlich nur eine Handvoll – wörtlich – Denotationen gesehen, bei denen ich sicher wusste, dass sie von Einschlägen „aktiver“ Raketen stammten.

Zum dritten wurden vor allem ballistische Raketen abgefeuert. Die sieht man eigentlich eher nicht.
Ein großer Teil, wenn nicht der größte, findet bei einer solchen „Schlacht“ über den Wolken statt. Und wie wir inzwischen wissen auch hunderte Kilometer entfernt.

Zum vierten werden überall die Handys gezückt. Winkel und Verzerrung machen es unmöglich zu beurteilen, ob das nun dutzende Einschläge sind, oder nur einer, der dutzende Male gepostet wird.
Müsste ich so etwas auswerten, müsste ich mit drei Monitoren die Filme Frame für Frame abgleichen und vielleicht sogar ausmessen.

Zum fünften und letzten kann man auf solchen Videos nicht sehen, wo eine solche Rakete einschlägt.
Was banal klingt, wird richtig spannend, wenn man sich mal kurz die israelische Abwehr klar macht.

Die eiserne Kuppel

Ein Starter des Iron Dome

Der Iron Dome ist eigentlich nur ein Flugabwehrsystem. Und noch dazu das „kleinste“, das vor allem im Nahbereich abwehrt.
Der Begriff wird inzwischen aber für das gesamte Flugabwehr-Konzept Israels verwendet. Und dazu gehören noch zwei (eigentlich drei) weitere Systeme.

Das erste ist Davids Sling (Davids Steinschleuder, Bibel, Goliath, Ihr wisst schon). Das deckt alles ab, was Iron Dome nicht erreicht.
Darüber kommt dann die Patriot. Die Israel aber ausmustern will, weil sie vermutlich überflüssig geworden ist. Oder weil Israel sich unabhängig von den USA machen will. Denn entgegen der Propaganda bauen die fast alles selber, die kämen recht gut ohne US-Waffenlieferungen über die Runde.

Grafik der verschiedenen Systeme in der gedachten Kuppel

Credits: Soham, Prajna & Wasif Khan | ThePrint

Und darüber kommt dann das Arrow System. Das deckt alles ab, was darüber hinaus geht. Und so gut ist, dass Deutschland es unlängst von Israel gekauft hat. Weil man damit auch gegen Atomraketen eine Chance hat. (Deutschland wird damit ein wichtiger Player in der Sicherung Europas. Ich weiß, hat auch wieder keiner mitbekommen.)

Start eienr Arrow Rakete

Dieses Arrow kann Ziele in einer Reichweite von weit über 2400 Kilometern und einer Höhe von 100 Kilometern bekämpfen. Das bedeutet nicht nur, dass man gar nicht sehen konnte, wie ein großer Teil der iranischen Raketen vom Himmel geholt wurde. Sondern dass das auch weit entfernt, vermutlich schon über dem Irak passiert ist.

Diese Systeme können Ziele, also anfliegende Raketen, priorisieren.
Das bedeutet, Feuerleit analysiert die anfliegenden Raketen. Und kann dann berechnen, wo die einschlagen werden. Und dann kann das System – egal ob mit KI oder menschlich – entscheiden, welche Raketen wichtiger sind, um sie abzufangen. Das System kann sagen „Näää Brudi, das Teil geht in die Dünen, lass mal um andere kümmern.“
Also sind viele der in den Videos zu sehenden Einschläge dann nicht im israelischen Hauptquartier gewesen, sondern irgendwo in der Wüste. Das sieht man auf Videos aber eben nicht.

Und das alles zusammen bedeutet, dass das, was man auf Videos sieht, keine Auskunft darüber gibt, wie effektiv der ganze Angriff ist oder welche Schäden verursacht werden.
Beide Extreme sind möglich: es kann absolut verheerend laufen, und man sieht nix. Oder es kann aussehen wie Sydney zu Silvester, und nichts wird getroffen.

Ich persönlich war nach den ersten Videos lediglich erschrocken, weil ich aufgrund der Menge, die da runterkam, sofort wusste, dass dieser Angriff weit größer und weit ernster ist, als beim letzten mal. Damit hatte ich so auch nicht gerechnet.

Ballistische Raketen
Eine Kanonenkugel fliegt parallel zur Erdoberfläche. Halbwegs.
Ein Artilleriegeschoss soll weiter fliegen und wird deshalb auch steiler nach oben geschossen. Es beschreibt eine Parabel.
Eine ballistische Rakete wird ganz steil nach oben geschossen und fliegt dann bis weit über die Wolken. Die Idee ist, dass die Luft da oben „dünner“ ist, wodurch sich der Widerstand verringert. Und dadurch verbrauchen sie da weniger Treibstoff.
Kommen sie dann wieder runter auf das Ziel zu, hilft die Erdanziehungskraft. Sie werden also von selber immer schneller, weshalb sie auch da weniger Treibstoff brauchen. Deshalb haben sie eine größere Reichweite.
Die Bezeichnung „ballistisch“ hat also nichts mit der Größe oder der Sprengkraft zu tun, sondern sagt nur etwas über die Flugbahn!
(Und ich würde jede Wette eingehen, kaum ein Journalist, der den Begriff verwendet hat, weiß das. Es stand einfach nur in der ersten Kurzmeldung der AP am Nachmittag, und die wurde übernommen.)

Israelische Kampfjets zerstört

Auf Social Media wurde mehrfach danach gefragt, ob wirklich 20 F-35 Kampfjets zerstört wurden. Das hat der Iran nämlich behauptet.

Dafür muss ich gar nicht recherchieren: Nein.

Eine israelische F-35 beim Start

Wird ein Land angegriffen, steigen die Jets sofort hoch. Alles, was einen militärischen Flugplatz ausmacht, ist die Landebahn. Das wars. Diese Garagen für die Flugzeuge, die Shelter, sind keine Bunker, wie viele meinen. Alles was wirklich wichtig ist, Flugabwehr, Versorgung, Radars usw. ist mobil.
Ein stehendes Flugzeug ist, wie ein ungedeckt stehender Kampfpanzer, ein leichtes Ziel. Flugzeuge und Kampfpanzer sind die Fortführung der Kavallerie. Und die Kavallerie muss reiten. In Bewegung bleiben.

Ich würde locker einen Monatslohn darauf setzen, dass als die Raketen des Irans auf Israel regneten, keine einzige F-35 am Boden stand.

Auch das zeigt, wie bräsig der Iran und seine Proxys sind. So etwas zu behaupten kann man so leicht Propaganda abtun. Dass Menschen das tatsächlich glauben zeigt aber, in welchem Ausmaß keine Ahnung gehabt wird.

Langstreckenraketen
Immer wieder wird von allen möglichen Journalisten, Politikern und Social Media Nutzern der Begriff „Langstreckenrakete“ verwendet. Der ist schlicht Unfug.
Alles mit einer Reichweite zwischen 800km und 5500km sind
Mittelstreckenraketen.
Langstreckenraketen sind Interkontinentalraketen. Und die sind immer nuklear bestückt. Also Atomraketen.
Schreibt jemand beispielsweise, wir sollten die Ukraine mit „Langstreckenraketen“ ausstatten, sagt er eigentlich, wir sollten ihr Atomraketen geben. Dabei meint er Taurus, die nicht einmal mehr als Raketen bezeichnet werden, sondern als Marschflugkörper. Und ja, jemand wie ich kommt dann immer noch ins Stocken.

Der Anschlag

Jaffa ist eine antike Stadt. Der 1909 gegründete Vorort Tel Aviv ist inzwischen eine Großstadt geworden, die Jaffa überwuchert hat. Deshalb die häufig verwirrenden Schlagzeilen gestern… Es gab einen Terrorangriff in Tel Aviv-Jaffa. Nicht einen in Tel Aviv und einen in Jaffa.

Bild einer Überwachungskamera der beiden Terroristen während des Anschlags

Nach jetzigem Kenntnisstand sind zwei Terroristen aus dem Westjordanland nach Tel Aviv gefahren. Wie sie dahin gekommen sind, wird noch ermittelt.
Es gab zwischenzeitlich Gerüchte, die beiden hätten einen israelischen Soldaten erstochen und den Anschlag dann mit dessen Waffe durchgeführt. Das ist falsch. Die Polizei weiß inzwischen auch, wer denen das vollautomatische Gewehr verkauft hat. Die Ermittlungen laufen.
Allerding ist unter den Verletzten auch ein Soldat. Der war aber wohl gar nicht bewaffnet.

Die haben dann eine Straßenbahn betreten und bereits im Wagon angefangen Zivilisten zu töten.
An einer Haltestelle sind sie ausgestiegen und haben auch dort Menschen erschossen, die auf die Straßenbahn gewartet haben.

Ein Sanitäter versorgt im Wagon eine VerletzteAbgedeckte Opfer im Wagon neben einem Kinderwagen

Zunächst war von acht getöteten die Rede, das wurde dann auf sechs korrigiert. Inzwischen ist wohl ein Verletzter im Krankenhaus verstorben.

Effektivität

Ich hatte bereits vor dem Angriff gepostet, dass die USA vorm Iran 17 Schiffe zu liegen haben. Und irgendwo das Atom-U-Boot Ohio rumdümpelt. Und dass das 154 Tomahawk Marschflugkörper an Bord hat.
Auf eine verwirrte Frage auf der Facebook Fanpage konnte ich nur antworten: Nene, kein Tippfehler. Nicht alle zusammen. Nur die Ohio.
Die wurde nämlich für Interkontinentalraketen gebaut (SSBN) und dann irgendwann umgebaut (SSGN). Und deshalb passen da jetzt 154 Tomahawk rein.

Die Ohio im Hafen in Japan

Die Tomahawk können mit verschiedenen Sprengköpfen ausgerüstet werden und treffen auf bis zu 2500km locker ein 3x3m Quadrat.
Bedeutet, die Ohio kann irgendwo im Atlantik tauchen und eine Tomahawk abfeuern, die genau eine Garage in Berlin trifft. Nicht das Haus, nicht den Supermarkt, die Garage. Ohne aufzutauchen.
Und das war schon zu meiner Dienstzeit so.

In der vergangenen Nacht habe ich Videos von Einschlägen iranischer Raketen gesehen – also wirklich Einschläge, nicht herabfallende Trümmer – bei denen ich dachte… WTF?
Mitten auf einer breiten Straße, vermutlich in Tel Aviv, kein Ziel weit und breit.

Es wäre mühselig, jetzt alle Raketen-Typen zu recherchieren, die eingesetzt wurden. Zumal die meisten davon eh annähernd baugleich sind. Und ich mir selber die Namen etwa so lange merke, wie der geneigte Leser.
Die Trefferquote und die zwei verletzten Israelis, die hingefallen sind, als sie zum Bunker liefen, sagen mehr als tausend Raketen.

Hyperschall und Hyperpropaganda

Angeblich wurde auch die neue Hyperschall-Rakete „Fattah“ eingesetzt.
Die Nummer hatten wir schon mit Russland. Ich habe nicht einmal mehr Lust, da weiter zu recherchieren. Denn ähnlich wie bei den angeblich am Boden zerstörten F-35 ist das eine Luftnummer, wenn man sich auch nur halbwegs auskennt. Logik – so wichtig.

Screenshot einer Schlagzeile der Frankfurter Rundschau

Hyperschall sagt ja nur etwas darüber aus, dass die Dinger sehr schnell sind.
Dazu ist aber ein exponentieller Mehraufwand nötig, damit die Physik beherrschbar bleibt. Damit die Teile sich beispielsweise im Zielanflug nicht schon zerlegen. Deshalb sind die im Vergleich sehr teuer. Und deshalb werden die vor allem als Argument der Abschreckung ins Spiel gebracht. Man könnte sie ja nuklear bestücken.
Der Iran kann sie aber nicht nuklear bestücken. Und damit sind iranische Hyperschall-Raketen sowas wie unfassbar scheiß-teure Silvesterraketen, die auch nicht hübscher oder bunter sind, als andere Feuerwerkskörper. Nur schneller.

Die ganze Propaganda dahinter ist ein Witz.
Die USA experimentieren seit (aus dem Kopf) Mitte der 1960er mit Hyperschall. Und da fragen wir uns doch einfach mal, warum die das mit ihrem riesigen militärisch-industriellen Komplex nicht haben. Auch wenn gerade wieder Tests laufen.
Die Antwort ist einfach: Weil es Unfug ist.
Die Dinger gibt es ja noch nicht einmal interkontinental. Da muss immer noch jemand ins Cockpit steigen und die irgendwo hinbringen. Um dann womöglich auf dem Weg abgeschossen zu werden oder damit das Teil, wie nachgewiesen über Kiew, abgefangen wird. Weil moderne Flugabwehrsysteme nicht hinterherfliegen müssen, sondern auch entgegenkommen.

Hyperschall-Raketen ohne Nuklear sind wie Currywurst mit Blattgold: Hauptsache es sieht nach etwas aus, aber… Ernsthaft?

Eingreifen der USA

Im Laufe des Abends hatte ich gemeldet, dass US-Präsident Biden die US-Streitkräfte zum „passiven Eingreifen“ ermächtigt hat.
Ich wurde häufig danach gefragt. Das ist kein militärischer Fachbegriff oder so. Ich dachte naiv, das ergibt sich aus dem Kontext.

Screenshot einer LeserfrageScreenshot einer Leserfrage

Damit meinte ich, dass Biden das Militär ermächtigt hat, Angriffe auf Israel abzuwehren. Also Raketen abzufangen.

Er hat aber nicht dazu berechtigt, den Iran aktiv anzugreifen. Abwehr, nicht Angriff.

Da es inzwischen Beratungen gegeben hat, u.a. zwischen den Verteidigungsministern, ist das wieder hinfällig. Ich kann derzeit nicht beurteilen, on die USA bei einem Gegenschlag Israels aktiv mit einsteigen. Was ich durchaus für möglich halte. Angriffe auf den Iran durch Israel haben die USA inzwischen abgenickt.

Der Spin

Bei Jericho wurde ein Palästinenser von einer herabfallenden Rakete erschlagen.
Der Mann stammte aus Gaza und war quasi Gastarbeiter im Westjordanland.

Beim Abfeiern auf der Straße wurde in Tulkarm im Westjordanland lustig in die Luft geschossen. Man kennt solche Bilder. Dabei wurde ein junger Mann erschossen.

Nach unbestätigten aber sehr glaubwürdigen Meldungen detonierte eine Rakete der Sejjil-Bauart (diese großen, ballistischen Dinger) beim Start im Iran und tötete fünf Soldaten.
Das ist einerseits sehr glaubwürdig, weil wenn so eine Rakete wegen Betriebsfehler explodiert, dann beim Start. Und weil ein solcher Starter etwa sechs Soldaten Personal hat.

Ebenfalls im Iran feierte eine Menschenmenge auf der Straße, vermutlich in Teheran. Sie hatte einen Wagen oder Anhänger voll mit Feuerwerkskörpern am Start, die zur Freude aller in die Luft geschossen wurden. Dummerweise fing der Wagen Feuer und die ganze Nummer ging am Boden los. Davon sind mindestens zwei glaubwürdige Videos online. Anzahl der Toten und/oder Verletzten unklar.

Screenshot eines Videos des brennenden Wagens

Das bedeutet, dass sowohl auf iranischer als auch auf palästinensischer Seite mehr Menschen getötet wurden, als auf israelischer.

Soll ich nochmal sagen?

Es wurden bei dem Angriff mehr Angreifer und Verbündete getötet, als Angegriffene.

Mein persönliches Highlight war die in der Luft abgeschossene Rakete, die in der Nähe von Dschenin herunterging. In mehreren Videos ist zu sehen, wie Jugendliche sie gemeinsam in die Senkrechte wuchten und für Fotos posieren.
Denen fliegen selber die Raketen um die Ohren, und sie feiern das.

Foto der aufgerichteten Rakete, vor der Palästinenser posieren

Die israelischste Story – für immer

Der Held der Nacht dürfte Lev Kreitman sein. Er kam in Jaffa nach Hause und schnappte sich angesichts des bevorstehenden Angriffs sein Gewehr.

Screenshot von Lev Kreitman im Interview

Lev ging zu einem Schnellimbiss und hörte draußen plötzlich Schüsse. Er sah einen Mann, der wohl zur Polizei gehörte und auch ein Gewehr bei sich hatte und gab dem Bescheid. Zusätzlich sendete er eine Voice Mail an Kameraden.

Beide gingen raus und Kreitman sah einen der Attentäter. Er schoss und traf.
Ein Video zeigt, dass er offenbar nur einen einzigen Schuss abgegeben hat.

Lev Kreitman ist überlebender des Nova-Festivals und hat am 7. Oktober Verwundete versorgt.
Und ich finde, mehr muss man über Israel nicht wissen.

Erschienen auf Steady...