von Mirjam Lübke...
Wenn ein Panda-Männchen sein Revier markieren will, macht es am ausgewählten Baum einen Kopfstand, um seinen Strahl möglichst hoch anzubringen - das soll die Konkurrenz glauben machen, es sei enorm groß und stark. Das klingt kurios, weil die anderen Bären genau den gleichen Trick anwenden, aber trotzdem darauf hereinfallen? Nun, immerhin kommt der Panda nicht auf die Idee, den Wald anzuzünden oder gar andere Pandas mit Knallkörpern zu bewerfen. Damit benimmt er sich weitaus zivilisierter als mancher Mensch. Denn in Berlin - aber nicht nur dort - artet Reviermarkierung mittlerweile zum Bürgerkrieg aus, zumindest rund um Silvester. In Kreuzberg findet dann am ersten Mai ein Schichtwechsel statt, dann übernimmt die linksautonome Szene das Zündeln, wobei so manches Auto sein letztes Stündlein erlebt. Eigentlich müsste Berlin unter die Aufsicht der UNO-Blauhelme gestellt werden, wenn es den Verantwortlichen nicht so peinlich wäre, über die Übeltäter zu reden.
Die Medien geraten dabei zunehmend in die Zwickmühle, denn einerseits müssen sie entsprechende Schockbilder liefern, um für das von den Grünen geforderte Böllerverbot zu werben. Aber auf diesen Bildern ist eben auch zu sehen, wer die Ausschreitungen dominierte, bei denen zudem Polizei und Rettungskräfte attackiert wurden. Zum Leidwesen der Redakteure weder junge Familien mit AfD-Fähnchen noch blondgelockte Svens und Olafs. Schon die Ortsangabe Neukölln lässt aufhorchen - zusätzlich haben sich die böllernden "Westasiaten" auch noch stolz selbst gefilmt und das Anschauungsmaterial ins Netz geladen. Jetzt ist die Not groß, schon wabern die ersten Rassismusvorwürfe durch die sozialen Medien, das Offensichtliche darf eben nicht sein: Bei den wilden Pyrotechnikern handelt es sich meist um junge Migranten aus dem arabischen Kulturkreis. Eben jene, die von Sven und Olaf nicht durch Böllerei erschreckt werden sollen, um der Retraumatisierung zu entgehen. Es muss sich um eine rabiate Form der Konfrontationstherapie handeln, es ordentlich knallen zu lassen, oder die Rücksichtnahme war wieder einmal vollkommen fehl am Platz.
Es existiert also keineswegs ein Generalverdacht gegen alle Migranten, auch wenn das gern so dargestellt wird. Besonders dreist ist es daher auch, die beobachteten Randalierer neuerdings als "Westasiaten" zu bezeichnen, denn mit Asien bringen wir im allgemeinen Chinesen oder Japaner in Verbindung, die gemeinhin gut integriert sind oder zumindest nicht durch übergriffiges Verhalten auffallen. In beiden Kulturen gilt ein Feuerwerk als ästhetisches Kunsthandwerk und nicht als Einschüchterungswerkzeug. Das Feuerwerk zum Japantag in Düsseldorf ist ein Ereignis, das akribisch geplant wird. Mit der Berliner Randale hat das nicht das geringste zu tun, es wäre beleidigend, beides gleichzusetzen.
Auch wenn einmal wieder Ross und Reiter nicht genannt werden, ist man sich einig, dass etwas geschehen muss, das sieht auch Franziska Giffey als regierende Bürgermeisterin so. Giffey ist in der Migrationsfrage die Einäugige unter den Blinden, sie hat durchaus schon einmal erwogen, straffällig gewordene Migranten abzuschieben. Als Bezirksbürgermeisterin hatte sie noch mehr Biss, aber nun muss sie sich der grünen Realität der Hauptstadt stellen: Auch wenn junge Migranten ganze Straßenzüge in ein Kriegsgebiet verwandeln, darf das nicht angesprochen werden. Folglich gibt es auch außer ein bisschen Empörung keinerlei Konsequenzen - was hätte eigentlich dagegen gesprochen, unsere Feuerwerksfachkräfte durch "Beregnung" aus dem Wasserwerfer ein wenig abzukühlen? Warum ist das bei regierungskritischen, weitaus friedlicheren Demonstrationen hingegen möglich? An Personal und Mitteln fehlt es nicht, nur an Entschlossenheit. Selbst wenn das Wasser angenehm erwärmt worden wäre, allein das Signal, die stolzen Herren als begossene Pudel zurückzulassen, wäre ein Anfang gewesen, zumindest zaghaft ein wenig Durchsetzungsvermögen anzumelden. Dabei wären die jungen Männer noch nicht einmal zu Schaden gekommen, aber ihr Ego hätte einen Dämpfer erhalten. Aber auch die Polizei steht unter Druck, denn bei ihr nimmt man es mit dem Generalverdacht nicht so genau - da heißt es schnell, sie habe aus rassistischen Motiven gehandelt. Man kann nur spekulieren, aber beruht das harte Vorgehen gegen Querdenker auf gestautem Frust?
Man muss schon eine ideologische Brille mit sehr dicken rosaroten Gläsern tragen, um nicht zu sehen, wie die Untätigkeit der Berliner Politik dem Revierverhalten junger Migranten den roten Teppich ausrollt. Auch die Dankbarkeitsbekundungen aus Regierungskreisen, weil ausgerechnet Deutschland als neue Heimat ausgesucht wurde, tragen nicht dazu bei, die Machtverhältnisse wieder ins Lot zu bringen. Denn um nichts anderes geht es hier, die Etablierung einer Gegengesellschaft, in der alle Regeln des Staates fröhlich missachtet werden können. Das löst mitnichten Dankbarkeit aus, wie es sich die Göring-Eckhards und Roths heimlich erhoffen, sondern lediglich Verachtung. Da können die netten jungen Damen, die von Lobbyverbänden ins Rennen geschickt werden, noch so viele Hände schütteln, auf der Straße zeigt sich, was junge arabische Migranten tatsächlich über Deutschland denken.
In diesem Zusammenhang ist es albern, über ein Silvesterverbot auch nur nachzudenken, das dürfte ungefähr die gleichen Auswirkungen haben wie die in manchen Städten ausgerufenen Waffenverbotszonen: Gar keine, denn die Zielgruppe juckt das nicht - sonst käme sie erst gar nicht auf derlei gewalttätige Gedanken. Den Exzessen könnte man auch mit bestehenden Gesetzen entgegentreten, wenn man es nur wollte. Aber auch jetzt wurden die meisten Randalierer wieder auf freien Fuß gesetzt - und haben höchstens eine kleine Bewährungsstrafe zu erwarten. Trotz der Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte. Stattdessen folgen neue Aufrufe zu noch mehr Integrationsangeboten, gerade so, als existierten diese erst seit gestern. Man kann sich nicht von der Sichtweise lösen, dass diese Männer Opfer unserer Gesellschaft seien, denen man dringend Hilfestellung geben müsste. Unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leiden sie gewiss nicht, lassen es sich zumindest nicht anmerken. Es wird Zeit, ihnen deutliche Grenzen zu setzen, anstatt sie ständig zu bedauern. Sonst sind bald ihre deutschen Nachbarn traumatisiert - nur weil ein paar Ideologen meinen, mit übertriebener Rücksichtnahme könne man aus ihnen in ferner Zukunft nette Jungs machen.
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