Mittwoch, 4. Januar 2023

Die berüchtigte Sonnenallee in Berlin-Neukölln...

von Thomas Heck...

Für einen Berliner ist die Sonnenallee einer der berüchtigsten Strassen in Berlin. Im Norden Neuköllns zweigt sie neben der Hermannstrasse, der Karl-Marx-Strasse vom Hermannplatz in Richtung Süden ab. Eine von drei Hauptverkehrsadern in den Süden Berlins nach Rudow, Buckow und Britz. Für mich heute kaum vorstellbar, dass ich am Hermannplatz auf der Albert-Schweitzer-Gymnasium ging und dort mein Abitur machte. Heute gibt es an dieser Schule wenig bis keine deutschen Schüler mehr. Übel war die Gegend aber schon damals.


Während die Hermann- und Karl-Marx-Strasse eher in türkischer Hand sind, ist die Sonnenallee unübersehbar in arabischer Hand. Kopftücher, arabische Gewänder, Einzelhandel mit arabischer Beschriftung, wo ich als Deutscher gar nicht mehr erkenne, was die überhaupt verkaufen, die üblichen Spielcasinos und Wettbüros, Shisha-Bars, arabische Restaurants (das einzig wirklich gute an dieser Strasse). Für den Rest kann man sich ernsthaft nur erwärmen, wenn man auf Al-Rakka in Syrien oder andere arabische Shitholes im Nahen Osten steht, vielleicht die linksgrüne Bubble, die Berlin mehr und mehr in das gleiche arabische Shithole verwandel will und dabei recht erfolgreich vorgeht. Keine Wunder, dass arabische Flüchtlinge nach Deutschland und insbesondere nach Berlin streben.


«Ich hatte Angst, meine Frau hat geweint»: ein forschender Spaziergang auf der Sonnenallee nach der Silvesternacht

Die Strasse in Neukölln ist eine Parallelwelt, ein Kosmos, in dem niemand die deutsche Gesellschaft zu brauchen scheint. Doch woher rühren die Brutalität und der Hass auf Polizei und Feuerwehr?

Die Feuerwehr wurde angegriffen und behindert. Sie konnte diesen brennenden Bus nur unter Polizeischutz löschen


Die Sonnenallee macht ihrem Namen Ehre. Klarer blauer Winterhimmel strahlt am Dienstag über der Strasse im Berliner Bezirk Neukölln. Mohammed al-Nasri ist um 8 Uhr aufgestanden, hat seinen Kleintransporter mit Paletten voller Fanta-Dosen und Wasserflaschen beladen und beliefert damit jetzt den Al-Sham-Supermarkt in Hausnummer 94. Die Sonnenallee ist eine arabisch geprägte und in Berlin verrufene Meile; hier trugen sich in der Silvesternacht Gewaltexzesse zu.

«Wir haben auch erst hier gefeiert, meine Familie und ich», sagt al-Nasri. «Aber es war dann so schlimm, ich habe meinen kleinen Sohn eingepackt, und wir sind nach Hause gefahren.» Er sei auch mit Feuerwerk beschossen worden, sagt der 32-Jährige. «Ich hatte selber Angst. Meine Frau hat geweint.» Er habe gesehen, dass auch auf Polizei und Feuerwehr Raketen abgefeuert wurden. Die Polizei sei erst spät gekommen. Angefangen mit der Aggression hätten «die Albaner», da drüben, das Café. Sie hätten auch illegale Polenböller verwendet.

Vor dem Albaner-Café liegt eine Menge Silvestermüll auf der Strasse. Drinnen sitzen an drei Tischen in den entlegenen Ecken des Lokals Männer, nur am Tresen steht eine junge, knochige Frau mit grossen Augen und eisigem Blick, mit der keine Verständigung möglich ist. Das Café war schon öfter Ziel von Razzien. Hier redet niemand mit der Presse.

Sie schweigen in ihren Bart

Was denken die hier lebenden und arbeitenden Migranten wohl über das aggressive Verhalten jener Männer, die in den Berichten über die Silvesternacht zu sehen waren? Es ist nicht leicht herauszufinden. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft, ohnehin im Schwinden begriffen, braucht hier kaum jemand. Politiker aller Parteien hatten sich entsetzt und erschrocken geäussert. Es wurde angekündigt, die Vorgänge auszuwerten. Und «Konsequenzen» solle es auch geben. Davor hat hier niemand Angst. Die meisten haben nicht einmal davon gehört.

Die Sonnenallee ist eine Welt für sich. Fast alle Frauen tragen Kopftuch, es sind viele Männer auf der Strasse, sie gehen Geschäften nach, Bargeldbündel werden übergeben. Zur bürgerlichen deutschen Gesellschaft scheint es keine Schnittstelle zu geben. Deutsche fürchten sich wegen migrantischer Aggression? Ja und?

Der nächste Laden auf der Meile ist ein Barber-Shop. Davon gibt es hier viele, sehr zum Leidwesen deutscher Coiffeure, die mit grossem Aufwand den Meister erworben haben müssen, während der Barbier ohne diesen Titel auskommt, solange er nicht das Kopfhaar schneidet. Zwei junge Männer mit Vollbart werden von zwei weiteren jungen Männern mit Vollbart sorgsam gestylt. «Wir verstehen kein Deutsch», sagt der eine Barbier grinsend auf Deutsch und wendet sich demonstrativ wieder seinem Kunden zu.

Endlich redet einer: Tiktok sei schuld

Ein Versuch bei Azzam. Der legendäre Imbiss ist Tag und Nacht voll und an diesem Vormittag um 11 Uhr 30 bis auf den letzten Platz besetzt. Die Schlange reicht bis auf die Strasse. Sackweise werden Kartoffeln hineingetragen, kistenweise Käse geliefert, die Männer am Grill, Herd, Ofen sind schwer beschäftigt. Keiner hat Zeit zu reden. Hier sind einige wenige Nicht-Araber zu sehen, junge Hipster, Jugendliche in teuren Markenjacken, Touristen.

Azzam ist in der Hand libanesischstämmiger Palästinenser, der Familienbetrieb hat über die Jahre kräftig expandiert, auch Supermärkte und ein Fischhandel gehören dazu. Zum Tellergericht gibt es eine ganze Tüte Brot aus der eigenen Bäckerei. Deutsch braucht man hier nicht. Hummus, Schawarma, Makali, Foul – das reicht.

Eine Strassenecke weiter, wieder ein Imbiss, auch er sehr bekannt. Hier arbeitet Hussein, Palästinenser. Seit sieben Jahren sei er in Deutschland, sagt er. Er war in der Silvesternacht hier auf der Sonnenallee. «Wir haben für 200 Euro geböllert», berichtet er begeistert – «endlich wieder!» Zwei Jahre lang sei es ja nicht erlaubt gewesen, da hätten einige diesmal vielleicht übertrieben. Viele junge Leute seien überhaupt nicht erzogen und hätten vor nichts Respekt, anders als er: «Ich bin 30 Jahre alt, aber wenn ich meine Mutter anrufe, werfe ich vorher die Zigarette weg.» Ganz schlimm seien die sozialen Netzwerke: «Tiktok ist katastrophal», sagt Hussein. «Je krasser das Video ist, desto besser.» Dann würden es mehr Leute anschauen. Hussein hat recht, wird sich aber vermutlich niemals an einer medienkritischen Debatte des deutschen Feuilletons beteiligen.

«Finde den Fehler», sagt die Frau des Imbissbesitzers

«Krass» war tatsächlich, was auf den Videos zu sehen war, die im Internet kursierten. Feuerlöscher wurden in Windschutzscheiben von Feuerwehrfahrzeugen geschleudert. Enthemmte Männer schossen mit Schreckschusswaffen herum, die sie wahrscheinlich nicht besitzen durften. Die Feuerwehr wurde in einen Hinterhalt gelockt und ausgeraubt. Hilflose Politiker schienen zum Thema Migration keinen Bezug herzustellen, so sehr sich dieser auch aufdrängte – und falls es doch einer tat, wie der christlichdemokratische frühere Gesundheitsminister Jens Spahn zum Beispiel, dann folgte prompt der erwartbare «Nazi»-Vorwurf. 159 Personen wurden nach den Krawallen festgenommen. Mindestens 103 Verdächtige sind bereits wieder auf freiem Fuss.

Die Frau des Imbiss-Chefs ist sorgfältig geschminkt, trägt ihr Kopftuch eng anliegend, ihre Kinder besuchen eine islamische Schule. Sie lebt in der High-Deck-Siedlung, in der ein Reisebus in Brand gesetzt und die Feuerwehr am Löschen gehindert wurde. Es sei eine Gruppe von Jugendlichen gewesen, die das gemacht habe, sagt sie. «Vielleicht aus angestauter Aggression». Viele Jugendliche würden von ihren Eltern kaum erzogen. «Ich habe beobachtet, dass viele von ihnen Waffen besassen», sagt die 30-Jährige. «Woher hatten sie die? Wo liegt der Fehler im System?» Dennoch, sie liebe die Sonnenallee, sagt sie. Jeden Tag passiere hier etwas. Eines Tages werde sie ein Buch darüber schreiben.




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