von Thomas Heck...
Als erster deutscher Politiker hat der deutscher Bundespräsident Steinmeier einen Kranz an Jassir Arafats Grab niedergelegt. Es ist das erste Mal, dass ein deutscher Politiker den verstorbenen palästinensischen Präsidenten und Terroristen auf diese Art und Weise ehrt.
Beim Betrachten des Fotos von Herrn Steinmeier mit den bunten Blumen vor dem Grab des Friedensnobelpreisträger in Ramallah, wird neben dem schlecht sitzenden Anzug der Akt an sich in Erinnerung bleiben.
Der Bundespräsident muss sich schon fragen lassen, an was er eigentlich dachte, als er sein Haupt zum Gedenken an einen 1929 in Ägypten geboren Arafat, der sich ab 1967 als selbsternannter Palästinenser betrachtete und dessen Lebensinhalt die Vernichtung Israels war. Was bringt einen Deutschen dazu, einen Judenmörder zu ehren?
Weiß Steinmeier eigentlich, wen er da geehrt hat. Hat er die Geiselnahme der israelischen Sportler während der Olympiade 1972 in München schon vergessen? Hat er vergessen, wie 11 israelische Sportler umgebracht wurden? Ist ihm nicht bekannt, dass dem Gewichtheber Josef Romano, während der Geiselnahme vor den Augen seiner gefesselten Teamkollegen die Genitalien abgetrennt und er missbraucht wurde? Gedenken wir doch lieber den Opfern von damals, anstatt einen Terroristen zu ehren, der heute noch junge Palästinenser zu Terror motiviert.
Lange Zeit hatte der deutsche Staat versucht, alle Informationen darüber zurückzuhalten, was palästinensische Terroristen den israelischen Sportlern bei der Geiselnahme in München bei den Olympischen Spielen 1972 alles angetan hatten. Doch nun werden erstmals Details der sadistischen Grausamkeiten bekannt, die die Terroristen an ihren Opfern begangen haben, bevor die dilettantisch geplante deutsche Befreiungsaktion in einem riesigen Blutbad endete.
Die Terroristen hatten einen der Sportler, der am Anfang der Geiselnahme angeschossen wurde und dann stundenlang qualvoll ausblutete, die Genitalien abgeschnitten und ihn missbraucht, während die anderen Geiseln offenbar zusehen mussten, berichtet die „New York Times“. Auch die anderen israelischen Sportler sind offenbar vor ihrem Tod schwer misshandelt worden und wiesen Knochenbrüche und andere Spuren von Gewalteinwirkung auf.
Mit diesen neuen Erkenntnissen wird nun auch die Vorstellung in Frage gestellt, die Palästinenser hätten die Kommandoaktion allein gestartet, um palästinensische, deutsche und einen japanischen Terroristen freizupressen. Offenbar war es auch darum gegangen, Israelis möglichst qualvoll zu malträtieren.
Frust über die deutsche Blockade
Dass nun neue Details ans Licht kommen, ist vor allem das Verdienst der Witwen zweier israelischer Sportler, deren Ehemänner bei der Geiselnahme ermordet wurden. Ilana Romano und Ankie Spitzer hatten viele Jahre lang einen hartnäckigen Kampf gegen die deutschen Behörden geführt, die keinerlei Informationen aus den Untersuchungsakten weitergeben wollten.
"Wir hatten immer um mehr Details gebeten, aber uns war immer und immer wieder gesagt worden, dass es da nichts gäbe“, sagt Spitzer der „New York Times“.
Das änderte sich erst 1992, 20 Jahre nach dem Attentat. Nachdem sie in einem Interview mit einem deutschen Fernsehsender ihren Frust über die deutsche Blockade zum Ausdruck gebracht hatte, war ein Mann, der behauptete, für eine deutsche Behörde zu arbeiten, auf sie zugekommen und hatte ihr 80 Seiten aus den Polizeiakten und anderen Regierungsdokumenten übergeben. Mit diesem Material haben Spitzer und ihr Anwalt die Deutschen dann unter Druck gesetzt – bis diese den Rest der Akten übergaben, einschließlich Fotos der Opfer.
„Sie haben das mitangesehen“
1992 hatten beide Frauen zum ersten mal die Gelegenheit, die furchtbaren Bilder im Büro von Spitzers Anwalt einzusehen. „Sie waren so schlimm, wie man sich das vorstellen kann“, berichtet Romano nun zum ersten Mal, weitere 23 Jahre später. Sie und Spitzer hatten sich damals eigentlich darauf geeinigt, nie öffentlich darüber zu sprechen. Doch nun haben sie ihr Schweigen gebrochen. Erst für einen Dokumentarfilm, der Teil eines Mahnmal- und Erinnerungsprojektes an die Opfer des Attentats sein wird, und dann auch gegenüber der „New York Times“.
Yossef Romano, der Gewichtheber mit dem dichten Haar und den tief gezogenen Kotletten, gehörte zum israelischen Sportlerteam, das von den Terroristen im olympischen Dorf in München überfallen wurde. Er hatte sich im Wettbewerb einen Sehnenriss am Knie zugezogen und lief deshalb auf Krücken. Nach dem Angriff hatte er versucht, einem Terroristen ein AK-47-Maschinengewehre zu entreißen und war dabei schwer angeschossen worden. Doch die Geiselnehmer ließen keinen Arzt zu Romano, der vor den Augen seiner Kameraden langsam verblutete.
Doch das war nicht alles, was er erleiden musste. „Was sie getan haben ist, sie haben ihm durch die Unterwäsche hindurch die Genitalien abgeschnitten und haben ihn missbraucht“, sagte Ilana Romano dem „Times“-Reporter. „Kannst Du Dir das vorstellen mit den neun anderen, die darum herumgesessen haben und gefesselt waren? Sie haben das mitangesehen.“
Es ist unklar ob Romano noch lebte, als ihn die Terroristen kastrierten und missbrauchten. Seine Witwe glaubt, es sei erst danach geschehen. Aber wissen kann das niemand. Die verbliebenen neun israelischen Geiseln – ein weiteres Teammitglied war schon beim Angriff umgebracht worden – starben beim missglückten Befreiungsversuch der deutschen Sicherheitskräfte, bei dem auch ein deutscher Polizist und fünf der acht Geiselnehmer umkamen.
Angehörige wollen das Andenken der Opfer bewahren
Als Romano 1992 die Nachricht des Anwalts bekam, dass die Bilder nun eingesehen werden könnten, stand sie drei Tage vor der Hochzeit einer ihrer Töchter. Aber ein Aufschub kam für sie nicht in Frage, schließlich hatte sie so lange darauf gewartet, mehr über den Tod ihres Mannes zu erfahren. Als sie danach nach Hause kam, sagte sie ihren Töchtern nur, die Bilder seien „schwierig“ gewesen und bat sie, nicht weiter nachzufragen. Und sie hielt die Bilder versteckt. Die „New York Times „hat die Bilder einsehen können, hat sich wegen des drastischen Inhalts jedoch gegen eine Veröffentlichung entschieden.
Nachdem sie die Akten erhalten hatten, haben die Angehörigen der Opfer die deutsche Regierung, die bayerische Landesregierung und die Stadt München verklagt wegen des unzureichenden Sicherheitskonzeptes bei den Spielen und der Fehler bei dem Befreiungsversuch. Die Klage wurde aus Verjährungsgründen abgewiesen. Seitdem haben die Familien ihre Anstrengungen vor allem darauf verlegt, sicherzustellen, dass der Opfern angemessen gedacht wird. Aber noch bei den Spielen von 2012 hatte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) geweigert, zum 40. Jahrestag der Opfer von München zu Gedenken.
Doch seit der Deutsche Thomas Bach im Jahr 2013 Präsident des IOC geworden ist, hat sich das geändert. Bach hat bis zu 250.000 Dollar zugesagt für die Errichtung einer Gedenkstätte in München, an der sich neben der Stadt und dem Freistaat Bayern auch das Bundesbildungsministerium beteiligt und die Foundation for Global Sports Development. Das Mahnmal soll zwischen dem Olympiastadion und dem ehemaligen olympischen Dorf errichtet werden. Dabei geht es nicht nur darum, das Attentat und seine Hintergründe zu beleuchten, sondern auch darum die israelischen Sportler zu ehren, die in München starben.
Furchtbare Fotos löschen die Erinnerung aus
Spitzer, die Witwe des Fechttrainers Andre Spitzer, will jedoch auch mit einigen Mythen aufräumen. „Die Terroristen haben immer behauptet, sie seien nicht gekommen, um irgendjemanden umzubringen, sie wollten nur ihre Freunde aus Gefängnissen in Israel befreien“, sagt Spitzer. „Sie sagten, die restlichen Geiseln seien nur getötet worden wegen des verbockten Befreiungsversuches auf dem Flughafen, aber das ist nicht wahr. Sie kamen, um Leuten weh zu tun. Sie kamen, um zu morden.“
Deshalb berichten beide Frauen nun über das, was sie 1992 aus den Akten und den Bildern der Opfer erfahren haben. Sie haben ihr Schweigen gebrochen für den Dokumentarfilm, der Teil des Gedenkkonzeptes ist.
Für Romano, die dem Projekt Familienbilder zur Verfügung gestellt hat, ist das auch der Versuch, die Erinnerung an ihren Mann zurückzugewinnen, die durch die grausamen Fotos aus den Ermittlungsakten verschüttet wurde. „Als ich die Fotos sah, war das sehr schmerzhaft“, sagt sie. „Bis zu diesem Tag hatte ich mich an Yossef als jungen Mann mit einem breiten Lächeln erinnert. Bis dahin erinnerte ich mich an seine Grübchen.“ Auf die furchtbaren Fotos zu schauen habe dann die Erinnerung ausgelöscht „an den ganzen Yossi, den ich gekannt habe“.
Und so soll die Münchner Gedenkstätte, die 2016 eröffnet wird, auch ein Ort sein, an dem von den israelischen Sportlern berichtet wird. Vom Leben, das sie führten, bevor es an jenem Spätsommertag in München so jäh und für immer beendet wurde.
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