Samstag, 24. Juni 2023

„Titan“-Tragödie: Wer Mitleid verdient, entscheiden wir!

von Thomas Heck...

Sawsan Chebli von der SPD hat wieder einmal in der ihr eigenen Art genau die charakterlicher Verkommenheit bewiesen, wie sie in der SPD vorherrschend ist und für die sie so verachtet wird. Warum, erklärt Mirjam Lübke in ihrer unnachahmlichen Art und Weise.

 
Die verlorene "Titan" bei einer früheren Tauchfahrt zum Titanic-Wrack 


Ein Häuflein mit Leichtsinn oder Todesmut versehener Männer vertraut sich einem Boot von zweifelhafter Stabilität an, um sich auf das größte Abenteuer ihres Lebens zu begeben. Trotz der augenscheinlichen Gefahr zahlen sie dafür auch noch eine Menge Geld, mehr als ein durchschnittliches Jahresgehalt ihres Heimatlandes. Sie vertrauen darauf, schon von irgendjemandem gerettet zu werden, falls etwas während der Fahrt passiert, denn das ist ihnen von den Anbietern des Bootes versprochen worden. Aber dann geraten sie in Seenot und ertrinken. Wer trägt daran die Schuld? Diejenigen, welche ihnen falsche Versprechungen gemacht haben - oder die Retter, die nicht rechtzeitig vor Ort sein konnten, weil sie gerade woanders jemanden aus Lebensgefahr befreit haben? Und wer entscheidet das überhaupt, wem Hilfe zuteil werden darf und wem nicht? Und noch wichtiger: Wer legt fest, ob die Menschen Mitleid mit den in Not Geratenen haben dürfen? Es scheint immer häufiger so, als ob die selbsternannten Seenotretter der verschiedenen NGOs und ihre Freunde in Politik und Medien diese Rolle der Herren über Leben und Tod an sich gerissen hätten.

Nein, im obigen Beispiel geht es nicht um das verunglückte U-Boot "Titan", das auf einer Abenteuertour zur gesunkenen Titanic verschwand und - wie inzwischen feststeht - implodiert ist und seine fünf Insassen in den Tod riss. Auch bei diesem waren Sicherheitsmängel bekannt; unter anderem ließ es sich von innen nicht öffnen. Doch dafür wird sich die Firma Ocean Gate Expeditions jetzt rechtfertigen müssen, auch wenn das den Toten nichts mehr nutzt. Es wurde nicht nur viel Aufwand um die Rettung der Passagiere betrieben, sondern auch eine umfangreiche Untersuchung gestartet. Jeder vernünftige Mensch wird sich zukünftig zweimal überlegen, ob er sein Leben einem U-Boot "Marke Eigenbau" anvertrauen will - und die Betreiberfirma bekommt wohl so schnell keinen Fuß mehr auf den Boden. Was angesichts der Katastrophe nur recht und billig ist.

Die nächsten Wagemutigen stehen Schlange - an den Mittelmeergestaden

Die Mittelmeer-Schlepper jedoch, welche Dutzende Migranten für viel Geld in schrottreife Boote pferchen, kommen in der Medienberichterstattung nur selten vor. Da wird schon mit einkalkuliert, dass der Seelenverkäufer schon kurz nach dem Start den Geist aufgibt und schon irgendeine Seenotretter-Organisation die Gekenterten aus dem Mittelmeer fischt. Und wenn das nicht geschieht, stört es die Schlepper auch nicht, denn das Geld für die Reise ist ohne Zufriedenheitsgarantie abkassiert. Im Gegensatz zu Ocean Gate Expeditions müssen sie sich auch keine Sorgen um ausbleibende Kunden machen - die nächsten Wagemutigen stehen schon Schlange. Jeder von ihnen ist - trotz der bekannten Risiken - bereit, sich in das nächste abfahrende Schrottboot hineinzuquetschen.

Um so fragwürdiger sind die Reaktionen von Medien und NGOs auf jedes gekenterte Boot voller Migranten. Den Seenotrettern schwimmen die Felle davon, denn sie sind an den Küsten Europas nicht mehr gern gesehen. Es mag sich für sie enorm befriedigend anfühlen, ihre menschliche Fracht in Italien oder Spanien an Land zu lassen. Danach kümmern sie sich nicht mehr darum, als hätten sie in der Nacht einen Karton mit Katzenbabys vor einem Tierheim abgestellt und wären dann rasch davongebraust. Gemeinhin nennt man so etwas verantwortungslos - vor allem dann, wenn sich einige der Katzenbabys als extrem verhaltensauffällig herausstellen. Außer den Seenotrettern würde wohl niemand für ein solches "Nach mir die Sintflut"-Verhalten gelobt - und deshalb möchten die Zielländer ihre Kähne auch nicht mehr im Hafen willkommen heißen.

 


Wenn wieder einmal über das Ertrinken zahlreicher Flüchtlinge im Mittelmeer berichtet wird, fordern die NGOs volle Aufmerksamkeit dafür ein - und legen dabei Verhaltensweisen an den Tag, die doch sehr an ihren humanistischen Motiven zweifeln lassen: Zum einen wird der Öffentlichkeit erst einmal unterstellt, sie interessiere sich nicht für den Tod der Migranten. Die zweite Unterstellung läuft darauf hinaus, es würden Ressourcen für "Unwichtiges" gebunden, die unbedingt und einzig für deren Rettung eingesetzt werden müssten. Der Zorn richtet sich also nicht etwa auf die Schlepperbanden und ihre miesen Methoden, denn diese verhelfen der NGO schließlich zu ihrem "Retterglück”. Anstatt nun den Migranten zu vermitteln, dass sie besser an Land bleiben sollen, möchte man am liebsten die Flotten aller Anrainerstaaten zwangsverpflichten, um ihre sichere Überfahrt zu gewährleisten. Das ist recht viel Dreistigkeit. Hier wird nicht um Hilfe gebeten, sondern der Moralhammer geschwungen. Mit welchem Recht eigentlich?

 
Auch Sawsan Chebli machte mit beim unsäglichen und grundschiefen Whataboutism




Im Januar 2019 bewegte der Fall des kleinen Julen Spanien und den Rest Europas. Der Junge war beim Spielen in den illegal ausgehobenen Brunnen einer Finca gestürzt. Die Anteilnahme war groß, es fanden sich zahlreiche freiwillige Helfer ein, um Julen aus dem Schacht zu befreien. Zur Stärkung der Helfer bereiteten die Frauen vor Ort die nötigen Mahlzeiten zu. Man könnte meinen, dass eine solche Solidarität für einen kleinen Jungen das Herz anrührt. Nicht so bei den Seenotrettern: Die beklagten alsbald, dass auf dem Mittelmeer weitaus mehr Menschen sterben würden und hier schließlich "nur" ein Leben auf dem Spiel stand. Welch eine widerliche Aufrechnung von Menschenleben!

Diese "Retter" wollen zwei Fakten nicht begreifen: Zum einen, wie abstoßend ihr Verhalten auf jeden außerhalb ihrer Blase wirken muss - man stelle sich vor, Julens Eltern hätten den betreffenden Tweet zu sehen bekommen. Zum anderen, dass man Menschen nicht vorschreiben kann, wann sie eine besondere emotionale Bindung zu einem Opfer aufbauen können. Es ist vollkommen natürlich, mit einem kleinen Kind in Not mitzuleiden, vor allem wenn man sein Bild aus den Medien vor Augen hat. Bei den Passagieren der "Titan" mag es der Gedanke an die gesunkene Titanic gewesen sein, deren Unglücksfahrt längst Teil der Popkultur geworden ist. Da hat man gleich die Bilder von Kate Winslet und Leonardo DiCaprio vor Augen. Wahrscheinlich finden das die selbsternannten "Engel der Migranten" in ihrem Dauerweltschmerz entsetzlich banal - und lassen uns das in ihrem Hochmut das auch deutlich spüren. Schließlich interessiert es sie generell nicht, wie es den Europäern mit den dort angelieferten "Schutzsuchenden" ergeht. Jeder hat sich ihrem Weltbild unterzuordnen - notfalls mit moralischer Erpressung. Es ist ein Teufelskreis: Jede geschmacklose Entgleisung, auf die mit Gegenwind reagiert wird, zieht die nächste, noch aggressivere nach sich. Es geht nicht um Menschen, sondern um den Erhalt der eigenen Selbstbeschäftigung - ohne Rücksicht auf die Folgen.



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