von Thomas Heck...
Dass Deutschland, eine der führenden Wirtschaftsnationen in der Welt, die führende Macht in Europa, ein militärischer Zwerg ist, ist allgemein bekannt. Die Politik unter Merkel hat die Abrüstung der Bundeswehr weiter vorangetrieben, die Bundeswehr zu einer Krisenbekämpfungsarmee (mehr Krise als Bekämpfung) umgebaut, die mehr Brunnen bohrt, denn den Terrorismus bekämpft, von einer ernsthaften Landesverteidigung ganz schweigen. Ein ernsthaftes Abschreckungsszenario gegenüber Russland aufzubauen, unabhängig von den USA, wo es ja hierzulande immer wieder gefordert wird, ein Ding der Unmöglichkeit.
Umso wichtiger, einmal näher darauf einzugehen, was die Russen im September 2017 wirklich trainiert haben und wie ein derartiges Szenario aussehen könnte, welches Deutschland ganz schnell ins Chaos stürzen könnte. Denn Russland agitiert permanent und durchaus Bevölkerung in Deutschland und nutzt die Anti-Trump-Stimmung in Deutschland bei Regierung, Politik, Journalisten und Bevölkerung recht geschickt. Die Stimmung erinnert an den NATO-Doppelbeschluß der 80er Jahre, die eine von Russland finanzierte Friedensbewegung hervorbrachte, deren Mitglieder heute an vielen Schlüsselstellen der Regierung, der Exekutive, der Judikative sitzen und nicht immer im Interesse des Landes agieren. Die Flüchtlingsproblematik ist ein Baustein dieses globalen neuen Kalten Krieges gegen Europa mit dem Ziel, Europa von den USA abzuspalten und russischer Hegemonialmacht zu unterwerfen. Die BILD-Zeitung hat sich mit den strategischen Zielen Russlands näher beschäftigt und liefert ein erschreckendes Szenario:
Was trainierten 100 000 russische Soldaten im September 2017 wirklich?
Nach BILD vorliegenden Informationen eines westlichen Geheimdienstes übte die russische Armee beim Großmanöver „Sapad 2017“ keineswegs den „Kampf gegen Terroristen“, wie offiziell behauptet. Stattdessen wurde ein konventioneller Krieg gegen die Nato in Europa simuliert.
Das zugrundeliegende Szenario war demnach die Einnahme des Baltikums in nur wenigen Tagen. Geübt wurde aber auch eine begleitende „Schock-Kampagne“ gegen westeuropäische Nato-Staaten, darunter Deutschland.
Sapad 2017 – der Krieg gegen die Nato
Seit 2009 führt der russische Generalstab alle vier Jahre die Militärübung „Sapad“ („Westen“) durch (eine davon fand zuvor im Jahr 1999 statt). Sie soll dazu dienen, die „Verteidigungskapazitäten“ der Armee der Russischen Föderation im westlichen Militärbezirk zu trainieren. Vergangenen September verkündete die russische Armee: „Das Anti-Terror-Manöver Sapad 2017 ist rein defensiv ausgerichtet.“
BILD sprach jedoch unlängst mit zwei führenden Experten eines westlichen Geheimdienstes. Sie enthüllten, dass Sapad 2017 weder eine „Anti-Terror-Übung“ noch „rein defensiv“ gewesen sei, sondern eine „Trockenübung“ für einen „vollständigen konventionellen Krieg gegen die Nato in Europa“.
Laut der Geheimdienstquellen wurden dabei die Eroberung der baltischen Staaten (und Weißrusslands) sowie eine „Schockkampagne“ gegen westeuropäische Nato-Staaten wie Deutschland und die Niederlande, aber auch Polen, Norwegen und die neutralen Staaten Schweden und Finnland geprobt.
Die Eroberung der baltischen Staaten in wenigen Tagen
Den beiden Quellen zufolge probten die Kreml-Streitkräfte, die „aus russischer Sicht verwundbarste Region der Nato“ zu erobern – die drei baltischen Staaten. „Dazu müsste schnell die Operation Suwalki-Lücke umgesetzt werden“, um Polen und jegliche Verstärkung der Nato aus Litauen abzuschneiden.
Genau das hat Russland auch getan und den künstlichen Staat „Veyshnoria“ genau an der Stelle der 40 Kilometer langen Landbrücke zwischen Polen und Litauen eingerichtet (jedoch auf weißrussischem Territorium).
Gleichzeitig probte Russland, „Flugplätze und Häfen (der baltischen Staaten) zu naturalisieren oder unter seine Kontrolle zu bringen, damit dort keine Verstärkung aus anderen Nato-Ländern eintreffen kann“. Die Experten betonten, dass es sich dabei im Notfall in den ersten paar Tagen um eine rein militärische Operation handeln würde. „Das heißt, man muss keine Länder besetzen und ‚Volksrepubliken’ ausrufen oder ähnliches, sondern die Häfen, Flughäfen usw. besetzen“.
Übung zur Bombardierung Westeuropas, vor allem Deutschlands
Die Geheimdienstquellen enthüllten, dass „an zwei Tagen die Fernfliegerkräfte der russischen Luftwaffe an der Übung teilnahmen und Simulationsflüge über der Ost- und Nordsee durchführten. Sie probten die Bombardierung westeuropäischer Ziele und näherten sich der deutschen und dänischen Küste von der Nordsee aus sowie von der Ostsee aus dem schwedischen, finnischen und polnischen Festland. Zu der Übung gehörten aus dem strategischen Bomber Tu-95 sowie Schlachtflugzeugen, wie etwa Jagdflugzeugen und Tankflugzeugen, bestehende Angriffswellen“.
Diese Bomber probten den Abschuss von Raketen und Marschflugkörpern. Sie kehrten zu ihren Stützpunkten zurück, bevor sie die Küsten von Nato-Mitgliedsstaaten erreichten. Im wirklichen Fall würde zu ihren Zielen „die kritische Infrastruktur gehören, also Flugplätze, Häfen, die Stromversorgung usw., um die entsprechenden Länder in einen Schock zu versetzen, so dass die Bevölkerung von ihrer Regierung verlangt: ‚Wir sollten uns nicht einmischen und uns lieber um Frieden bemühen’“.
Im Kriegsfall bestünde ein weiteres Ziel der russischen Aktivitäten darin, „sie (die Nato-Armeen) daran zu hindern, militärische Maßnahmen zu ergreifen, Truppen zu entsenden und die von den Russen eroberten Gebiete in den baltischen Staaten zurückzugewinnen“. Deswegen wären die deutschen Marinestützpunkte an der Ost- und Nordsee die Hauptziele solcher Luftangriffe. Obwohl die Experten nicht wissen, welche deutschen – und möglicherweise niederländischen – Ziele genau von den Tu-95-Bombern angegriffen würden, betonten sie: „Dies war Teil des Manövers im September!“
Die Quellen meinten ergänzend: „In Kriegszeiten hätten sich die russischen Bomber natürlich auch aus dem Osten genähert, doch in ‚Friedenszeiten’ würde die Angriffsrichtung (Richtung Deutschland) entlang der norwegischen Küste Sinn ergeben“. Russland konnte aufgrund des weißrussischen und ukrainischen Luftraums zwischen sich und seinen potentiellen Angriffszielen keine strategischen Luftangriffe proben.
Die Quellen machten darüber hinaus deutlich, dass strategische Luftangriffe von umfassenden Raketenangriffen auf Nato-Ziele mit Iskander-Kurzstreckenraketen aus der Region Kaliningrad begleitet würden, die sich gegen wichtige Nato-Ziele in den Ostsee-Ländern richten. Es ist „nicht erwiesen, aber wahrscheinlich“, dass auch solche Angriffe im Rahmen des Sapad-2017-Manövers geprobt wurden.
Den Quellen zufolge könnten diese riskanten Manöver (über der Nordsee) zeigen, dass Russland „Angriffe zur Machtdemonstration“ geplant habe, die tief in den westlich beherrschten Luftraum eindringen. Dazu gehört ein „Überraschungsmoment“, da die Raketenabwehr der Nato in Osteuropa besser vorbereitet ist als in Nato-Staaten wie Norwegen, dem Vereinigten Königreich oder Deutschland.
Ostsee-Übungen gegen U-Boote, Schiffe und Flugzeuge der Nato
Um die Kapazitäten der Nato im Fall einer umfassenden Bodenoffensive gegen Estland, Lettland und Litauen zu schwächen, beinhaltete das Manöver auch „Übungen zur Abwehr von U-Booten und zur Luftabwehr auf der gesamten Ostsee“. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Gotlandbecken.
Die russische Marine probte dort auch Operationen zur Abwehr von Flugzeugen, Schiffen und Kampftauchern. Das offensichtliche Ziel dieser Übungen war die Zerstörung von Nato-Streitkräften in der Ostsee, die baltische Gewässer und Häfen erreichen könnten, um die dort angegriffenen Nato-Verbündeten zu unterstützen.
Laut der westlichen Geheimdienstquellen würden im Falle eines tatsächlichen Krieges gegen die Nato auch Schweden und Finnland angegriffen werden. Auch diese Angriffe wurden im September geprobt. „Wir wissen, dass Russland im Falle eines Krieges mit der Nato nicht davon ausgehen würde, dass Schweden und Finnland neutral bleiben, obwohl sie der Nato nicht angehören. Stockholm und Helsinki würden der Nato die Nutzung ihrer Flugplätze etc. genehmigen“. Die Quellen behaupteten deswegen, dass die meisten schwedischen und südfinnischen Flugplätze mit Iskander-Raketen angegriffen würden.
Die Quellen wiesen auf die Region Murmansk auf der Halbinsel Kola hin, die an Finnland und Norwegen grenzt. „Dort kam es zu hochinteressanten Aktivitäten, die uns vermuten lassen, dass sie etwas für Nordfinnland geprobt haben. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen, da wir nicht die Quelle dieser Information sind“. Auf weitere Nachfragen hin enthüllten die Quellen, dass bei der Sapad-Übung von 2017 „russische Armeestreitkräfte aus anderen Teilen des Landes nach Kola bewegt wurden, die nicht dorthin gehören. Deswegen nehmen wir an, dass sie das entsprechende Szenario nicht bloß auf der Karte durchgespielt haben, sondern auch in Wirklichkeit. Das Operationsziel lautet hier, Luftangriffe der Nato abzuwehren. Also glauben wir, dass sie auch planten, in dieser Region Ziele zu neutralisieren.“
Eine norwegische Zeitschrift berichtete im Oktober unter Bezug auf sechs Quellen aus norwegischen Verteidigungskreisen, dass Russland im Rahmen von Sapad 2017 auch die Bombardierung und Invasion von Spitzbergen in der Barentssee geprobt habe. Der Bericht besagt, dass zwei Wellen von Tu-95- und Tu-22m3-Bombern die Bombardierung der strategisch wichtigen Inseln zwischen Russland und dem ressourcenreichen Nordpolarmeer geprobt hätten. An der Übung in der Barentssee hätten 50 Schiffe teilgenommen.
Dies stimmt mit den Aussagen der beiden Geheimdienstexperten gegenüber BILD überein. Aus der strategischen Perspektive Russlands wäre es notwendig, parallel Ziele auf dem finnischen und norwegischen Festland anzugreifen.
Was würde einen solchen Krieg zwischen der Nato und Russland auslösen?
Eine der Quellen erklärte BILD gegenüber, was der Auslöser für derartige Ereignisse sein könnte. „Ich werde immer gefragt, ob dies eine offensive oder defensive Operation ist. Die Antwort lautet, dass es eine Eskalations-Operation ist“. Sogenannte „Farbrevolutionen“, beispielsweise in Weißrussland oder anderen post-sowjetischen Staaten, könnten zu dem Krieg führen, der im Rahmen von Sapad 2017 geprobt wurde. „Eine solche Revolution, die Russland zufolge natürlich eine ‚Verschwörung der CIA’ wäre, könnte Russland auf den Plan rufen. Wenn sich dann die USA oder ein anderes Nato-Land einmischten, könnte dies den Ausgangspunkt für das im September geprobte Szenario darstellen“.
Allgemein würde es sich bei einer Militäroperation in den baltischen Staaten um eine „reagierende Operation“ handeln, d.h. „Putin würde sich in seinen Interessen wirklich bedroht fühlen“. Mit anderen Worten würde eine militärische Konfrontation innerhalb von Russlands selbst festgelegter „nationaler Interessenssphäre“ das geprobte Szenario auslösen. Beispiele wären Weißrussland, die Ukraine oder Georgien.
„Wir wissen, dass sie 2008 den Notfallplan hatten, die baltischen Staaten zu einem Ziel zu machen, sollten sich die USA einmischen und Georgien vor dem russischen Einmarsch beschützen.“
Die Quelle nannte auch Ereignisse, die KEINEN Krieg auslösen würden, wie etwa ein Nato-Beitritt Schwedens oder Finnlands. „Sie drohen mit militärischen Maßnahmen, sollten diese zwei Länder der Nato beitreten, aber wir glauben nicht, dass dies ihre rote Linie ist“. Nicht einmal eine direkte militärische Konfrontation zwischen den USA und Russland in Syrien würde einen Krieg gegen die Nato auslösen, meint die Quelle. „Schlimmstenfalls würden sie sich wohl zurückziehen, aber das würde zu keinem Krieg in Europa führen.“
Die Gefahr eines Atomkriegs
Die Quellen wiesen darauf hin, dass das von Russland geprobte Szenario den letzten Schritt vor einem Atomkrieg mit dem Wesen darstellen würde – und ironischerweise auch Russlands Versuch, einen solchen Krieg durch einen „schnellen Sieg“ in den baltischen Staaten und eine erfolgreiche „Schockkampagne“ in Westeuropa zu vermeiden.
„Sollte all das nichts bringen, würde Russland dem Westen natürlich signalisieren, dass, falls der Westen versucht, Russlands militärische Zugewinne im baltischen Raum zurückzuerobern“, der nächste Schritt in der Verwendung von taktischen Atomwaffen bestünde – wahrscheinlich gefolgt von Interkontinentalraketen. Jedoch würde der Kreml „versuchen, ein solches Szenario zu vermeiden“.
Die militärische Stärke der Übung
Die beiden Geheimdienstquellen sagen, dass 12.700 Mann starke Truppen an der Übung in Weißrussland teilnahmen (darunter 7.200 weißrussische Soldaten). „Die angegebenen Zahlen waren korrekt. Das ergibt auch Sinn, denn Weißrussland kann nicht gezwungen werden, falsche Angaben zu machen, wenn es das nicht will.“
In den Regionen Leningrad und Pskow „nahe der Grenze zu Estland“ nahmen jedoch weitere 12.000 Mann umfassende russische Bodentruppen teil. Auf der Halbinsel Kola waren fast 10.000 beteiligt. Zusammen mit der hohen Zahl an Marinemitarbeitern, Angehörigen der Luftwaffe sowie Unterstützungstruppen betrug die Zahl der an Sapad 2017 Beteiligten mehr als 100.000, meinen die Quellen. Auch 20.000 Angehörige der russischen Nationalgarde, FSB-Einheiten und Mitarbeiter des Katastrophenschutzministeriums waren eingebunden – was die Zahl noch weiter erhöht.
Die Quellen wiesen darauf hin, dass allein die Zahl der beteiligten Bodentruppen eine „Verletzung des Wiener Dokuments“ darstelle.
Eine Übung mit mehr als 13.000 Teilnehmern erfordert Beobachter. „Und machen Sie sich nichts vor. Es gab keinen einzigen Beobachter, obwohl die Russen es in der Öffentlichkeit anders darstellen wollen. Es gab ‚eingeladene Gäste’ aus Nato-Ländern, die bei ein paar Bombardierungen zusehen durften. Beobachter hätten überall hingehen und mit sämtlichen beteiligten Einheiten sprechen dürfen. Dazu kam es nicht.“
Das geographische Ausmaß des Manövers
Russland gab mehrere Übungsgebiete in Weißrussland, den Regionen Kaliningrad und Pskow sowie dem Oblast Leningrad bekannt. Das wahre Ausmaß der Übung war jedoch viel größer.
Innerhalb der offiziell bekanntgegebenen Gebiete gab es noch mehr Übungsgelände. Außerdem – und das ist noch wichtiger – nahm auch der Oblast Murmansk auf der Halbinsel Kola an der Übung teil. Marinemanöver fanden in einem weiten Bereich der Ostsee, der Barentssee und der Nordsee statt.
In der Schwarzmeerregion sowie auf der besetzten Krim fanden zudem gleichzeitig weitere Militärübungen statt, die den Umgang mit einer potentiellen Nato-Reaktion aus Bulgarien und Rumänien betrafen.