von Thomas Heck...
Manche Artikel haben von alleine diesen lustigen, satirischen Kontext, da muss man nichts verändern. So wie den von der Berliner Zeitung, die sich lobend über die Muslime in Berlin äußern, weil sie das Chaos aufräumen, was einige ihrer verrückten Glaubenskollegen in der Silvesternacht angerichtet hatten. Wobei wir uns nicht über "vernünftige" Muslime lustigmachen wollen, gibt es von denen doch weiß Gott viel zu wenige. Dennoch bleibt dieses Geschmäckle, wo der Bevölkerung vermittelt werden soll, dass doch alles Supi ist.
Es erinnert mich an diesen gestellten CNN-Bericht von Becky Anderson nach einem Anschlag 2017 in London, wo man eilig eine Handvoll Muslime zusammenkratzte und diese so positionierte und filmte, dass man den Eindruck hätte gewinnen können, dass viel mehr da waren. Auch das war lustig, wie der folgende Artikel. Viel Spaß damit...
Muslime räumen in Neukölln die Überbleibsel der Silvesterpartys und Alltagsmüll weg.
An den Häusern hängen Palästinafahnen, an den Wänden steht immer wieder GAZA. In der Neuköllner
Sonnenallee leben viele Menschen aus dem Nahen Osten. Doch am Neujahrsmorgen ist noch kaum jemand unterwegs. Umso auffälliger ist die Gruppe muslimischer Männer jeden Alters, die sich um 9.30 Uhr mit Besen und Schaufel an den Straßendreck machen. Ihre orangefarbenen Westen leuchten, darauf steht: Kehrenbürger. Westen und Geräte hat die Berliner Stadtreinigung zur Verfügung gestellt.
Die etwa 30 Teilnehmer der Putzaktion starten etwa auf Höhe Erkstraße zu beiden Seiten der Sonnenallee, kratzen Böllerreste, aber auch Unmengen Alltagsmüll – Pappbecker, Plastikflaschen, Knüllpapier, Kronkorken, Plastikreste und Millionen Zigarettenkippen – aus den Baumscheiben, von den Gehwegen und zwischen den geparkten Autos hervor. Alle paar Meter fegen und schaufeln sie alles zu Haufen zusammen, die später die Berliner Stadtreinigung abholt. Auf dem etwa 500 Meter langen Abschnitt der Sonnenallee bis zur Weichselstraße hat die BSR in diesem Jahr leichtes Spiel. Und die Anwohner, die nach der Silvesternacht ausschlafen, finden den Gehweg vor den Häusern so sauber vor wie schon lange nicht.
Mitglieder der Gemeinde „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ räumen in Neukölln den Silvesterdreck weg. Auch Imam Scharjil Khalid griff zum Besen.
Etwa 30 Leute – vom achtjährigen Jungen bis zum über Siebzigjährigen – sind einem Ruf der Jugendorganisation der reformorientierten Ahmadiyya-Gemeinde gefolgt. Ihre Khadija-Moschee liegt in Pankow-Heinersdorf. Sie sind frühmorgens um 6 Uhr zum Gebet in der Moschee gewesen und befreien nun „aus Liebe zu Deutschland“ die Straßen vom Silvestermüll.
Vor 29 Jahren wurde diese Tradition ins Leben gerufen, in mehr als 240 deutschen Städten beteiligen sich an diesem Neujahrsmorgen 2024 insgesamt etwa 10.000 Muslime. Organisator der Putzaktion ist die Ahmadiyya-Jugendorganisation. Eine Gruppe putzt in
Pankow; in
Neukölln sind sie zum ersten Mal aktiv.
Scharjil Khalid, Imam und islamischer Theologe, erklärt, warum dieser Ort gewählt wurde: „Im vergangenen Jahr machte die Sonnenallee wegen der Silvesterkrawalle Schlagzeilen, wir setzten nun hier etwas Gutes dagegen – ein positives Image“, sagt er und zitiert den Koran, in dem steht: „Wehre das Schlechte mit dem Besten ab.“ Im Jahr nach dem Weihnachtsmarktattentat vom Dezember 2016 hatten sie den Breitscheidplatz als Ort ihrer Besen-Aktion ausgewählt.
Manche tragen unter ihren BSR-Westen T-Shirts mit der Aufschrift „Wir sind auch Deutschland“ oder „Muslime für Frieden“. Sie sind gebürtige Berliner, andere haben Wurzeln in Pakistan, Indien, Libanon oder Ghana. Wegen ihrer Vielfalt und liberaleren Ansichten vom Islam werden sie von anderen als „nicht richtig muslimisch“ angefeindet. Doch aus Imam Khalid, 29 Jahre alt und im ersten deutschen Imam-Institut ausgebildet, spricht mit jedem Wort ein gläubiger und Koran-fester Muslim. Er sagt: „Hier in Berlin haben wir solche Anfeindungen nicht“, man arbeite auf zivilgesellschaftlicher Ebene mit anderen muslimischen Verbänden gut zusammen, trotz der theologischen Unterschiede.
Auch die Putzaktion begründet er mit tief im Islam verwurzelten Grundsätzen: Das sei Dienst an der Schöpfung, und er zitiert den Propheten: „Wenn etwas Schädliches (Dreck) auf der Straße liegt, dann soll ein Muslim das aufheben: Das ist wie ein Almosen geben.“ Gutes zu tun im Ehrenamt, das mache zufriedener, glücklicher als etwas nur für sich zu tun. Die Fragmentierung der Gesellschaft, das Zerbröseln der Normen, der Hedonismus – das bereite ihm große Sorgen, insbesondere mit Blick auf die junge Generation.
Faris, 13, ist aus
Marienfelde gekommen, freiwillig, wie die vielen anderen, weil er hier der Stadtreinigung helfen könne. Er ist ein Beispiel dafür, dass junge Menschen solche positiven Gemeinschaftserfahrungen suchen.
Besonders rund um die Bäume hatte sich der Müll gehäuft - nun sieht es manierlich aus.
Alaf Ramees Ahmad, 22, gebürtiger Neuköllner, sagt: „Ich will zeigen, das es wichtig ist, nach einem Fest aufzuräumen“ – und berichtet von Begegnungen mit Pankowern aus den vergangenen Jahren: „Die Leute waren überrascht, uns zu sehen und dann sehr interessiert. Immer sehr positiv.“
Timo aus Pankow, gebürtiger Ostberliner, bekennt sich seit 2009 zum Islam und leitet die Aktivitäten der Gemeinde in der Obdachlosenhilfe. Für ihn mache der „soziale Aspekt“ den Islam so besonders attraktiv, die Möglichkeit „Allah und den Menschen zu dienen“. Am Neujahrsmorgen eben mit Besen und Schaufel.
Imam Khalid sieht im Koran eine weitere Botschaft an alle Böllerwütigen, vor allem die Muslime unter ihnen. Dort stehe: „Haltet Euch fern von eitlem Verhalten.“ Eitel meint hier „sinnloses oder unnützes Tun“. Und was sei diese Knallerei zu Silvester anderes? 180 Millionen Euro seien allein in Deutschland dafür ausgegeben worden: „So viel Geld, Zeit, Energie für Eitles! So viel Müll und Umweltverschmutzung!“ 180 Millionen Euro würden „einfach verbrannt“, statt sie sinnvoll zu verwenden. Für Menschen, die mühsam Spenden für die Obdachlosenhilfe sammelten, eine traurige Erfahrung. Muslime sollten sich fernhalten von dieser „eitlen Art zu feiern“.
Allerdings haben in der Silvesternacht viele Anwohner der Sonnenallee, unter ihnen viele Palästinenser, auf das Feiern verzichtet. Imam Khadir erinnert daran, dass mehr als 500.000 Menschen in Gaza Hunger leiden und Tausende Kinder gestorben sind. In Berlin in dieser Lage Feuerwerksraketen zu verbrennen, findet er „zynisch“.
Und überhaupt: Silvester empfindet er als Höhepunkt des Hedonismus, der gesellschaftlichen Tendenz, nur den eigenen, egoistischen Trieben nachzugeben.
Je näher die Putzhelfer dem
Hermannplatz kommen, desto mehr Müll liegt auf Straßen und Gehwegen – relativ wenig Böllerreste, hier war ja schließlich Verbotszone – aber die Mengen von Normalmüll sind erschreckend. Das immer wieder wegzuräumen, bleibet die Sisyphos-Aufgabe der Profis von der
BSR. Aber Iman Khalid will auch den hiesigen Muslimen ans Herz legen, vor der eigenen Türe zu kehren und sagt: „Das ist doch unser aller Deutschland.“
Liebe für alle. Hass für keinen: Muslime nach dem Neujahrsputz in Neukölln.
Am Ende der Aktion versammelt sich die gesamte Putzbrigade auf dem Hermannplatz. Ein älterer Herr namens Schafir, der sich das ganze Jahr im interreligiösen Dialog engagiert, wagt als Bilanz einen – recht bitteren – Scherz mit Blick auf die Mehrheitsgesellschaft und ihre wahrscheinliche Reaktion auf den muslimischen Neujahrseinsatz: „So, nun habt ihr Muslime mal etwas Gutes getan, nun können wir den Rest des Jahres wieder an euch herumnörgeln.“ So erfährt er es seit Jahren und hat dennoch weder den Humor noch den Glauben verloren, dass sich an dieser Haltung etwas ändern könnte.
Dann wird noch ein großes Erinnerungsfoto gemacht, und weil die Aktion mit einem Gebet begann, soll sie auch so enden. Nach Momenten der Stille ertönt auf Arabisch der Ruf: „Preiset Gott“ und über den Hermannplatz schallt mehrfach „Allahu akbar“, Gott ist groß. Anderswo verbreitete der Ruf Angst und Schrecken, zum Beispiel als er aus
Hamas-Kehlen herausgeschrien wurde bei den Massakern an Juden in Kibuzzen nahe dem
Gazastreifen. Nicht jedoch am Neujahrstag gegen elf Uhr. Niemand erschreckt, wenn sich friedliche, mit Besen und Schippe ausgestattete Menschen zu ihrem Land Deutschland und zu ihrem Gott bekennen. Eine wichtige Neujahrsbotschaft.
Anekdote:
Lustigerweise hat Facebook diesen Artikel der Berliner Zeitung bei mir auf der Heck Ticker-Präsenz auf Facebook als Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandard eingestuft. Da kann man mal sehen, was für ein Drecksladen dieses Facebook ist. Facebook kann man getrost in die Tonne treten...