Dienstag, 14. Juni 2022

Manchmal kommen sie wieder!

von Mirjam Lübke...

Corona hat mittlerweile etwas mit dem deutschen Fernsehen gemein: Die jahreszeitlichen Wiederholungen. Kein Weihnachten ohne den "Kleinen Lord" und kein Frühsommer ohne die Warnung vor der Corona-Herbstwelle. Dann doch lieber Ceddy und sein granteliger Großvater - da erwartet mich wenigstens kein Bußgeld, wenn ich mich dem Programm entziehe. Man könnte meinen, die Deutschen hätten es mittlerweile satt, sich ängstigen zu lassen - und das trifft bei vielen sicherlich auch zu. Aber einige halten dem Virus unerschütterlich die Treue - im Jahr drei nach der Apokalypse verhalten sie sich, als hätten sie vorher nichts anderes gekannt. Und selbst jene, welche vorher gern über "die Idioten da oben" schimpften, die "von nichts eine Ahnung haben", hängen an den Verordnungen wie Kate Winslet an ihrem rettenden Holzbrett nach dem Untergang der Titanic. "Gebt uns die Maskenpflicht zurück, oder wir werden alle sterben!" - die Kristallkugel von Karl Lauterbach hat gesprochen, im Herbst kommt die nächste Supermutante!



Mit treuen Anhängern der Corona-Maßnahmen zu diskutieren, fühlt sich an, wie in einer Drehtür festzuhängen: Immer wenn man gerade glaubt, ins Innere vorgedrungen zu sein, saugt einen die Tür wieder ein und man wird mit Schwung Richtung Ausgang befördert. Ein tapferer Drehtüren-Bekämpfer gibt so schnell natürlich nicht auf, aber nach dem gefühlt tausendstem Versuch möchte man nur noch die Axt nehmen und sich gewaltsam Zutritt verschaffen. Was wir als anständige Menschen selbstverständlich nicht tun werden, denn Träume von der Zerstörung fremden Eigentums stehen hierzulande nur Luisa Neubauer - Pipelines! - und anderen politisch korrekten Aktivisten zu. 

Also drücke ich mich sicherheitshalber etwas sanfter aus. Obwohl mich heute wieder eine Mischung aus abgrundtiefer Verzweiflung und rasender Wut packte: Ein Bekannter, der meine Meinung zum Maßnahmen-Zirkus nach unzähligen Diskussionen mittlerweile kennen müsste, berichtete mir am Telefon mit stolzgeschwellter Brust, er habe heute im Bus ein paar Jugendliche ohne Maske so richtig zur Schnecke gemacht, es sei schließlich furchtbar, wie viele "asoziale W..." unterwegs seien. 

"Sag mal", fragte ich scheinheilig, "du bist doch geimpft, geboostert, gechippt, entwurmt und gepudert. Außerdem hast du eine FFP2-Maske auf. Wovor hast du denn noch Angst?"

"Ja, dass ich mich anstecke!"

"Du meinst also, nachdem du alles getan hast, was angeblich gegen Ansteckung hilft, könntest du dich trotzdem noch anstecken, nur, weil ein anderer keine Maske trägt?"

Es folgte die deutscheste aller deutschen Antworten: "Das ist so Vorschrift, und wenn ich mich daran halte, müssen es die anderen auch tun!"

Hannah Arendt, hilf! Da ist also jemand durchaus Argumenten gegenüber aufgeschlossen, was die Wirksamkeit der Maßnahmen betrifft, hält sich aber trotzdem daran, weil eine Vorschrift dazu existiert. Und nicht nur das, wenn er wider besseres Wissen mitmacht, haben das auch alle anderen zu tun. "Die" - damit sind die "Bild" und die "Tagesschau" gemeint - sagen es so, also wird sofort die mobile Infanterie gerufen, wenn jemand keine Maske trägt. Im Zug trage ich sie notgedrungen auch, weil ich keinen Ärger will, aber wenn ich jemanden "oben ohne" sehe, würde ich den Teufel tun, denjenigen anzuschwärzen. Dieser Drang, andere "auf Linie" zu bringen, war mir schon immer suspekt, vor allem, wenn durch das "Fehlverhalten" niemand zu Schaden kommt. 

Nachdem der Krieg in der Ukraine langsam zur Routine in den deutschen Medien geworden ist - heute hat mich das Wort "Atomwaffen" nur ganz kurz zusammenzucken lassen - nimmt Corona nun wieder an Fahrt auf. Die Affenpocken erwiesen sich medial als wenig durchschlagkräftig, vor allem, nachdem trotz politisch korrekter Berichterstattung durchdrang, dass die Risikogruppe nur in einer bestimmten Szene zu finden ist. Wenn es juckt und brennt, kommt das derzeit auch nicht von jenen Affenpocken, sondern von einer Gürtelrose, die sich verdächtig viele Menschen im Moment zuziehen. Weshalb auch verdächtig oft für eine entsprechende Impfung geworben wird. 

In Thüringen verschickte das Gesundheitsministerium gerade 1,3 Millionen Briefe an die Bürger, um diese noch einmal zur Impfung zu locken. Eigentlich hätte das Schreiben schon vor einigen Monaten verschickt werden sollen, aber es gelang dem Ministerium nicht, genügend Briefumschläge aufzutreiben - allein das wirkt schon abstrus. Das Schreiben selbst wurde nicht aktualisiert, es versichert selbstverständlich, wie harmlos das alles sei und wie gut für die allgemeine Gesundheit. Zwar existieren Datenerhebungen, die etwas anderes aussagen, aber wozu unnütze Warnungen verschicken, wenn man die Impfung anpreisen will wie saures Bier?

Wer sich in Deutschland ein solides Bild von den Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe verschaffen will, braucht die Findigkeit eines in Ehren ergrauten Trüffelschweins und gute Englischkenntnisse - denn fündig wird man vor allem in ausländischen Datenbanken. Zwar werden auch in den USA die Impfstoffe weiterhin als sicher angepriesen, gleichzeitig aber auch die Bürger aufgefordert, alle Nebenwirkungen zu melden, damit sich die Behörden ein Lagebild machen können. Es gibt auch Anweisungen, was man im Notfall tun kann. Als in Israel die ersten Fälle von Herzmuskelentzündungen bekannt wurden, begann sofort ein Forschungsteam mit der Analyse. 

In Deutschland ist es ziemlich schwierig, eine solche Meldung zu machen, schwieriger jedenfalls als jemanden wegen eines Maßnahmen-Verstoßes bei der Polizei anzuzeigen. Auch wenn die Medien mittlerweile über Bürger berichten, die sich mit ihren Beschwerden von ihren Ärzten nicht ernst genommen fühlen, ploppt sofort ein "Experte" auf, der erklärt, es handele sich um Einbildung. Das hat er offenbar durch Handauflegen herausgefunden. Die sogenannten "Faktenchecker" tuten ins selbe Horn. 

Warum ist unser Land so wissenschaftsfeindlich geworden? Nur am Einfluss von "Big Pharma" und Bill Gates kann es nicht liegen, obwohl letzterer fleißig an den "Spiegel" gespendet hat. Wie man an der misslungenen Energiewende sieht, kann unsere Politik etwas durchaus im europäischen Alleingang an die Wand fahren. Im Rest der Welt kehrt langsam wieder Vernunft ein, auch wenn es viel zu lange dauert. Spontan fällt mir nur ein Land ein, welches ähnlich autoritär verfährt: China. Das mögen deutsche Politiker schließlich auch wegen seines Sozialpunktesystems. Wollen wir hoffen, dass wir uns nicht auch eines Tages darin wiederfinden - dann kommt tatsächlich die mobile Infanterie, wenn einem mal die Maske verrutscht.



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