von Thomas Heck...
Es ist immer schön, wenn man Grüne mit ihren eigenen Waffen schlagen kann. Manchmal schlagen sich Grüne selbst gegenseitig mit ihren eigenen Waffen. So wie die Ankündigung des grünen Mannes, der für die Frauenquote kandidierte. Aber... er meinte es nicht ernst. Mit seiner Aktion wollte David Allison lediglich das Vorhaben seiner eigenen Partei, die Transition via „Sprechakt“ zum Gesetz zu machen, ad absurdum führen. Und das ist ihm gelungen... und lässt die Grünen ziemlich alt aussehen... ein kleiner Vorgeschmack auf eine Bundesregierung unter grüner Beteiligung.
David Allison führte die Trans-Politik seiner Partei vor.
Die Mitgliederversammlung meines Kreisverbandes findet in einer Mehrzweckhalle auf dem Land statt. Ich habe ein selbst erstelltes Flugblatt mitgebracht, das ich den Mitgliedern in die Hand drücke. Darauf stehen zwei Sätze aus dem Grundsatzprogramm und dem Frauenstatut: 1. „Alle Menschen haben ausschließlich selbst das Recht, ihr Geschlecht zu definieren.“ 2. „Von dem Begriff ‚Frauen‘ werden alle erfasst, die sich selbst so definieren.“ Bei einigen Leuten, die ich besser kenne, sage ich dazu: „Ich stelle mich heute Abend für den Vorstand zur Wahl. Als Frau.“ Lächeln, überraschte Blicke, Verblüffung.
Ich definiere mich heute als Frau und berufe mich auf unser Grundsatzprogramm
Die Versammlung wird eröffnet. Es folgt der Kassenbericht, 30 Minuten. Meine Anspannung steigt. Endlich: die Vorstandswahl. Der erste Wahlgang ist für die Frauenplätze. Y. meldet sich. Sie wolle weiterhin im Vorstand sein. Einen Moment lang passiert nichts weiter. Es wird in der Halle herumgeschaut, ob sich noch eine weitere Frau meldet. Ich stehe auf und sage: „Ich kandidiere.“ „Auf einem Frauenplatz?“, fragt ein Vorstandsmitglied. „Ja“, sage ich. „Ich bin eine Frau. Ich definiere mich heute als Frau und berufe mich auf das grüne Grundsatzprogramm und das Frauenstatut.“
Es wird still. „Du bist eine Frau und willst dich bewerben?“ – „Ja.“
Ich habe mich nicht verkleidet, mein Verhalten und äußerliches Erscheinungsbild sind wie immer. Mehr noch: Ich habe einen Dreitagebart und trage eine schwarze Chinohose und ein hellblaues Kragenhemd mit Cardigan. Ich sehe aus wie ein durchschnittlicher, spießiger, alternder Mann.
Nun berät sich der Vorstand und entscheidet schnell: Okay! Alles klar! Ich darf kandidieren. Jetzt werde ich zu meiner Kandidatur befragt. „Bist du wirklich eine Frau?“, ist die erste Frage. „Ich definiere mich als Frau“, antworte ich. „Wie fühlst du dich, wie weit ist deine Transition fortgeschritten? Kennst du schon andere Transmenschen? Hast du dich mit diesem Thema auseinandergesetzt?“ „Es geht nicht darum, wie ich mich fühle“, antworte ich, „sondern allein darum, dass ich mich als Frau definiere. Und ja, ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt.“
Keiner der 30 bis 40 anwesenden Mitglieder hat meiner Kandidatur widersprochen
Es wird wieder still im Raum. Ich schreite nach vorn zum Rednerpult, um eine kurze Bewerbungsrede zu halten. „Ich kandidiere für den Vorstand. Viele von euch werden mich kennen. Ich lebe in X. Ich war einige Jahre im Kreistag und im Kreisvorstand. Ich lebe in einer glücklichen lesbischen Beziehung mit meiner Cis-Gender-Frau. Wir haben zwei Kinder. Ich bewerbe mich auf einen Frauenplatz aufgrund der Regelungen im Grundsatzprogramm und im Frauenstatut. Dort steht nicht: ‚Wer sich glaubhaft, glaubwürdig oder plausibel als Frau präsentiert, gilt als Frau.‘ Es steht dort auch nicht: ‚Wer Perücke und Kleid trägt, darf sich als Frau verstehen.‘ Da steht ganz einfach: ‚Wer sich als Frau definiert, gilt als Frau.‘ Diese Regelung erlaubt es mir, mich heute Abend für einen Frauenplatz im Vorstand zu bewerben.“ (…)
Ich gehe zurück an meinen Platz. Es gibt keine weiteren Fragen.
Es wird abgestimmt. Ich bekomme drei Stimmen.
In der Pause gibt es draußen vor der Halle unterschiedliche Reaktionen. Mein Handeln wird teils als „provokant“ und teils als „positiv“ bewertet. Eine Frau sagt, sie glaube schon, dass man im falschen Körper geboren worden sein könne. Eine Mandatsträgerin ist aufgebracht. Sie fand die Aktion „Scheiße“. Die habe „verstörend“ auf die Mitglieder gewirkt. Aber das Wahlergebnis habe gezeigt, meint sie, dass die Partei gute Schutzmechanismen habe und nicht einfach irgendwelche Männer gewählt würden. Die Grünen Statuten, die der Vorstand in Zugzwang gebracht haben, stellt sie in keiner Weise in Frage. Die allermeisten Mitglieder zeigen mir gegenüber überhaupt keine Reaktion. In der Halle geht eine junge Frau ans Rednerpult und dankt mir für meinen Mut.
Ein reiner Sprechakt, die einfache Aussage „Ich bin eine Frau“, hat für die Anwesenden gereicht, mich parteirechtlich zur Frau zu machen. Verstörend, dass keines der 30 bis 40 anwesenden Mitglieder der Grünen meiner Kandidatur widersprochen hat. Der Vorstand hat die Kandidatur zugelassen und mich als ‚Frau‘ legitimiert. Niemand hat sich auszusprechen getraut: „Hier steht ein Mann.“ Mir dämmert: Meine Partei meint es ernst mit der Abschaffung des auf dem Körper beruhenden Geschlechtsbegriffs im Recht. Der Widerstand von meinen grünen Parteifreundinnen und -freunden, selbst wenn sie damit nicht einverstanden sind, lässt noch auf sich warten. „Ein grüner Mann darf alles“, denke ich.
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