von Thomas Heck...
Wenn die deutsche Luftwaffe in Israel übt, 72 Jahre nach dem Holocaust, zeigt es nicht nur die Normalität zwischen Israel und Deutschland an, sondern macht auch klar, was die deutsche Luftwaffe von der israelischen Luftwaffe lernen kann. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und den israelischen auf allen Ebenen so eng dermaßen vertrauensvoll wie nie zuvor und wie man es kaum erwarten würde, schaut man zeitgleich auf die Politiker in Deutschland, die zwar der deutsch-israelischen Freundschaft das Wort reden, aber hintenrum palästinensische Politiker als Freunde bezeichnen, ihre judenhassenden Reden im EU-Parlament als "inspirierend" bezeichnen oder die Renten der Hinterbliebenen von getöteten arabischen Terroristen finanzieren.
Nach 100 Jahren fliegt die deutsche Luftwaffe wieder über das Heilige Land – bei der weltweit größten Luftwaffenübung. Ein früherer Teilnehmer ist nicht mehr dabei, aber ein ehemaliger Israel-Feind.
„Es war ein sehr emotionaler Augenblick für uns, als die deutsche Luftwaffe in unserem Bunker parkte“, sagt Oberst Itamar, Kommandeur des israelischen Luftwaffenstützpunktes Uvda. Er sei gerührt gewesen, als vier Eurofighter des taktischen Luftwaffengeschwaders 73 Steinhoff aus Rostock in die Negevwüste kamen, zum Manöver, 72 Jahre nach dem Holocaust.
Oberstleutnant Gero von Fritschen, Kommodore des deutschen Geschwaders, spricht von einer „großen Ehre, zu den ersten deutschen Kampfpiloten zu gehören, die hier im Luftraum unterwegs sind“. In dieser Woche wird in Israels Wüste Geschichte geschrieben – erstmals seit 100 Jahren fliegen wieder deutsche Kampfflugzeuge durch den Himmel.
Damals waren Aufklärer der Königlich Bayerischen Luftwaffe über der Negevwüste geflogen, um die ersten Luftaufnahmen Palästinas zu machen. Nun nehmen 125 deutsche Soldaten zwei Wochen lang an dem Manöver teil, in dem täglich rund 100 Einsätze gegen Terroristen und der Luftkampf gegen Flugzeuge geübt werden.
Dabei simulieren israelische Experten Bodentruppen, die mit russischen Abwehrraketen ausgerüstet sind. Das Manöver sei für die Bundeswehr ein riesiger Gewinn, man könne in der Wüste viel tiefer und schneller fliegen als im „dicht besiedelten Deutschland“.
Militärische Kooperation zwischen Deutschland und Israel ist kein Novum. Deutsche Drohnen- und Hubschrauberpiloten werden in Israel ausgebildet. Allein 2017 fanden 80 gemeinsame Projekte zwischen beiden Armeen statt, 20 davon zwischen den Luftwaffen.
Ein Land fehlt: die Türkei
Doch früher fanden die Kontakte im Verborgenen statt – auch um es sich nicht mit arabischen Staaten zu verscherzen. „Blue Flag“ aber ist sehr prominent. Es sei auch ein „politisches Signal“, sagt der deutsche Offizier. Wenn arabische Staaten mit Israel im Kampf gegen den Dschihadismus kooperierten, warum nicht auch Deutschland?
Was das Manöver mit dem Namen „Blue Flag 2017“ außerdem besonders macht, ist, dass an ihr acht Nationen teilnehmen und viele andere dazukommen wollten oder Beobachter entsandten. Nicht umsonst sprechen die israelischen Offiziere von „aerial diplomacy“ – Luftwaffendiplomatie.
Sie soll demonstrieren, dass Israel trotz aller Kritik seiner Siedlungspolitik kein isolierter Pariastaat ist, und helfen, neue strategische Bündnisse im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind zu schmieden: dem radikalen Islam in aller Welt. Die Gästeliste des Manövers zeugt davon, dass die globalen Interessen sich im vergangenen Jahrzehnt massiv verschoben haben – und Jerusalem es verstand, neue Verbündete zu gewinnen.
Schaut man auf die Flaggen, die im gleißenden Wüstenhimmel wehen, fällt vor allem eines auf: die Abwesenheit der Türkei. Noch vor einem Jahrzehnt war Ankara für Israel ein Verbündeter und strategischer Nato-Partner. Israelische Kampfjets trainierten in der Türkei, die ihre Luftwaffe mit israelischer Hochtechnologie ausrüstete. Heute schafft es die türkische Luftwaffe nicht mal, unfallfrei an der syrischen Küste entlang zufliegen oder den Abschuss russischer Kampffjets zu vermeiden.
Die Machtübernahme Präsident Recep Tayyip Erdogans bereitete dem jedoch ein Ende. Der sympathisiert mit Muslimbrüdern und hat sich zum Schutzherrn der radikal-islamischen Hamas gemacht – des Erzfeinds Israels. Auch im Westen werden angesichts der autokratischen und neoosmanischen Tendenzen am Bosporus Zweifel laut, wie lange Ankara verlässlicher Nato-Partner bleiben kann.
Statt des weißen Halbmonds auf rotem Tuch weht das weiße Kreuz der griechischen Flagge. Dabei gehörte Athen zu den größten Kritikern der Israelis – auch wegen deren gutem Verhältnis zur Türkei. All das ist Vergangenheit. Inzwischen proben griechische und israelische Piloten jährlich gemeinsam. Und die griechische Armee gestattet den Israelis, Probeangriffe gegen ihre S-300 Luftabwehrraketen zu fliegen, um sich auf einen Einsatz gegen den Iran vorzubereiten.
Nichts demonstriert die Verschiebung globaler Interessen besser als die Präsenz indischer Piloten. Einst war Indien feindlich gegenüber Israel eingestellt. Der Subkontinent, der sich mühsam vom British Empire befreit hatte, betrachtete Israel als Teil einer feindlichen imperialistischen Achse. Aber auch in Delhi hat der radikale Islam den Imperialismus inzwischen als Feind ersetzt. Israel steht international gut aufgestellt da.
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