von Thomas Heck...
Die Bundeswehr hat einen neuen alten Feind. Denn nur Deutschland leistet sich etwas, was maßgeblich zu der heutigen Misere der Bundeswehr beiträgt. Sie haben Angst vor IS oder vor Al Kaida? Dann haben Sie es noch nicht mit einer der mächtigsten Organisation der Bundesrepublik Deutschland zu tun gehabt - Der Bundeswehrverwaltung. Vermutlich ein Novum im weltweiten Spektrum von Armeen.
In allen Armeen dieser Welt gibt es eine Verwaltung. Denn es müssen keine Soldaten sein, die Reisekostenanträge bearbeiten, Sprit und Munition einkaufen, den Wehrsold berechnen oder in Kasernen den Rasen mähen. Insofern ist eine Trennung sinnvoll, denn Soldaten sollen ihr militärisches Handwerk beherrschen und sich darauf konzentrieren. Das kostet viel Zeit für Ausbildung und Training und viel Geld für ansprechende Ausrüstung. Eine Verwaltung sollte daher Dienstleister für die Truppe sein und diese bei der Erfüllung ihres dienstlichen Auftrages im Frieden und im Einsatz tatkräftig unterstützen. Und so ist es sicher auch in allen Armeen dieser Welt. Nur nicht bei der Bundeswehr, wo 90.000 zivile Mitarbeiter 180.000 Soldaten verwalten.
Denn die Gründerväter des Grundgesetzes meinten, aus den Lehren des Nationalsozialismus ihre Schlüsse ziehen zu müssen, was durchaus sinnvoll war, und hatten es für weise befunden, die zivile Verwaltung nicht dem Militär unterzuordnen, sondern auf eine gleiche Stufe nebeneinander und gleichberechtigt mit den Streitkräften zu stellen, was nicht so sinnvoll war, wie sich heute immer mehr herausstellt.
Der Artikel 87b des Grundgesetzes legt fest, dass die Verwaltungsaufgaben der Bundeswehr von einer von den Streitkräften unabhängigen Verwaltung wahrgenommen werden müssen. Damit wollte man erreichen, dass sich kein Staat im Staate bilden kann und so die Streitkräfte besser unter Kontrolle gehalten werden könnten. Nun sind wir heute im Jahre 2014 und die Bundeswehr ist über den Zweifel erhaben, nicht auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen oder bei Nichtgefallen der politischen Führung südamerikanische Putschversuche durchzuführen, auch wenn dies vom friedensbewegten Gutmenschen aus dem grün-rot-versifften Spektrum dieser Bevölkerung gerne kolportiert wird, weil dies ins politische Konzept passt. Als ich noch aktiver Soldat war, wurden wir bei Wahlen immer aufgefordert, uns freiwillig als Wahlhelfer zu melden. Es kam dann immer wieder die Diskussion auf, ob dieser Wahlhelfer in zivil oder uniformiert auftreten sollten. Ich platzierte bei diesen Gelegenheiten gerne den Witz, dass natürlich die Uniform angesagt sei und wir den Soldaten auch einen Stahlhelm aufsetzen und diese bewaffnen sollten, dann würde es wie in Südamerika aussehen. Meist kam dieser Witz bei Vorgesetzten nicht so gut an, doch das nur am Rande. Genauso wie mein Witz, "Drei in einem Raum und einer arbeitet? Zwei Beamte und ein Ventilator", bei den Kameraden der Bundeswehrverwaltung auch nicht so gut ankam.
Wenn Ursula von der Leyen heute erkennt, dass die Führung des Verteidigungsministeriums eben nicht mit dem öffdentlichkeitswirksamen Erstellen von Image-Bildern oder dem Eröffnen neuer Kindertagesstätten getan sei, dann hat sie dafür ihre Zeit gebraucht. Und ich hoffe, Sie setzt diese Erkenntnis schnell um, die ein ehemals gedienter Soldat sofort gehabt hätte, weil er sich mit Grausen an seine Einkleidung oder noch besser an seine Auskleidung erinnern würde. Ich erinnere mich noch gut an den Fahrstuhlbediener der StOV (Standortverwaltung) Lüneburg, dessen einzige Aufgabe darin bestand, die einzukleidenden Soldaten aus dem Erdgeschoss in das 2. OG per Lastenaufzug zu befördern und dies mittels einer Strichliste penibel nachwies. Ich hoffe ehrlich, man hat den Mann bei Auflösung dieses Bundeswehrstandortes nicht im Aufzug vergessen... der Ungediente möge meinen Sarkasmus verzeihen. Doch jeder gediente Leser, der schon mal ein StOV-Kommando beim Rasenmähen beobachtet hat oder einen Schießbahn-Dergel bei der Arbeit, versteht mich.
Denn heute entscheiden Beamte der Bundeswehrverwaltung über Beschaffungen von militärischen Waffen, Großgerät und weiteren Ausrüstungsgegenständen, die in ihrem Leben ihren Schreibtisch nicht verlassen haben, außer für den Weg in die Kantine und in den Dienstschluss. Sie wissen nicht, was die Soldaten benötigen, woher auch, wenn es ihnen keiner sagt. Als im Zuge der Neuausrichtung der Streitkräfte aus Gründen der Attraktivitätssteigerung die Unterkünfte mit Flachbildschirmen und Kühlschränken ausgestattet werden sollten, wollte die Verwaltung neue Planstellen durchsetzen, die sicherstellt, dass diese Kühlschränke alle 4 Wochen auf die Einhaltung der Hygienevorschriften überprüft werden können. Wir hatten uns früher unsere Fernseher selbst mitgebracht, dass ging auch und ich erinnere mich noch gut, dass ein GEZ-Mitarbeiter meine Kompanie dahingehend überprüfen wollten, ob denn alle Soldaten ihre Fernseher angemeldet hatten. Ich höre heute noch sein Schimpfen, als ich ihn aus der Kaserne werfen liess und mir die zuständige Wache griff und prüfte, wie der Mann eigentlich Zutritt zum bewachten Bereich erlangen konnte. Doch das waren anderen Zeiten.
Als Reservestabsoffizier hatte ich auch Stabsbefehle für meine Wehrübungen zu erstellen und musste mich belehren lassen, dass diesem Befehl noch Verwaltungsbestimmungen hinzuzufügen seien. Früher war das ein kleiner Satz. Ich möchte dem geneigten Leser nicht vorenthalten, was heute dort reingehört...
Unter 6. Verwaltungsbestimmungen heißt es dort:
Gregor Gysi zeigte sich angesichts der möglichen Dislozierung von Bundeswehr-Einheiten in der Ukraine, vielleicht noch an der russischen Grenze, tief besorgt. Er sorgt sich nicht um unsere Soldaten, sondern um die russischen Soldaten, die in der Ukraine mit ihren Panzern auf Urlaubsreise sind. Ich kann ihm versichern. Seine russischen Freunde sind außer Gefahr, weil sie einen mächtigen Verbündeten haben. Die deutsche Bundeswehrverwaltung.
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