von Thomas Heck...
Auf Fotos werden Windkraftanlagen oft so aufgenommen, als ob sie ganz klein und putzig wären, wie diese bunten Plastikrädchen, die man in seine Blumenkästen stecken kann. Ein bisschen Pusten - und das hübsche Ding dreht sich wie verrückt. Wie riesig diese Anlagen inzwischen sind, erkennt man oft erst, wenn man an einer vorbeifährt und das daneben stehende Auto wie aus der Spielzeugkiste gefallen aussieht. Wenn Linke und Grüne sich jetzt ohnehin für die Aufweichung der Abstandsregelungen einsetzen, wäre es möglich, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Wir bauen einfach Wohnungen in die Anlage ein! Gut, auf der Seite, wo die Rotoren sind, kann man die Fenster nicht öffnen, aber das spart dann noch zusätzlich Heizung. Die Idee, das traute Heim durch Eigenwärme aufzuheizen, geistert schließlich schon länger durch die Öko-Szene. Ein wenig Müffel muss man dann schon in Kauf nehmen - heute nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Freiheit Europas.
Da hat es das Windrad besser als wir, denn wie ich vor einiger Zeit mit Erstaunen las, werden zumindest seine Rotoren bei drohendem Frost beheizt, da sie durch die Ummantelung mit Eiskristallen zu schwer werden, um sich noch halbwegs effektiv zu drehen. Aus diesen Kuriositäten heraus erspann meine Fantasie ein Szenario, das sämtliche Zukunftspläne der Grünen für die deutsche Energieversorgung über den Haufen werfen könnte. Schon im bestehenden Plan der Umstellung auf erneuerbare Energien steckt ein dicker Wurm: Das Kölner Stadtmotto "Es ist noch immer gut gegangen" ist eine schlechte Grundlage für die Zukunftsplanung. Besäße ich ein altes Auto, das mich noch zuverlässig zur Arbeit und zurück bringt, würde ich es nicht zum Schrottplatz bringen, wenn ich das Geld für ein neues noch nicht gespart habe. Vielleicht hat ein Kollege mal in der Kantine etwas Positives über Fahrgemeinschaften gesagt, deshalb kann ich aber nicht sicher davon ausgehen, dass er mich im Ernstfall auch morgens abholt. In der Energiewende steckt viel Spekulation - genau wie im Sozialismus: "Wenn die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind, dann wird es prima funktionieren, ehrlich, ihr blöden Miesmacher!"
Nur: Davon haben wir in der gegenwärtigen Situation nichts. Aber gerade in den letzten Wochen keimt in mir immer wieder der Verdacht auf, den Grünen und ihren Sympathisanten käme die Ukraine-Krise so unrecht nicht. Da ist zum einen die unverhohlene Begeisterung, sich durch immer straffere Sanktionen mit unserem Handelspartner Russland anzulegen, von dem wir nun einmal abhängig sind, was Gas- und Öllieferungen angeht. Zwar hat wohl auch Habeck nicht damit gerechnet, dass Putin ihm den Stinkefinger zeigt und nun einfach selbst die Gaslieferungen drosseln lässt - Reparaturen an der Pipeline, zwinker! - aber das gibt dem Windrad-Freund nur weiteren Auftrieb im Werben um seine heißgeliebten erneuerbaren Energien. In unseren Nachbarländern können sich selbst Grüne mittlerweile mit modernen Kernkraftwerken arrangieren - nur Deutschland stampft mit dem Fuß auf - und hofft, dass der Rest Europas im Notfall schon einspringen wird.
Im Schlepptau der Debatte sollen den Bürgern dann noch zusätzlich weitere Lieblingsprojekte der grünen Missionare aufs Auge gedrückt werden: Lastenräder, Fleischverzicht und Tempolimit - weil Putin sicherlich unverzüglich seine Truppen aus der Ukraine abzieht, wenn auf Deutschlands Autobahnen nur noch 100 gefahren wird. Muss man mit dem Lastenfahrrad erst einmal schaffen. Klassische ökologische Ideen, die zum Beispiel in Kalifornien oder Japan längst gelebt werden, interessieren unsere Grünen nicht. So etwa die Bepflanzung des städtischen Raums für mehr Lebensqualität oder das "Urban Gardening" - macht Letzteres etwa die Bürger zu selbständig? Unsere Grünen sind wohl die einzigen Grünen auf der Welt, die Bäume hassen. Deshalb sind diese jetzt auch "voll Nazi", erklärte kürzlich die TAZ. Deutschland droht deshalb das Schicksal der Osterinsel: Auch dort holzten die Bewohner alles ab, um ihre Götzen aufstellen zu können.
Was aber - und das ist meine eingangs benannte Fantasie - wenn uns mitten in der Umstellung auf die Windkraft die Puste ausgeht? So eine Windkraftanlage ist keine rein mechanische Konstruktion, sie wird durch eine sensible Software gesteuert und beherbergt eine Menge empfindliche Elektronik - gerade die reagiert aber beleidigt auf die schwankenden Stromflüsse, welche von ihrem "Muttergerät" produziert werden.
Die Anlagen müssen zudem energieintensiv gebaut werden, unterliegen einem gewissen Verschleiß und brauchen Ersatzteile. Das alles produziert sich nicht von allein. Hinzu kommt selbstverständlich auch die Logistik, um die Einzelteile an den Bau- und Einsatzort zu bringen, das lässt sich nicht auf Baumstämmen bewältigen, wie es die Bewohner der Osterinsel mit ihren Götzen machten. Schon für ein Rotorblatt kommt ein Schwertransporter zum Einsatz, der ordentlich Diesel säuft. Zu unserem Glück kommt es dabei nur selten zu Unfällen - denn der Rotor mäht alles nieder, was sich ihm in den Weg stellt: Leitplanken und Autos im Gegenverkehr. Wenn man bedenkt, dass die Nutzungsflächen für Windkraftanlagen noch ausgeweitet werden sollen, muss noch eine Menge Material transportiert werden (und nach etwa 20 Jahren wieder abgeholt). Man könnte dies natürlich auch mit Pferdefuhrwerken erledigen, das dauert dann nur länger. Dann vielleicht doch lieber ein kleines Kernkraftwerk?
Was ist eigentlich aus den kleinen Windkraftanlagen geworden, die man sich als Skulptur in den Garten stellen konnte, so es einen nach gewisser Unabhängigkeit gelüstete? Mich wunderte, dass die Werbung dafür komplett aus dem Internet verschwunden war und ich auch keine Bilder mehr finden konnte. Letztens unterhielt ich mich mit einer Kollegin darüber: In Deutschland ist dafür kaum noch eine Genehmigung zu bekommen. Auch das ist bezeichnend für unser Land: Der große Fehlschlag hat bitte zentralisiert stattzufinden. Wenn wir schon auf die Nase fallen, dann bitte richtig!
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