von Thomas Heck...
Über die tendenziöse Berichterstattung über Israel in ARD und ZDF haben wir uns hier auf dem Heck Ticker schon häufiger erregt. Oft werden Ursache und Wirkung verwechselt, Täter zu Opfern gemacht und so Ressentiments gegenüber dem jüdischen Staat geschürt, was durchaus Antisemitismus befeuert. Es manifestiert linken weil journalistischen Antisemitismus.
Tendenz-Journalismus, also Pfusch, erkennt man leicht, schreibt dazu Michael Wolffsohn im FOCUS. Und fährt fort: Leicht erkennbar machen es einem oft sogar die in ihrer politischen Berichterstattung angeblich hochqualitativen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Besonders leicht macht es uns das ZDF. Das jüngste Beispiel für Pfusch beim ZDF: Die Xpress-Meldung der „heute“-Redaktion vom 21. November. Überschrift. „Israel: ein Palästinenser erschossen“. Fakt oder Fake?
Ein Palästinenser, maskiert als orthodoxer Jude bewaffnet mit Gewehr und Messer, hatte in der Jerusalemer Altstadt einen 20-jährigen Israeli erschossen und zwei weitere Israelis verletzt; einen davon schwer. Sekundenschnell kamen israelische Sicherheitskräfte. Sie erschossen den Mörder. Er gehörte zur Hamas-Terrortruppe.
Die ZDF-Meldung: „Die israelische Polizei hat am Eingang zum Tempelberg einen Palästinenser erschossen. Der Mann habe zuvor einen Israeli getötet und mindestens vier weitere verletzt.“ Es waren „nur“ zwei Verletzte. Schlechte Recherche. Passiert oft.
Zuerst hört man, die israelische Polizei „hat“ den Palästinenser erschossen. „Hat“ ist Indikativ, also die „Wirklichkeitsform“. Die bedeutet: Das Feuer eröffnet haben die Israelis. Schlimm. Schlimmer: Sie haben nicht nur auf einen Palästinenser geschossen, sie haben ihn erschossen. Am Tempelberg. Einst der heiligste Ort der Juden. Seit dem späten 7.und dem frühen 8. Jahrhundert stehen auf diesem Hügel (kein „Berg“) die al Aksa- und Omar-Moschee. Muslimische Heiligtümer. Juden? Haben hier nichts zu suchen, verkünden Palästinenser-Politiker. Ebenso die UNESCO im Oktober 2016. Gegen alle Fakten unterschlug sie 2016 in einer Entschließung den historischen Bezug des Tempelbergs zum Judentum. Auch wer die Details nicht kennt, versteht: „Die“ Juden sind „die“ Bösen.
Das ZDF stellt Israel als Killerstaat dar
Weiter im tendenziösen ZDF-Text: „Der Mann habe zuvor einen Israeli getötet und mindestens vier weitere verletzt.“ Habe ist Konjunktiv, also die „Möglichkeitsform“. Das ZDF will damit sagen: Es wäre nur möglich, dass jener Mann zuerst einen Israeli erschossen habe. Von einem Mann ist die Rede, nicht von einem Terroristen oder wenigstens einem ein mutmaßlichen Terroristen. Durch Satz 1 + 2 werden Israelis – wie so oft – als Killer beschrieben.
Kann man dem ZDF mildernde Umstände zubilligen? Der gewählte Konjunktiv („habe“) könnte indirekte Rede sein, also irgendeine Quelle wiedergeben. Fehlanzeige. Es sei denn, im Politik-Flaggschiff des Zweiten deutschen (!) Fernsehens kenne man nicht die deutsche Sprache.
Mit einer Überschrift und zwei kurzen Sätzen schafft es das ZDF (nicht zum ersten Mal) Israel als Killerstaat darzustellen. Kein Wunder, dass angesichts jahrelanger Tendenzmeldungen dieser nicht nur ZDF-Art Israel für die Bundesbürger zu den weltweit unbeliebtesten Staaten gehört. Israel ist (auch lange vor der Netanjahu-Ära) ungefähr so unbeliebt wie das steinzeitkommunistische Nord-Korea oder der Mullah-Iran. Israel ist unbeliebter als die Diktaturen Chinas oder Russlands oder Erdogans Türkei. Jahr für Jahr dokumentieren Umfragen diese Tatsache. Dieses Israel-Bild ist nicht vom Himmel gefallen. Auch im Zeitalter der Sozialen Medien ist das Fernsehen ein Leitmedium. Nicht mehr „das“, aber eben immer noch ein Leitmedium. Steter Anti-Israel-Tropfen höhlt den Stein der Israel-Sympathie.
Auch bezüglich des Israel-Zerrbildes konkurrieren ZDF und ARD. Doch jüngst hat sich das ZDF demonstrativ an die Spitze der Bewegung gestellt. Das dokumentiert der Fall Nemi el Hassan.
Die 1993 in Deutschland geborene Journalistin Nemi el Hassan setzt sich mit ihrem scharfen Verstand sowie mit Leib und Seele propagandistisch für die „Sache der Palästinenser“ ein. Das kann man gut verstehen. Ihre Eltern sind palästinensische Araber, ihre Vorfahren flohen aus Israel und lebten im Libanon. Von dort flohen ihre Eltern 1991 vor dem Ewigen Bürgerkrieg nach Deutschland. Die Tochter geizt nicht mit Antiisraelismen und Antizionismen, die nicht selten an Antisemitismen grenzen. Die Grenze wird dabei eher oft als selten überschritten. Das ist in unserer Demokratie ihr grundgesetzlich gesichertes Recht. In Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten jedoch hat Propaganda – zumindest formalrechtlich – nichts zu suchen. Trotzdem wollte der WDR der jungen Frau die Moderation einer wichtigen Sendung übertragen. Es hagelte Proteste. Der WDR zog die Reißleine.
In der „Berliner Zeitung“ vom 2. November 2021 holte die Journalistin zu einem Rundumschlag aus: „Ich bin Palästinenserin – Deal with it“. Hätten etwa AfD-Politiker diese ohne Wenn und Aber zweifellos deutsche Journalistin als „Palästinenserin“ bezeichnet, wäre mit einem Sturm der Entrüstung zu rechnen. Offenbar hat die ansonsten scharfsinnige Frau übersehen, dass sie Öl ins integrationspolitische Feuer gießt. Ein Bärendienst für die deutsche Demokratie, welche durch die öffentlich-rechtlichen Sender eigentlich gestärkt werden soll. Dafür arbeiten wir alle und zahlen Steuern. Soll man das Missbrauch nennen?
Außer von der Bild-Zeitung fühlte sich Frau el Hassan, so jener Artikel, besonders von „rechtsextremen Internet-Aktivisten“ verfolgt. Kein Wort davon, dass auch der vom unaufgeregt-sachlichen Josef Schuster geführte Zentralrat der Juden gegen die ursprüngliche WDR-Absicht protestiert hatte. Noch im Sommer 2021 hatte sie über die Sozialen Medien neben extrem Antiisraelischem auch Antijüdisches abgesetzt. In der „Berliner Zeitung“ zitierte sie zu ihrer Verteidigung die immerselben Alibijuden, die grundsätzlich die israelische Regierungspolitik und diasporajüdische Vertreter kritisieren und innerhalb der jüdischen Gemeinschaft eine Mini-Minderheit darstellen. In ihrem Artikel sowie in ihren Internet-Auslassungen verzerrt Frau el Hassan Israel zum Killerstaat. Anders als von „Bild“ kennen wir dieses Bild von anderer Seite. Subtiler als Frau el Hassan präsentiert es, wie gezeigt, das ZDF.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey beschäftigt Antisemiten beim ZDF?
Zunächst hatte der WDR im Fall el Hassan Zeit gewinnen und den Sturm vergessen lassen und weiter beschäftigen wollen. Dann aber bekam man im WDR Angst vor der eigenen Courage. Anders das ZDF. Nach den stürmischen Netz-Meldungen und ihrem Sturm-und-Drang-Artikel vom 2. November stellte sich das ZDF am 4. November an die Spitze der Pro-el-Hassan-Bewegung. Man werde die Zusammenarbeit mit Frau el Hassan für „funk“, das vom ZDF betreute „Content-Netwerk von ARD und ZDF“, fortsetzen. „Funk“ versucht mit jährlich rund 45 Millionen Euro, „Menschen zwischen 14 und 29“ zu erreichen. Ein Drittel finanziert das ZDF, zwei Drittel die ARD (Überraschung?). Daher ist auch hier die ARD nicht nur Zuschauer.
Auf einer ZDF-Podiumsdiskussion in Frankfurt am Main habe ich am Abend des 4. November Chefredakteur Peter Frey wegen der ZDF-Entscheidung vom selben Tag kritisiert: Das ZDF könne man nicht „antisemitisch“ nennen, aber deswegen könne es auch keine Antisemiten einstellen. Peter Frey „verwahrte“ sich gegen die „Unterstellung“, eine Mitarbeiterin des Hauses sei antisemitisch. Ich fragte ihn in Frankfurt und frage hier ganz allgemein: Vielleicht sollte man die Mehrheit der Juden darüber entscheiden lassen, was antisemitisch ist oder nicht? Auf andere Betroffene wird Rücksicht genommen. Betrifft Antisemitismus und Antiisraelismus die Juden nicht?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen