von Thomas Heck...
Heute hat der BER eröffnet. Endlich. Schön ist er geworden, sagen einige. Anderen ist er zu altbacken. Doch das ist alles sowieso eine Frage des Geschmacks. Doch egal, was man von ihm halten mag, die Frage muss erlaubt sein, was an diesem Gebäude, wo die Einrichtung so aussieht als hätte man die Vertäfelung des abgerissenen Palasts der Republik verbaut, 6 Mrd. Euro gekostet haben soll?
Als Kind war ich häufig am Wochenende in den 70er-Jahren am Flughafen Tegel und streifte dort mit meinem Kumpel Erik stundenlang umher, um den Flair des Travellers zu erhaschen. Bei dem heutigen Gebäude des BER wären derartige Ausflüge spätestens nach 30 Minuten langweilig geworden. Wo zum Henker sind also die 6 Mrd. Euro verbaut worden? In den Rolltreppen steckt das Geld jedenfalls nicht, so viel ist klar.
Der neue Flughafen geht am Sonnabend in Betrieb. Er wirkt bieder und unwichtig, er sieht gar nicht nach Großstadt aus, meint Gunnar Schupelius.
Die Corona-Verordnungen halten Berlin in Atem. Ganz unbemerkt und wie nebenbei öffnet gleichzeitig der neue Großflughafen BER. Der Bahnhof unter dem Terminal ist schon in Betrieb, am Sonnabend beginnt der Flugverkehr.
Achteinhalb Jahre haben wir auf diesen Tag warten müssen, die Eröffnungsfeier war für den 24. Mai 2012 geplant. Die Spannung war erst groß, dann nahm sie ab, man wurde der Skandale, Mängel und der Geldverschwendung überdrüssig, die diesen Flughafen wie einen Fluch verfolgten.
Mit dem Lockdown im März brach der Flugverkehr fast vollständig zusammen und hat sich seitdem erst wenig erholt. Also kommt dem Flughafen derzeit keine große Bedeutung zu. Es ist ruhig dort und wird es nach der Eröffnung bleiben.
So unspektakulär wie seine Eröffnung ist aber auch das Gebäude selbst. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup lud die Journalisten zum Rundgang vor der Eröffnung ein. Wir bekamen keinen Großflughafen zu sehen, wie der BER immer genannt wurde, auch kein internationales Drehkreuz, sondern eine Anlage, die man eher in einer mittleren Provinzstadt vermuten würde. Alles wirkt bieder und unwichtig, es sieht nicht nach Großstadt aus.
Die Haupthalle (222 Meter lang, 180 Meter breit, 32 Meter hoch) hat man schnell durchquert und fragt sich verwundert, ob es nicht irgendwo noch weitergeht. Auf dem Boden aus hellen Kalksteinfliesen stehen verstreut und würfelförmig die Service-Theken.
Die Oberfläche dieser Möbel besteht aus dunklem Nussbaumfurnier. Dahinter, über dem Security-Bereich, erhebt sich eine ganze Nussbaumwand mit quadratischen Fächern, die aussieht, wie ein mächtiges Ikea-Regal. Über allem schwebt das Kunstwerk „Fliegender Teppich“ von Pae White, das an ein zerrissenes Bettlacken erinnert.
Restlos banal wirken die übrigen Gebäude: Parkhäuser mit Fassaden aus feinem grauen Maschendraht, unscheinbare Flachbauten für ein Hotel und die Verwaltung und gräuliche Arkaden am Willy Brandt-Platz vor dem Terminal. Diese Baustile sollten an die berühmten Architekten Karl Friedrich Schinkel und an Martin Gropius erinnern, wurde uns erklärt. Sie erinnern eher an ein abgelegenes Gewerbegebiet.
Und für dieses bisschen Mittelmaß wurden also insgesamt mehr als sechs (!) Milliarden Euro ausgegeben? Man möchte abermals heulen und weinen, wenn man daran denkt. Gerade weil der BER so unaufregend und unscheinbar daher kommt, ist es noch schmerzhafter.
Wenn für das viele Geld wenigstens ein Tempel entstanden wäre, zu dem man aufschauen könnte, den die Welt beachten würde, dann wäre das ein Trost gewesen. So aber bleibt dieser kleinste Hauptstadt-Flughafen der Welt ein Mahnmal für das größte Grab der Steuergelder, das es in Berlin seit 1945 gegeben hat.
Augen zu und durch: Nutzen wir diesen Airport! Wir werden uns an ihn gewöhnen. Einen anderen haben wir ja nicht.
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