von Thomas Heck...
Das Recht der freien Rede war einmal. Diese Zeiten sind vorbei. Zwar darf jeder alles sagen, aber nicht ohne anschließend bei nicht politisch korrekten Sprech, öffentlich den Kotau machen zu müssen. Sonst gibt es Konsequenzen. Soziale Ächtung, berufliche Nachteile bis hin zur wirtschaftlichen Vernichtung.
Serdar Somuncu musste jetzt kleinlaut den Schwanz einziehen, als er es in einem Podcast für heutigen Ohren etwas übertrieb. Doch hören Sie selbst...
Deutsche Comedy, 2020. Bin sprachlos. pic.twitter.com/Y8OUXHO4cx
— Malcolm Ohanwe (@MalcolmOhanwe) September 14, 2020
Für öffentlich Personen können solchen Aussagen allerdings im Kontext des allgemeinen aktuellen Irrsinns gefährlich werden, können schlimmstenfalls zur wirtschaftlichen Vernichtung führen. Denn so macht man heutzutage den politischen Gegner mundtot. So machten das Diktaturen schon immer. Der Shitstorm in Sozialen Medien ist das moderne Niederschreien des Gegenüber in der Debatte, dem Ausschalten des Diskurses.
Natürlich kann de jure jeder seine Meinung freie äußern. De facto ist das aber schon eingeschränkt. Wir müssen alle lernen, einfach mal die andere Meinung zu ertragen, auch wenn es schwer fällt, auch wenn es wehtut. Die Alternative wäre eine Ende der freien Sprache. Am Ende steht die WELT mit der Entschuldigung. Was für eine erbärmlich Welt...
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat für einen Podcast-Ausschnitt mit Serdar Somuncu um Entschuldigung gebeten. Dieser Ausschnitt habe den Eindruck rassistischer und sexistischer Klischees erweckt. Zuvor kursierte auf Twitter ein Ausschnitt der ersten Folge des neuen Radioeins-Podcasts „Schröder und Somuncu“ der Satiriker Florian Schröder und Somuncu.
„Radioeins übernimmt dafür die Verantwortung und entschuldigt sich auch im Namen der beiden Protagonisten bei all den Menschen, die sich deshalb beleidigt oder herabgewürdigt fühlen. Radioeins hatte niemals die Absicht, rassistische oder sexistische Stereotypen zu befördern“, teilte der öffentlich-rechtliche Sender am Dienstag in einem Statement mit.
In dem gut drei Stunden langen Podcast geht es unter anderem um Äußerungen, die in der Öffentlichkeit verbreitet werden. Anders als im Privaten – so Schröder – sei das, was man in der Öffentlichkeit verbreitet, Inszenierung.
Bei „Cancel Culture“ legt Somuncu los
Schröder kritisierte, es gebe auch eine Grundhaltung, dass alles, was man öffentlich äußere, auch das sei, was man privat denke. Es ging auch um den Begriff „Cancel Culture“ – also den Boykott von denjenigen, denen man diskriminierende Aussagen vorwirft. Schröder sagte, er sei bei dem Thema ambivalent.
Dann äußerte Somuncu in dem besagten Podcast-Ausschnitt, das sei ihm „scheißegal“. Und lässt eine Tirade der politischen Unkorrektheit los: „Ob das Zigeunerschnitzel heißt oder Mohrenwirt, ist mir egal. Die Leute sollen sich f**** und stunden- und tage- und wochenlang im Internet diskutieren, ob das berechtigt ist, oder nicht.“ Solange es nicht unter Strafe stehe, sage er „N****“. Weiter regt Somuncu sich über Leute auf, die sich über so etwas echauffierten: Das seien vor allem hässliche Frauen, die keinen Sex hätten. Aussagen, für die Somuncu nun selbst einstecken muss.
Der Podcast wurde nach Angaben des Senders live eingesprochen und in dieser Form so belassen und nicht mehr bearbeitet. Auf Twitter gab es harsche Kritik an dem Podcast-Ausschnitt, andere wiederum verwiesen darauf, dass es eine bewusste und gezielte Provokation gewesen sei.
RBB bereut, das Gespräch nicht geschnitten zu haben
Vom RBB hieß es: „Die veröffentlichten Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissen und können ohne Kontext nicht verstanden und bewertet werden. Auch der veröffentlichte Podcast-Ausschnitt ist als satirische Überspitzung zu sehen, eine gezielte Provokation, die im besten Fall beim Publikum einen Denkprozess in Gang setzt.“
In diesem Fall sei die Idee gewesen zu zeigen, wie in einer verkürzten Medienöffentlichkeit wenige Äußerungen ausreichten, um Menschen zu provozieren, was im Podcast zuvor auch thematisiert wurde.
Nach der Live-Ausstrahlung bei Instagram hätte Radioeins den Podcast redaktionell bearbeiten müssen, die missverständlichen Passagen einordnen beziehungsweise herausnehmen müssen, wie der Sender weiter betonte. „Es tut uns leid, dass es zu diesen Missverständnissen gekommen ist.“
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