von Mirjam Lübke...
Was soll man von einer Erklärung zum "antimuslimischen Rassismus" halten, die uns gleich in der Einleitung einen dicken Bären aufbinden will? So versucht man uns zu vermitteln, der Begriff "Islamophobie" sei in den Neunzigern in einem britischen Think Tank entstanden. Da ist wohl dem Verfasser der wahre Urheber ein wenig peinlich gewesen: Der gute Ayatollah Khomeini, der zunächst Frauen als islamophob bezeichnete, die sich weigerten, ihren Kopf zu bedecken.
Später wurde jede Kritik an seinem Regime zur "Islamophobie", und der Begriff machte Karriere, um auch jegliche Kritik an der Ideologie abzuschmettern. In der europäischen Öffentlichkeit macht sich heute der Eindruck breit, als gäbe es für den Iran und viele arabische Länder keine Alternative zu einem durch den Koran geregelten Staatswesen, dabei waren selbst die Anhänger des "Panarabismus", die dem Westen äußerst misstrauisch gegenüberstanden, recht weltlich eingestellt. Noch der ägyptische Präsident Nasser fand die Vorstellung albern, Frauen zum Kopftuch zu nötigen.
So stecken die Ausführungen der Bundeszentrale für politische Bildung in mancher Hinsicht voller Nudging, so als seien sie den Autoren von einer muslimischen Interessenvertretung in die Tastatur diktiert worden. Ein deutlicher Einfluss lässt sich nicht ableugnen, denn man wird sich muslimische Berater ins Haus geholt haben. Nun ist es nicht verwunderlich, dass diese ein Interesse daran haben, den Islam möglichst positiv zu präsentieren, dazu muss man noch nicht einmal von der gefürchteten "Taqqiya" ausgehen, es ist das, was Lobbyisten eben tun. Allerdings treffen sie dabei auf sehr gutmütige Gesprächspartner, die eifrig nickend alles übernehmen, was ihnen angeboten wird.
So gelingt auch der Dreh, aus der Angst vor muslimisch motivierten Terrorismus eine irrationale Befürchtung zu machen und die Gewaltkarte dem kritischen Beobachter unterzuschieben. Während es als Tabu gilt, einen Zusammenhang zwischen den Versen des Koran und Anschlägen auf Nichtmuslime zu sehen - wir kennen alle die Klimmzüge, welche zur Ablenkung bemüht werden - gehört es inzwischen fast zum guten Ton, jedem Islamkritiker eine zumindest latente Gewaltneigung zu unterstellen. In jedem von ihnen steckt ein potentieller Anders Breivik oder Hanau-Attentäter, so das vermittelte Bild.
Jedoch: Genau wie es eine Menge Muslime gibt, die ihre Religion lediglich privat leben und einfach ihre Ruhe haben wollen, so treibt diese Motivation eben auch die meisten Kritiker an: Sie möchten die Gewissheit, im öffentlichen Raum nicht ständig mit den Folgen gescheiterter Integration konfrontiert werden. Nur, weil ich den Islam als Ideologie ablehne, heißt das nicht, dass ich einer Muslima das Kopftuch herunterreiße.
Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, seinen heiligen Zorn, egal aus welcher Quelle er sich speist, nicht an seinen Mitmenschen auszutoben. Wer an die Zivilisation appelliert, sollte sich auch zivilisiert verhalten und weder an Kopftüchern reißen noch behaupten, erst diese machten eine "anständige" Frau aus.
Aber der Opfermythos geht noch weiter. Auch in diesem Fall bekommen unsere Lobbyisten einen einzigartigen Twist hin. Schon seit einigen Jahren erklärt man uns Islamophobie und Antisemitismus seien irgendwie dasselbe, die Stereotype glichen sich und ohnehin seien Muslime die "neuen Juden". Für Juden ändert sich dadurch freilich nichts, es ist schließlich nicht so, als ob der Antisemitismus plötzlich transformiert und auf Muslime übergegangen wäre. Man erbt zwar gern den Status des Opfers, aber das heißt deshalb nicht, dass man es liebt.
Man kann es jetzt sogar unbekümmert hassen, denn schließlich ist man zumindest in den Augen linker Antisemitismusforscher irgendwie auch ein Opfer des Faschismus. So gelingt mühelos der Spagat, den Begriff "Jude" zwar als Schimpfwort zu benutzen und dem Beschimpften die Pest an den Hals zu wünschen, aber gleichzeitig Liebling der Deutschen zu sein. Sind wir nicht alle Semiten?
Während die den Juden vorgeworfenen Ritualmorde niemals begangen wurden, islamisch motivierte Anschläge aber sehr wohl, sind letztere plötzlich in der Bewertung gleichgestellt. Auch das ist höchst perfide, denn in arabischen Ländern finden moderne Varianten der Ritualmordlegende weite Verbreitung. Auch das ist keine neue Erkenntnis, Henryk M. Broder schrieb schon vor zehn Jahren über dieses Phänomen - und wurde prompt zum Islamophobiker erklärt.
Das Kurioseste an all diesen Ausführungen ist jedoch, dass nach Jahren der intensiven Beschäftigung mit allen Themen rund um die Integration und den Islam noch immer steif und fest behauptet wird, man würde nicht genug gehört und hätte keine Stimme in der Öffentlichkeit. Dabei gibt es wohl keine Religion, die von den Medien und der Politik mehr unterstützt, gehegt und gepflegt wird.
Da können Christen und Juden inzwischen vor Neid erblassen.
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