von Thomas Heck...
ZDF zoom deckt auf und hakt nach. So heisst es selbstbewusst mit dem prallen Geldbeutel des Zwangsgebührenbeitragszahlers. Dennoch lohnt es sich einmal, bei diesen Sendungen etwas genauer hinter die Kulissen und den Machern auf die Finger zu schauen, damit berufliche Anerkennungen insbesondere medizinischer Qualifikationen zum Beispiel bei Hebammen nicht ausschließlich durch Handauflegen erfolgen. Denn selten ist die Realität so wie das ZDF sie sieht. Und so hat es sich ganz schnell ausgezoomt. So wie bei der dieser ZDF zoom-Sendung.
Die Iranerin Gelareh Sadat-Akhavi ist Hebamme, hat studiert und viele Jahre an Kliniken in ihrer Heimat praktiziert. Doch in Deutschland darf sie nicht arbeiten. Seit über einem Jahr wartet sie auf Anerkennung ihrer Arbeitszeugnisse durch die Behörden. Selbst nach einem Praktikum im Krankenhaus ging es für sie nicht wirklich voran. "ZDFzoom"-Autorin Rita Knobel-Ulrich hat die Frau noch einmal besucht und musste feststellen: Statt endlich als Hebamme zu arbeiten, eigenes Geld zu verdienen, lernt die Iranerin nun "Integrationscoach". Eine Umschulungsmaßnahme, vom Staat finanziert. Gelareh Sadat-Akhavi soll anderen Flüchtlingen helfen, bei Anträgen, Behördengängen und auch bei der Suche nach Arbeit.
Dass es auch anders geht, hat Autorin Knobel-Ulrich im Fall eines syrischen Optikers erlebt. Monatelang kämpfte sich Jalal Al Debes durch den Bürokratiedschungel. Die Berichterstattung bei "ZDFzoom" löste offenbar ein Umdenken aus: Plötzlich ging alles viel schneller. Die Handwerkskammer setzte alles daran, die Unterlagen des Syrers anzuerkennen, heute hat er einen Job und ist glücklich.
Bei der Hebamme war der Fall dann doch nicht so einfach, wie die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung mitteilen musste. Gut, dass nicht ZDF zoom derlei Dinge entscheiden kann:
„Wir sind dem Fall schon im vergangenen Jahr nachgegangen. Leider konnte Frau Sadat-Akthavi weder Stundennachweise aus Ihrem Studium noch die geforderte praktische Berufserfahrung nachweisen, sodass die im Iran absolvierte Ausbildung nicht als gleichwertig anerkannt werden konnte. Auch in einem Praktikum an einer der größten Geburtskliniken Berlins wurde festgestellt, dass sie sowohl in Theorie als auch Praxis zu große Wissenslücken hat, um ohne weiteres als Hebamme tätig werden zu können. Das LAGeSo konnte daher Frau Sadat-Akthavi nicht ohne weiteres als Hebamme anerkennen, hat sie aber vom LAGeSo ausdrücklich auf die Möglichkeiten hingewiesen, auf anderem Weg eine Berufsanerkennung zu erreichen. Das ist derzeit durch einen Anpassungslehrgang außerhalb Berlins, eine Kenntnisprüfung oder eine verkürzte Ausbildung möglich. Bevor man zu hohe Hürden für die Berufsanerkennung beklagt, sollte man bedenken, dass diese kein Selbstzweck sind, sondern vor allem dem Schutz der werdenden Mütter und ihrer Kinder dienen. In den vergangenen Jahren gab es jeweils nur wenige (drei bis vier) Anträge auf Berufsanerkennung ausländischer Hebammen in Berlin. Weil wir aber - wie Sie richtig schreiben - mehr Hebammen brauchen, wollen wir dieses Jahr in Absprache mit den Berliner Hebammenschulen einen Anpassungslehrgang einrichten und auch die Zahl der Ausbildungsplätze deutlich erhöhen.“
Danke für die Klarstellung. So schnell hat es sich ausgezoomt...
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