von Thomas Heck...
Im Limburger Rathaus wurde das Glockenspiel „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ nach dem Protest einer Veganerin gestoppt. Wie blutrünstig ist das übrige deutsche Kinderliedgut? Eine solche Frage kann nur in einem Land gestellt werden, wo der Verstand endgültig gegen den Wahnsinn eingetaucht wurde. Ein Volk von Irren und Idioten. Die Idioten werden von den Irren regiert.
Wie tierfeindlich ist das deutsche Kinderliedgut? Diese Frage stellt sich die WELT, nachdem die Stadt Limburg (Hessen) das Lied „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ vom täglichen Glockenspiel des Rathauses verbannt hat. Eine bekennende Veganerin hatte bei Bürgermeister Dr. Marius Hahn zwar „freundlich“, aber doch bestimmt gebeten, das wohl mörderische Liedchen aus dem Jahr 1824 nicht mehr spielen zu lassen. Hahn wollte der Frau „unspektakulär einen kleinen Gefallen erweisen“, wie Johannes Laubach, Sprecher der Stadt, der „Frankfurter Neuen Presse“ mitteilte. Das Glockenspiel wurde gestoppt.
„Dahinter steckt kein ideologisches Motiv, sondern es ist eine zeitlich befristete Schonfrist für eine Frau, die in unmittelbarer Nähe des Rathauses arbeitet und damit das Glockenspiel täglich hört – und sich über das Lied ärgert“, sagt der Sprecher. „Gar nicht darüber, dass der Fuchs die Gans stiehlt, sondern ihm angedroht wird, dass ihn der Jäger mit dem Schießgewehr holt, also erschießt.“
„Fuchs du hast die Gans gestohlen“
Diese Bedrohung ist tatsächlich evident, wenn man sich im Liedtext auf Spurensuche begiebt. Denn dort heißt es in der ersten Strophe:
„Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her! Sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr.“
Grausam. Schlimmer wird es nur noch in der zweiten Strophe, die seit Jahrzehnten deutsche Kinder traumatisiert:
„Seine große, lange Flinte schießt auf dich den Schrot, dass dich färbt die rote Tinte und dann bist du tot.“
Rote Tinte. Ein fataler Euphemismus für Blut. Dass das Lied nun verbannt wird, ist für Bürgermeister Hahn kein so großes Politikum. Es gebe eine Liste mit Liedern, die das Glockenspiel anstimmt, und die Lieder werden immer wieder einmal gewechselt. Doch wie sieht es mit anderen deutschen Kinderliedern aus, die in Frage kämen? Damit nicht erneut vegane Gefühle verletzt werden, folgt ein kleiner Check.
„Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“
In dem Lied geht es um grüne, rote, blaue, schwarze und weiße Kleider von Damen. Die Farbwahl der Frauen hängt dabei vom jeweiligen Beruf ihres „Schatzes“ ab. So trägt Frau Schornsteinfeger schwarz, die Frau eines Müllers weiß. Doch abgesehen von dieser emanzipatorisch fragwürdigen Kleiderwahl fällt das Lied bereits in der ersten Strophe aus dem Raster, da die titelgebende grüne Dame die Farbe passend zu ihrem Göttergatten gewählt hat: einem Jäger!
„Backe, backe Kuchen“
Backe, backe Kuchen. Was soll da schon schiefgehen? Wen soll dieses Lied beleidigen? Denkste. Lesen Sie selbst: „Backe, backe Kuchen, Der Bäcker hat gerufen. Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Eier und Schmalz...“
Stop. Eier und Schmalz. Der Albtraum jedes Veganers. Außerdem stammt das Lied aus dem Jahr 1840, bei solch traditionellen Bäckern läuft wohl nichts ohne den Teufel höchstpersönlich: Gluten. Dieses Lied macht betroffen.
„Hoppe, hoppe Reiter“
Der letzte Ausweg. Hier wird der Spieß umgedreht, wenn der Reiter seinen Gaul nicht mehr im Griff hat und im Graben landet, denn dann kommen die Raben: „Hoppe hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er. Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben. Fällt er in den Sumpf, macht der Reiter plumps!“ In diesem Lied leiden nur die Menschen, daher sollte sich kein Tierfreund auf den Schlips getreten fühlen. Das Limburger Glockenspiel ist gerettet. Nur noch Irre unterwegs.
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