Samstag, 24. August 2013

Die Logik der Geisterfahrer

von Dr. Eran Yardeni

Ein betrunkener Geisterfahrer, der einen Bus voller Kinder mit Tempo 230 in die falsche Richtung auf der Autobahn fährt, mag ein gruseliges Szenario sein. Schlimmer aber ist es, wenn ein von antiisraelischen Halluzinationen besessener Staatsmann keinen Bus sondern eine ganze Nation gegen die Fahrtrichtung steuert – eine Nation die fast so groß ist wie Deutschland. Denn an dem Steuer des 73 Millionen Tonnen schweren türkischen Lastwagens sitzt ein politischer Geisterfahrer, der mit dem Tempo eines Jumbo-Jets und mit dem Pathos eines Diktators Millionen von Türken in den Abgrund des Judenhasses fährt.

Aus der engen Perspektive des osmanischen Pascha ist Israel, wie Professor Moriarty in den Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle, ein skrupelloser Drahtzieher, der mit seiner magischen Macht die politische Konstellation so gestaltet, wie es ihm gefällt. Sich selbst will er aber nicht bekleckern und deshalb benutzt er immer andere Akteure, um seinen eigenen Zielen und Interessen zu folgen.

Dieses Denkmuster entlarvt die innere Logik des Antisemitismus: Auf der einen Seite wird Israel eine politische Allmacht beigemessen, die es ihm ermöglicht, nach Belieben Präsidenten abzusetzen. Auf der anderen Seite kann aber nicht einmal Erdogan die Tatsache übersehen, dass die Israelis sowohl die Situation in Ägypten als auch die Situation in Syrien als gefährliche Entwicklungen betrachten, die die ganze Region in eine neue Konfliktsituation führen kann.

Vor diesem Hintergrund fragt man sich, warum Israel den politischen Abturz von Mubarak nicht verhindert hat, angenommen, dass es tatsächlich so viel Macht besitzt, wie Erdogan immer wieder behauptet?

Diese Frage scheint genau so banal, um nicht zu sagen kindisch und albern zu sein, wie der Antisemitismus selbst. Denn der Antisemit bestimmt rein willkürlich, wann historische Vorgänge beginnen und wann sie zum Ende kommen, um dadurch den Juden die Schuld an allen möglichen Katastrophen zuzuschieben.

Diese Strategie ist nicht neu. Für viele, um ein Beispiel zu nennen, gilt der 10.6.1967, der letzte Tag des Sechs-Tage-Kriegs, als der „Punkt Null“ des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern, als wollten die Araber vorher mit Israel in Frieden leben, als hätten sie die Teilungserklärung der Uno nicht abgelehnt und ein Jahr danach Israel zu vernichten versucht. Vor dem Sechs-Tage-Krieg war alles in Butter, und das Einzige, das diese Idylle zerstörte, war die kriegerische Abenteuerlust der Zionisten.

Nach dieser Logik könnte man genau so gut die Angriffe auf Hamburg und Dresden als „Punkt Null“ bestimmen, um daraus die Verbrechen des Nationalsozialismus als präventive Aktion, als einen heroischen Selbstverteidigungskrieg in den Geschichtsbüchern zu kanonisieren.

Sonntag, 18. August 2013

Jetzt ist Europa dran

von Dr. Eran Yardeni

Als Jude fühle ich mich meiner historischen Rolle als der ewige Sündenbock der Geschichte der Menschheit beraubt. Völlig unberechtigt finde ich, vor allem weil wir immer da waren, wo man uns nur brauchte – gar kein Ort war für uns zu weit, gar keine Arbeit zu schwer und keine Aufgabe zu gefährlich: Ob Erdbeben, Epidemien, Kriege, Bürgerkriege, Finanzkrisen, innenpolitische Katastrophen und Vulkanausbrüche – wir standen immer zur Verfügung. Einmal bereit, immer bereit!

Wir, die notwendige Begleiterscheinung eines jeden Übels, waren da, als Jesus gekreuzt wurde, als der schwarze Tod Europa überrollte, als das globale Finanzsystem kollabierte und als im Namen Allahs das World Trade Center dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Schlachteten die Araber sich gegenseitig ab? Stand eine Ölkrise bevor? Unterdrückten die Diktatoren im Nahen Osten ihre Völker? Haben die Palästinenser der Hamas die Macht in die Hand gedrückt? Man musste uns nicht mal anrufen, wir waren schon vor Ort, um die Schuld auf uns zu nehmen.

Nach so vielen Jahren haben wir viele Erfahrungen gesammelt. Wie sind in diesem Bereich Experten geworden, was uns wiederum ein bisschen übermütig gemacht hat. Wir fühlten uns zwar ständig bedroht, dafür aber total überlegen.

Man konnte uns foltern und töten, uns enteignen, unsere Städte niederbrennen und zerstören, die Schuld aber, so haben wir gedacht, bleibt uns auf ewig erhalten. Ironischerweise haben wir angefangen, die Schuld als eine Art von Lebensversicherung zu betrachten.

Auch wenn man uns als Einzelne loswerden wollte, brauchte man uns unbedingt als gesellschaftliches Phänomen.

Jetzt aber scheint es, dass wir durch einen neuen Konkurrenten herausgefordert werden. Dieser Konkurrent – so ironisch kann nur das Schicksal sein - war vorher unser Peiniger und Henker. Die Narben, die unseren Rücken dekorieren, stammen vor allem von seiner Hand, besser gesagt – von seiner Peitsche. Aber so passiert es manchmal, dass der Protagonist und der Antagonist ihre Rolle wechseln wollen, dass der Sadist sich in die Rolle des Masochist hineinversetzt. Und jetzt ist Europa dran.

Bleibt Europa gelassen und zurückhaltend, während in Kairo und Damaskus Menschen wie Fliegen getötet und vergewaltigt werden – wird ihm vorgeworfen, an dem Tot der Unschuldigen mitschuldig zu sein. Mischte es sich aber ein, würde man sofort über einen brutalen kulturellen Imperialismus des Westens sprechen.

Wer die Zurückhaltung Europas angesichts der Nebenwirkungen des arabischen Frühlings als „zynisch“ bezeichnet, der würde auch jede Intervention in die Angelegenheiten arabischen Völker als zynisch bezeichnen, denn schließlich ginge es dem Westen angeblich nur um Macht, Öl und andere Interessen, die mit Humanismus und Menschenrechten gar nichts zu tun haben. 

Im dieser No-win-Situation macht Europa das einzig Richtige, und zwar gar nichts.

Donnerstag, 1. August 2013

Infantilismus als politisches Programm

von Dr. Eran Yardeni

Der F.C. Basel steht vor einem riesigen Problem. Zwar hat der Club im letzten Heimspiel Maccabi Tel Aviv 1:0 besiegt, jetzt aber muss die Mannschaft nach Israel, und es scheint, wie die Basler Zeitung berichtet, dass nicht alle Spieler zur Verfügung stehen.

Nein, sie sind nicht verletzt oder gesperrt. An einer akuten Sommergrippe leiden sie auch nicht und Flugangst dürfte auch nicht der Grund sein.

Laut der Basler Zeitung sind es politische Gründe. “Es ist eher unwahrscheinlich, dass die beiden ägyptischen Nationalspieler Mohamed Salah und Mohamed Elneny dabei sein werden. Zu heikel ist ihre derzeitige persönliche Situation. Sie stecken in einem politischen Dilemma. In deren Heimatland üben Teile der Öffentlichkeit großen Druck aus und fordern, dass die beiden auf eine Reise nach Israel zwingend verzichten müssten.“ 

Die Tatsache, dass es zwischen Israel und Ägypten schon seit mehr als 30 Jahren, lange bevor die beiden Spieler geboren wurden, einen ziemlich stabilen Friedensvertrag gibt und dass Ägypten keine Forderungen mehr an Israel hat, scheint nicht gut genug zu sein um dieses politische Dilemma zu lösen.

Es mag wohl sein, dass Mohamed Salah und Mohamed Elneny tatsächlich das Opfer eines enormen Drucks aus der Heimat sind, was alles natürlich nur schlimmer macht. Denn wenn das stimmt, dann haben wir es in diesem Fall nicht mit einem persönlichen Problem zu tun, sonder eher mit einem gesellschaftlichen.

Dieses Phänomen hat einen Namen: Es geht um politischen Infantilismus, um eine Bevölkerung, die sich von rückständigen und radikalen Elementen ständig infantilisieren lässt. Außerdem haben wir hier mit dem Wunsch zu tun, zurück in Mamas Bauch zu kriechen, wo der ewige Frühling herrscht und wo man keine Verantwortung für seine Taten und Missetaten übernehmen muss. Die arabische Welt besteht darauf, ein Kind zu sein und ärgert sich trotzdem immer wieder, wenn sie dementsprechend als Kind behandelt wird anstatt als Erwachsener.

In diesem Embryo-Zustand ist der „Andere“ immer an allem schuld, und wenn die Juden ihre Heimat in Argentinien gegründet hätten, würde man zur Not auch die Möwen oder die Fische am Nil für die eigene Lebenssituation verantwortlich machen.

Was diesen kollektiven Hass gegen Israel aber pathologisch macht, ist nicht seine Intensität sondern vor allem seine Zwecklosigkeit. Man kann seine Nachbarn hassen, weil diese seine Leben mit lauter Musik oder mit ständigen Meckereien verderben. ‘Wenn sie nur verschwinden würden’, denkt man sich, ‘hätte ich keine Probleme”. Diese Art von Hass ist zwar banal, dafür aber wenigstens nachvollziehbar, weil sie ein klares Ziel hat. Was aber würden die Durchschnittsmenschen in Alexandria oder Kairo von dem Verschwinden Israels profitieren?

Diese Frage können vielleicht Mohamed Salah und Mohamed Elneny beantworten. 

Freitag, 26. Juli 2013

Wir werden ständig überwacht, und es ist auch gut so

von Dr. Eran Yardeni

Es mag sein, dass mit mir etwas nicht stimmt, aber der sogenannte Ausspähskandal, “der größte Digitalskandal des 21. Jahrhunderts“, ist mir völlig Banane. Meine Sorgen sind irdischer Natur, haben vor allem mit einem chronischen Mangel an Geld, Schlaf und Sex zu tun, weniger aber mit existenziellen Fragen. Deswegen amüsieren mich die verzweifelten Versuche links orientierter bzw. desorientierter Journalisten, Kolumnisten und Blogger, diese fünfdimensionale Spionage-Katastrophe um jeden Preis am Leben zu halten.

Bei einigen scheint die Sache schon die Form einer akuten politischen Fixierung anzunehmen, als gäbe es auf unserer Erde gar nichts mehr, worüber man sich ärgern könnte als über die bösen Amis, die durch ihre wahnsinnige Spionage-Besessenheit das deutsche Grundgesetz zunichte machen wollen.

Sascha Lobo (S.P.O.N) liegt die Sache sehr am Herzen. In seinem letzten Beitrag, den er als eine Art von Selbstbetrachtung stilisierte, unterteilte er seine Reaktionen auf „den größten Digitalskandal des 21. Jahrhundert“ in sieben Entwicklungsphasen: Erstaunen, Entsetzen, Empörung, Irritation, Ohnmacht, Wut und zum Schluss Ekel. Und am meisten ekelt ihn „Angela Merkel dafür an, dass unsere Freiheit zwar am Hindukusch verteidigt wird, aber nicht auf unseren Laptops“.

Bevor wir aber über die Freiheitskomplexe des Gutmenschentums sprechen, muss ich so nebenbei erwähnen, dass auch ich die ganze Palette - von Erstaunen, über Empörung bis hin zum Ekel – durchgemacht habe, zwar nicht bezüglich der NSA-Affäre sondern angesichts der gut dirigierten kollektiven Panik, die in der Abschaffung der Atomenergie mündete. Das hat mit der gutmenschlichen Freiheit aber wirklich gar nichts zu tun.

Freiheit ist ein verschwommener Begriff, dass müsste auch Lobo wissen. Vielleicht klingt es ein bisschen pervers, aber die strengen und tief in die Privatsphäre eindringenden Kontrollen am Flughafen sehe ich als eine Manifestation der Freiheit, genauso wie die Freiheit, dagegen zu protestieren. Das gilt auch für die gut überwachten Bank-Filialen, die mehr Überwachungskameras als Mitarbeiter haben, sowie für die Schnüffelei beim Zoll.

Übrigens – unsere Kreditkarten werden auch überwacht, so dass ungewöhnliche Einkaufen schnell auffallen, was die Wahrscheinlichkeit eines Missbrauchs natürlich reduziert. Mit anderen Worten: Wir werden ständig überwacht, und es ist auch gut so.

Wenn Lobo nun behauptet, dass „ein überwachter Bürger keine Würde hat“, muss ich zugeben, dass ich nicht wirklich verstehe, was er damit meint.

Es mag sein, dass nicht die Überwachung an sich das Problem ist, sondern ihre Rechtswidrigkeit. Darauf pocht Lobo immer wieder, wenn er schreibt, dass er auf einen Geheimdienstapparat wütend ist, „der die Abschaffung des freien Rechtsstaats mit dem Argument betreibt, den freien Rechtsstaat schützen zu wollen“, oder wenn er behauptet, dass „ein heimlich mit Wissen des Staates verdachtslos und illegal überwachter Bürger kein Bürger mehr ist“.

Das ist das ultimative Argument, dagegen ist jeder Politiker machtlos. Denn wer will den Rechtsstaat in Frage stellen? Wer würde seinen guten Ruf riskieren, um das Existenzrecht bestimmter Institutionen jenseits des Rechtssystem oder in der Dämmerzone der Legalität zu unterstützen? Gibt es ein besseres Argument als: „Es ist gesetzwidrig?“

Wo der kategorische Imperativ zum Zuge kommt, ist der Formalismus nicht weit. Wer sich über die Spionage beschwert, der könnte ebenso gut darüber klagen, dass die Summe aller Winkel im Dreieck 180 Grad beträgt. Wer aber die Notwendigkeit der Spionage erkennt, der muss sich damit einfach abfinden, dass es sie gibt.

Die Alternative dazu wäre: Man kann natürlich die Geheimdienste kastrieren, aber ehe man das macht, sollte man sich fragen, ob wir danach tatsächlich freier sein würden oder nicht. 


Mittwoch, 17. Juli 2013

Die FDP und die Wirtschaft... ein Widerspruch in sich?

von Thomas Heck

Die FDP empfiehlt sich gerade in Wahlkampfzeiten als die Partei für die Wirtschaft und vertritt von allen Parteien im Bundestag am stärksten wirtschaftsliberale Ideen. Sie fordert und fördert Unternehmertum und propagiert den Markt als das Allheilmittel. Garniert mit der Forderung nach mehr Deregulierung, Bürokratieabbau und Privatisierung wird uns ein Politik-Menü präsentiert, welches Kompetenz in allen Fragen der Wirtschaft suggerieren soll. Dagegen kann man ja grundsätzlich nichts sagen, doch schauen wir uns doch einmal die Protagonisten der der FDP unter dem Aspekt eigene Arbeitserfahrung in der Wirtschaft genauer an und stellen uns auf eine Überraschung ein.

Rainer Brüderle: Dipl.-Volkswirt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik, Direktor des Amtes für Wirtschaft und Verkehrsförderung in Mainz, Wirtschaftsdezernent in Mainz, Abgeordneter im Pfälzischen Landtag und im Bundestag, Bundesminister. Diverse Parteiämter, Mitglied im Fernsehrat des ZDF. Engagement oder Arbeit in der freien Wirtschaft – Fehlanzeige.

Guido Westerwelle: Jura-Studium, Referendariat Amts- und Landgereicht Bonn, zugelassen als Rechtsanwalt, diverse Parteiämter, Bundesaußenminister. Eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft sucht man in seiner Vita ebenfalls vergebens.

Philipp Rösler – Zeitsoldat bei der Bundeswehr, Medizinstudium, Stabsarzt bei der Bundeswehr, diverse Parteiämter, Bundesminister und Vizekanzler. Ohne seine Leistung als Sanitätsstabsoffizier mindern zu wollen, eine Tätigkeit in der harten Realität der freien Wirtschaft sieht anders aus.

Ich bin sie alle durchgegangen. Überall das gleiche Bild. Bis auf gefährliche Kopieraufträge in der FDP-Parteizentrale finden sich keine nervenaufreibenden Tätigkeiten in der Glamour-Welt der Wirtschaft. Lediglich Daniel Bahr und Christian Lindner weisen in ihrer Vita einen leichten Bezug zur Wirtschaft auf, der eine als Banker, der andere als Stromhändler.

Nun möchte ich nicht so weit gehen, der FDP vorzuwerfen, sie predige Wasser und trinke Wein, es zeigt aber eindrücklich, wie die Kaste der Politiker tickt, die sich ihre Pfründe im Bundestag und seinen Gremien sichern und das System auch für das eigene Portemonnaie arbeiten lassen. Ja, als Politiker kann man in diesem Land gut leben. Die FDP ist damit in guter Gesellschaft. Bei den anderen Parteien sieht es ja nicht besser aus.

Doch es gibt Hoffnung. Claudia Roth war ab 1982 Managerin der Musik-Gruppe Ton Steine Scherben um Rio Reiser, bis diese wegen finanzieller Schwierigkeiten 1985 abtreten musste. Ist das der Grund, warum der Rapper Bushido Frau Roth mit dem Tode bedrohte? Einem möglichen Zusammenhang sollte investigativ im Sommerloch nachgegangen werden. Bis dahin, muss sich das Wahlvolk darauf einstellen, dass wir von Politikern regiert werden, die viel reden, wenig sagen, aber von Wirtschaft so gut wie nichts verstehen.

Die EU, die Westbank und die Golanhöhen

von Dr. Eran Yardeni

Unter anderen Umständen könnte man die Entscheidung der EU-Kommission, ab 2014 die finanzielle Förderung israelischer Einrichtungen einzustellen, die ihren Sitz in den 1967 besetzten Gebieten haben, sehr gut nachvollziehen. Man darf nicht vergessen, dass die Zukunft der Siedlungen die israelische Gesellschaft selbst spaltet, so dass nicht wenige Israelis nicht nur die europäische sondern auch die israelische Unterstützung der Siedlungen gern einstellen würden. Die Vorstellung, als stünden alle Israelis hinter dem Ausbau der Siedlungen, ist falsch und irreführend.

Die Entscheidung der EU-Kommission an sich ist deshalb nicht antizionistisch. Denn sie wird auch von zionistischen Parteien in Israel, wie MEREZ und Teilen der AVODA, propagiert, die immer wieder behaupten, dass Israel seine geistigen und ökonomischen Kräfte nicht in Gebieten investieren sollte, von denen es sich früher oder später wird trennen müssen, es sei dann, man will tatsächlich mit der Wahnidee einer palästinensisch-israelischen Föderation flirten, wie Hannah Arendt und Martin Buber, was praktisch das Ende des Zionismus bedeuten würde.

Vor diesem Hintergrund, fragt man sich, warum die Initiative der EU-Kommission so viel Empörung unter den Israelis erregt?

Die Antwort liegt nah, und hat damit zu tun, dass die Israelis nicht dumm sind, wie die Europäer vielleicht denken. Denn Israel weiß ganz genau, wie viele europäische Gelder in die palästinensische Behörde fließen, und was mit diesem Geld gemacht wird. Wie der Journalist Ben-Dror Jemini (Maariv) nachgerechnet hat, bekommt kein anderes Volk auf dieser Erde so viel finanzielle Unterstützung pro Kopf wie die Palästinenser.

Der europäische Steuerzahler wird ständig zur Kasse gebeten, ohne dass die zweifelhafte Nutzung seiner Beiträge thematisiert wird. Vor diesem Hintergrund fragen sich viele Israelis, worum es hier eigentlich geht.

Man fragt sich auch, warum die EU-Kommission keinen Unterschied zwischen den besetzten Gebieten im Westjordanland und den Golanhöhen macht. Die Golanhöhen, anders als das Westjordanland, wurden von Israel annektiert und liegen seitdem im Anwendungsbereich des israelischen Rechts. Die Einwohner der Golanhöhen, Juden wie Nicht-Juden, besitzen alle die israelische Staatsbürgerschaft.

Man kann diese Tatsache nicht einfach ignorieren, auch deswegen, weil der Staat, der im Rahmen eines Friedensvertrags einen Anspruch auf die Golanhöhen haben könnte, gerade tief im Bürgerkrieg steckt, so dass es auch im Interesse der nicht-jüdischen Einwohner dieser Region ist, in einem von Israel kontrollierten Territorium zu bleiben. Die friedliche Atmosphäre auf dem Golan bestätigt das eindeutig.

Dazu kommt noch etwas: Mit ihrer Entscheidung, die sich auf die sogenannten Grenzen von 1967 beruft, nimmt die EU-Kommission jede Verhandlung zwischen Israel und den Palästinensern vorweg. Man vergisst aber, dass es sogar unter den Palästinensern praktisch denkende Köpfe gibt, die sich bezüglich der künftigen Grenzen der beiden Länder kompromissbereit erklärt haben.

Besser wäre es, wenn die EU ein bisschen Druck auf die Palästinensern ausüben würde, damit sie ihre inneren Streitigkeiten endlich beenden. Denn erst dann wird es überhaupt möglich sein, über eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zu sprechen. Und das sollte das Hauptziel sein. 

Montag, 15. Juli 2013

360 Terabyte gebündelter Schwachsinn…

von Thomas Heck

In der Fachpresse wird wieder einmal von einem Quantensprung in der Computertechnologie berichtet. Von der Glas-Festplatte, die 1 Million Jahre halten soll und eine Datenmenge von 360 Terabyte speichern kann. Das sind 360.000 GBytes oder 360.000.000 MBytes. Mein erster Rechner hatte im Jahre 1980 einen Speicherplatz von 1 Kilobyte, den ich stolz auf 16 Kilobyte aufrüsten konnte. Mit dieser Speichermenge ausgestattet sind 1969 amerikanische Astronauten auf dem Mond gelandet. Muss irgendwie gereicht haben, wobei viele Rechenoperationen auf der Erde stattfanden und per Funk an die Mondkapseln gesendet wurden. Ich frage mich, was man da speichern möchte.

Vielleicht die deutschen Steuergesetze, dass wohl langweiligste aber auch umfangreichste Machwerk auf Erden, um das uns die zivilisierte Welt und auch Griechenland beneidet? 60% aller Steuergesetze weltweit sind deutsche Steuergesetze. 200 Gesetze und weiter über 100.000 Verordnungen wollen bewältigt werden und dazu benötigen wir 260.000 Beschäftigte in der Steuerverwaltung. Allein die Erhebung der Steuern verschlingt Jahr für Jahr 14 Mrd. Euro, Tendenz steigen. Hinzu kommen die volkswirtschaftlichen Kosten für die Schar der Steuerberater und –kanzleien. Schon deswegen wird die Steuererklärung auf dem Bierdeckel, so das geflügelte Schlagwort aus vergangenen Wahlkampfzeiten, unerreichbar sein. Nebenbei erzeugen die Gehälter all dieser fleißigen Beamten und Steuerberater Nachfrage und tragen so zum steigenden Bruttosozialprodukt und somit zu steigenden Steuereinnahmen bei. Und wer möchte denn schon auf die Sektsteuer, immerhin eine Kriegssteuer aus dem 1. Weltkrieg, verzichten, wenn er am 8. Juli den Steuerzahlergedenktag feiert.

Uli Hoeneß wird wohl auch feiern, denn offensichtlich muss er nicht in den Knast. Die Staatsanwaltschaft hat wohl im Sinne des Steuerzahlers entschieden, dass ein Uli Hoeneß mit seiner Wurstfabrik in Freiheit einfach mehr Geld einbringt, als wenn er in München-Stadelheim unter dem Damoklesschwert des Fallbeils Tüten klebt. Er wird dazu sicher standesgemäß seinem Einkommen entsprechend Champagner statt Sekt trinken, die Steuereinnahme hieraus ist uns jedoch sicher.

Wenn sich die deutsche Fiskal-Bürokratie Mühe gibt, wird sie die eingangs erwähnte Festplatte doch noch mit Steuergesetzen füllen können. Ich sehe da in der Kreativität des Fiskus keine Grenzen und bin optimistisch. Es bleibt dann bloß noch die Frage zu klären, wozu man 360 Terabyte gebündelten Schwachsinn über einen Zeitraum von 1 Million Jahren speichern sollte. Dennoch bleibt nach dem Aussterben der Menschheit etwas Tröstliches. Etwas Deutsches wird überleben – das deutsche Steuergesetz.

Danke, Bushido

von Dr. Eran Yardeni

Bushido ist mit Abstand der größte deutsche Denker und Integrator des 21. Jahrhunderts. Dementsprechend sollte er mit Preisen belohnt und bejubelt werden. Außerdem wäre es zu begrüßen, wenn das Land Berlin, das einen Wirrkopf wie Rudi Dutschke auf einem Straßenschild verewigt hat, auch an Bushido denken würde. Denn Leistungen müssen gewürdigt werden, und Bushido schreit der deutschen Politik ins Ohr, was sie hartnäckig nicht hören will.

Ironischer geht es nicht. Voltaire würde das nicht besser machen. Gemessen an Bushido sehen auch Kurt Tucholsky und Ephraim Kishon wie zwei Armleuchter aus. Denn in seinem neuen Lied watschelt Bushido vor allem diejenigen ab, die uns seit Jahren überzeugen wollten, wie bunt, bereichernd und vielfältig die Integration sein könnte, wenn man einfach aufhören würde, die Migranten aufgrund ihrer Herkunft zu diskriminieren und zu stigmatisieren.

Auch ich finde Bushidos neues Kunstwerk widerlich, abstoßend und unerträglich. Den Ärger der Angegriffenen kann ich sehr gut nachvollziehen. Dafür aber ist dieses Lied authentisch, aufrichtig und ehrlich. Denn es widerspricht der Annahme, dass durch Anerkennung, Beschwichtigung und politische Schmeichelei etwas erreicht werden kann. Und genau diese Einstellung bezüglich der Integrationsprobleme in Deutschland vertreten die Grünen und auch breite Teile der SPD. Und jetzt werden sie von einem Rapper eines Besseren belehrt.

So stellt Bushido eine sublimierte Version des Problems dar. Es reicht, einen kurzen Blick nach Schweden zu werfen, um zu sehen, was passiert, wenn Leute wie Bushido statt Lieder zu schreiben, Schulen, Mülltonnen und Autos abfackeln und Polizisten verhauen. Die Schweden können uns nur beneiden, dass wir eine solche gesellschaftliche Institution wie Bushido haben, die negative Energien absorbiert.

Deshalb müssen wir uns dafür einsetzten, dass der Rapper nicht nur als Musiker, sondern vor allem als der Sokrates der gutmenschlichen deutschen Gesellschaft gesehen und dementsprechend geehrt wird. Denn er weckt sie aus ihrem tiefen Schlaf auf und zeigt ihr, was außerhalb der Schutzmauer der Traumwelt los ist, dort, wo Integration als ein kunterbuntes Wunderland phantasiert wird.

Man muss allerdings befürchten, dass die Grünen genau so unbelehrbar sind wie damals die Athener. Denn die Grünen sind gegen die Wirklichkeit immun. Nicht einmal Bushido wird es schaffen, sie vom Scheitern ihres Integrationsmodells zu überzeugen.

Samstag, 13. Juli 2013

Im Namen der deutsch-amerikanischen Freundschaft

von Dr. Eran Yardeni

Die Vermenschlichung des aktuellen politischen Diskurses - als wären die USA und Deutschland Klassenkameraden, die täglich ihre Freizeit auf dem nächsten Spielplatz verbringen und nicht zwei politische Mächte, die ihren eigenen Interessen kalkuliert folgen - darf nicht auf die ästhetische Ebene reduziert werden.

Hier geht es nicht um ein rhetorisches Stilmittel, welches das Entsetzen Deutschlands angesichts der amerikanischen Schnüffelei zum Ausdruck bringen sollte, sondern eher um eine alberne und infantile Einstellung vieler Deutschen bezüglich der Kunst der Politik auf der internationalen Ebene.

Denn was man in der politischen Sphäre unter „Freundschaft“ verstehen darf, ist nicht mehr und nicht minder als eine politische Konstellation, in deren Rahmen die jeweiligen politischen Akteure denselben oder wenigstens ähnlichen Interessen folgen, was sie wiederum motiviert, eher miteinander zu kooperieren als alleine zu handeln. Dadurch hoffen sie, ihre Vorteile zu maximieren. Die politische Freundschaft ist deshalb niemals „unbedingt“ und zu keiner Zeit „unmittelbar“. Mit Liebe und Freundschaft im konventionellen Sinn des Wortes hat es so viel zu tun wie Facebook mit einer Eckkneipe.

Deutsche Politiker müssen diesen Unterschied kennen, denn Deutschland hat sich gegenüber Israel nicht anders gemacht. Als Adenauer 1952 das Entschädigungsabkommen mit Israel unterschrieb, wusste er ganz genau, was er macht und warum. Deutschland suchte damals den Weg zurück in die internationale Gemeinschaft, was nach den Gräueltaten des Nationalsozialismus, nach Auschwitz und Treblinka, nicht ganz einfach sein sollte. Um dieses Ziel trotzdem zu erreichen, brauchte Adenauer eine moralische Anerkennung und vor allem - eine politische Unterstützung.

In einem Gespräch mit Günter Gaus (29.12.1965) hat der deutsche Bundeskanzler das Kind beim Namen genannt: Es ging damals unter anderem „um die Macht der Juden, auch heute noch, insbesonders in Amerika, die man nicht unterschätzen solle“. Und diese “Macht der Juden” wollte Adenauer an seiner Seite wissen. Unter solchen Umständen konnte gar nichts besser zum Ziel führen als eine inszenierte Verständigung mit dem “Staat der Juden”.

Ben Gurion kalkulierte auch. Rezession auf der einen Seite und eine politische Orientierung Richtung Westen auf der anderen, haben ihn motiviert, dieses Abkommen zu unterschreiben. 

Aus diesem Deal wurde in bestimmten politischen Kreisen ein Märchen geformt, das Märchen über eine jüdisch-israelisch-deutsche Freundschaft.

Wie stark und authentisch diese „Freundschaft“ war, zeigte sich, als Israel 1973, weniger als 30 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, deutsche Hilfe brauchte und leider nicht bekam. Es war Willy Brandt, der die Verschiffung amerikanischen Nachschubs für Israel über deutsche Häfen verbot.

Wenn die deutsche Politik sich im Namen der Freundschaft mit Amerika beleidigt und betrogen fühlt, als wusste sie nicht, wie politische Freundschaften funktionieren, wenn sie immer wieder betont, dass so etwas „unter Freunden“ nicht geschehen dürfte, muss man sich überlegen, worum es hier eigentlich geht. Denn entweder ist die deutsche Politik infantil genug, um an solchen Märchen zu glauben und dementsprechend auch kindisch darauf zu reagieren, oder es macht hier jemand der Bevölkerung mit seinen angeblich verletzten Gefühlen etwas vor, was mir wahrscheinlicher vorkommt.

Es mag sein, dass es gute Gründen gibt, bestimmte Aspekte der amerikanischen Sicherheitspolitik zu kritisieren. Aber bitte nicht im Namen der „deutsch-amerikanischen Freundschaft“.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Das Problem heißt homo bonus germanicus

von Thomas Heck...

Die tagtägliche Verfügbarkeit von Energie ist für uns alle so selbstverständlich geworden, dass man sich ein Leben ohne Strom eigentlich nicht mehr vorstellen kann. Umso erschreckender ist es, zu beobachten, wie das Wissen um diese Dinge in der Bevölkerung immer geringer wird. Wir sind immer schlechter informiert. Gründe hierfür sind die allgemein zunehmende mentale Inkompetenz und die Unfähigkeit, das Wissen der Welt (Neuland, Internet) sinnvoll zu nutzen. Und wenn sich der geneigte Bürger dann doch mal bequemt, sich vom Fernseher zu entfernen und mit seiner Zeit etwas Sinnvolles anzufangen, so stößt er auch auf die Schwierigkeit, neutrale Informationen zu erhalten, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können.

Denn das Hauptproblem in diesem unseren Lande ist, dass hier der homo bonus germanicus lebt, der gemeine deutsche Gutmensch. Ein übler Zeitgenosse, der alles auf die Bäume jagt, was für Kernkraft, Fracking, Gentechnik, Waffenexporte oder allgemein Fortschritt steht. Mit ihm ist eine Diskussion nicht möglich, denn wenn es Argumente nicht bringen, kommt auch schon mal ein Stein geflogen oder das eigene Auto brennt durch spontane Selbstentzündung, weil es zu viel Benzin verbraucht. Der Gutmensch ist meist politisch links eingestellt, hat von Wirtschaft oder Technik in der Regel keine Ahnung, lässt sich vom Staat alimentieren (manchmal sogar durch Arbeit) und verbraucht ansonsten Sauerstoff. Mit diesem Exoten ließe sich leben, wenn er nicht eine besondere Eigenschaft hätte: Er drängt in die Politik und in die Medien und beschäftigt sich mit Dingen, die er besser Experten überlassen sollte, die sich damit auskennen. Stichwort Energiewende.

Ich möchte kurz ausführen, wie ein optimaler Energiemix aussehen könnte, darüber habe ich schon in meiner Diplom-Arbeit aus dem Jahre 1993 geschrieben. Man benötigt ein breites dezentrales Netz aus regenerativen Energieerzeugern aus Solar, Wind und Wasser, sowie ein Basis-Netz aus Kraftwerken, die schnell Spannungsschwankungen ausgleichen können, z.B. Gas- oder Kohlekraftwerke. Perfekt für diese Aufgabe waren einmal Kernkraftwerke, bevor unsere Kanzlerin in ihrer alternativlosen Weisheit erkannte, dass die Tsunamis von Fukushima eine Gefahr für unsere Kernkraftwerke waren. Nun werden unsere moderneren Kraftwerke abgeschaltet, während in Spitzenzeiten französische und tschechische Reaktoren einspringen. Dass nebenbei ein Hochtechnologieland wie Deutschland eine womöglich wichtige Kernkompetenz für die Zukunft aufgegeben hat, wird Frau Merkel nachfolgenden Generationen einmal erklären müssen. Dass der aktuelle weltweite AKW-Boom an der Exportnation Deutschland vorbei geht, scheint keinen zu interessieren. Machen die Geschäfte halt andere.

Weiterhin muss überschüssiger Strom gespeichert werden. Eine optimale Lösung, die Elektrolyse, die Speicherung des Wasserstoffs und die Einspeisung in die normale Gasleitung, wird derzeit in Brandenburg erprobt. Egal wie der optimale Energiemix aussieht, er sollte sich an wirtschaftlichen und technologischen Parametern orientieren. Ideologie sollte in dieser Frage keine Rollen spielen. Doch jetzt kommt homo bonus germanicus und bringt Ideologie ins Spiel. Keine Kernkraftwerke oder Fracking, keine Stromleitungen vor dem eigenen Haus, dazu atomwaffenfreie, gentechnikfreie Zone ohne McDonalds mit überirdischen Bahnhof und ohne Fluglärm in der Fußgängerzone und genderisierten, pazifistischen Kindergarten. Da wird Energiewende schwer, auch wenn der Strom immer noch aus der Steckdose kommt. Und wenn es gut geht mit der Energiewende, dann weiss ich, wem wir das nicht zu verdanken haben. Dem homo bonus germanicus …