Freitag, 14. Juli 2023

Rechts ist, wer keinen "Föhrer" will…

von Mirjam Lübke...

Robert Habeck wirkt wie das sprichwörtliche blinde Huhn: Ab und an findet auch er ein Korn. Aber während das Huhn weiß, was mit dem Korn zu tun ist - es sich schmecken zu lassen -, sitzt Habeck ratlos davor: Was mag wohl aus dem Korn erwachsen? Das bedarf einer umfassenden Risikoanalyse. So hat unser unglücklicher Wirtschaftsminister just herausgefunden, wie der "moderne Rechte" tickt. Und an sich ist seine Analyse gar nicht einmal so falsch. Immerhin hat er begriffen, dass es nicht um die Etablierung eines Führerkults geht, auch wenn das in seinen Kreisen gern behauptet wird. Auch ist niemand von uns besessen davon, sich in eine Uniform zu zwängen und gen Osten zu ziehen. Der durchschnittliche Grüne dürfte kriegslüsterner sein als jeder AfD-Wähler, auch wenn es im Moment diesbezüglich etwas stiller geworden ist.

Ist er der neue "Föhrer"?



Vielmehr geht es dem "Rechten" um die Wahrung seiner Privatsphäre - und das stuft Habeck als problematisch ein. Wer das "Rundum-sorglos-Paket" der Regierung nicht kaufen will, gilt ihm bereits als Rebell. Andere würden das als Ergebnis der modernen Aufklärung sehen, die es für die Freiheit des Menschen als unerlässlich betrachtet, sich aus dem Gängelwägelchen der Autoritäten zu befreien und eigene Schritte zu gehen. Aber eventuell hält Robert Habeck auch Kant für einen Rechten. So viel Freiheit macht ihm Angst - er sieht in Deutschland im Falle eines rechten Wahlsiegs bereits einen neuen Wilden Westen heraufziehen.

(Screenshot:Twitter)

Da bindet der AfD-Landrat sein Pferd vor dem Saloon an, holt den Sheriff-Stern heraus und versucht, eine Schlägerei zwischen der Grünen Jugend und den Jungen Liberalen zu verhindern. Alice Weidel steht hinterm Tresen und serviert selbstgebrannten Whisky. Chaos und Anarchie werden in Deutschland herrschen! Habeck glaubt tatsächlich, dass es den "Rechten" vor allem darum geht, in der Öffentlichkeit mit Waffen herumzulaufen und wild auf alles zu schießen, was sich bewegt. Ungefähr so also, wie wenn in Berlin eine Clanhochzeit stattfindet und alle Männer statt Reis eine Salve von Schüssen als Fruchtbarkeitssymbol in den Himmel schicken. Von Deutschen ist man derlei Verhalten eigentlich nicht gewöhnt - aber wer weiß schon, was geschieht, wenn der Staat nicht ordentlich auf uns aufpasst. Bloß keine kulturelle Aneignung!

Ist es wirklich eine Rebellion, die hier stattfindet oder einfach der Versuch, sich ein selbstbestimmtes Leben zu erhalten? Habeck beklagt, die Bürger wollten in Ruhe gelassen werden, es ist schon ein starkes Stück, daraus staatsfeindliche Motive abzuleiten. Niemand bestreitet die generelle Notwendigkeit von Gesetzen, welche das Zusammenleben regeln, "Rechte" machen sich schließlich sogar unbeliebt mit ihrer Forderung, diese müssten von allen Einwohnern - egal welcher Herkunft - eingehalten werden. Allerdings muss es auch möglich sein, diese Regeln dann und wann auf den Prüfstand zu stellen. Andere fordern gar regelrecht zur Rebellion heraus, wenn ich etwa per Gesetz gezwungen werde, jemanden als biologische Frau anzusehen, der sich nur wünscht, eine zu sein. Wird das dann auch noch Teil des Lehrplans bereits im Kindergarten, sagen viele Bürger zurecht: Das wollen wir nicht! Wenn der staatliche Einfluss bis in die Art und Weise hineinreicht, wie Bürger zu denken haben, dann ist es nicht mehr weit bis zum Totalitarismus.

Autoritäres Denken hinter kuscheliger Fassade

Rechts sein wurde bislang mit Obrigkeitshörigkeit in Verbindung gebracht, mit Bürgern, die einem "starken Mann" wie dem Rattenfänger von Hameln hinterhertrotten. Linke und Grüne würden sich eher die Zunge abbeißen, als es zuzugeben - aber nur zu gern möchten sie diejenigen sein, welche die Herde anführen. Der Wunsch, "das Gute" gegen alle Widerstände durchzusetzen, ist schließlich nichts anderes. Kein Diktator gleicht dem böse lachenden Filmschurken, letztlich glaubt auch er, "das Richtige" zu tun. Auch wenn wir von einer echten Diktatur noch weit entfernt sind, zeigt sich in der deutschen Realität immer häufiger die Engstirnigkeit der Ideologen. Verachteten Linke früher den Staatsapparat, so nutzen sie ihn heute bei jeder noch so nichtigen Gelegenheit, um ihre Gegner bei den Behörden anzuschwärzen. Nur sie selbst stellen sich außerhalb der Regeln.

Wenn Robert Habeck den Widerstand gegen solche Zustände als gefährlich erachtet, sagt das mehr über ihn selbst als die sogenannten Rechten aus: Sein Denken ist hinter der kuscheligen Fassade höchst autoritär. Das verstärkt sich noch durch den Umstand, dass die Presse ihm ihre Huld entzieht - Lobeshymnen wie seine Kollegin Annalena Baerbock erntet er mittlerweile deutlich seltener. Das muss schmerzen; und ist nicht gerade in solchen Momenten die Sehnsucht besonders groß, einfach "durchregieren" zu können, wie er es schon im Interview mit Richard David Precht andeutete? Von ihm als rechts eingestuft zu werden, scheint vor diesem Hintergrund eher ein Kompliment zu sein - denn es bedeutet offensichtlich, für die Freiheit der Bürger einzustehen. In Habecks Demokratieverständnis klaffen hingegen ebenso große Löcher wie in seinen berühmten Socken.



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