von Thomas Heck...
Das waren noch Zeiten, als Berlins damaliger Finanzsenator Thilo Sarrazin kräftig gegen Hartz-IV-Empfänger auskeilte. Weil Städte und Gemeinden die Heizkosten übernähmen, gingen die Bedürftigen oft verschwenderisch mit Energie um. "Hartz-IV-Empfänger sind erstens mehr zu Hause; zweitens haben sie es gerne warm, und drittens regulieren viele die Temperatur mit dem Fenster", sagte Sarrazin damals und wurde dafür gescholten. Wenn heute die Bundesbauministerin Klara Geywitz schnippisch bemerkt, dass die "Wohlfühltemperatur eine Gewöhnungssache" ist, lockt das schon keinem mehr hinterm kalten Ofen hervor. Und einen Parteiausschluß braucht die gute Klara wohl nicht zu fürchten. So sehr haben sich die Zeiten geändert. Und der Umgangston mit dem Pöbel wird noch rauher werden. So wie die Wohlfühltemperatur im Sozialismus einige Grade niedriger liegt.
Das geplante Aus für Öl- und Gasheizungen sorgt bereits für viel Ärger. Nach der Sanierung einer Genossenschaft können die Mieter dort nicht mehr richtig heizen. Der Lösungsvorschlag von Bundesbauministerin Geywitz sorgte jetzt für viel Spott.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) will ab 2024 den Einbau neuer Gas- und Ölheizungen verbieten lassen. Stattdessen sollen Wohnungen und Häuser mit Wärmepumpen oder Biomasse-Kesseln beheizt werden.
Habecks Plan sorgt nicht nur wegen der finanziellen Kosten für Sorge und Ärger in Deutschland. Viele befürchten, dass sie mit der neuen Technologie nicht mehr vernünftig heizen können. Das zeigte sich jetzt auch bei einer Genossenschaftssiedlung, die bereits mit Wärmepumen saniert wurde.
Temperaturen steigen nicht nach Sanierung
Das Problem: Laut dem Genossenschaftschef Jochen Icken erwärmen sich die Räumlichkeiten dort jetzt nur noch auf maximal 21 bis 23 Grad und nicht wie früher, auf 26 Grad.
Bei einem Besuch reagierte Bundesbauministern Klara Geywitz allerdings alles andere als einfühlsam. Ihre Lösung: „Die Frage nach der Wohlfühltemperatur ist auch eine Gewöhnungssache“. Also lieber etwas Warmes anziehen oder halt so lange frieren, bis man sich an die neuen Temperaturen angepasst hat?
„Die Menschen kriegen zurecht kalte Füße“
Für CSU-Generalsekretär Martin Huber (45) sei diese Forderung einfach unzumutbar und grenze an einem „übergriffigem Heiz-Sozialismus“. „Jeder muss so heizen können, wie man sich wohlfühlt und es für die Gesundheit notwendig ist“, so Huber zur „Bild“-Zeitung.
Auch der FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse (39) findet die Aussage von Geywitz realitätsfern. „Wie die Bauministerin die Menschen für die Aussicht auf eine kalte Wohnung erwärmen will, bleibt ihr Geheimnis. Die Menschen kriegen zurecht kalte Füße bei einem solchen Heizungstauschzwang. Mit dieser Perspektive werden die Gespräche über das Gebäudeenergiegesetz frostig.“
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