von Thomas Heck...
Bundesverteidigungsministerin Christina Lambrecht hatte offensichtlich versucht, nach dem Ausfall mehrer Schützenpanzer Puma nach einem Schießen den schwarzen Peter der Industrie zuzuschieben und sogar das ganze Waffensystem Puma in Frage gestellt. Jetzt stellt sich raus, dass auch das Versagen im eigenen Hause zu verorten ist. Die Industrie wollte unterstützen, man ließ sie nicht. Und die eigentlich verantwortliche Heeresinstandsetzung konnte ebenfalls nicht unterstützen, weil das Personal auf diese Puma-Versionen noch nicht ausgebildet war. Versäumnisse in der Ausbildung seien das Problem, vermeldet Business Insider Deutschland. Schon wieder ein klassisches Eigentor der unfähigen Inhaberin der Kommando- und Befehlsgewalt, die vermutlich nicht einmal weiß oder versteht, wo das Problem liegt.
Nach ihrem umstrittenen Silvester-Video droht Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gleich der nächste Ärger: Hintergrund sind die 18 Puma-Schützenpanzer, die kurz vor Weihnachten bei einer Übung der Panzertruppe in Bergen fast zeitgleich kaputtgegangen waren. Generalmajor Ruprecht von Butler, der Kommandeur der 10. Panzerdivision, hatte in einer langen E-Mail unter anderem an Heeresinspekteur Alfons Mais ungewöhnlich scharf auf die Probleme hingewiesen und die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge als "Lotteriespiel" bezeichnet.
Die Suche nach den Schuldigen begann prompt – und man fand sie scheinbar in der Rüstungsindustrie. Verteidigungsministerin Lambrecht stellte Rheinmetall und Kraus Maffei-Wegmann ein Ultimatum, die Fahrzeuge binnen weniger Wochen zu reparieren und drohte sogar mit einem Fahrzeugwechsel. "Denn ich brauche verlässliche Systeme und nicht welche, die ich irgendwann in 2025 vielleicht einsetzen kann."
Techniker-Teams standen bereit – sollen aber nicht abgerufen worden sein
Doch so einfach ist der Fall dann offenbar doch nicht, zeigen Recherchen von Business Insider. Mehrere mit der Ursachenforschung für die Schäden betraute Personen bestätigen, dass es vor der Übung Warnungen gab, nicht alle Fahrzeuge zu nutzen, da einige von ihnen sich in Wartungsintervallen befunden hätten. Zudem stand bei der Übung nicht nur ein Techniker-Team von Rheinmetall auf Abruf, um bei Problemen zu helfen, sondern auch ein Team der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH, die eigentlich für die Wartung von Bundeswehr-Fahrzeugen zuständig ist. Beide Teams wurden offenbar aber nicht um Hilfe gebeten, als die ersten Fahrzeuge bereits ausgefallen waren.
Dazu kommt, dass die 18 Puma in einer für die schnelle Eingreiftruppe der Nato (VJTF) speziellen Delta- und S1-Variante ausgestattet waren. Dafür seien die Techniker der HIL nicht ausgebildet, weil sie keine Plätze in der technischen Schule des Heeres in Aachen erhalten hätten, die vor allem Soldaten vorbehalten seien, wie uns Insider berichten. Ausbildungsplätze für den Puma müsse sich die HIL teuer bei der Industrie einkaufen, heißt es weiter.
Demzufolge lag auch die technische Verantwortung für die 18 Fahrzeuge, die eigentlich ab Anfang Januar für die VJTF gemeldet waren, allein beim Heer. Warum die entsprechenden Verantwortlichen der Panzertruppe nicht vor der Übung gewarnt haben oder zumindest dann eingeschritten sind, als die Fahrzeuge Stück für Stück kaputtgingen, bleibt vorerst offen. Eine entsprechende Analyse zu den Ursachen für den Ausfall ist bundeswehrintern noch nicht endgültig abgeschlossen, heißt es. Immerhin: 17 von 18 Fahrzeugen fahren inzwischen wieder, sind dem Vernehmen nach aber noch nicht voll einsatzfähig. Fünf Fahrzeuge müssen wohl nun beim Rüstungsunternehmen Rheinmetall in Unterlüß vollständig instand gesetzt werden.
Vor dem Hintergrund der Verantwortung des Heeres für die Fahrzeuge erscheint der ungewöhnlich breit gestreute Brandbrief von Buttlers und die Verantwortungssuche bei der Rüstungsindustrie in einem etwas anderen Licht. Wurden Rheinmetall und Kraus Maffei-Wegmann schlicht vorschnell verurteilt? "Es ist kein Industrieproblem", sagt jedenfalls eine mit dem Fall betraute Person im Bundesverteidigungsministerium.
Am Mittwochnachmittag wurden nun auch die Obleute im Verteidigungsministerium über den aktuellen Stand des Problems informiert. "Insgesamt ergibt sich ein differenziertes Bild überwiegend kleinerer und mittlerer, aber auch einzelner schwerwiegenderer Schäden", heißt es darin. Bis auf einen Panzer "wurden die technischen Mängel (...) durch die Industrie bis zum Jahreswechsel abgestellt. Der Ausfall einzelner Hochwertteile sowie ein Brandschaden bedürfen allerdings weitergehender technischer Untersuchungen. Die Wiederherstellung der vollen materiellen Einsatzbereitschaft (...) erfordert darüber hinaus teilweise weitere Arbeiten, an denen aktuell mit Hochdruck gearbeitet wird."
Im Klartext: Die Puma müssen offenbar vorerst weiterhin von der schnellen Eingreiftruppe abgemeldet werden und durch ältere Marder ersetzt werden – für Deutschland, das die Führungsnation aktuell ist, ein peinlicher Patzer. Wie es mit den Puma-Panzern weitergeht, will das Verteidigungsministerium nun in einem Spitzengespräch mit der Industrie besprechen. Wann, ist aber bislang unklar.
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