Sonntag, 10. Oktober 2021

Die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend stellt sich vor... Sarah-Lee Heinrich

Mit Sarah-Lee wird die Rassenlehre wieder en vogue...








 





Ihr stellvertretende Gauleiter der Grünen Jugend, mein special Freund Quotenfrau Timo Dzienus, hetzt auf Twitter nicht weniger...




 

Der Fall Sarah-Lee Heinrich – wie Linke wegschauen, wenn es um ihre radikalen Flügel geht

Die neue Vorsitzende der Grünen Jugend in Deutschland hat als Teenager extreme Beleidigungen gepostet. Problematischer als die Verirrungen einer 14-Jährigen sind jedoch die Reaktionen aus ihrer Partei: Die Grünen messen mit zweierlei Mass.

Pauline Voss154 Kommentare
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Sarah-Lee Heinrich, neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, steht derzeit in der Kritik.

Sarah-Lee Heinrich, neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, steht derzeit in der Kritik.

Bodo Schackow / DPA-Zentralbild
Pauline Voss, Redaktorin der «Neuen Zürcher Zeitung».

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NZZ

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Kaum war sie im Amt, musste sie sich auch schon entschuldigen: Die frisch gewählte Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich, wird dieser Tage für Twitter-Mitteilungen kritisiert, die sie teilweise im Alter von 13 oder 14 Jahren veröffentlichte. 

Brutale Mordphantasien reihen sich darin an homophobe und verschwörungstheoretische Aussagen; sie stellt sich vor, mit einem Besen «alle weissen Menschen aus Afrika raus zu kehren», oder schreibt: «Ich werde dich finden, und anspucken, dann aufhängen mit einem Messer anstupsen und bluten lassen». Einen Tweet von 2015, in dem sie unter einem Hakenkreuz «Heil» kommentiert hatte, bezeichnete sie nun als «maximal dumm und unangebracht», andere als «beleidigend» und «peinlich».

Gleichzeitig wollte sie sich nicht zu allem erklären, was sie «mal so mit 14 gedacht und gesagt» habe. Tatsächlich würde wohl niemand in einer Welt leben wollen, in der Menschen für alle Zeiten an den Ansichten ihres pubertären Ichs gemessen werden. Liberale Gesellschaften gewähren jungen Menschen das Recht auf maximale Dummheit, solange diese sich im Rahmen des Legalen bewegt.

Heinrich wehrt sich mit Identitätspolitik

Doch gerade der Umstand, dass viele der Tweets Jahre zurückliegen, verdeutlicht die gesellschaftliche Bedeutung der Affäre. Es zeigt, wie lange die vermeintlich antirassistische Indoktrination junger Menschen in radikalen, teilweise auch parteinahen Kreisen bereits andauert. Umso bezeichnender ist, dass nun ausgerechnet jene Heinrich beispringen, deren Sensoren für «Mikroaggressionen» sonst besonders geschärft sind.

Laut der stellvertretenden grünen Bundesvorsitzenden Ricarda Lang sind «manche Leute verängstigt» von einer «linken, schwarzen Frau, die Menschen für Politik und für die Vision einer gerechten Zukunft begeistert». Heinrichs Amtsvorgängerin Anna Peters spricht vom «ekeligsten Shitstorm ever», der «junge, kluge, linke Frauen» mundtot machen solle. Cem Özdemir findet, «die Angreifer» schrieben «sexistischen Mist».

Auch Heinrich wehrte sich zunächst mit identitätspolitischen Argumenten: Sie sei in einen Shitstorm geraten, weil Rechte «wohl Bammel vor einer schwarzen, linken Frau» hätten. Tatsächlich wurden die Tweets für rechte Desinformationskampagnen missbraucht. Trotz alledem: Wären vergleichbare Tweets von den Bundesvorsitzenden der Jungen Union oder der Jungen Liberalen aufgetaucht, dann hätten linke Kreise sich wohl kaum mit einer Entschuldigung begnügt.

Vielmehr wird in solchen Fällen regelmässig struktureller Rassismus diagnostiziert, der unsere Gesellschaft bis in die hintersten Ecken präge und nur durch öffentlich zur Schau gestellte Scham, aktive Reue und bestenfalls die Teilnahme an antirassistischen Workshops bekämpft werden könne.

Bei den Aussagen von Heinrich handelt es sich nicht um blosse Jugendsünden: Wer derart extreme Beleidigungen verbreitet hat, muss sich als Politikerin die Frage gefallen lassen, inwieweit sich die eigenen Ansichten geändert haben. Aufschluss gibt eine Sendung des öffentlichrechtlichen Jugendkanals Funk, in der Heinrich 2019 zu Gast war. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits volljährig. Heinrich spricht darin von einer «ekligen weissen Mehrheitsgesellschaft», die «rassistisch durchzogen» sei. Kurz darauf entschuldigte sie sich für ihre Wortwahl, inhaltlich aber stehe sie zu ihrer Haltung.

Traum vom Wahlalter null

Unterstützung erhielt sie nun vom Autor Mohamed Amjahid, dessen Buch «Der weisse Fleck» eine «Anleitung zu antirassistischem Denken» sein soll. Er befand auf Twitter, dass sich für die Bezeichnung «eklige weisse Mehrheitsgesellschaft» niemand entschuldigen müsse. Amjahid ist Kolumnist bei der «TAZ» und schreibt regelmässig für «Die Zeit». Das zeigt, wie salonfähig derartige Positionen inzwischen geworden sind: Aussagen werden nurmehr an der Sprecherposition gemessen, nicht am Inhalt. Je nach vermeintlichem Opferstatus des Sprechenden gelten sie als Beleidigung oder aber als notwendige Gesellschaftskritik. Anleitungen zum Denken gibt man in diesen Kreisen am liebsten dem Gegner – der Blick auf strukturelle Ursachen fällt eben schwerer, wenn er die eigenen Strukturen treffen müsste.

Das gilt auch für die Grünen, die sich nun auf die Naivität der Jugend berufen, gleichzeitig aber das Wahlalter auf sechzehn Jahre absenken wollen. Die Amtsvorgänger von Sarah-Lee Heinrich träumten gar von einem «Wahlalter null»: Jeder, der sich selbständig zur Wahl anmelde, solle wählen dürfen – unabhängig vom Alter. Im Mai bezeichnete der damalige Chef der Grünen Jugend, Georg Kurz, das derzeitige Wahlsystem im «Spiegel» als «demokratisches Problem»: Er kenne viele engagierte, politisch gebildete Menschen, die wegen ihres Alters von der Wahl ausgeschlossen seien.

Dass leidenschaftliches politisches Engagement allein nicht ausschlaggebend sein kann für die Teilnahme an Wahlen, dafür hat Sarah-Lee Heinrich den besten Beweis geliefert. Die Narrenfreiheit der Jugend wird gerade dadurch gewährleistet, dass in demokratischen Gesellschaften eine Trennlinie zwischen Kindern und Erwachsenen gezogen wird. Das Prinzip Volljährigkeit schützt nicht primär den Staat vor dem Einfluss der Jungen, wie gerne suggeriert wird: Es schützt vor allem junge Menschen vor einer Verantwortung, der sie nicht immer gerecht werden könnten.

Erschienen in der NZZ...



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