Neulich im Supermarkt unseres Vertrauens. Ein Früchtepürierer, der ohnehin schon wegen seiner eindeutig zweideutigen Werbung in der Kritik steht, druckt Wahlprogramme auf seine Fläschkes - darunter auch das der AfD ("Gibt es auch braune Smoothies, hö hö hö?") - das war zu viel der Provokation!
"Schweinkram" in der Werbung ist gerade noch erträglich, aber so ein böses Wahlprogramm? Das geht so gar nicht! Deshalb hat Edeka das böse Püree aus seinen Regalen verbannt. Ein Beispiel unglaublichen Heldenmuts! Der politisch korrekte Kunde kann nun wieder beruhigt konsumieren. Vielleicht gibt es Ben & Jerry's im Angebot? Das ist dann noch viel korrekter.
Edeka sonnt sich nun im Applaus der aufrechten Bürger, die das natürlich total mutig finden. Was für ein Saftladen!
EDEKA … gelernt ist gelernt.
Deutschlandfunk 20.11.2007
„ … Angefangen hat die Erfolgsgeschichte der Edeka mit dreizehn kleinen Einkaufsgenossenschaften. Damals schon als treibende Kraft dabei: Der Berliner Kaufmann Fritz Borrmann. 1921 wird er Generaldirektor der Edeka, bleibt dies über das Jahr 1933 hinaus bis 1937. Sein Nachfolger Paul König, auch schon vor 1933 mit Borrmann im Vorstand, bleibt bis 1966 im Amt. Diese Kontinuität in der Edeka-Führung wirft Fragen auf. Denn viele zum großen Teil in jüdischem Besitz befindliche Kaufhäuser müssen 1933 ihre Lebensmittelabteilungen zunächst schließen. Die aus der Arbeiterbewegung gewachsenen Konsumgenossenschaften leiden zunächst unter Boykottaktionen. Später werden sie gleichgeschaltet und in der Möglichkeit, den Mitgliedern Rabatte zu geben, eingeschränkt. Viele ihrer Funktionäre werden verhaftet, schließlich werden sie vollständig aufgelöst und enteignet. Die Edeka und ihre Führung dagegen bleiben weitgehend unangetastet. Der Historiker Sven Tode vom Hamburger Institut für Firmen- und Wirtschaftsgeschichte, der das Fachlektorat für die Festschrift der Edeka übernommen hat, über die Ungleichbehandlung der Genossenschaften:
„Die Konsumgenossenschaften sind den NSDAP-Leuten häufig ein Dorn im Auge insofern, als sie eben durch die Arbeiterbewegung gegründet wurden und viele dort Funktionäre von Sozialdemokraten und Kommunisten waren. Und um auf die Edeka zu kommen: Da ist es eben Mittelstand. Und Mittelstandspolitik ist eine Zeit lang durchaus gewollt und durchaus gefördert von den Nationalsozialisten – mit Absicht auch, auch als Gegengewicht gegen jüdische Unternehmungen, ja. "
„Kaufmann, nicht Händler!“ – unter dieser Parole agiert die Mittelstandspolitik des NS-Regimes, unter dieser Parole findet im November 1933 der Deutsche Handelstag statt – die Edeka ist mit mehreren Fest-Wagen beim Umzug dabei. Schon am 31. März 1933, als andere noch daran glauben, der braune Spuk sei bald beendet, heißt es in der Edeka-Handelsrundschau:
Der Edeka-Verband hat es für seine selbstverständliche Pflicht angesehen, den Kampf gegen Warenhäuser, Großfilialen, Einheitspreisläden und Konsumvereine tatkräftig zu organisieren und zu führen (...), weil er es nicht zulassen durfte, dass der kaufmännische Mittelstand (...) in dem von jenen Wirtschaftsformen erzeugten Sumpf versank. So ist der Edeka-Verband nicht nur als Vorläufer, sondern als ein aktiver Mitarbeiter der nationalen Revolution zu bezeichnen.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen