Freitag, 1. Januar 2021

Statt Impfstoffnationalismus nun Versorgungsmangel...

von Thomas Heck...

Deutschland hat es wieder einmal verpennt. Es steht nicht annähernd hinreichend Impfstoff für alle zur Verfügung. Während in Israel bereits gut 1 Millionen der Bevölkerung von insgesamt 8 Millionen geimpft wurde, dümpelt Deutschland so vor sich hin. Dazu häufen sich Impfpannen, Kühlketten versagen, ein Desaster. Schuld ist die deutsche Politik.


Aus Furcht davor, des „Impfstoffnationalismus“ bezichtigt zu werden, hat Deutschland nicht das gemacht, was wohl jedes andere Land gemacht hätte: Zuerst an die eigenen Leute denken. Der Biontech-Impfstoff wurde in Deutschland erfunden. Und die Entwicklung wurde mit deutschen Steuergeldern erheblich gefördert. Aber beim Impfen liegt Deutschland weit, weit hinter Ländern wie Israel, USA oder Großbritannien zurück. In dem Tempo würde es 10 Jahre dauern, bis auch nur die impfwillige Bevölkerung durchgeimpft wäre.

Der Grund ist, dass deutsche Politiker – mal wieder – Angst davor hatten, als „nationalistisch“ beschimpft zu werden, wenn sie zuerst an die eigenen Leute denken. Ganz vorne dabei, unser allseits beliebter Bundespräsident Steinmeier, der in seiner Weisheit bereits zum Auftakt des Weltgesundheitsgipfel am 25.10.2020 vor einem "Impfstoffnationalismus" warnte. Ob er für das Desaster mit zur Verantwortung gezogen werden wird, darf allerdings bezweifelt werden. Und, es bleibt auszuwerten, wie viel Todesfälle durch die Versäumnisse in Deutschland wohl zu beklagen sein werden. Da stellt sich nun wieder einmal die Frage, was eigentlich an einem germany first grundsätzlich auszusetzen ist?


Deshalb wurde alles an die EU delegiert. Die Parole hieß: Der Impfstoff müsse „gerecht“ in der EU verteilt werden, alles andere sei „Impfstoffnationalismus.“ Bundespräsident Steinmeier kritisierte die USA für ihren „Impfstoffnationalismus“, aber die USA haben vernünftiger gehandelt als Deutschland und viele Monate früher den Impfstoff bestellt. Nachdem Deutschland die Sache an die EU delegiert hatte, wurde es von der EU zusätzlich vermurkst, u.a. dadurch, dass zu spät bestellt wurde – und weniger, als man hätte kaufen können. Dabei hatte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, noch grossmäulig verkündet, der Kampf gegen Corona könne ein Musterfall für einen wirklichen globalen Gesundheitsvertrag sein. "Dafür ist eine klare Führungsrolle nötig und die Europäische Union sollte diese Verantwortung übernehmen."

Biontech-Chef Ugur Sahin wundert sich: „Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter Kontrolle. Mich hat das gewundert.“ Auch das wundert nicht bei der von der Leyen geführten EU – sie hat ja schließlich schon in Deutschland als Ministerin kläglich versagt.

Rechnung nicht aufgegangen 

Die Hoffnung der deutschen Regierung, durch ihre Einkaufs- und Verteilungspolitik dem Vorwurf des „Impfstoffnationalismus“ vorzubeugen, ist übrigens nicht aufgegangen. Im Gegenteil. Da Deutschland im vorauseilenden Gehorsam verkündet hatte, den in unserem Land erfundenen und finanzierten Impfstoff „gerecht“ zu verteilen, hat es damit den Maßstab gesetzt, an dem es jetzt gemessen wird. Zum Pech kam dann noch Dummheit dazu.

Der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte macht Deutschland zum Sündenbock dafür, dass zu wenig Impfstoff im Land ist – so, als wäre Deutschland zuständig für die Versorgung Italiens. Die FAZ berichtet, dass in Italien eine wütende Kampagne gegen Deutschland läuft: Die Zeitung „Libero“ titelt: „Berlin legt uns rein“, und bildet zudem eine Fotomontage ab mit dem Eingang des Konzentrationslagers Auschwitz und dem ins Tor montierten Titel „Der Impfstoff macht frei“. Unter dieser Fotomontage stand zwar ein Artikel über Impfverweigerer, doch korrespondierte die Illustration auch mit der gegenüberliegenden Seite über die angeblichen deutschen Gemeinheiten. Die seit Tagen im rechten Lager angeheizte Polemik inspirierte schließlich auch Roms Lokalzeitung „Messaggero“ zu einem kriegerischen Einstieg in den Kommentar auf der ersten Seite: „Angela Merkel schnappt sich mit einem Blitzkrieg zusätzliche 30 Millionen Impfdosen“.


Wo bleibt die Opposition? Jan Fleischhauer hat im FOCUS zu Recht kritisiert, dass Merkels katastrophale Fehlentscheidung in den Medien kaum thematisiert wird. Die Medien sind brav wie immer – eine positive Ausnahme ist ein kritischer Artikel im SPIEGEL und der Kommentar von BILD-Chef Julian Reichelt. Ein trauriges Bild gibt die Opposition ab: 
  • Die Grünen finden bekanntlich sowieso alles gut, was Merkel macht und sind natürlich auch strikt gegen den sogenannten „Impfstoffnationalismus“. 
  • Die LINKE singt ihr altes Lied von den „Reichen“, die in der Corona-Krise zur Kasse gebeten müssten. 
  • Die AfD hat sich entschieden, Corona zu verharmlosen und gemeinsame Front mit „Querdenkern“ zu machen. Ihrem Redner im Bundestag war nur der Hinweis wichtig, man solle auch den russischen Impfstoff in Erwägung ziehen. 
  • Die FDP ergeht sich im Kleinklein und vergibt mal wieder eine Chance, durch klare und grundsätzliche Kritik an der Strategie der „gerechten“ Verteilung in der EU zu punkten. 
  • Und die SPD hat die Frechheit, lautstark zu kritisieren, dass es zu wenig Impfstoff gibt, obwohl sie ja gemeinsam mit der Union beschlossen hatte, den in Deutschland erfundenen und finanzierten Impfstoff „gerecht“ in der EU zu verteilen.







1 Kommentar:

  1. Die AfD verharmlost nicht, sie hat die richtige Einschätzung. Die Molekulargenetik, die Virologie, die Epidemiologie … geben ihr recht.

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