von Thomas Heck...
Ereignisreiche Tage in Deutschland, welches es nach 3 Jahren Schmierung von tausenden, verrosteten Luftschutzsirenen so richtig krachen lassen wollte. Denn Donnerstag war „bundesweiter Warntag“. Über Sirenen, Radio, Fernsehen und Handy-Apps sollten alle Bundesbürger gleichzeitig Alarmmeldungen erhalten. Ein Test. Er ist gründlich schief gegangen.
An sich war Deutschland gut vorbereitet. RTL hatte schon Tipps gegeben, wie Meerschweinchen, Hamster & Co vor den Sirenen geschützt werden können. Kein Scherz,
sehen Sie hier.
Der Probealarm mit Sirenen in Städten und Dörfern bedeutet eine immense Belastung für Tiere, erklärt Niedersachsens Landesbeauftragte für Tierschutz Michaela Dämmrich. "Die Töne sind sehr laut und anhaltend, Tiere können sie nicht einordnen und verstehen. Einige Tiere können in Panik verfallen, weglaufen, von der Weide ausbrechen, Hunde sich losreißen und weglaufen oder ausdauernd bellen und jaulen." Und das zu verhindern, sollten Halter ihre Tiere bestmöglich vorbereiten und ihnen beistehen.
Nun fiel die Panik im Hamsterkäfig ja aus. Pucki brauchte nicht abgedeckt werden, Dackel konnten dennoch gefahrlos zwischen 11.00 und 11.20 Gassi gehen und konnten den Stahlhelm zu Hause lassen.
Doch es gab auch gute Meldungen, so der
Chefredakteur von "Kommunal" zum Warntag 2020: Beginnen wir mit der guten Meldung: Künftig soll es jedes Jahr einen Warntag geben. Wir können also aus den heute gemachten Fehlern lernen und es besser machen. Vor allem können sich die meisten Großstädte aber in den ländlichen Räumen noch einiges abschauen!
Der Warntag 2020 in Berlin. Um 11 Uhr hörte man im Radio bestenfalls (öffentlich-rechtlicher Rundfunk) eine Meldung, dass nun Warntag sei und schlechtestenfalls (zahlreiche Privatstationen) Musik vom Band als wäre nichts gewesen. Sirenen? Gibt es in Berlin schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Warn-Apps? Klar, die gibt es, die Meldung über den Warntag kam auf den meisten Smartphones aber erst gegen 11.30 Uhr an. Bei anderen kam gar keine Warnmeldung, dafür aber gegen 11.40 Uhr eine Entwarnung. Berlin halt mal wieder....nichts klappt, aber dafür so richtig.
Leider steht Berlin damit nicht alleine da, denn auch viele andere Großstädte haben keine Sirenen mehr oder nicht mehr flächendeckend. Hamburg etwa, Köln, selbst mittelgroße Städte wie Münster. Wie auch in München, wo die Sirenen nach dem Ende des kalten Krieges abgebaut wurden. Entsprechend setzen gerade diese Städte vor allem auf technische Lösungen. NINA und KATWARN heißen die Systeme - beides teuer entwickelte Apps, die für genau solche Fälle die Bevölkerung warnen sollen. Nur ist das System in weiten Teilen Deutschlands komplett ausgefallen.
Im beschönigenden PR-Deutsch des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz hieß es dazu am Mittag: "Wir wissen, dass es teilweise geklappt hat". Teilweise sei es aber auch zu einer Überlastung des Modularen Warnsystems gekommen. Schon im Vorfeld hatte Christoph Unger, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe gesagt, man werde mit dem Test an die Belastungsgrenzen gehen. Und dieser Belastung hat das System anscheinend nicht standgehalten.
Grund dafür waren neben technischen Problemen offenbar auch Abstimmungsschwierigkeiten zwischen Bund und Ländern. Ursprünglich sollte nur der Bund die Warnung auslösen. Nun aber haben um 11 Uhr verschiedene Länder verschiedene Meldungen verschickt. Föderales Chaos mal wieder. Was aber gleichzeitig zumindest dazu führte, dass die Warnapps nicht überall flächendeckend versagt haben. So melden uns Nutzer aus Hückeswagen, dass NINA hier pünktlich angesprungen ist. Glücklich ist der, der in Hückeswagen wohnt, aber, wo zum Henker ist Hückeswagen? Bei Remscheid, in NRW.
Eindeutig ist: Deutschland hat in Sachen digitaler Warnmeldung noch eine Menge Nachholbedarf. Das Grundproblem liegt in der Trickserei der Handy-Hersteller: um möglichst lange Akku-Laufzeiten vorzugaukeln, schalten sie kurzerhand die für Warnung notwendigen Funktionen von Apps ab. Lediglich bei einigen wenigen „besonders wichtigen“ Apps wie WhatsApp oder auch Telefon und SMS selbst ist das nicht der Fall." Das gilt allerdings wohl vor allem in Android-System. Daher sollten SMS und WhatsApp bis auf Weiteres in die Warnsysteme mit aufzunehmen.
Der Warntag zeigt aber auch, wie wichtig es bei aller Digitalisierung ist, dass Sirenen in den Orten, wo sie nicht mehr vorhanden sind, wieder aufgebaut oder ertüchtigt werden. Denn sich rein auf moderne Technik zu verlassen, dafür sind wir offenbar noch nicht gerüstet.
Eines müssen wir uns alle aber ins Stammbuch schreiben: Dieser Warntag wurde von Bund, Ländern und Kommunen drei, ich wiederhole DREI Jahre lang vorbereitet. Ich möchte den Terroristen sehen, der uns drei Jahre vorher ein Zeichen gibt...ein Gefühl der Sicherheit stellt sich für viele Bürger nach dem heutigen Tag jedenfalls nicht ein. Und da sollte bei uns allen JEDE aber auch WIRKLICH JEDE Sirene aufheulen! Packen wir es an, lernen wir daraus und machen wir es nächstes Jahr besser. Denn künftig soll jedes Jahr gewarnt werden. Das nächste Mal klappt es dann ganz ganz sicher...
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