Dienstag, 8. September 2020

Die Reise nach Jerusalem vor dem Deutschen Reichstag...

von Mirjam Lübke...

Manchmal bin ich ja ein bisschen doof. Jedenfalls komme ich mir so vor.

Vor dem Reichstag wurden wohl im Rahmen einer Protestaktion 13.000 Stühle aufgestellt, die symbolisch für die Menschen im Auffanglager Moria stehen. "Wir haben Platz!" heißt das Motto, denn jeder Stuhl steht für einen Migranten, der nach Deutschland geholt werden soll. 


Nun bin ich wiederum nicht so doof zu glauben, auf jeden der Stühle solle ein Migrant gesetzt werden. Langsam wird es auch in Deutschland kühler, und vom Hinsetzen hat man noch niemanden satt. 

Jetzt habe ich mir in meinem dummen Filterblasenhirn überlegt, was es wohl gekostet haben mag, 13.000 Stühle vor den Reichstag zu stellen, selbst wenn diese Made in China unter der Sitzoberfläche stehen haben und von unterbezahlten Arbeitern im Reich der Mitte geklöppelt wurden. Ist es wenigstens Bio-Plastik? 

Weiterhin grübelte mein dummes Filterblasenhirn darüber nach, ob man nicht für das gleiche Geld schon viel vor Ort in Moria hätte tun können, etwa die sanitären Anlagen verbessern oder Medikamente kaufen. 

Selbst wenn jemand die Stühle gespendet hat oder sie angemietet wurden - es hat irgendjemanden etwas gekostet, Geld, das für direkte Hilfe hätte benutzt werden können. Aber wahrscheinlich ist es einfach spannender, in Deutschland eine plakative Aktion zu starten, um die Herzen für eine Aufnahme der Migranten zu erweichen, als etwas zu tun, was akute Not lindert. Ein gespendetes Klohäuschen macht einfach nicht so viel her. 

Und jetzt geht mir noch ein ganz böser Gedanke durch den Kopf: Vielleicht soll es in Moria gar nicht besser werden, weil man eine Aufnahme in Deutschland einfach ertrotzen will? 

Wer passt eigentlich auf die Stühle auf? Oder kriegen die nachts Beine?




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