von Thomas Heck...
Ich wünsche allen Lesern ein friedliches Jahr 2020, nur der Glaube fehlt mir daran. Noch weiß keiner, wie friedlich die Silvesternacht in Deutschland, das wird sich erst die nächsten Tag herauskristallisieren. Die Stadt Lübeck macht jedenfalls Ernst und hat die wirklich wichtigen Themen gleich zu Jahresbeginn angepackt und umgesetzt. Die Geschlechtergerechtigkeit. Denn:
In Lübeck spricht man ab morgen „geschlechtergerecht“ und führt eine verpflichtende Gender-Fibel ein...
Die Stadtverwaltung der Hansestadt hat der deutschen Sprache zum Jahreswechsel ein Update verpasst. Mit einem Leitfaden für „gendersensible Sprache“ will Lübeck künftig so formulieren, dass „sich alle Geschlechter angesprochen fühlen“.
Das heißt: Formulierungen wie „freiwillige Helfer“, „man muss beachten“ und „Unterstützung durch Kollegen“ sollen verschwinden. Stattdessen sollen Mitarbeiter der Stadt etwa „freiwillige Hilfe“, „es muss darauf geachtet werden“ und „kollegiale Unterstützung“ schreiben.
„Im Umgang mit gendersensibler Sprache sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt“, heißt es dazu in der Lübecker Gender-Fibel. So wolle man alle Menschen ansprechen – auch jene, „die sich nicht als Frau oder Mann beschreiben“.
Folgerichtig sollen Mitarbeiter der Stadt beim Schriftverkehr mit Unbekannten künftig zuerst das Geschlecht der jeweiligen Person ermitteln. Die Empfehlung zur Ansprache unbekannter Personen lautet: „Guten Tag Vorname Name, wie darf ich Sie in Zukunft ansprechen?“
„Rollenklischees“ und „Stereotypen“ sollen aus der Sprache verschwinden. Lübeck sagt Redewendungen wie „Not am Mann“ oder „Milchmädchenrechnung“ den Kampf an.
Konkurrenz zu Hannover: Lübeck setzt auf Gender-Doppelpunkt
Mit der Herausgabe des Gender-Leitfadens folgt Lübeck dem Beispiel der Stadt Hannover, die Anfang des Jahres eine verbindliche Sprachregelung erlassen hatte. In der „geschlechterneutralen“ Kommunikation der beiden Städte gibt es jedoch einen zentralen Unterschied: Während Hannover auf den Gender-Stern setzt, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten zu berücksichtigen, bevorzugt Lübeck den Gender-Doppelpunkt.
Sprich: Lehrer und Studenten sind in Hannover „Lehrer*innen“ und „Student*innen“. Der Stern wird dabei „durch eine kurze Atempause gekennzeichnet. In Lübeck soll jedoch von „Lehrer:innen“ und „Student:innen“ die Rede sein. Ob auch der Doppelpunkt beim Sprechen mit einer Atempause einhergeht, wird im Lübecker Leitfaden nicht erwähnt.
Die Lübecker Stadtverwaltung begründet die Entscheidung GEGEN den Gender-Stern und FÜR den Gender-Doppelpunkt mit ästhetischen Gründen: „Der Doppelpunkt zieht das Wort nicht auseinander wie der Unterstrich oder das Sternchen und bezieht trotzdem alle Personen mit ein.“
Weiterhin bemängelt der Leitfaden, dass Frauen bei Berufsbezeichnungen in der männlichen Form von sich reden und will sie ermutigen, „zur eigenen Weiblichkeit zu stehen“. Sie sollen „Ich bin Kollegin“, „Ich bin Teamleiterin“ oder „Ich bin Beamtin“ sagen. Statt „Ich bin jemand, der“ oder „Ich bin ein Typ, der“ sollen Frauen „Ich bin eine, die“ und „Vom Typ her gehöre ich zu“ sagen.
Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (40, SPD) begründet die Einführung des Gender-Leitfadens unter anderem mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Oktober 2017, demzufolge auch jene Menschen nicht diskriminiert werden dürften, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. Die 1,5 Mrd. Euro Schulden, die dieses Kaff angehäuft hat, werden sich damit nicht ausgleichen lassen können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen