von Thomas Heck...
Sie haben es schon wieder getan. Nach jahrelanger einseitiger und negativer öffentlich-rechtlicher Berichterstattung über Israel nun ein erneuter Tiefpunkt. Ausgerechnet am Gedenktag über die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz erklärt eine deutsche Kommentatorin den Juden, wie man richtig gedenkt. Für Sabine Müller vom ARD-Hauptstadtstudio haben die Juden wieder mal alles falsch gemacht und nutzt in ihrem Kommentar die Sprache der Herrenmenschen. In einer Zeit, wo einem alles zum Vorwurf gemacht werden kann, wird man das ja wohl noch ansprechen dürfen.
Und auch hier wird sich das gewohnte Muster wiederholen: Gnadenloses Framing, um die eigenen ideologische und politische Agenda zu transportieren, provozieren, nach dem Shitstorm entschuldigen, weil man eine überbordende Diskussion um Rundfunkbeiträge fürchtet, dann einen Angriff auf die Pressefreiheit beklagen und sich selbst zum armen Opfer hochstilisieren, anschließend unverändert weitermachen.
Wen interessiert da schon, wenn mit solchen Kommentaren, mit solcher Berichterstattung, wo der jüdische Staat dämonisiert wird, latent vorhandener Antisemitismus bestärkt und neuer Judenhass geschaffen wird? Wann wird das endlich aufhören? 75 Jahren nach dem Ende der Shoa, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Dritte Reich besteht auch heute noch, in den Köpfen ewig gestriger Wirrköpfe von rechts, in den Gehirnen von Antisemiten von links, von rechts und von weiten Teilen der Muslime, in den Redaktionsstuben von ARD und ZDF, die tägliche Berichterstattung über das Dritte Reiche abliefern und den Nazis eine Medienpräsenz bescheren, die sie zu Lebzeiten nicht hatten, aber auch in den Köpfen solcher Journalisten wie Sabine Müller, die zwar gesegnet sind mit der Gnade der späten Geburt, die aber ihren Antisemitismus in Form von Israel-Kritik ausleben und nicht mal an einem solchen Tag die Klappe halten können. Ekelhaft. Ja, Sie haben Recht, Frau Müller, eine Chance ist vertan worden...
An Bundespräsident Steinmeier lag es nicht: Der Gedenktag in Yad Vashem wurde von den egoistischen Auftritten Israels und Russlands überschattet. Eine vertane Chance im Kampf gegen Antisemitismus.
Dieser Tag in Jerusalem sollte ein Tag des würdigen Gedenkens sein und ein eindrucksvolles Signal für den gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus. Wie traurig, dass das nicht überzeugend geklappt hat. Ja, vieles war würdig und überzeugend, und dazu hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beigetragen.
Er wurde den Erwartungen an den ersten Redeauftritt eines deutschen Staatsoberhaupts in Yad Vashem gerecht und hielt als Vertreter des Landes der Täter eine beeindruckend einfühlsame und klare Rede - und das auf Englisch, wohlgemerkt. Eine Rede über deutsche Schuld und deutsche Verantwortung, darüber, dass es keinen Schlussstrich unter das Erinnern geben darf und über die traurige Erkenntnis, dass Deutsche 75 Jahre nach Auschwitz nicht immun sind gegen das Böse. Wie sagte Steinmeier richtig: Der Antisemitismus von heute habe zwar andere Täter und benutze andere Worte, es sei aber trotzdem "dasselbe Böse". Das war würdig.
Unwürdiges Verhalten von Israel und Russland
Unwürdig war dagegen, wie Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten. Wie sie vor der offiziellen Veranstaltung sozusagen ihre eigene politische und erinnerungspolitische Privatparty feierten - mit neuen Verbalattacken gegen Polen und demonstrativ überlangen bilateralen Gesprächen zwischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Präsident Wladimir Putin.
Wie sie die Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an die Belagerung Leningrads gnadenlos überzogen, wie sie 90-jährige, 100-jährige Holocaust-Überlebende eine Dreiviertelstunde lang in Yad Vashem warten ließen wie bestellt und nicht abgeholt - und dazu noch mehr als 40 Staats- und Regierungschefs.
Was ein würdiger Tag mit eindrucksvollen Signalen sein sollte, hinterlässt einen schalen Nachgeschmack, allen warmen Worten von "Nie wieder" bei der Gedenkfeier und allen Beschwörungen der Einigkeit zum Trotz. Wie damals bräuchte es auch heute eine konzertierte, gemeinsame Anstrengung gegen neuen Antisemitismus, gegen neues völkisches Denken.
Es bleiben etliche Zweifel
Aber es sind Zweifel angebracht, wie viel internationale Einheit wirklich da ist und wie sehr letztlich nicht doch nationale Eigeninteressen dominieren. Dass Putin und Netanyahu immerhin ihre Auftritte bei der Gedenkveranstaltung in Yad Vashem eklatfrei hinter sich brachten, ändert nichts an diesen Zweifeln.
Und es sind Zweifel angebracht, ob aus dem Erinnern an diesem Tag und an denen, die in den nächsten Tagen noch folgen, ob aus all den nochmal erzählten herzzerreißenden Schicksalen der Toten und Überlebenden, ob daraus tatsächlich konkrete Schritte folgen, mit denen der grassierende weltweite Antisemitismus zurückgedrängt werden kann. Und so war dieser Gedenktag letztlich leider auch eine vertane Chance.
„Die Deutschen haben den Juden nicht einen perfekt geplanten und umgesetzten Massenmord geschenkt, um später beim Gedenken so maßlos enttäuscht zu werden.“
Benjamin Weinthal von der Jerusalem Post hat beim Hessischen Rundfunk nachgefragt...
Die Antwort ist ernüchternd, uneinsichtig und
gänzlich unempathisch...
„Lieber Herr Weinthal,
da Frau Müller vom Hessischen Rundfunk kommt, ist die Pressestelle des HR zuständig. Hier die Antwort:
Der Hessische Rundfunk weist die - teilweise überzogene und polemische - Kritik am Kommentar der Korrespondentin Sabine Müller zurück.
Der Kommentar gibt die persönliche Einschätzung der Autorin wieder. Er ist eine Meinungsäußerung, die von der Pressefreiheit garantiert ist. Die Autorin lässt keinen Zweifel daran, wie wichtig ihr der "Kampf gegen den grassierenden weltweiten Antisemitismus" ist und hat auch die Veranstaltung, über die sie berichtet hat, entsprechend gewürdigt: "Ja, vieles war würdig und überzeugend."
Leider wird unsere Korrespondentin in der Berichterstattung vielfach nicht korrekt zitiert. Sie hat nicht das Yad-Vashem-Gedenken an die Befreiung von Auschwitz als "Privatparty" bezeichnet, sondern die vorangegangenen Veranstaltungen von Ministerpräsident Netanjahu und Russlands Präsidenten Putin, die den Beginn der Gedenkfeier in Yad Vashem erheblich verzögerten. Die Autorin kritisiert, dass "Israel und Russland diesen Gedenktag teilweise kaperten".
An dieser Stelle hätte eine präzisere Formulierung möglicherweise Missverständnisse vermieden. Ihre Kritik richtet sich nicht gegen die Staaten Israel und Russland als Ganze, sondern gegen das konkrete Verhalten zweier Regierungspolitiker, Israels Regierungschef Netanjayhu und Russlands Präsident Putin. Wenn der Kommentar an diesem besonderen Gedenktag Gefühle verletzt hat, bedauern wir dies ausdrücklich.
Beste Grüße,
Anna-Maria Wagner
Leitung Kommunikation
Sie verstehen es nicht und machen alles noch schlimmer.
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