von Thomas Heck...
Über den Irrsinn des Dieselfahrverbots in deutschen Städten, wo Autofahrer gezwungen werden, kilometerlange Umwege in Kauf zu nehmen, weil 500 Meter Straße gesperrt sind, dabei eine Vielzahl von Schadstoffen emittiert werden und mehr Sprit verbraucht wird, haben wir bereits an anderer Stelle behandelt. Nun haben die Stänkereien gegen den Diesel nicht nur sinnfreie Folgen hierzulande, die in keinster Weise der Umwelt dienlich sind. Die externen Folgen sind ebenfalls nicht unerheblich.
Denn der Abgas-Skandal und Fahrverbote kosten Autobesitzer Milliarden - durch Wertverlust ihrer Dieselautos. Andere EU-Länder reiben sich die Hände, denn sie kaufen tausende gut funktionierende Gebrauchtwagen billig auf. Für die Umwelt, so denn überhaupt eine höhere Schädigung durch den Diesel auftritt, bringen derartige Verkäufe gar nichts.
Immer mehr Diesel-Fahrverbote in Deutschland: Nach den ersten Verboten in Hamburg geht es im Süden weiter. Die grün-schwarze Landesregierung hat abgesegnet, dass ab 2019 Besitzern von Euro 4-Dieselfahrzeugen die Nutzung ihrer Autos im Stuttgarter Stadtgebiet untersagt wird . Ob später auch Euro 5-Diesel ausgesperrt werden, ist noch offen. Anwohnern wird eine Frist bis April 2019 gegeben, in der sie sich neue Autos kaufen können - oder auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen müssen. Die nächsten Diesel-Verbote stehen in Düsseldorf und dem Rhein-Main-Gebiet auf der Agenda.
Auf dem Neu- und Gebrauchtwagenmarkt haben Abgas-Skandal und Fahrverbote längst tiefe Spuren hinterlassen. Die Nachfrage nach neuen Diesel-Autos ist stark zurückgegangen und bei vielen gebrauchten Modellen gab es einen erheblichen Preissturz . Sowohl private Autobesitzer als auch Autohändler, die nun eine Flut schlecht verkäuflicher Leasing-Rückläufer handlen müssen, haben in Summe Milliarden an Fahrzeugwert verloren.
Doch was passiert mit all den gebrauchten Dieselfahrzeugen, die hierzulande keiner mehr will? Sie werden dankend angenommen - im europäischen Ausland. FOCUS Online liegt eine Sonderauswertung des "Export- /Import-Seismographen (ESD/ISD)" vor, die die AEB Gesellschaft zur Entwicklung von Branchen-Software zusammen mit dem Institut für Angewandte Logistik (IAL) anhand von Daten des Statistischen Bundesamtes erstellt hat. Die Auswertung enthüllt die Export-Ströme für Diesel-PKW aus Deutschland in andere Länder in- und außerhalb der EU.
Selbst Frankreich hat Lust auf billige deutsche Diesel
"Innerhalb eines Jahres sind die Exporte gebrauchter Diesel-PKW um 20,5 Prozent auf 239.541 Fahrzeuge gestiegen", so die Analysten.
Interessant ist dabei die Verteilung der Ströme. Wie FOCUS Online bereits mehrfach berichtet hatte, fahren alte - aber auch viele junge - gebrauchte Diesel vor allem in Osteuropa weiter . Die Umweltorganisation ICCT spricht sogar davon, dass Deutschland seinen Diesel-Skandal exportiert - und die Fahrzeuge nun in anderen Ländern einfach weiter die Luft verschlechtern könnten. Zumindest teilweise wird wohl eher das Gegenteil der Fall sein, wenn nämlich die Dieselautos noch ältere, schadstoffintensivere Fahrzeuge ersetzen. Doch nicht nur nach Osteuropa gehen die Fahrzeuge, sondern auch nach Frankreich und Spanien. Das ist die Hitliste der Diesel-Importeure (jeweils Jahresvergleich 2017 - 2018):
Ukraine: Der Diesel-Import stieg im Jahresvergleich um 136,8 Prozent
Kroatien: Plus 89,6 Prozent
Österreich: Plus 41,3 Prozent
Frankreich: Plus 34 Prozent
Spanien: Plus 30,8 Prozent
Slowakei: Plus 29 Prozent
Tschechische Republik: Plus 28,9 Prozent
Rumänien: Plus 26,8 Prozent
Fast alle anderen EU-Länder profitieren vom Preisverfall in Deutschland
Auch Italien, Polen, Litauen, Belgien und Portugal verzeichnen ein teils zweistelliges Plus bei den Diesel-Importen aus Deutschland. Einen Rückgang der Diesel-Importe gibt es dagegen nur bei wenigen Ländern zu verzeichen, etwa in der Schweiz (minus 18 Prozent), Georgien (minus 38 Prozent), Finnland (minus 9 Prozent) oder Norwegen (minus 26,6 Prozent). In Norwegen ist der Rückgang wohl vor allem auf die dortige massive Förderung der Elektromobilität zurückzuführen.
Transport ist kein großer Kostenfaktor
"Für Schnäppchenjäger im Ausland gibt es aktuell eine gute Möglichkeit, günstig an einen Diesel zu kommen", sagt Professor Christian Kille vom Institut für Angewandte Logistik (IAL). Dass sich der Export finanziell lohnt, liege nicht nur an den gefallenen Gebrauchtwagenpreisen, sondern auch an den niedrigen Logistikkosten für den Transport eines Fahrzeuges, so Kille: "Im Vergleich zu dem Fahrzeugwert, der insbesondere bei Leasingrückläufern noch bei höheren fünfstelligen Beträgen liegen kann, schlagen die Transportkosten nur wenig zu Buche."
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