Montag, 15. Oktober 2018

Bayern... Quo Vadis, Wähler?

von Thomas Heck...

Bayern hat gewählt. Das amtliche Endergebnis: CSU: 37,2 Prozent, SPD: 9,7 %, Freie Wähler: 11,6 %, Grüne: 17,5 %, FDP: 5,1 %, Linke: 3,2 %, AfD: 10,2 Prozent. Das teilte der Landeswahlleiter mit.  Die Medien beschäftigen sich noch mit den Analysen. Am Ende bleibt die Ratlosigkeit. Denn die AfD scheint nicht die Alternative für Deutschland zu sein. So wird ein Politikwechsel in Deutschland nicht gelingen. 

Es überwiegen die langen Gesichter. Nur bei den Grünen Grund zur Freude, denn es bleibt schon erstaunlich, wie so ein Teletubby wie Katharina Schulze, ein infantiler Schreihals, es in Bayern überhaupt auf 17,5% schaffen konnte, obwohl die Medien noch 19% prognostiziert hatten. Jetzt bleibt abzuwarten, welche Koalitionen sich in Bayern abzeichnen werden.




Die Bayern haben gewählt - Was Sie über diese Wahl wissen müssen


Bayern hat gewählt - und wie: Die Grünen werden zweitstärkste Kraft, CSU und SPD vereinen so wenige Wähler wie nie zuvor. Aktuelle Zahlen und Stimmen - der Überblick zur Wahl.


Wahl in Bayern 2018: Vorläufiges amtliches Ergebnis

Die Ergebnisse im Überblick

  • Die CSU ist der große Wahlverlierer. Sie kommt nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis auf 37,2 Prozent - ihr zweitschlechtestes Ergebnis überhaupt
  • Die SPD ist der zweite große Verlierer dieser Landtagswahl: 9,7 Prozent, ein einstelliges Ergebnis in Bayern - auch das historisch
  • Die Wahlgewinner sind vor allem die Grünen, sie kommen auf 17,5 Prozent 
  • Kräftig zugelegt hat auch die AfD - sie kommt auf 10,2 Prozent
  • Grund zur Freude haben auch die Freien Wähler. Sie kommen auf 11,6 Prozent
  • Die FDP erhält 5,1 Prozent 
  • Keine Chance auf den Einzug in den Landtag hat die Linke - sie liegt nur bei 3,2 Prozent
  • Die Wahlbeteiligung lag bei 72,4 Prozent - 2013 lag sie noch bei 63,6 Prozent.

Einmal war die CSU bei einer Landtagswahl in Bayern schlechter - vor 68 Jahren.

  • Hier erfahren Sie kompakt die wichtigsten Zahlen - und erhalten darüber hinaus Einschätzungen und Reaktionen aus München und Berlin. Alle Zahlen finden Sie jederzeit in unserem Wahltool. Alle Stimmen der Parteien und aktuelle Videos finden Sie darüber hinaus in unserem Liveblog. Welche Parteien zur Bayern-Wahl angetreten sind, können Sie in dieser Übersicht nachlesen. Und in den sozialen Medien halten wir Sie bei Facebook und Twitter auf dem Laufenden.

Welche Koalitionen jetzt denkbar sind

Klar ist: Die CSU wird nicht länger alleine regieren können. Sie braucht einen Partner. Nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis könnten das rein rechnerisch die Grünen, die AfD, die Freien Wähler und die SPD sein. Inhaltlich scheint ein Bündnis mit den Grünen schwierig, mit der AfD ausgeschlossen. Die größte Übereinstimmung gibt es inhaltlich mit den Freien Wählern - die auch koalieren möchten. "Wir sind wohl dabei und es wird für eine bürgerliche Mehrheit reichen. Das war mein Ziel", sagt Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger. 

Die Sitzverteilung nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis.

Warum die Bayern so gewählt haben

  • Die Gründe für den CSU-Absturz sind demnach primär hausgemacht. Die CSU hat ungewohnte Defizite bei Regierungsbilanz, Parteiansehen und Sachkompetenzen - und in Markus Söder nicht nur einen schwach bewerteten Ministerpräsidenten, sondern in Horst Seehofer auch einen massiv kritisierten Parteichef
  • Und die Gründe für den Höhenflug der Grünen? Für 55 Prozent aller Befragten stehen die Grünen "in Bayern für eine modern-bürgerliche Politik" - und bei den wichtigen Themen Flüchtlinge und Asyl, Umwelt, Familie, Soziale Gerechtigkeit und Zukunft werden sie mittlerweile als kompetent eingestuft.
  • In den Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern holten die Grünen 28 Prozent der Stimmen - mehr als CSU (27 Prozent) und SPD (13 Prozent), die gerade im Vergleich zur letzten Landtagswahl etliche Wähler in den Städten verloren (CSU minus 11 Prozentpunkte, SPD minus 17 Prozentpunkte). 
  • In Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern bleibt die CSU mit 43 Prozent (minus neun Prozentpunkte) konkurrenzlos.
  • Bei den Wählern ab 60 Jahren bleibt die CSU mit 45 Prozent deutlich stärkste Kraft. Bei allen unter 60 Jahren kommt die CSU nur noch auf 31 Prozent, die Grünen schaffen 22 Prozent. 

Aussagen zu Parteien in Bayern. Quelle: Forschungsgruppe Wahlen

Welche Folgen diese Landtagswahl hat

Bayern und die CSU - das gehörte bislang untrennbar zusammen. Regelmäßig sicherten sich die Christsozialen bei Landtagswahlen die absolute Mehrheit, fast immer stellten sie den Ministerpräsidenten. Ergebnisse unter 40 Prozent schienen lange undenkbar. "Ihren ganzen Habitus, ihre Grundüberzeugung und oft auch ihre Sturheit" bezog die CSU stets "aus dem bayerischen Lebensgefühl und ihrem dortigen Erfolg", schreibt ZDF-Korrespondent Matthis Feldhoff schon vor der Wahl. Diese Haltung wird nun in ihren Grundfesten erschüttert.

Auch personell könnte die Landtagswahl Folgen haben. Auf der Suche nach einem Schuldigen könnte unter anderem Innenminister Horst Seehofer (CSU) in die Schusslinie geraten. Parteienforscher Karl-Rudolf Korte glaubt aber nicht, dass Seehofer "als professioneller Rebell" das mitmachen würde. "Er lässt es darauf ankommen, so leicht lässt er sich nicht aus dem Amt drängen", sagt Korte. Konsequenzen könnte die Wahl dagegen für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) haben. Sie trage eine Mitverantwortung für das Ergebnis. "Der Merkel-Malus zieht die Partei mit nach unten", sagt Korte. Die Frage, ob sie noch einmal für den Parteivorsitz kandidiere, könne sie "wahrscheinlich nicht mehr selbstbestimmt führen".

Ebenfalls interessant sei die Rolle der SPD nach dem dramatisch schlechten Abschneiden. "Die Widersacher der Großen Koalition sind für sich gestärkt innerhalb der SPD", sagt Korte. "Die Eigendynamik aus diesem Ergebnis könnte eine historische Zäsur für die SPD einleiten" und einen "Kipp-Punkt" bedeuten: "Ist es nicht in der Opposition am Ende einfacher, noch einmal Farbe zu zeigen"?


Die Widersacher in der SPD gegen die Große Koalition erhalten nach der Bayernwahl Auftrieb, meint Parteienforscher Karl-Rudolf Korte. Die Bundeskanzlerin trage eine Mitverantwortung für den Absturz der Union.

Was ZDF-Chefredakteur Peter Frey kommentiert

"Die bayerischen Wähler haben die CSU entthront. Die Partei braucht eine ganz neue personelle Aufstellung", kommentiert ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Dabei sei die Niederlage selbstgemacht. "Die CSU hat die Vielfalt des modernen Bayern nicht mehr wahrgenommen und mit ihrem aggressiven Politik-Stil Angst statt Zuversicht verbreitet. Das hat viele Wähler verschreckt, gerade die, denen das C im Namen etwas bedeutet." 

Wie die Parteien reagieren

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) legt der CSU nach der Bayern-Wahl personelle Konsequenzen nahe. Der Politikstil, den die CSU pflege, "passt nicht mehr in die Zeit", sagt er dem "Handelsblatt". In so wenigen Jahren so viel Vertrauen zu verspielen, sei "bitter". Da sei "schon einiges schiefgelaufen" bei "führenden Personen". Gerade Seehofer und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt seien "beide mit dafür verantwortlich, was in Berlin passiert ist".

Auch Saarlands CDU-Ministerpräsident Tobias Hans attackiert die Schwesterpartei. Das Wahlergebnis in Bayern sei ein "schwarzer Sonntag" für die Union, "die CSU hat in den vergangenen Monaten in München und Berlin unter ihren Möglichkeiten Politik gemacht. Teils dramaturgische Einlagen kamen beim Wähler nicht gut an. Dafür hat es nun einen Denkzettel gegeben". Das Votum sei auch "ein Warnschuss an die GroKo in Berlin, die Schaukämpfe auf offener Bühne endlich einzustellen und zu einer überzeugenden Sacharbeit zurückzufinden."

1 Kommentar:

  1. Sie kennen Sich in Bayern besser aus, aber ist es nicht so, dass die FW ähnliche Positionen einnehmen wie die AfD. Wähler mussten sich also entscheiden, ob sie AfD oder FW wählen. Da spielte vielleicht die taktische Überlegung eine Rolle, dass die Chancen bei den FW in die Regierung zu kommen größer ist als bei der AfD, somit die Wahlentscheidung dann für die FW ausfiel. Diese Überlegung könnte auch für Söder der Grund für das klare Nein zur AfD gewesen sein, eben um die FW damit zu stärken, die er als Wunschpartner braucht. Für die AfD hat das auch den Vorteil nicht in die Bredouille zu kommen sich entscheiden zu müssen. Mit einer CSU eine Koalition einzugehen, die noch nicht reif ist für eine AfD, wäre für die AfD ein hohes Risiko gewesen. Außerdem, Christian Lindner hat es so schön ausgedrückt. Die SPD und die Grünen haben nur die Stühle getauscht; mehr ist da nicht passiert.

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