Mittwoch, 8. März 2017

Flughafenchef BER im Nebenjob

von Thomas Heck...

Der Job des Flughafenchefs am problembehafteten Berliner Flughafen BER ist keiner, mit dem man offensichtlich eine Einkommensperspektive aufbauen kann. Der letzte gefeuerte Chef kassierte 2 Jahre lang seine Salär von 270.000 Euro und als Abfindung 2 Jahresgehälter. 


Was für den Normalbürger ein Lebenseinkommen darstellen könnte, reicht für den neuen Flughafenchef des BER Engelbert Lütke Daldrup offensichtlich nicht. Denn er, der noch Staatssekretär für "Strategien für Berlin und Flughafenpolitik" ist, will den risikoreichen Führungsjob in Schönefeld offenbar nicht ohne Netz und doppelten Boden annehmen. Der SPD-Mann und Vertraute des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller lässt sich jedenfalls nicht in den einstweiligen Ruhestand versetzen, sondern hat Sonderurlaub ohne Fortzahlung der Bezüge beantragt. Damit hätte der Spitzenbeamte ein Rückkehrrecht in den Berliner Landesdienst.

Damit setzt sich das Personalchaos weiter fort, wo die Fertigstellung des Flughafens BER am Tage 1.740 seit Nichteröffnung scheinbar nur noch nebenrangig ist. „Streng vertraulich“ steht auf dem Gutachten vom 3. März 2017, das die Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag der Flughafengesellschaft erstellt hat - also erzählen Sie es bitte nicht weiter, aber: Die Wahrscheinlichkeit, dass der BER wie derzeit geplant im Juni 2018 eröffnet, liegt bei 3 Prozent - der Start könnte sich „bis ins Jahr 2019“ verzögern, heißt es da. Der Chef der Deutschen Flugsicherung erhöhte gestern sogar auf 2020 - die originelle Begründung: Wegen der dauernden Verschiebungen wurden zu wenig neue Fluglotsen ausgebildet - und die alten gehen spätestens nächstes Jahr in Rente (Quelle: Klaus Dieter Scheurle im „Handelsblatt“). Und nein, heute ist noch nicht der 1. April.


Und so verwundert es nicht, dass BER-Neu-Geschäftsführer „Drängelbert“ Lütke Daldrup (seit gestern im Amt) es gar nicht so eilig hat, seinen Staatssekretärs-Job aufzugeben: Anstatt sich in den einstweiligen Ruhestand versetzen zu lassen, wie es bei so einem Wechsel eigentlich üblich ist, hat er „Sonderurlaub“ beantragt - Ende offen, Rückkehr sicher. Preisfrage: Wann nimmt man Urlaub? Richtig: Wenn man mit seinem Abflug rechnet. Denn der Kenner weiß: Das Einzige, was beim BER fest steht, ist, dass nichts feststeht.



Voraussetzung ist, dass die "oberste Landesbehörde" dem Antrag auf Urlaub "aus sonstigen Anlässen" zustimmt. Das Begehren werde in Ruhe geprüft, verlautete am Dienstag aus der Senatskanzlei. "Ich lasse ihn äußerst ungern gehen", hat Regierungschef Müller seinem Flughafenkoordinator wehmütig hinterhergerufen. Jetzt braucht er Ersatz für den Sonderurlauber, der vor nicht einmal zwei Jahren an die Spitze des "Sonderreferats Flughafen" rückte, das mit sieben weiteren Mitarbeitern aus der Senatskanzlei und den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Finanzen ausgestattet wurde.

Nach der Bildung des rot-rot-grünen Senats zog dieses Team ins Rote Rathaus um. Die beiden wichtigsten Zuarbeiter für den Flughafenkoordinator sind der Jurist und Soziologe Bodo Mende und die Architektin und Wirtschaftsingenieurin Urte Verlohren. Der erfahrende Verwaltungsbeamte Mende wurde schon vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) in Sachen BER regelmäßig in Anspruch genommen. Seine Kollegin Verlohren kam aus Wildau nach Berlin, wo sie Leiterin der örtlichen Bauverwaltung war. Wer ihr neuer Vorgesetzter wird, ist noch offen. Formeller Stellvertreter des Flughafenkoordinators ist der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD).

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