von Thomas Heck...
Wer schon mal in Israel war, wundert sich, wie selbstverständlich in der Jerusalemer Tram Bürger aller Konfessionen zusammensitzen. Auch angesichts des aktuellen Terrors, der jeden Israeli unverhofft, oft von hinten, treffen kann, werden Sie keine Anfeindungen muslimischer Bürger im Alltag finden. Mit versteckten Kameras wurden Situation gefilmt, wo Schauspieler Muslime an Tankstellen diskriminierten, weil sie Muslime waren. Immer fanden sich jüdische Israelis, die ihre Mitbürger in Schutz nahmen.
Warum sollte das hier nicht auch funktionieren? In Europa gehen wir einen anderen Weg, wie ich finde, einen falschen Weg. Haben die Polizisten, die am Strand von Nizza eine Muslima zur Entkleidung zwangen, unsere Freiheit verteidigt, als sie das Burkaverbot umsetzten? Oder haben sie unsere Werte beschädigt? Betrachtung eines schrecklichen Bildes.
Die WELT schreibt dazu: Es zeigt ein wirkliches "Schauspiel der Angst", aufgeführt in aller Öffentlichkeit und am helllichten Tage. Wir sehen den erzwungenen Striptease einer sitzenden Frau, von vier bewaffneten Männern umstanden und von einem sonnenbadenden Zufallspublikum betrachtet – eine zutiefst beschämende Szene, die wie eine Parodie auf das freie, unendliche Spiel der Zeichen wirkt, das nicht nur Roland Barthes als Hauptmerkmal unserer westlichen, modernen Kultur ausgemacht hat.
Die Zeichenverwirrung wird dadurch ins Absurde getrieben, dass die Frau weder Burka noch Burkini trägt, sondern bloß ein um den Kopf gewickeltes Tuch und ein langärmeliges Oberteil über schwarzen Leggings und ärmellosem Top.
Tatsächlich gibt es sogar einen Punkt, an dem das Bild wie ein Vexierbild umspringt: Dann sieht man die in mehrere Textilschichten eingehüllte Frau, obwohl sie mit ihrem türkisfarbenen Oberteil nur die äußerste Schicht abstreift, plötzlich als einzig Nackte unter lauter Badegästen, die ihre Nacktheit wie eine blickdichte Textilschicht tragen.
Man sieht dann ein Regiment von Männern, bewaffneten Sittenwächtern, die einer Frau ihre Würde nehmen, indem sie ihr mit Gewalt eine von ihr abgelehnte Kleiderordnung aufzwingen (auch wenn man aus den bedrückten Gesichtern dieser Männer herauslesen kann, dass ihnen dabei nicht ganz wohl ist). Selbst wenn man der These zustimmt, dass die Burka ein Symbol der Unterdrückung ist, kann man in dieser Fotografie einer staatlichen Zwangsenthüllung nichts anderes sehen: ein Symbol der Unterdrückung.
Was für ein Irrsinn ist es, eine Frau am Strand zum Entkleiden zu zwingen. Ein Platzverweis und erkennungsdienstliche Behandlung wären das adäquate Mittel gewesen. Aber: Der Gesetzesverstoß liegt bei der Burkinifrau. Niemand hat sie gezwungen am Strand baden zu gehen. Und genauso wie sie sich auf ihr Recht zu freien Kleidungswahl beruft, pocht die Polizei auf das geltende Recht des Burkiniverbots. Das hat der WELT-Autor leider vergessen zu erwähnen. In Frankreich gilt nun mal französiches Recht (noch) und kein islamisches.
Das Burkaverbot mag in der Sache nutzlos sein, aber es ist ein klares Signal an die Menschen die hier leben und solche die es gerne möchten: Hier gelten unsere Regeln, Gesetze und Demokratie. Es ist ein Zeichen gegen religiöse Unterwerfung, nicht gegen die Freiheit. Die übertriebene Toleranz schafft sich letztlich selbst ab.
Daher an alle burka- und verschleierungsaffinen Frauen und Männer. Zieht an was immer ihr wollt, aber bitte dort wo es hingehört. Nach Europa gehören Burkas und Verschleierungen nicht. Wir lieben unsere Frauen so wie sie sind, selbstbewusst und selbstbestimmt. Kein echter Mann belästigt Frauen, begrapscht oder vergewaltigt sie. Das machen nur Minderbemittelte, sexuell verklemmte Typen mit winzigen Geschlechtsorganen. Warum hat der Autor sich nicht darüber Gedanken gemacht?
Doch selbst, wenn man sich beide Positionen gegenüberstellt, komme ich für mich zu keiner klaren Entscheidung, ob ich für oder gegen ein Burka-Verbot bin. Diese Schwierigkeit macht sich jedoch der Islam zu Nutze. Letztlich kann unsere Gesellschaftsform nur überzeugen. Und ich denke, die Muslime streben nicht ausschließlich in dieses Land, um hier billig zu leben oder den Islamismus zu verbreiten, sondern schon unsere Werte bieten eine gewissen Anziehungskraft. Ob nun Pro oder Contra. Die Diskussion ist lange nicht vorbei. Sie hat gerade erst begonnen.
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