von Dr. Eran Yardeni...
Im Verhältnis zu finanziellen Katastrophen wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg und der Elbphilharmonie in Hamburg, wo die Millionen begraben wurden, noch bevor sie überhaupt gedruckt werden konnten, sind die Kosten des paganischen Kults um die Ruinen der Berliner Gedächtniskirche völlig belanglos. Die Idee an sich, dass man Geld in Ruinen investiert, um die Ruinen als Ruinen in gutem Zustand weiter zu erhalten, ist im Vergleich zur Einbalsamierung des Leichnams Lenins nicht besonders aufregend.
Die Finanzierungsspritzen, die die 1895 geborene und 1961 wiedergeborene alte Kranke immer häufiger benötigt – 1,4 Mio. für die Kirchenkapelle oder 4,2 Mio. für die Turmsanierung – belasten den Steuerzahler kaum. Diese Summen werden vor allem durch Spendenaktionen, Patenschaften und die Unterstützung der Wüstenrot-Stiftung eingesammelt.
Einen Haken gibt es aber trotzdem: Die Alte macht nicht mit. Denn kaum wurde in den letzten Monaten das Gerüst um das Monument allmählich abgebaut, bröckelt es wieder. Laut Tagesspiegel scheint dieses Mal der neuere Turm sanierungsbedürftig zu sein.
© Inbar Yardeni
Es gibt etwas Symbolisches daran. Die Gedächtniskirche signalisiert uns mit letzter Kraft, dass sie einfach in Vergessenheit geraten will. Sie bröckelt aus Trotz.
Wenn es ihr Auftrag gewesen sein sollte, die nächsten Generationen als stille Zeugin daran zu erinnern, dass es schief gehen kann, wenn man mit der Idee spielt, der Herrenrasse östlich von Berlin-Lichtenberg ein bisschen Lebensraum zu verschaffen, könnte sie dieser Berufung am besten gerecht werden, indem sie sich selbst in einer selbstzerstörerischer Aktion dem Erdboden gleichmachen würde. Authentischer geht es kaum. So hätten die Zuschauer die Gelegenheit, im buchstäblichen Sinn des Worts mitzuerleben, was von einem prunkvollen Gotteshaus übrigbleibt, wenn man an einem heißen Sommertag mit Feuer spielt.
Die ganze Sache würde sich auch gut verkaufen lassen: „Die Kirche begeht Selbstmord!“ Und weil die Kirche keine Eile hat und sich selbst, wie wir sehen, eher allmählich und systematisch abbaut, kann diese touristische Attraktion jahrelang verkauft werden.
Mit den Einnahmen könnte man dann eine Stiftung gründen, und zwar mit dem Ziel, den Wiederaufbau der abgebauten Gedächtniskirche zu ermöglichen. So, genau wie mit Lego-Steinen, könnte es jahrelang hin- und hergehen. Wir bauen auf und sie baut sich ab.
Probieren wir das auch mit der Mauer?
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