von Dr. Eran Yardeni
Wissen Sie, was historische Gestalten wie Bar Kochba, Abraham Abulafia, Isaak Ben Juda Abrabanel, Ascher Lemmlein, Salomon Molcho, Nissim Ben Abraham, Sabbatai Zwi, Michael Cardozo und Jacob Quendo mit Silke Burmester , Kolumnistin auf SPON, gemeinsam haben? Jene haben sich für den Messias gehalten oder seine baldige Ankunft prophezeit,Frau Burmester ist schon weiter. Sie schreibt, der Messias sei schon angekommen, er sitzt im Transitbereich eines Moskauer Flughafens und wartet.
Sie denken, Frau Burmester meine es nicht so? Edward Snowden als die Inkarnation Jesu’ zu beschreiben, müsse als ein rhetorisches Stilmittel verstanden werden, um die heroische Aktion des Ersten in der kollektiven Erinnerung zu kanonisieren? Sie werden vielleicht auch behauten, dass man den Text zwischen den Zeilen lesen muss. Mag sein, dass Sie recht haben. Ich hingegen neige trotzdem dazu, diesen Text so zu verstehen, wie er sich liest - als ein religiöses Manifest des Gutmenschentums.
Denn jede Religion braucht Helden. Ohne sie geht gar nichts. Sie dienen als Retter, als Wegweiser, als moralischer Kompass und manchmal auch als Märtyrer. In vielen Fällen stammen sie vom Rand der Gesellschaft und betreten die Bühne der Weltgeschichte, um eine nicht unbedingt dankbare Mission zu erfüllen. In der Bibel reicht die Palette des Heldentums von Huren wie Rahab, über Eroberer wie Josua bis zu monumentalen Helden wie Moses, Simson und David.
Lassen sie uns bei den oben erwähnten Namen bleiben und fragen, was haben die eigentlich unternommen, das sie zum Helden gemacht hat?
Josua ist als Held in die kollektive Erinnerung eingegangen, weil er das gelobte Land eroberte. Mose befreite die Israeliten aus den Krallen der Ägypter und Simson aus den Krallen der Philister. David hat nicht nur Goliath geschlagen, sondern auch die Amalekiter, die Erzfeinde der Israeliten. Rahab, die Hure, hat die Kundschafter Josuas bei sich versteckt, was Josua geholfen hat, Informationen über Jericho zu sammeln, eher er die Stadt eroberte. Mit ihrer Aktion hat Rahab ihr Leben riskiert.
Mit anderen Worten: Sag mir, wer dein Held ist, und ich sage dir, wer deine Feinde sind. Denn Heldentum braucht immer einen Gegenspieler. Der Held macht nicht nur das „Richtige“, er muss das auch vor dem richtigen Hintergrund machen, d.h. gegen den richtigen Gegner. Sonst ist er kein Held, sondern nur eine tragischer einfach eine lächerliche Figur.
Aber wer sind die Gegenspieler im Fall Snowden, vor deren Hintergrund sein Heldentum bejubelt wird? Und warum gelten sie überhaupt als Gegenspieler?
Während die Israeliten erst Probleme mit den Ägyptern, später mit den Philistern und den Amalekitern hatten, hat das Gutmenschentum Probleme vor allem mit den Amerikanern. Denn nur vor dem Hintergrund einer antiamerikanischen Stimmung kann die Aktion von Snowden als Heldentat bejubelt werden. Die Welt nach Snowden ist gefährlicher geworden - und das nicht wegen der Amerikaner, sondern wegen der vielen Desperados, die jetzt wissen, dass sie besser aufpassen müssen, um nicht erwischt zu werden.
Mit solchen Helden, wer braucht da noch Feinde?
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