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Montag, 18. März 2024

Der leise Tod der „Deutschen Staatsräson“

von Malca Goldstein-Wolf...

Der 7. Oktober 2023 bedeutete einen tiefen Einschnitt für jüdisches Leben in Israel, in Europa, in nahezu der ganzen Welt. Am 13. März 2024 wurde die „Deutsche Staatsräson“, still, leise und nahezu unbemerkt zu Grabe getragen. Die Killer sitzen in der EU und sie kommen nicht von rechts, sie gehören der bürgerlichen Mitte an, geben sich israelfreundlich, polieren in ihrer Freizeit gerne werbewirksam Stolpersteine, verpassen keinen Holocaust-Gedenktag und ordnen sich selbst den Bessermenschen zu. Am 13. März 2024 ließen sie ihre Maske fallen, wer ihre hässlichen Fratzen bis dato nicht sehen wollte, kam diesmal nicht umhin, sich der grausamen Realität zu stellen. Der FDP-EU-Abgeordnete @moritzkoerner stellte im Europäischen Parlament zwei Anträge, von denen jeder Mensch bei klarem Verstand davon hätte ausgehen müssen, dass beide Anträgen wie selbstverständlich von den Abgeordneten durchgewunken werden.


Körner wollte im ersten Antrag erreichen, dass EU-Gelder nur dann an Organisationen im Nahen Osten fließen, wenn diese sich zum Existenzrecht Israels bekennen und Antisemitismus verurteilen . Weiterhin forderte er in einem zweiten Antrag, dass die EU keine Einrichtungen finanzieren soll, die Personen und ihre Angehörigen aus dem Grund finanziell unterstützen, dass sie Terroranschläge begangen haben. Beide Anträge wurden abgelehnt.

Während die AfD beiden Anträgen geschlossen, von den deutschen CDU/CSU und FDP-Abgeordneten nahezu alle zustimmten, stimmten Linke, Sozialdemokraten und Grüne nahezu geschlossen dagegen. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Die einfachsten Forderungen, nämlich die Anerkennung Israels und die Verurteilung von Judenhass, sind für diese EU-Abgeordneten nicht etwa eine Selbstverständlichkeit, sie wollen diese Bedingungen nicht stellen, bevor sie Gelder ausschütten, es interessiert sie noch nicht einmal, wenn Organisationen finanziell gefördert werden, deren Mitarbeiter Terror unterstützen. So werden also Steuerzahler von der EU indirekt gezwungen, Terror zu finanzieren. Innerhalb der SPD gab es nur einen einzigen Gerechten, der entgegen seiner Genossen, diese Schande nicht mittragen wollte. Prof. Dietmar Köster, SPD Abgeordneter aus NRW stimmte mit „JA“. Ex-Bundesministerin Katharina Barley, die sich gegenüber Juden stehts engagiert gab, enthielt sich feige. Von Grünen und Linken stimmte niemand den Anträgen zu.

Selbst der jüdische Abgeordnete der Grünen, Sergey Lagodinsky, konnte sich nur zu einer zutiefst beschämenden Enthaltung durchringen.

Ist es etwa karriereschädlich, wenn man innerhalb der Grünen ohne Wenn und Aber auf die Anerkennung des jüdischen Staates besteht, sich klar dagegen positioniert, diejenigen zu subventionieren, die jüdische Brüder und Schwestern abschlachten?

Eines ist jetzt sicher: Wer auch immer als Jude eine leise Hoffnung auf Sozialdemokraten oder Grüne gesetzt hat, der wurde am 13. März eines Besseren belehrt. Wer als Jude die SPD oder die Grünen wählt, so scheint es, schaufelt sein eigenes Grab. Scholz‘ „Nie wieder“-Geraune ist ebenso wertlos, wie Baerbocks „Israelsolidarität“. Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Komik, dass sowohl @ABaerbock als auch @Bundeskanzler es wagen, von Israel eine Waffenruhe zu fordern, damit die Geiseln freikommen(!).

Als gäbe es irgendeinen logischen Kontext zwischen einer Waffenruhe und der Befreiung der Geiseln.

Für wie dumm hält man uns eigentlich? Es ist ebenfalls absurd, Israel für die Versorgung der Palästinenser zur Verantwortung zu ziehen.

Israel setzt sogar das Leben eigener Soldaten aufs Spiel, um eine reibungslose Lieferung der Hilfsgüter zu gewährleisten und das, mit Verlaub, ist eigentlich nicht Israels Aufgabe.


Sonntag, 17. März 2024

Die Heuchlerei der Sawsan Chebli...

von Mirjam Lübke...

Sawsan Chebli ist die wohl bekannteste “Nörgel-Scheherazade” Deutschlands, welche nie müde wird, uns Geschichten aus den Abgründen ihres diskriminierten Lebens zu erzählen. Zwar ist es ihr gelungen Positionen zu erreichen, in die wir Normalsterblichen – egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund – niemals gelangen werden, aber dennoch ist sie der Prototyp des Daueropfers ohne Selbstreflexion. Während ihrer Zeit als Sprecherin im Außenministerium wurde sie wegen ihres exzentrischen und verschwenderischen Auftretens von Kollegen als “Flamingo in der Arktis” bezeichnet, prahlte mit teuren Geschenken von arabischen Bekannten und trieb den Fahrdienst mit ihren Launen in den Wahnsinn. Egal, ob irgendwo die Erde bebt, ein Krieg ausbricht oder eine Invasion vom Mars ansteht: Es gelingt es ihr stets, sich ihren Fans gegenüber als persönlich Hauptbetroffene der jeweiligen Katastrophe zu gerieren. Da liegt es natürlich nahe, sich auch in den Gaza-Konflikt einzumischen. Denn ihre Familie kam als palästinensische Flüchtlinge in den Siebzigern aus dem Libanon. Sogar mehrmals: Erst beim dritten Versuch gelang es dem Vater, eine Duldung zu ergattern. Auf ihren ausgeprägten Hang zum Luxus angesprochen, der einer Sozialdemokratin nicht eben angemessen erscheint, reagiert sie deshalb gern mit herzzerreißenden Geschichten über die Armut ihrer Familie.

Nun könnte man fragen: Wer, zur Hölle, ist eigentlich diese Frau und warum sollte man sich mit ihr beschäftigen? Es lohnt sich deshalb, weil sie geradezu den Prototyp einer migrantischen Aktivistin darstellt – und darüber hinaus weitaus amüsanter ist als Ferda Ataman, Lamya Kaddor oder Kübra Gümüsay. Ihre patzige Naivität ist Legende. Kritische Kommentare werden von ihr grundsätzlich als “Hass und Hetze” gegen sie “als Frau und Palästinenserin” eingestuft. Während sie zum Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 trotzig schwieg – sie müsse sich ja nicht zu allem äußern –, twittert sie zu Israels Antwort auf den Terrorangriff dafür um so fleißiger und zunehmend einseitiger.

Jede Quelle ist recht

Dabei ist jede Quelle recht – auch wenn sie direkt von der Hamas stammt. Erst kürzlich behauptete sie etwa, israelische Militärflugzeuge hätten eine hungernde Menge angegriffen; dabei ließ sich auf Augenzeugenvideos klar erkennen, wer der eigentliche Übeltäter war: Die Hamas selbst, welche den eigenen Leuten die Lieferungen aus der Luftbrücke nicht gönnte. Es ist bekannt, dass die Terrororganisation seit Monaten Hilfskonvois überfällt, aber mit solchen Nachrichten hält sich eine Freundin Palästinas nicht lange auf. Jede Schreckensmeldung mit dramatischen Opferzahlen, und wenn sie direkt von der Hamas stammt, ist ihr einen Tweet wert. Im Netz hat sie sich mit dieser de-facto-Propagandarolle bereits zur “Miss Pallywood” gemausert, wie etwa viral gegangene sarkastische Fotomontagen zeigen:

Peinliches Postergirl der linken und muslimischen “Israel-Kritiker” mit Hang zur Daueropferrolle: Sawsan Chebli



Man könnte auf menschlicher Ebene ein gewisses Verständnis für Sawsan Cheblis Interesse am Schicksal der Palästinenser entwickeln – schließlich stammen ihre Vorfahren aus dem Gebiet -, wäre da nicht ihre unerträgliche Heuchelei in Sachen Gedenkkultur. Lange Zeit gab sich die ehemalige Staatssekretärin als “Kämpferin gegen Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit”, doch wer die Branche kennt, weiß, wie leicht es der Islam-Lobby hierzulande fällt, den Spagat zwischen Antisemitismus und deutscher Vergangenheitsbewältigung zu vollziehen. Nicht bei Chebli selbst, aber bei vielen ihrer Fans werden ohne Mühen in einem Atemzug Juden gehasst und gleichzeitig die deutsche Vergangenheit bemüht, um eine ominöse “Muslimfeindlichkeit” anzuprangern. Heute geht man nicht mehr so grobschlächtig vor wie damals Winfried Böse von der RAF, der arabischen Flugzeugentführern half, Juden unter den Passagieren “aufzuspüren” und wieder einmal zu selektieren; man passt sich vielmehr an die deutschen Sitten an und versteckt sich hinter Gedenkritualen.

Purer Belastungseifer

Auch Chebli gehörte zu jenen, die verpflichtende Besuche für Schüler in Konzentrationslagern forderten. Ihre Blase hat sehr gut erkannt, dass man damit bei linken Unterstützern Türen öffnet. Aber nicht etwa, weil einen das Schicksal der Juden wirklich interessiert, sondern um deren damaliges Leid für die eigenen Interessen auszunutzen. Denn wenn man sich in den sozialen Medien anschaut, wie die Taten der Nationalsozialisten unter zahllosen Muslimen gefeiert werden, wird einem nicht nur schlecht; man mag auch nicht mehr so recht an die Aufrichtigkeit der Cheblis und Gümüsays glauben. Als vor ein paar Jahren eine bekopftuchte junge Frau aus Cheblis Organisation “Jung und muslimisch” mit einer Maschinengewehrattrappe im Berliner Mahnmal posierte, war ihr das ebenfalls keine Bemerkung wert. Auch der öffentliche Aufschrei hielt sich in Grenzen – obwohl das Mahnmal ansonsten als fast heiliger Ort gilt. Als Henryk Broder zu dessen “Jubiläum” als Stele verkleidet ironisch gegen die Doppelmoral hinter dem Gedenkort protestierte, führte das fast zu Ohnmachtsanfällen bei einigen Zuschauern.

Es geht hier nicht darum, Sawsan Chebli generell jegliches Recht auf Kritik an der israelischen Militäroperation abzusprechen. Allerdings weiß sie genau, auf welch fruchtbaren Boden selbst offensichtliche Falschmeldungen bei Israelhassern fallen. Da braucht es mittlerweile noch nicht einmal mehr KI-Bilder oder inszenierte Videos mit “Gaza-Joe“, der schon dutzendfach auf wundersame Weise wiederbelebt wurde. Humanität ist in diesem Fall nicht das Motiv – sondern purer Belastungseifer. Wozu derartiger Fanatismus führen kann, sieht man an Judith Butler, die mittlerweile zu jenen gehört, die sich nicht nur weigern, sich die israelischen Beweise zum Überfall auf Israel im Oktober 2023 anzusehen, sondern darüber hinaus die Vergewaltigung israelischer Frauen leugnen oder sie gar als legitimen Widerstand der Hamas betrachten. Und das als Feministinnen! Bei Sawsan Chebli jedoch kommt noch offenkundiger Narzissmus hinzu: Es ist die perfekte Gelegenheit, sich öffentlich zu profilieren, nachdem sie sich durch ihre diversen Fehlleistungen für jedes politische Amt disqualifiziert hat.


Samstag, 2. März 2024

Wir finanzieren den Terror und ausgerechnet jetzt hat sich Baerbock verlaufen

von Jan Fleischhauer...


Wenn wir Weltregierung hören, geht uns das Herz auf. Außenpolitik als runder Tisch, das entspricht unserer Vorstellung von Diplomatie. Leider sind ausgerechnet die Vereinten Nationen heute die größte Organisation zur Terrorunterstützung.

Viele fürchten sich vor einem Wahlsieg von Donald Trump. Eine gute Seite allerdings hätte es, wenn Trump noch einmal gewinnen würde: Die USA wären raus aus der UN. Bereits am Tag nach der Vereidigung würde er alle Zahlungen einstellen. Oder sagen wir: am übernächsten.

Wenn die Rechnung kommt, schauen alle zum Westen

Bei der UN schimpfen sie gerne über die Vereinigten Staaten. Aber das gäbe lange Gesichter, wenn das Geld ausbliebe. Wer soll künftig für die Sause aufkommen? Der globale Süden ist groß darin, Reden gegen den Westen zu schwingen. Nur, wenn die Rechnung kommt, schauen alle betreten auf den Boden und erwarten, dass einer aus dem Westen die Zeche begleicht.

12 Milliarden Dollar überweisen die USA jedes Jahr, das sind 20 Prozent des UN-Budgets. Wenn die Überweisung ausbleibt, fallen die Canapés am United Nations Plaza deutlich kleiner aus. Oder die Chinesen springen ein. Aber die sind kniepig, habe ich mir sagen lassen. Leistungslose Zahlung im Vertrauen darauf, dass sich die Dinge in ihrem Sinne bewegen – das ist nicht so ihr Ding. Wenn sie investieren, dann lieber mit Erfolgsgarantie.

Ich weiß, viele Deutsche mögen die UN. Wir schauen mit einer gewissen Sentimentalität nach New York. Wenn wir Weltregierung hören, dann geht uns das Herz auf. Außenpolitik als Fortsetzung des Stuhlkreises, das entspricht ganz unserer Vorstellung von Diplomatie.

Ertüchtigung der Hamas zur Regionalmacht

Leider hat die UN, wie wir sie noch aus den Zeiten von Kofi Annan kennen, mit der aktuellen UN nicht mehr viel zu tun. Blauhelmeinsatz, Unicef, Welthungerhilfe – das war gestern. Heute verfolgt die UN sehr viel weitreichendere Ziele. Zum Beispiel die Ertüchtigung der Hamas zur Regionalmacht, die endlich Israel in die Schranken weist. Man geht nicht zu weit, wenn man die UN die weltweit größte Hilfsorganisation zur Terrorfinanzierung nennt.

Es bleibt mitunter nicht bei der Finanzierung. Vor zwei Wochen machte ein Video die Runde, das einen Mitarbeiter des Flüchtlingshilfswerks UNRWA zeigte, wie er am 7. Oktober die Leiche eines ermordeten Israeli in seinen Pick-up lud, um sie nach Gaza zu entführen. Gut, faule Äpfel gibt es überall, lässt sich einwenden – keine Organisation ist davor gefeit, dass sich in ihren Reihen Übeltäter tummeln.

Dummerweise sympathisiert ein Gutteil der in Gaza UN-Beschäftigten mit der Hamas oder unterstützt sie ganz offen.

So gesehen ist es dann auch kein Wunder, dass direkt unter dem Hauptquartier des UN-Flüchtlingswerks in Gaza einer der größten Kommandoposten der Hamas entdeckt wurde. Selbstverständlich ist man bei der UN aus allen Wolken gefallen, als man davon erfuhr.

Was, unter unserem Hauptquartier liegt eine Terrorzentrale? Wer hätte das ahnen können! Es hat sich natürlich auch nie jemand bei der UN gefragt, wo all die Kabel hinführten, mit denen die Hamas im Keller ihre Server und ihre Klimaaggregate betrieb. Wer kennt das nicht, die Stromrechnung explodiert und man denkt: „Verdammt ich sollte wirklich öfter auf Stand-by-Modus umschalten.“

Nach den USA ist Deutschland einer der größten Finanziers

UN-Generalsekretär António Guterres ist das Clownsgesicht zur Krise. Ich weiß nicht, was sie dem Mann bieten, damit er immer auf dem falschen Fuß Hurra ruft. Wenn er nicht gerade Israel auffordert, die Waffen zu strecken, oder islamischen Folterknechten die Hand schüttelt, gratuliert er zur Abwechslung den Taliban in Afghanistan: Sie hätten viel für die Sicherheit im Land getan. Dass die UN die Hamas nach Auskunft ihres Nothilfe-Koordinators nicht als Terrororganisation betrachtet, sondern als politische Bewegung, fügt sich nahtlos ins Bild.

Hätten wir eine funktionierende Regierung und nicht diese dysfunktionale Familie, die sich Regierung nennt, würde sich die Frage stellen, wie lange wir die Scharade noch mitmachen wollen. Nach den USA ist Deutschland einer der größten Finanziers.

Wie Stadionverbot für Fußballrowdys - nach der Saison

Auch im Auswärtigen Amt liest man Zeitungen, so ist es nicht. Dass wir eine Institution unterstützen, deren Mitarbeiter direkt oder indirekt der Hamas zuarbeiten, verträgt sich schlecht mit dem Credo, wonach die Sicherheit Israels Teil der deutschen Staatsräson sei. Also hat die Außenministerin angekündigt, vorerst alle Gelder ans palästinensische Flüchtlingshilfswerk zu stoppen – wobei sie allerdings gleich darauf hinwies, dass dieses Jahr keine Gelder mehr zur Auszahlung anstehen. Das ist wie Stadionverbot für Fußballrowdys, wenn die Saison ohnehin beendet ist.

Aufmerksamen Lesern wird möglicherweise aufgefallen sein, dass ich mich in den vergangenen Monaten mit Kritik an Annalena Baerbock zurückgehalten habe. Wenn „Tichys Einblick“ die Ministerin als „Kerosin-Barbie“ verspottet, weiß ich, dass ich mich anderen Themen zuwenden muss. Außerdem fand ich ihre Haltung gegenüber Russland und China nicht schlecht. Diktatoren Diktatoren zu nennen, stößt bei mir nicht auf Widerspruch.

Es ist allemal besser, die Natur des Gegners klar zu sehen, als sich Illusionen hinzugeben. Wohin der sogenannte Realismus in der Außenpolitik geführt hat, haben wir in der Russlandpolitik gesehen. Am Ende waren wir so abhängig von russischem Gas, dass wir nur mit viel Glück einer Zwangsabschaltung der deutschen Industrie entgangen sind, als Putin entschied, seinen Ankündigungen Taten folgen zu lassen.

Baerbock hat sich verlaufen

Inzwischen habe ich jedoch den Eindruck, dass Baerbock sich verlaufen hat. Irgendwie soll Israel sich zur Wehr setzen dürfen, aber am besten so, dass Gaza keinen Schaden nimmt. Sie schwankt zwischen warmen Worten für die Versehrten des 7. Oktober und der treuherzigen Versicherung, dass nie deutsches Geld bei der Hamas gelandet sei.

Man darf sich nicht täuschen. Auch im Auswärtigen Amt gibt es einen Flügel überzeugter Israel-Feinde. Einer der Anführer war der langjährige UN-Botschafter Christoph Heusgen, der jetzt die Münchner Sicherheitskonferenz leitet. Selbstredend ist Heusgen auch ein großer Guterres-Fan.

Als Guterres in schwere See geriet, weil er in seiner ersten Rede nach dem Angriff vom 7. Oktober genau zwei Absätze brauchte, um von einer Verurteilung der Massaker zum Verständnis zu kommen, sprang ihm Heusgen bei. Er kenne Guterres seit vielen Jahren, er sei ein besonnener Mann, erklärte er im „heute journal“. Die Kritik an der Verstrickung des UNRWA nahm Heusgen zum Anlass, den Generalsekretär zu bitten, auf der Sicherheitskonferenz die Eröffnungsrede zu halten. Ich vermute, nächstes Jahr ist dann der brasilianische Präsident Lula dran, der Israel gerade mit Nazi-Deutschland verglichen hat.

Woher stammt der Reichtum der Hamas-Leute?

Die Influencerin Marie von den Benken hat vor ein paar Tagen folgende Rechnung aufgemacht. Die reichsten Künstler: Jay-Z, 2 Milliarden Dollar; Paul McCartney, 1,5 Milliarden Dollar; Taylor Swift, 1 Milliarde Dollar – reich durch Talent. Die reichsten Hamas-Führer: Khaled Mashal, 5 Milliarden Dollar; Ismail Haniyeh, 4 Milliarden Dollar, Abu Marzouk: 3 Milliarden Dollar – reich durch gestohlene Hilfsleistungen.

Man liest derzeit viel über das Elend der Palästinenser. Aber es gibt auch die Luxusvillen, die Privatjets und die vergoldeten Betten. Hat sich in der Bundesregierung mal jemand Gedanken gemacht, wo die Hamas-Führer ihre Milliarden herhaben?

200 Millionen Euro überwies Deutschland vor dem Krieg jährlich in die beiden Palästinensergebiete, also den Gazastreifen und das Westjordanland. Dazu kommen die üppigen Hilfsgelder, die aus Berlin via EU oder UN flossen. Aber wie gesagt, im Auswärtigen Amt ist man sich sicher: kein Cent für den Terror.

Die Gewaltforschung kennt den Begriff des „Enabler“, des „Ermöglichers“. So nennt man dort Menschen, die es durch konsequentes Wegschauen Tätern erlauben, immer weiterzumachen


Mittwoch, 21. Februar 2024

Weltgebetstag mit „anti-israelischer Schlagseite“

von Thomas Heck...

Kirche und Israel. Das geht selten gut. Zu tief ist die Israelfeindlichkeit in der Kirche verwurzelt, um nicht Antisemitismus zu sagen. Der "Weltgebetstag 1. März 2024" wird daran nichts ändern, eine zutiefst anti-israelische und  antisemitische Hassveranstaltung, der man besser fernbleibt.


Weil sie in ihrer ersten Version juden- und israelfeindliche Darstellungen enthielt, wurde die deutsche Version der Gottesdienstordnung für den Weltgebetstag der Frauen überarbeitet. Die Veranstaltung ist dieses Jahr am 1. März und die Liturgie dafür kommt jedes Mal aus einem anderen Land. Dieses Mal stammt sie von palästinensischen Christinnen.

Nach der Vorstellung der Liturgie im Herbst vergangenen Jahres gab es viel Kritik. Es stellte sich heraus, dass sich auf der Internetseite für den Weltgebetstag eine Comic-Figur im Vorbereitungsmaterial fand, die unter anderem von der anti-israelischen BDS-Bewegung („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) eingesetzt wird. In Bildern und Werbematerial wurde zudem palästinensische Symbolik verwendet, jüdische Zeichen kamen dagegen nicht vor.

Veranstaltungsmotiv ausgetauscht

Nach den Terroranschlägen der Hamas auf Israel am 7. Oktober bemängelte der deutsche Zweig des Weltgebetstages zudem, dass das palästinensische Komitee die Anschläge nicht deutlich genug verurteilt habe. Nach der Kritik habe man für Deutschland unter anderem das Veranstaltungsmotiv geändert, das sich zum Beispiel auf Plakaten, Postkarten und Einladungsflyern befand, teilte der Vorstand des Weltgebetstages der Frauen in Deutschland mit.

Gegen die Künstlerin des ursprünglichen Motivs konnte der Vorwurf nicht ausgeräumt werden, sie sei Hamas-freundlich. Auch das Vorwort des Printmaterials habe man neu formuliert. Ergänzt worden sei das Material außerdem um einige Gedanken zu einem möglichen Frieden in Nahost.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Die Fürbitten seien nun zudem um eine Bitte für alle Menschen ergänzt worden, die seit dem Angriff der Hamas in Israel und in den palästinensischen Gebieten leiden. Bei der Ansage zur Kollekte werde jetzt auf die Zusammenarbeit von palästinensischen und israelischen Frauen hingewiesen, zum Beispiel in der israelischen Frauenorganisation „MachsomWatch“. Traurig, dass an darauf erst bestehen musste.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...


Den Weltgebetstag der Frauen gibt es seit 1927. Er wird am ersten Freitag im März in über 150 Ländern mit einem ökumenischen Gottesdienst gefeiert und steht dieses Jahr unter dem Motto „… durch das Band des Friedens“. Nach Angaben der Veranstalter nehmen in Deutschland rund 800.000 Menschen jährlich daran teil. Die neue Fassung der Liturgie sei als „als Kontextualisierung für die spezielle deutsche Situation völlig im Einklang mit den internationalen Richtlinien“ zu verstehen, sagte die katholische Vorstandsvorsitzende des Deutschen Komitees, Ulrike Göken-Huismann.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



In Deutschland, Österreich und der Schweiz steht der WGT dann unter dem Motto „Palästina …. durch das Band des Friedens“. Die Formulierung ist dem Bibeltext entnommen, der Grundlage der Gottesdienste bilden soll. Er steht in Epheser 4,1–7. In Vers 3 heißt es: „Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.“ Allerdings hat die Veranstaltung „starke anti-israelische Schlagseite“, wie Matthias Kamann in einem Artikel in der „Welt“ schreibt.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Der „Welt“-Autor hat herausgefunden, dass sich auf der Website für den ökumenischen Weltgebetstag der Frauen eine Comic-Figur im Vorbereitungsmaterial findet, die unter anderem von der anti-israelischen BDS-Bewegung („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) eingesetzt werde. Zudem werde in Bildern und Werbematerial für die Veranstaltung palästinensische Symbolik verwendet, jüdische Zeichen würden dagegen weggelassen.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Keine Verurteilung der Hamas

Organisiert wird die Veranstaltung demnach von nationalen kirchlichen Frauenverbänden, nicht von den Kirchen selbst. Dem Bericht zufolge gehen in Deutschland die Verantwortlichen nach den Hamas-Massakern in Israel auf Distanz zur internationalen Ebene.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Eine Erklärung des „WGT-Komitees Palästina“ bekundete am 13. Oktober „tiefe Sorge und Solidarität mit allen, die von der aktuellen Situation in Israel und Palästina betroffen sind, insbesondere den erschütternden Ereignissen in Gaza“. Sie benennt aber weder die Hamas als Ursache der Mordanschläge, noch Juden als Opfer derselben.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Weil auch eine Erklärung des internationalen WGT-Komitees „eine deutliche Verurteilung der Terroranschläge der Hamas“ vermissen lässt, stellt sich die deutsche Sektion des WGT nun die Frage, ob der Weltgebetstag 2024 „angesichts dieser Situation überhaupt stattfinden“ kann. Im Gegensatz zu den Verantwortlichen des WGT auf internationaler Ebene erklärte der deutsche Zweig: „Wir haben kein Verständnis für die Gewalt- und Terrorakte der Hamas und verurteilen sie aufs Schärfste.“

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Die deutsche Sektion will auch die Vorwürfe prüfen, ob sich die Gestalterin des Titelbildes, Halima Aziz, nach den Anschlägen vom 7. Oktober über die sozialen Medien mit der Hamas solidarisch gezeigt hat. In dem Fall will sich die deutsche Sektion „klar distanzieren“ und dem Material des WGT 2024 eine eigene Stellungnahme beilegen.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Der Weltgebetstag am 1. März 2024 steht in Deutschland, Österreich und der Schweiz unter der Überschrift: „… durch das Band des Friedens“. Die Formulierung ist dem Bibeltext entnommen, der die Grundlage der Gottesdienste bilden soll. Er steht in Epheser 4,1–7. In Vers 3 heißt es: „Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.“

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...


„Bemühen um Frieden“

Die evangelische Theologin Brunhilde Raiser sagte auf der Pressekonferenz, sie habe selten eine so gut komponierte Ordnung erlebt. Die Liturgie sei theologisch stimmig. Der internationale Titel lautet: „I Beg You… Bear With One Another in Love“ (Ich bitte euch … Ertragt euch gegenseitig in Liebe). Dies steht ebenfalls im Epheser-Text.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Da „Ertragen“ im Deutschen eher ein Reizwort sei, habe sich das Komitee für das „Band des Friedens“ entschieden, erklärte Raiser, die zum Vorstand gehört. In diesem Fall habe das palästinensische Vorbereitungskomitee nicht nur Friedenssehnsucht, sondern auch Friedenswillen in der Gottesdienstordnung deutlich gemacht. „Das Bemühen um Frieden zieht sich durch diese Ordnung.“

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Im Vorfeld über „Land und Leute“ informieren

Die katholische Theologin Ulrike Göken-Huismann führte aus, dass der Weltgebetstag am 1. März 2024 wie immer durch verschiedene „Veranstaltungen zu Land und Leuten“ vorbereitet werde. Dabei werde das Motto der ökumenischen Veranstaltung „Informiert beten – betend handeln“ umgesetzt. Familiengottesdienste und Einsätze in Pflegeheimen seien ebenso geplant wie Gottesdienste in einfacher Sprache. Namhafte Referentinnen wie die Politologin Muriel Asseburg würden sich am Programm beteiligen.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Göken-Huismann betonte, das Programm richte sich nicht gegen Israel. Es sei nicht antisemitisch. In diesem Jahr sei die Liturgie aus Taiwan gekommen. „Da haben wir auch nicht gegen China gebetet.“ Das katholische Mitglied des Vorstandes ergänzte: „Wir beten die Gebete, die uns geschenkt werden.“

„Man lebt ohne Menschenrechte in Palästina“

An der Pressekonferenz beteiligten sich auch zwei Palästinenserinnen: Die Psychotherapeutin Ursula Mukarker leitet in Bethlehem das Traumazentrum „Wings of Hope“ (Flügel der Hoffnung). Sally Azar wurde Anfang des Jahres als erste Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land ordiniert.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Moderatorin Bettina von Clausewitz fragte Mukarker nach dem „Alltag in Palästina“, mehr als 50 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967. Diese antwortete, die israelische Besatzung des Westjordanlandes, Ostjerusalems und des Gazastreifens habe „das Leben auf dramatischer Ebene verändert“. „Man lebt ohne Menschenrechte in Palästina.“ Sie sprach von Demütigung: „Es hängt von Lust und Laune eines 18-jährigen israelischen Soldaten ab, ob man den Checkpoint überqueren kann.“

Als Beispiel für die Willkür nannte Mukarker die Journalistin Schirin Abu Aqla, die im Mai 2022 versehentlich von einer israelischen Kugel tödlich getroffen wurde. Diese habe eine Weste angehabt, auf der in großen Buchstaben das Wort „Presse“ stand. „Das hat sie leider nicht gerettet.“ In der Gottesdienstordnung kommt als eines von drei Beispielen palästinensischer Frauenschicksale ein Patenkind von Abu Aqla zu Wort.

Frauen hätten es in diesen schweren Lebensbedingungen doppelt schwer: Zur Besatzung komme die „Bürde der patriarchalischen Gesellschaft“ hinzu, fügte Mukarker an. Trotzdem gebe es starke palästinensische Frauen, etwa Professorinnen, Gouverneurinnen und Bürgermeisterinnen. Sie hätten die Kraft, die Verhältnisse zum Guten zu verändern. Dies war bei der Vorstellung einer von wenigen Hinweisen auf Probleme innerhalb der palästinensischen Gesellschaft.

„Unser Christentum und Palästina gehört zusammen“

Pastorin Azar leitete das palästinensische Weltgebetstagskomitee. Die Gottesdienstordnung hätten die Frauen per Videokonferenz erarbeitet. „Das war die einzige Möglichkeit, sich mit allen zu treffen.“

Die Liturgie habe das Anliegen, der Welt zu vermitteln, wie palästinensische Frauen in ihrer Gesellschaft leben – und wie fest sie in ihrer Heimat verwurzelt seien. „Unser Christentum und Palästina gehört zusammen. Das ist quasi in unserem Blut“, sagte Azar. Sie ergänzte, dass es nicht um Gebet „für Israel oder für Palästina“ gehe, sondern „für Menschenrechte, die da verletzt werden“.

Das "Band des Friedens" Palestine-Style...



Die Gottesdienstordnung 2024 haben 23 palästinensische Frauen aus sechs verschiedenen Kirchen erarbeitet. Sie sind evangelisch-lutherisch, römisch-katholisch, anglikanisch, armenisch-orthodox, griechisch-orthodox und griechisch-katholisch. Das Wort „Israel“ kommt nur im Zusammenhang mit Besatzung oder Siedlungsbau vor.

Als Friedensgebet ist Psalm 85 vorgesehen. Dort heißt es in Vers 2: „Gott, du hast dein Land wieder liebgewonnen und das Schicksal Jakobs zum Guten gewendet.“ Jakob als Synonym für Israel ist der einzige direkte theologische Bezug auf die jüdischen Wurzeln des Christentums. Zudem sind die Feinde, mit denen die Palästinenserinnen Frieden schließen wollen, nicht genannt.

Im Jahr 1927 wurde erstmals international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert. Mittlerweile entwickeln für jedes Jahr Christinnen in einem Land eine Liturgie für den Gebetstag, der am ersten Sonntag im März begangen wird. Bereits beim Weltgebetstag 1994 kam die Gottesdienstordnung von palästinensischen Frauen.

Angesichts des Angriffs der palästinensischen Terror-Organisation Hamas auf Israel ist von vielen Seiten Kritik am „Palästina“-Schwerpunkt des aktuellen Weltgebetstages laut geworden. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) verteidigt Landesfrauenpastorin Susanne Paul aus Hannover, die der SPD angehört, das Format. Sie erläutert, warum sie eindeutige Positionierungen im Streben nach Frieden und Versöhnung für kontraproduktiv hält.

epd: Der diesjährige Weltgebetstag am 1. März mit dem Fokus auf „Palästina“ ist nach dem Hamas-Angriff auf Israel gewissermaßen auf die aktuelle weltpolitische Bühne gehievt worden und hat wegen antisemitisch interpretierbarer Materialien schon im Vorfeld viel Kritik erfahren. Das Deutsche Weltgebetstagskomitee hat die betreffenden Texte inzwischen überarbeitet. Reicht das?

Susanne Paul: Ich denke, das Komitee hat damit eine gut vertretbare Lösung gefunden. Es hat so wenig wie möglich in die Texte eingegriffen, sie aber zugleich so eingebettet, dass sie nicht ohne Weiteres antisemitisch oder anti-israelisch gelesen werden können. Damit trägt das Material zum einen dem aktuellen Nahost-Konflikt Rechnung, negiert aber nicht das ursprüngliche Ansinnen: nämlich die Stimmen der Christinnen in „Palästina“ hörbar zu machen, die unter massivster Unterdrückung leiden.

Dafür müssen wir jetzt mit den Vorwürfen der Frauen aus „Palästina“ leben, die diese Texte geschrieben haben und die Anpassungen des Komitees als schwerwiegenden Eingriff, als Zensur empfinden. Sie werfen uns vor, dass kein Land außer Deutschland einen solchen Eingriff gewagt habe. Das ist aus ihrer Perspektive absolut nachvollziehbar. Wir müssen aber dagegen halten, dass wir angesichts unserer historischen Verantwortung vor Israel keine Äußerungen unkommentiert stehen lassen können, die sich auch nur ansatzweise antisemitisch deuten lassen. Daraus resultiert ein Konflikt, der sich nicht wirklich auflösen lässt. Mit dieser Spannung müssen wir leben.

Muss ein Format wie der Weltgebetstag, der im globalen Maßstab auf die Folgen von Gewalt, Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung hinweisen will, nicht ständig damit rechnen, in aktuelle politische Kontroversen zu geraten – und sich diesen stellen zu müssen?

Absolut. Ich würde sogar sagen, wenn der Weltgebetstag ständig von solch intensiven Debatten begleitet würde, hätte er die Aufmerksamkeit, die er verdient. Im Vorjahr beispielsweise richtete sich der Blick nach Taiwan, wo Gewalt gegen Frauen noch immer verbreitet ist und von Teilen der Gesellschaft akzeptiert wird. Ein, wie ich finde, nicht minder wichtiges Thema als die prekäre Situation der Frauen in „Palästina“. Doch es wurde weit weniger berichtet als in diesem Jahr.

Allerdings kreist die aktuelle Berichterstattung ja weniger um den Weltgebetstag an sich als vielmehr um die Angemessenheit seines Themenschwerpunktes.

Noch einmal: Ich glaube, er ist angemessen, zumal er ja schon Jahre vor dem aktuellen Gaza-Krieg festgelegt wurde und unbeabsichtigt unter dieses Vorzeichen gerückt ist. Der Weltgebetstag will nicht das Leid der einen Seite gegen das Leid der anderen aufrechnen. Er will weder relativieren, noch will er sich einseitig positionieren.

Ich bin überzeugt, in der jetzigen, überarbeiteten Fassung bietet das Material gute Anregungen, für Frieden in Nahost und für alle Menschen in der Region zu beten. Für die Frauen in „Palästina“ zu beten, schließt nicht aus, zugleich für die Menschen in Israel zu beten, etwa für jene, die immer noch in tiefer Sorge um Angehörige leben müssen, die als Geiseln in der Gewalt der Hamas sind.

Ich glaube zudem, der Weltgebetstag muss den Mut haben, sich zwischen die Stühle zu setzen, um zu zeigen, dass es in vielen Konflikten nicht einfach nur um Schwarz-Weiß geht. Wir haben in der Vorbereitung gemerkt, dass der Reflex, sich schnellstmöglich auf eine Seite schlagen zu wollen, nicht zielführend ist. Zumindest dann nicht, wenn wir wirklich alle Menschen der Region in die Gebete einschließen wollen. Wir haben gelernt: Sensibel hinzuhören, den unterschiedlichen Stimmen Raum zu geben, ist für das Ansinnen des Weltgebetstages fruchtbarer als vorschnell zu urteilen.

In seinem globalen, interreligiösen und politischen Anspruch wirkt der nahezu 100 Jahre alte Weltgebetstag noch immer modern, fast schon „woke“. Ist es Zufall, dass dieses Format von Frauen entwickelt wurde? Oder anders gefragt: Wären Männer darauf gekommen?

Puh, schwierige Frage! Ich sperre mich vor einer Antwort, weil ich überhaupt keine Freundin geschlechtsbezogener Zuschreibungen bin. Aber ich denke schon, dass Frauen bei Themen wie Ungerechtigkeit, Machtgefälle, Ausbeutung und Gewalt oft eine größere Sensibilität haben – auch weil sie bis heute weitaus stärker von diesen Themen betroffen sind als Männer. Und sie hatten offenbar schon damals hervorragende Netzwerke. Anders hätten sie einen Aktionstag, an dem inzwischen rund 120 Länder mitwirken, sicher niemals auf die Beine stellen können.

Erschienen auf israelnetz.com ...


Samstag, 20. Januar 2024

Jetzt wissen wir, „wie es so weit kommen konnte“

von Boris Kotchoubey...

Derzeit lehrt uns die Geschichte, was wir nicht aus der Geschichte gelernt haben. Wie in einer strengen Schule (die Wirklichkeit ist eine solche) gilt: Wer den Unterricht verpennt hat, muss den gesamten Stoff wiederholen. Wie sieht denn der Lehrplan aus?

„Es gibt keine ewigen Wahrheiten, aber viele ewige Lügen.“

(Stanislaw Jerzy Lec)

Ein berühmter Astrophysiker hielt einmal einen öffentlichen Vortrag über den Aufbau des Weltalls. Nach dem Vortrag und der Diskussion kam eine ältere Frau auf ihn zu und sagte: „Herr Professor, es ist höchst spannend, was sie uns erzählt haben, aber Sie wissen natürlich, dass in der Tat die ganze Welt auf einer riesigen Schildkröte steht.“ Der Wissenschaftler wollte die Lady nicht auslachen, sondern nur ein bisschen zum Nachdenken bringen und fragte deshalb: „Ja, und worauf steht die Schildkröte?“ Ohne nur eine Sekunde zu überlegen, antwortete die Dame: „Da sind lauter Schildkröten bis nach ganz unten“ (in der englischen Variante: „only turtles all the way down“).

Wie tief kann es aber „bis nach ganz unten“ gehen? Ein Witz zu diesem Thema erzählt von einem Pessimisten und einem Optimisten, die gemeinsam eine schwere Niederlage erlitten. „Oh, schlimm“, weint der Pessimist, „wir sind am Boden, ganz am Boden!“ „Nein,“ entgegnet der Optimist, „wir sind nicht am Boden, es geht noch tiefer!“

In der Mitte des 20. Jahrhunderts, nach zwei Weltkriegen und zahlreichen Massakern, die schließlich in einer industriellen Vernichtung von Millionen Juden und hunderttausenden Sinti und Roma gipfelten, kam die Menschheit zu dem Schluss, dass sie den untersten Boden des Bösen erreicht habe; dass zumindest in einem Teil der Welt, vor allem in Deutschland, Verbrechen unvergleichbaren, bis dahin unerhörten Ausmaßes begangen worden wären, dass ein noch tieferer Fall, eine noch schlimmere Katastrophe einfach unvorstellbar sei und dass uns von diesem absoluten Nadir der Geschichte notwendigerweise nur ein Weg nach oben, zum Besseren bleibe. Das Böse des Nationalsozialismus war absolut, und die Sprache selbst verbietet die Steigerung des Adjektivs.

Ein Massaker als Vergnügen

Ich habe zahlreiche Geschichten über die Gräueltaten der Nationalsozialisten in Osteuropa gelesen; hinter dem „antifaschistischen Schutzwall“ wurde diese Lektüre gefördert. Ich habe gelesen, wie deutsche Soldaten die entkleideten Juden zwangen, eine Grube zu graben, um sie danach zu erschießen und in diese Grube zu werfen. Ich habe von den Menschen gelesen, die in KZs den vergasten Juden Goldzähne entfernten und Haare als Rohmaterial abschnitten. Ich habe über Babi Yar gelesen, wo innerhalb zweier Tage 33.000 Menschen exekutiert wurden, und über die „Operation Erntefest“, in der die Anzahl der Opfer pro Tag noch höher war. Ich möchte hier nicht ins Detail dieser Grausamkeiten gehen, und wen sie interessieren, kann nach entsprechenden Begriffen googeln.



Es gab allerdings Dinge, von denen ich niemals gelesen habe, zum Beispiel dass deutsche Soldaten bei einer Massenexekution von „Untermenschen“ Freude empfunden hätten. Sie haben ihre berüchtigte „Pflicht getan“, doch ihre emotionalen Reaktionen waren eher negativ. Die einen griffen zum Schnaps, die anderen haben gekotzt, die dritten wollten schnell einen Brief an die Familie schreiben, um durch den Kontakt mit den Verwandten die eigene Untat zu verdrängen. Auch davon habe ich nicht gelesen, dass die Vernichtung von Juden, Sinti und Roma oder schwerkranken Personen auf den Straßen deutscher Städte laut gefeiert wurde. Dass ein Massaker ein Vergnügen sein kann, eine Herzensangelegenheit, war mir bis 2023 nicht bewusst.

Ebenso wenig konnte ich mir bisher vorstellen, dass beim Aufstand im Warschauer Ghetto die „Weltöffentlichkeit“ (wer ist sie eigentlich?) die Forderung stellen würde, dass die Juden ihren Genozid an deutschen Soldaten sofort beenden sollten! Unvorstellbar wäre auch, dass im März und April 1945 die Alliierten nicht den Endsieg über den Nationalsozialismus angestrebt, sondern sich primär um die humanitäre Lage in Deutschland gekümmert hätten, dass die damaligen Massenmedien die Tragödie der Zeit darin gesehen hätten, dass in Nazi-Deutschland das Telefonnetz zusammenbrach und Krankenhäuser nicht funktionieren. Schwer wäre vorzustellen, dass nach der Aufdeckung der nationalsozialistischen Verbrechen sich ein internationaler Politiker die Aussage gewagt hätte, der Holocaust sei zwar zu verurteilen, „aber er passierte nicht im Vakuum, denn schließlich hat das deutsche Volk seit Jahrhunderten unter der Herrschaft der jüdischen Finanzmagnaten und der jüdischen Presse gelitten“. Und schon absolut unvorstellbar wäre, dass so ein Politiker nach dieser abscheulichen Aussage seinen Posten auch nur einen weiteren Tag hätte behalten dürfen.

Legenden aus dem finsteren Mittelalter

Im Übrigen hat es in grausamen Kriegen immer Verbrechen auf beiden Seiten gegeben, und die Bevölkerung hat immer auf beiden Seiten gelitten. Auch im Zweiten Weltkrieg war das Leiden der deutschen Bevölkerung immens. Aber kein ernstzunehmender Politiker wäre damals auf die Idee gekommen, die Russen und die Engländer zu verpflichten, dass sie mitten im Krieg Deutschland mit Lebensmitteln, Wasser, Energieträgern beliefern – denn der Zivilbevölkerung dürfe nichts fehlen. Erst nachdem der Nationalsozialismus vollständig und endgültig vernichtet und Deutschland vollständig von Besatzungsmächten okkupiert worden war, übernahmen diese Mächte (in einem sehr beschränkten Maß) Verantwortung für das Überleben der unter Besatzung befindlichen Bevölkerung. Heute macht die oben erwähnte „Weltöffentlichkeit“ Israel Vorwürfe, wenn der jüdische Staat nicht jeden Kriegstag dem feindlichen Staat alle notwendigen Mittel zur Verfügung stellt.

Offensichtlich hat sich der König Salomo geirrt: Es gibt im 21. Jahrhundert n. Chr. doch etwas Neues unter der Sonne. Aber neben diesen Neuigkeiten weidet heute eine ganze Herde oller Kamele. Die Ritualmordlegende (Juden töten absichtlich nicht-jüdische Kinder) und Dolchstoßlegende, Juden als infame Revoluzzer, die versuchen, die Welt umzuwerfen, Juden als Drahtzieher alles Weltübels und Juden, die selbst den Judenhass verschulden, indem sie antijüdische Gewalt provozieren – dieser ganze Wahnsinn, den man erst vor Kurzem fest und endgültig im Archiv der Geschichte abgelegt zu haben glaubte, wird plötzlich aus den Mottenkisten herausgeholt und in den höchsten internationalen Gremien wie der UNO und der WHO ernsthaft diskutiert. Nicht nur die antisemitischen Mythen der nationalsozialistischen und späteren sowjetischen Propaganda werden öffentlich wiedergekäut, sondern auch die Legenden aus dem finsteren Mittelalter – allerdings mit dem Unterschied zugunsten des finsteren Mittelalters, dass die Päpste damals im Gegensatz zum erlauchten 21. Jahrhundert vehement gegen die Verbreitung antijüdischer Vorurteile auftraten.

Hat es sich also gelohnt, sieben Jahrzehnte lang die Frage „Wie war so etwas möglich?“ zu stellen, nur um im achten Jahrzehnt das Verb in die Gegenwartsform „Wie ist so etwas möglich“ umzuwandeln? Kann diese Frage beantwortet werden?

Marquards „nachträglicher Ungehorsam“

Der psychoanalytisch gebildete Leser will natürlich diesen Begriff sofort korrigieren: Sigmund Freud sprach vom „nachträglichen Gehorsam“. In seiner Theorie (andere sagen: Mythologie) stellt er den Vorgang folgendermaßen vor: Die Söhne, vom Ödipus-Komplex gequält, rebellieren schließlich gegen den Vater und töten ihn. Danach bereuen sie diese Tat und leiden unter schwersten Schuldgefühlen. Um ihr Gewissen zu stillen, vergöttern sie den getöteten Vater, kanonisieren ihn, schreiben alle seine Worte, Ratschläge und Verbote aus dem Gedächtnis nieder und bauen daraus einen Kult. So entstehe eine autoritäre Gesellschaftsordnung, eine Kultur des Dogmas.

Der deutsche Philosoph Odo Marquard (1928–2015), übrigens ein Sigmund-Freud-Preisträger 1984, sah ein, dass für die Erklärung der totalitären Konzepte dieses Modell nicht taugt. Angesichts der rebellischen Tendenzen der europäischen Intellektuellen in den 1970er und 80er Jahren fand er es korrekter, vom „nachträglichen Ungehorsam“ zu sprechen. Insbesondere die deutsche Intelligenzija litt unter Schuldgefühlen, weil sie gegen das Regime des absoluten Unrechts keinen Widerstand geleistet hatte; also müsste sie zur Kompensation umso lauter gegen das Regime des relativen Rechts in der Bundesrepublik protestieren, dessen Schuld darin bestand, relativ und nicht absolut zu sein. Genau weil die Intellektuellen unter der harten Diktatur, unter den ernsthaftesten Gefahren für Leib und Leben geschwiegen hatten, mussten sie im Alltag der Bundesrepublik jede autoritäre Tendenz öffentlichtkeitswirksam anprangern, zumal diese Regierungs- und Gesellschaftskritik nun keine Gefahr, sondern lauten Applaus aus dem aufnahmebereiten Publikum mit sich brachte.

Soweit hätten wir einen einmaligen Zyklus: Der fehlende Mut, gegen die nationalsozialistische Diktatur aufzutreten, wird durch Ungehorsam gegenüber der unperfekten bürgerlichen Demokratie nachträglich ausgeglichen. Doch Marquard bemerkte zugleich, dass dieser Zyklus auch eine Vorphase habe: Die Menschen, die eine Diktatur widerstandslos hinnahmen, erwiesen nicht nur danach, sondern auch davor einen erbitterten Widerstand gegen eine Demokratie. Diese (die Weimarer Republik) war selbstverständlich auch unperfekt. Der Irrsinn des seltsamen Ungehorsams, wie Polonius gesagt hätte, „hat Methode“.

Ja zu Diktaturen und Nein zu Demokratien

Ich kenne eine süddeutsche Universität, die in den letzten Jahrzehnten durch ihren rebellischen Geist rühmlich geworden ist. Viele Professoren aus den geisteswissenschaftlichen Fächern der Uni haben sich durch ihre schonungslose soziale Kritik, ihre öffentlichen Auftritte für Freiheit und gegen die Macht der Konzerne Namen und Popularität unter den Studenten gemacht. Als 2020 bis ‚21 die vom Grundgesetz gewährten Menschenrechte – das Recht auf freie Meinungsäußerung, auf Bewegungsfreiheit, auf freie Berufsausübung, das Versammlungsrecht, das Bildungsrecht, sogar das Recht auf Briefgeheimnis – zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik auf extreme Weise eingeschränkt wurden, haben wir, eine kleine Gruppe von Kollegen, mehrere solcher Freigeister angeschrieben und nach ihrer Stellungnahme zu diesen schweren Freiheitseinschränkungen gefragt. Raten Sie jetzt die Zahl der zustimmenden und der ablehnenden Antworten, die wir bekamen! Wahrscheinlich haben Sie richtig geraten: Die beiden Zahlen sind gleich Null. Kein einziger Rebell hat geantwortet.

Das Schema, das sich ergibt, ist simpel wie ein Pantoffel: Wir sagen Ja zu Diktaturen und Nein zu Demokratien. Wir sind Freiheitskämpfer, wenn wir uns gegen eine Macht auflehnen, die ohnehin unsere Freiheit nur minimal einschränkt und von der wir keine oder höchstens eine symbolische Strafe erwarten. Wir zeigen eine Zivilcourage, solange sie uns nichts kostet. Michael Moore ließ sich nach seinen kritischen Filmen über George W. Buch jr. als „Volksfeind“ titulieren. Die Menschen, die in der stalinistischen UdSSR so bezeichnet wurden, erhielten bis zu 25 Jahre sibirische Arbeitslager oder „zahlten“ für dieses Verdikt mit ihrem Leben; Moore verdiente mit dem gleichen Titel Millionen. Im akademischen Milieu üben wir Regierungs- und Gesellschaftskritik, wenn wir als Bestrafung dafür nur Vortragseinladungen, Honorare und Bewunderung von StudentInnen (Gendern absichtlich) ernten können.

Aber sobald es nur leiseste Hinweise auf reale Bedrohungen gibt, sobald sich in der Politik reale autoritäre oder gar totalitäre Tendenzen zeigen, sobald wir in einer maßnahmenkritischen Demonstration von der Polizei nicht nur sanft gewarnt, sondern krankenhausreif geschlagen werden können; sobald die Möglichkeit besteht, dass wir für unsere kritischen Auftritte verleumdet, diffamiert, öffentlich angegriffen werden, dass unsere Familie Drohbriefe erhält, dass unser Bankkonto gekündigt wird, dass wir unseren Arbeitsplatz und unsere Existenzgrundlage verlieren können – nur, wenn es danach riecht, dann werden wir couragierte Rebellen sofort brav und ruhig und warten gehorsamst auf das nächste Tauwetter, bei dem wir wieder ungefährdet frondieren können. Und wären wir rechts, so hätte dieses Schema alles erklärt. Aber wir sind links und machen damit unser Leben komplizierter.

Die Moral der Geschichte

In jedem Bereich menschlicher Aktivität gibt es Kriterien, nach welchen festgestellt werden kann, wer besser ist als der andere. Im Fußball sehen wir mit eigenen Augen sofort, dass diejenige Mannschaft gewinnt, die mehr Tore schießt. In der (freien) Wirtschaft wird der Beste an seinem Erfolg bei den Kunden bestimmt. In der Politik muss man sich sehr viel Mühe geben, um an die Macht zu kommen, und vielleicht noch mehr, um sich an der Spitze zu halten. In der Wissenschaft und Kunst ist die Sache schwieriger, die Kriterien sind schwammig, doch mit der Zeit wird auch hier eine Reihung vorgenommen, und heute zweifelt kein Musikliebhaber daran, dass Felix Mendelssohns musikalische Leistung größer war als die von Louis Spohr, obwohl zu ihren Lebzeiten diese zwei Komponisten auf gleichem Rang gehandelt wurden.

Die einzige Ausnahme, der einzige Lebensbereich, in dem ich meine Überlegenheit über den Anderen ohne jegliche Leistung erreichen kann, ist die Moral. Hier genügt eine bloße Behauptung meines hohen beziehungsweise deines tiefen moralischen Niveaus, um mir einen Vorrang vor dir zu gewähren. Die Behauptung muss lediglich laut sein und, noch besser, von einer lauten und einflussreichen Gruppe ausgehen – dann ist sie auch „wahr“, denn andere Wahrheitskriterien gibt es in der Moral nicht. Wie jeder Marxist weiß, ist schließlich die herrschende Moral nichts anderes als die Moral der Herrschenden – oder in den Begriffen des Augsburger Friedensvertrages, „cuius regio, eius mores“.

Für einen klassischen, von Heinrich Mann beschriebenen Untertan ist die Unterordnung gegenüber einem starken, autoritären, mit Notstandverordnungen statt Gesetze regierenden Staat und die spöttische Kritik an einer als „schwach“ empfundenen demokratischen Gesellschaftsordnung normal. Er bräuchte keine extra Begründung dafür, die Stärke zu respektieren und die Schwäche (beziehungsweise das, das wie als Schwäche erscheint) anzugreifen. Dem Untertan des neuen Typs reicht dieses einfache Denkmuster nicht mehr aus. Er braucht eine moralische Basis für sein autoritäres Verhalten und findet sie dadurch, dass er eine Opfergruppe konstruiert, in deren angeblichem Schutz er seinen faschistoiden Minderwertigkeitskomplex ausleben kann. Wie sein Großvater, der Untertan der alten Probe, will auch er herrschen, andere unterdrücken, Gewalt ausüben – aber nur, um jemanden zu beschützen oder etwas zu „retten“.

Ein klassischer autoritärer Untertan freut sich, wenn die Polizei Demonstranten schlägt, die nichts anderes fordern als die Beachtung der grundgesetzlichen Menschenrechte: Ordnung muss sein! Die Ordnungskräfte haben immer recht! Der Pöbel muss zu Hause bleiben! Der linke Untertan freut sich ebenfalls, aber aus moralischen Gründen: Es könnte ja sein, dass der geschlagene Demonstrant seine Freiheiten missbrauchen, seinen Mund-Nasen-Schutz nicht tragen und deshalb vielleicht eine alte Frau anstecken könnte, die eventuell an diesem Infekt sterben könnte. In hehren Gedanken an die betagte Frau begrüßt unser Zeitgenosse die vor seinen Augen stattfindende polizeiliche Brutalität.

Vergewaltigung aus höheren Beweggründen

Der rechte Faschist ist einfach auf der Seite des Starken und gegen den Schwachen. Der linke Faschist genauso. Aber während für den Ersteren die Begründung auf der Hand liegt: Der Stärkere hat immer recht! – erfindet der Letztere einen angeblich noch Schwächeren, den er beschützen oder retten soll, und diese moralische Schutzfunktion stellt ihm einen Freibrief für solche Grausamkeiten aus, von denen mancher seiner rechten Gegenparte zurückschrecken würde. Er vergewaltigt aus höheren Beweggründen.

Noch die russischen Bolschewiken haben ihren krankhaften Machtwahn damit begründet, dass sie das leidende Proletariat von der Ausbeutung befreiten. Sie erschossen wahllos Unternehmer und Offiziere, Gutsherren und wohlständige Bauern, Akademiker und Poeten – alles aus der Sorge um die ausgebeuteten Arbeiter. Die Zwangskollektivierungen in der UdSSR 1930–33 (ca. 10 Millionen Hungertote) und in China 1952–57 (ca. 40 Millionen Hungertote) hatten zum erklärten Ziel den Schutz der ärmeren Bauern von der Unterdrückung durch „Kulaken“ und sonstige „Ausbeuter“. Millionen Kinder wurden auf grausamste Art und Weise ermordet, und am Ende wurden Arbeiter und Bauern viel schlimmer ausgebeutet als davor im Manchesterkapitalismus – aber das spielt keine Rolle, Hauptsache, man wollte nur das moralisch Gute.

Die bisher größte (mit über 7.000 Teilnehmern) Untersuchung des Linksradikalismus kam zu dem Schluss, dass Linksradikale im Vergleich mit ihren rechten Spiegelbildern kognitiv flexibler sind (sie sind weniger dogmatisch und können schneller ihre aktuellen Einstellungen ändern), sind dafür aber (oder gerade deshalb?) stärker vom Hass erfüllt und absolut staatsgläubig. In der gleichen Zeitschrift erschien fast zugleich eine Analyse der sogenannten dunklen Triade: Persönlichkeitseigenschaften Machiavellismus (Neigung zur Manipulation der Mitmenschen), Narzissmus (Selbstverliebtheit) und Psychopathie (emotionale Kälte, fehlende Empathie).

Als Markenzeichen für die Kombination Machiavellismus + Narzissmus fanden die Autoren die Fähigkeit zur Aussendung „moralischer Opfersignale“ („virtue victim signals“): Diese Person identifiziert sich selbst als Opfer oder als Beschützer der Opfer, um sich moralisch zu erheben und damit persönliche Vorteile auf Kosten der anderen zu ergattern. Die Häufigkeit, mit der eine Person moralische Opfersignale sendet, korreliert positiv mit der Bereitschaft zum unfairen, manipulativen Verhalten und Lüge. Schelm ist, der dabei an den woken Wächterrat der westlichen Zivilisation denkt, der heute unsere „öffentliche Meinung“ diktiert.

Das Ende der Unschuld

Als neueste moralische Begründung für Judenhass und Judenmord wird das leidende palästinensische Volk erfunden. Natürlich kann niemand bestreiten, dass die arabischen Bewohner von Palästina seit jeher Leidtragende waren und sind. Noch in früheren Jahrhunderten litt der bettelarme palästinensische Fellache, der an seinem Stück Wüstenland 16 Stunden am Tag ackern musste, um die Hälfte des Ertrages einem reichen Efendi aus Damaskus abzugeben, dem das Land gehörte. In neuester Zeit leiden diese Menschen unter der Herrschaft korrupter Terrorbanden entweder islamistischer oder linkstotalitärer Richtung, deren Häuptlinge Milliarden US-Dollar auf ihren Konten in der Schweiz anhäufen, die Frauen und Kinder als lebendige Schutzschilde benutzen, denn je mehr Frauen und Kinder sterben, umso lautere Werbung machen für sich die Terroristenführer.

Seit Jahrzehnten leiden palästinensische Araber, weil sie von ihren „Brüdern“ aus Syrien, Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien verachtet, ausgegrenzt, als „Araber dritter Sorte“ betrachtet, jahrzehntelang in Lagern eingesperrt werden, weil sie in den „Bruderländern“ keine Arbeit, keine höhere Bildung, sinnvolle Beschäftigung, keine Integrationsmöglichkeit haben. Während die Nachkommen der palästinensischen Araber, die 1948 im neugegründeten Israel geblieben sind, heute im jüdischen Staat höhere Bildung bekommen und Professoren, Richter oder Anwälte werden können, bleiben die Enkel ihrer Familienangehörigen, die damals auf ihre Führer gehört und in arabische Länder geflüchtet sind, in diesen Ländern nach wie vor rechtlos.

Doch all dieses wahre Leid kümmert den moralinvergifteten Mob, der „für die Freiheit des palästinensischen Volkes“ auf die Straßen geht, nicht im Geringsten. Die Moralisten interessieren sich für all diese Tatsachen nicht und wollen auch keine Tatsachen wissen. Das angebliche Mitleid mit Palästinensern ist bloß ein Vorwand zum Aufruf zur Vernichtung Israels. Mehr als die Hälfte der US-amerikanischen Studenten, die die Vernichtung Israels und den Aufbau an dieser Stelle eines arabischen Staates befürworten, können nicht mal die entsprechende Region auf der Landkarte finden. Sie wiederholen den Slogan der Terroristen „Palästina vom Fluss bis zum Meer!“, haben aber keine Ahnung, wie dieser Fluss und dieses Meer heißen!

Besondere Aufmerksamkeit für Palästina

Dieses Unwissen ist aber keine bloße Unbildung, sondern eine aktive Wissensleugnung. Das zeigt allein schon der Fakt, dass es sich im obigen Beispiel zum Teil um die Studenten der (laut offiziellen Rankings) besten Universitäten der Welt handelt. Damit erfahren wir natürlich nebenbei vom wahren Wert der Universitätsrankings – aber egal, selbst die doofsten unter diesen Subjekten haben etwas vom Internet und Suchmaschinen gehört und könnten sich die Übersicht über die Lage und die Vorgeschichte innerhalb weniger Stunden verschaffen, die wichtigsten Fakten innerhalb Minuten.

Noch weniger interessieren sich die Palästinaphilen für die Katastrophen, die neben dem israelisch-arabischen Konflikt auf der Welt passieren. Als die Operation „Eiserne Schwerter“ anfing, herrschte ein paar hundert Kilometer südlich, im Sudan, ein schrecklicher Bürgerkrieg zwischen zwei verfeindeten Militärgruppierungen, in dessen Lauf ganze Dörfer ausgerottet wurden und unzählige Zivilisten umkamen. Wer hat davon gehört, wer hat dagegen protestiert? 2009 unterdrückte die Regierung von Sri Lanka den tamilischen Aufstand mit einer unglaublichen Brutalität, indem ganze Landstriche mit der tamilischen Bevölkerung dem Erdboden gleichgemacht wurden. Zivile Menschen wurden als Schutzschilde benutzt, Krankenhäuser zerbombt. Zur gleichen Zeit saß die Vertreterin der verbrecherischen Regierung von Sri Lanka im Menschenrechtsrat der UNO und prangerte Menschenrechtsverletzungen – natürlich in Israel, wo sonst? – an.

Vielleicht beruht die besondere Aufmerksamkeit für Palästina auf der religiösen Solidarität, und es ist die muslimische Unterstützung, die eine besondere Sensibilität zu Problemen unterdrückter muslimischer Minderheiten auslöst? Wen kümmert aber völkermordähnliche Gewalt gegen Muslime in China, Indien, Myanmar? Ganze Stadtbezirke in Großstädten wie Paris, Berlin, Brüssel werden fast ausschließlich von Muslimen bewohnt. Wo sind in diesen Städten die Massenkundgebungen mit den Forderungen „Free Rohingya!“, „Free Uyghurs!“? Während palästinensische Araber, deren Lebenserwartung in der Zeit der israelischen Besatzung um 20 Jahre anstieg, von der ganzen Welt mit Milliarden Dollars beworfen werden, besteht an anderen arabisch-muslimischen Gruppen, die knapp vor dem Aushungern sind (zum Beispiel Huthi), kein öffentliches Interesse. Und wer hat seinen A… nur einen Millimeter vom Sessel angehoben, als nach 2000 das russische Militär mehr als 100.000 muslimische Tschetschenen einschließlich Frauen und Kinder abgeschlachtet hat?

Angaben einer Terrorbande

Hand aufs Herz: Kann ein vernünftiger Mensch wirklich daran glauben, dass deutsche, französische, UNO-Politiker tatsächlich nicht wissen, dass die Gelder der „Palästina-Hilfe“ fast vollständig für den Aufbau der militärischen Infrastruktur – sprich: für Judenmord – verwendet werden; dass während die Politiker Krokodilstränen über die Armut der Gaza-Bewohner verlieren, die Anführer der Hamas auf unsere Kosten Milliardäre werden; dass wohltätige Einrichtungen einschließlich Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser von der Hamas als Schutzschilder benutzt werden? Wissen sie wirklich nicht, dass die sogenannte Zivilbevölkerung des Gaza-Streifens alle Terroranschläge bejubelt hat, und zwar umso begeisterter, je mehr Menschen umgebracht wurden? Dass Krankenhäuser in Gaza nicht nur als Militärzentralen, sondern auch als Folterstätten gegen das eigene Volk verwendet werden?

Glaubt jemand, dass die Journalisten der Reuter, AP, France Press, Washington Post u.v.a., die über alle Welt die Falschinformationen der Hamas verbreiten, nicht wissen, dass diese Informationen von A bis Z Lügen sind? Sie wissen nicht, wenn sie die Daten des „Gesundheitsministeriums von Gaza“ zitieren, dass dieses „Ministerium“ bloß eine Abteilung der Hamas ist? Sie wissen nicht, dass, während sie von Israel – und nur von Israel – eine einseitige Feuerpause fordern, die Hamas mit ihren Raketen weiterhin israelische Städte beschießt? Wissen sie nicht, dass, während in Palästina der Titel „Flüchtling“ vererbt wird und zur lebenslangen Alimentierung durch Steuerzahler aller Länder der Welt berechtigt, in Israel heute tatsächlich 3,3 Prozent der Bevölkerung (in Deutschland wären es 2,6 Millionen Menschen) auf der Flucht sind, weil ihre Städte und Dörfer immer wieder beschossen werden, und zwar mit Raketen, die wiederum wir – du und ich – mit unseren Steuern bezahlen?

Glaubt man wirklich, dass Florian Warweg, wenn er von 4.324 in Gaza getöteten Kindern als von einem FAKT schreibt, nicht weiß, dass diese Zahl einzig und allein auf den Angaben einer Terrorbande beruht? Weiß der UNO-Generalsekretär wirklich nicht, dass israelische Regierungen im Laufe von Jahrzehnten immer wieder Frieden vorgeschlagen haben unter allen erdenklichen Bedingungen, außer einer einzigen – der vollständigen Vernichtung Israels – und dass all diese Vorschläge von der arabischen Seite abgelehnt wurden? Weiß er nicht, dass die Vernichtung Israels das offizielle Ziel aller palästinensischen „Befreiungsbewegungen“ ist, und es gibt auch niemanden im gesamten Apparat der UNO, der ihn aufklären könnte?

Heute weiß jeder, was er tut

Lassen Sie das. Alle relevanten Fakten liegen auf der Hand. Wer tatsächlich Mitleid mit der arabischen Bevölkerung Palästinas hat, könnte wissen, dass viel mehr Araber in steten Bürgerkriegen zwischen der Hamas, Fatah, anderen Terrororganisationen und regulären arabischen Armeen ums Leben kamen als in der ganzen Geschichte der israelischen Besatzung. Wer eine Befreiung Palästinas fordert, sollte ihre Befreiung von den herrschenden kriminellen Strukturen anstreben, das heißt genau das, was jetzt Israel tut.

Vollkommen falsch ist auch die Annahme, dass westliche Politiker die Verwendung ihrer „Hilfsgelder“ in Palästina „nicht kontrollieren“. Der Ausdruck insinuiert, dass alle Minister und Hochbeamte, Staats- und Regierungschefs unerfahrene Novizen sind, die über keine nachrichtendienstliche Information verfügen. Augenscheinlich können sie nicht mal zwei plus zwei addieren und nur im Staunen raten, wo die Milliarden US-Dollar auf den Konten der Hamas-Anführer herkommen. Nach einigen Stunden Recherche kann jeder Laie alles Wichtigste über die Geldströme wissen – aber Politik hat keine Ressourcen dafür? Wie naiv muss man sein, um an diese Naivität zu glauben?

Laut Legende sagte Jan Hus auf dem Scheiterhaufen über die arme Bäuerin, die in ihrem Irrglauben, dass Verbrennung des Ketzers eine gute Sache ist, ein eigenes Bündel von Ästen ins Feuer warf: „Vergib ihr, o Herr, denn sie nicht weiß, was sie tut.“ Die Frau konnte nicht lesen, war geistig von ihrem Pfarrer und materiell von ihrem Grundbesitzer total abhängig.

Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt – außer vielleicht in ganz entlegenen Ländern – keine leibeigenen Analphabeten mehr. Heute weiß jeder, was er tut. Alles, was in der Politik getan wird, wird vorsätzlich getan, was die Aufgabe des Herrn da oben, falls es ihn gibt, wesentlich erleichtert: Vergeben muss er nicht mehr. Ob er dies trotzdem tut, bleibt ihm überlassen.

Hass ist intransitiv

Es ist weitgehend klar, dass der pandemische Israelhass nichts anderes ist als der alte Judenhass. Über den Unterschied zwischen einer legitimen Kritik an israelischer Politik und dem Antisemitismus ist in den letzten Jahrzehnten so viel geschrieben worden, dass nur derjenige diesen Unterschied nicht versteht, der – siehe oben – ihn aktiv nicht verstehen will. „Damit es keine Missverständnisse gibt: Thunberg, Žižek und Butler sind nicht einfach nur Relativierer. Sie sind Antisemiten, weil sie… versuchen, Terroristen zu entlasten, die Juden getötet haben, allein aus dem Grund, weil es Juden waren… All diese Menschen, die gerade aus ihren Löchern gekrochen kommen und immer so getan haben, als würden sie nur Israel hassen, hassen in Wahrheit Juden”.

Diese Feststellung bleibt aber auf dem halben Weg. Der nächste Denkschritt ist: Der Judenhass ist nichts anderes als Menschenhass. Das wahre Hassobjekt ist weder Netanjahu noch der israelische Siedler noch das „Weltjudentum“, sondern – der Mensch. Längst bevor die unheilige Greta ihren Antisemitismus verbreitet hat, wies Dieter Nuhr nach, dass ihr Programm, wäre es in die Tat umgesetzt, Millionen Menschenleben gekostet hätte. Die meisten Israelhasser sind zugleich Amerikahasser und Deutschlandhasser; diese drei Mengen sind zwar nicht völlig identisch, überschneiden sich aber wesentlich. Der Hass ist selbstständig, und Juden sind lediglich das bestpassende Projektionsobjekt. „Die hassen uns, ob wir Juden, Heiden oder Christenkinder sind, weil sie an sich selbst scheitern und ihr Scheitern auf uns projizieren.“

Für weitere Teile der grünen Bewegung ist der Mensch und seine Aktivität der letzte Grund aller gegenwärtigen Probleme. Der Mensch wird als Schädling der Natur angesehen, als ob es in der Natur außer den Menschen etwas gäbe, was die Begriffe „Schaden“ oder „Schädling“ verstehen könnte. Die gesamte Corona-Politik beruhte auf diesem Menschenbild: Der Mensch sei primär eine Gefahr für jeden anderen, kein Freund oder Verwandter, sondern ein abscheulicher Seuchenträger: Homo homini rattus est.

Eine Symbolfigur der gegenwärtigen deutschen Antikultur, „Deutschlands bekanntester Komiker“ Jan Böhmermann, hat Kinder mit Ratten verglichen. Das menschliche Wesen, das zu solchen Ausdrücken herabsinkt, verdient übrigens mehr als das Vierfache des Gehalts des Bundeskanzlers. Angesichts solcher menschenverachtenden Aussagen verblassen die Aufrufe zur Vernichtung Israels.

Von menschenfeindlichen Tönen dominiert

Unabhängig davon, wie wichtig in der Tat die Klimaproblematik ist (das ist hier nicht das Thema), könnte auch sie freiheitlich und humanistisch dargestellt werden: Genau deshalb, weil der Klimawandel unser Leben immer stärker beeinflusst, sind die menschliche Kreativität, der menschliche Erfindungsgeist heute besonders gefragt. Genau weil die Umweltprobleme eine echte Herausforderung darstellen, ist die freie Entfaltung des menschlichen Geistes gefordert, der Anpassungswege finden und erfinden soll. Stattdessen wird der Klimadiskurs vollständig von menschenfeindlichen Tönen dominiert: Verbote, Einschränkungen, Schikanieren, Verzicht, Aussetzen der fundamentalen Menschenrechte und mittelalterlicher Ablasshandel in Form von immer höheren Steuern werden als einzig mögliche Lösungen debattiert.

Es sind weitgehend dieselben Medien, welche Covid-Hysterie verbreiteten und Klima-Hysterie immer noch verbreiten, die heute die Sache der Terroristen verteidigen, indem sie Täter und Opfer „objektiv“ als zwei gleiche „Konfliktparteien“ darstellen. Es sind weitgehend dieselben Strukturen, welche gestern gegen Ungeimpfte (also gegen Menschen, die lediglich das Recht auf die Bestimmung über ihren eigenen Körper verteidigten) gehetzt haben, die heute gegen Israel hetzen. Es sind weitgehend dieselben Menschen, welche bei der leisesten Kritik am radikalen Islam „Rassismus!“ schreien (als wäre Islam eine Rasse), die für das Massaker an Juden „Verständnis“ aufweisen.

Es sind dieselben Lehrer, welche während der Corona-Zeit ihre grenzenlose Macht über tausende Kinder in grausamen Zwangsmaßnahmen ausübten, die heute den schutzlosen Opfern ihrer Gewalt einreden, Juden seien am Terror gegen sie letztlich selber schuld. Es sind dieselben LGBTQ+Aktivisten, welche Frauen als Nazi-Schlampen beschimpfen, nur weil diese zu ihrem Frausein stehen und keinen Penis in Damentoiletten sehen wollen, die heute laut „Free Gaza!“ skandieren; natürlich würden diese Aktivisten, wenn sie nur einen Fuß auf den Boden in ihrem geliebten Gazastreifen setzten, dort sofort gevierteilt, aber es ist ihnen egal, wie auch Gaza ihnen egal ist, denn Hass und nur Hass gegen Juden, gegen Frauen, gegen jeden Anderen und Andersfühlenden ist ihr einziger Lebensinhalt.

Geringste Abweichung als „Mikroaggression“

Es sind dieselben superwoken amerikanischen Universitäten, in denen ein Nobelpreisträger alle seine Stellen räumen muss, wenn er nur einen völlig harmlosen Witz über Frauen erzählt; in denen kein Zweifel an der Existenz von Dutzenden biologischen Geschlechtern geduldet wird; in denen Studenten, die mal einen Sombrero getragen haben, zu Zwangsumerziehungskursen geschickt werden, weil ihr Verhalten eventuell einen Mexikaner traumatisiert haben könnte; in denen jede Andeutung auf eine mögliche Beschreibung von Gewalt vorangekündigt werden muss, damit kein Student seelisch leidet; in denen die geringste Abweichung vom strengsten Verhaltenscodex als „Mikroaggression“ verurteilt wird – in denen aber öffentliche Aufrufe zum Massenmord an Juden erlaubt und sogar befürwortet werden, weil ein Verbot dieser Aufrufe ein schwerer Verstoß gegen die universitäre Freiheit bedeuten würde!

Das Argument über die universitäre Freiheit kommt einem allerdings bekannt vor. Mit diesem Argument begründeten dieselben Universitäten drakonische Corona-Maßnahmen und Impfzwang für Studenten und Mitarbeiter in den Staaten und Regionen, in denen diese Maßnahmen amtlich nicht gefordert oder sogar (wie in Florida) verboten wurden. Auf die gleiche Weise verteidigten im Mittelalter manche Feudale ihre Freiheiten: Die Freiheit, ihre Bauern zu unterdrücken, sie zu schlagen, beim geringsten Vergehen bis zum Tode auszupeitschen, Bauermädchen zu vergewaltigen, Bauernacker in wilder Jagd zu zertreten, Ernten zu vernichten. Sie empörten sich gegen den König, der diese Freiheiten einschränken wollte, wie heute sich die Harvard-Professoren gegen die Politik empören, die öffentliche Aufrufe zum Judenmord verbieten will. Das ist ihr Freiheitsverständnis: die Freiheit, den Stiefel auf das Gesicht der Menschen zu setzen.
Brandstifter und Biedermänner

Bekannterweise lehrt uns die Geschichte, dass wir nichts aus der Geschichte lernen. Es war nur eine Illusion, dass uns die Schrecken des 20. Jahrhunderts etwas gelehrt hätten. Nichts haben wir gelernt, und wie in einer strengen Schule (die Wirklichkeit ist eine solche), wer den Unterricht verpennt hat, muss den gesamten Stoff wiederholen, und zwar:

Erstens: Es gibt das Gute und das Böse, und sie sind asymmetrisch, weil das Gute immer relativ und unvollständig ist, während das Böse absolut sein kann und eine Perfektion anstrebt. Das ist genau das Gegenteil dessen, was uns die Woken des Mainstreams einstampfen: Sie relativieren das Böse und meinen im Besitz eines absoluten Guten zu sein.

Zweitens: Die Absolutheit des Bösen bedeutet, dass es keine Grenzen kennt. Das Wort „keine“ ist ernst zu nehmen, es bedeutet „gar keine“ – außer rein technischer. Die bekannten sechs Millionen Holocaustopfer sind keine obere Grenze, sondern lediglich das Resultat der damaligen technischen Fähigkeiten der Nationalsozialisten. Die Hamas hat am 7. Oktober „nur“ zwischen 1.200 und 1.400 Menschen (überwiegend, aber nicht nur, Juden) abgeschlachtet, weil ihre technischen Tötungsmöglichkeiten gegenüber der (wenn auch abgeschwächten) israelischen Armee immer noch sehr begrenzt waren; wäre sie in der Lage, alle (je nach Zählung 16 bis 25 Millionen) Juden und nebenbei auch die circa 2,3 Milliarden Christen zu töten, hätte sie auch dies getan.

Auch sollen wir uns davon hüten, die Proklamationen des Bösen als Hyperbeln, als nicht ernst zu nehmende Metaphern wahrzunehmen. Ein jüdisches Sprichwort sagt, wenn jemand Ihnen erklärt, dass er Sie töten will, dann ist das Wichtigste, was Sie tun sollen – glauben Sie ihm! Auch hier haben wir nichts aus der Geschichte gelernt, als die Öffentlichkeit „Mein Kampf“ als polemische Überspitzung wahrgenommen hat. Wer damals nach dem Lesen dieses Werks gesagt hätte, der Autor wird tatsächlich versuchen, Millionen „Minderwertige“ zu töten, der wäre definitiv als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt und ausgelacht worden. Doch alles wird wörtlich gemeint. Wenn Demonstranten „Deutschland, verrecke!“ skandieren, dann wollen sie tatsächlich, dass ihr Land stirbt. Wenn ein Politiker sagt, für ihn gebe es keine roten Linien, dann gibt es bei ihm tatsächlich gar keine.

In seiner Absolutheit hat das Böse nicht nur keine moralischen Grenzen (im Gegenteil macht es, wie wir gesehen haben, Moral zu seinem besten Instrument der Manipulation), sondern auch keine vernünftigen. Die Geschichte nicht verstanden hat derjenige, der behauptet, dass bestimmte Grausamkeiten nicht begangen werden können, weil sie offensichtlich irrational und niemandem – auch dem Täter selbst nicht – nutzten. Die Massentötung von Spatzen im kommunistischen China war genauso offensichtlich absurd und nutzlos wie 2020 bis 2022 die No-Covid-Strategie. Genauso naiv ist die Vermutung, die Grenzen des Bösen würden dann erreicht, wenn die Eliten die Sinnlosigkeit ihrer grausamen Politik einsehen. Die nationalsozialistischen Eliten sahen wohl ein, dass die industrielle Vernichtung der Juden mitten im Zweifrontenkrieg die Verteidigungsmöglichkeiten Deutschlands fatal schwächt; dennoch ging die Vernichtung weiter.

Einmal kommt jemand, der völlig konsequent agiert

Drittens: Das absolute Böse beginnt mit der Idee, dass es „zu viele Menschen auf der Erde gibt“. Eine Zeitschrift, die sich in Deutschland darauf spezialisiert, Propaganda als „Wissenschaft“ zu verkaufen, fängt nach den besten Rezepten der Manipulation damit an, den Leser zum Überlegen über die möglichen Lösungen des Überbevölkerungsproblems zu animieren, während die eigentliche Frage doch sein müsste, ob es dieses Problem überhaupt gibt. Hätte es im 17. Jahrhundert ein „Spektrum der Wissenschaften“ gegeben, dann hätte es seine Leser einladen können, sich darüber Gedanken zu machen, wie man die drohende Hexengefahr am besten abwendet. Die Über- oder Unterbevölkerung ist nur relativ, das heißt im Vergleich mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten. Um 1300 war die Erde mit etwa 400 Millionen Weltbewohnern übervölkert, aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit 3 bis 6 Milliarden war sie es nicht.

Natürlich sind die meisten Menschen inkonsequent (und das ist gut so). Von all diesen, die sich über die Katastrophe der scheinbaren Überbevölkerung beschweren, würden vielleicht 99 Prozent niemals daraus den logischen Schluss ziehen und sagen, also wäre es gut, wenn ein paar Milliarden Menschen sterben; und von denen, die das sagen, würden vielleicht 99 Prozent niemals das Wort in die Tat umsetzen. Aber trotz dieser 99-prozentigen Wahrscheinlichkeiten können wir zu 100 Prozent sicher sein: Einmal kommt jemand, der völlig konsequent agiert, und der auch B sagt, wenn alle nur A sagen. So wie nach 50 Jahren Diskussionen über die Gefahr der „genetischen Entartung“ ein Postkartenmaler aus Braunau eine radikale Lösung dieses Problems vorgeschlagen hat, so findet jemand früher oder später eine ähnliche Endlösung für das Problem der Überbevölkerung.

Apropos Konsequenz: Wer wirklich davon überzeugt ist, dass die Übervölkerung der Erde das Grundübel sei, die Ursache aller Migrations-, Klima-, Gesundheits-, Wirtschafts- und sonstigen Krisen, der sollte eigentlich konsequenterweise sich selbst umbringen und damit seinen bescheidenen Beitrag zur Lösung all dieser Probleme leisten. Aber so ein Paradox: Aus völlig unklaren Gründen meint derjenige, für den es „zu viele Menschen gibt“, immer andere Menschen, niemals sich selbst. Allein schon deshalb ist das Problem unlösbar.

Gigantische Geldbeschaffungsmaschinen

Am Ende wird alles gut. Auch die wütende Pandemie des Antisemitismus hat etwas Gutes. Sie hat eine Transparenz eingeführt in unsere verkomplizierte Welt. Die Fronten sind klar und eindeutig geworden. Man vergleicht in den letzten Tagen die spaltende Wirkung des Hamas-Angriffes auf Israel mit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Dieser Vergleich ist falsch. Meine Position in Bezug auf den russischen Angriffskrieg ist zwar eindeutig, doch kann ich auch andere Positionen respektieren und dafür kämpfen, dass sogar die Meinung, die meiner eigenen entgegengesetzt ist, frei veröffentlicht und ohne Tabus diskutiert wird. Mich würde es nicht besonders stören, wenn ein Medium neben einem prorussischen Artikel auch meinen Text abdruckt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass nach dem 7. Oktober nur eine Zeile von mir auf einer pro-palästinensischen Seite erscheint. Schließlich publiziere ich auch nicht bei Julius Streicher.

„Man soll nicht verdächtigen, wenn man genau weiß“, sagte der anfangs erwähnte polnische Aphoristiker Stanislaw Jerzy Lec. Schon seit Jahren haben wir immer mehr Gründe für den Verdacht, dass die Welt in die Sackgasse geraten ist und dass die meisten internationalen systembildenden Strukturen – wie die UNO, in der ein paar legitim gewählte Politiker in der Masse von Diktatoren und Mördern nichts zu sagen haben –, die von einem ehemaligen Terroristen geführte Dienerin der Pharmaindustrie namens Weltgesundheitsorganisation; der bürokratische Selbstbedienungsladen EU; die gigantischen Geldbeschaffungsmaschinen des sogenannten Sports; die als Menschenrechtsorganisationen getarnten Handlanger der organisierten Kriminalität; die ehemaligen Tempel der Wissenschaft, nun in Wespennester des Antisemitismus verwandelt; die üppig von Regierungen gefütterten „Nichtregierungs“-Organisationen und sonstige Strukturen, deren Namen Orwell bewundert hätte – dass sie alle unheilbar korrupt sind und jeglichen Kontakt mit der Wirklichkeit verloren haben.

Nach dem 7. Oktober 2023 brauchen wir diesen Verdacht nicht mehr, weil wir es genau wissen. Wer jetzt immer noch nicht verstanden hat, wie tief die Zivilisation (oder die Reste davon, was sich so nennt) gefallen ist und welche radikalen Veränderungen nicht nur in den Strukturen (die sind nicht mehr zu retten), sondern vor allem in unserem Menschenbild notwendig sind, dem ist nicht zu helfen.

Boris Kotchoubey ist Professor am Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie an der Universität Tübingen.