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Donnerstag, 14. März 2024

Wenn die Fussball-EM im eigenen Land für Deutschland schon gelaufen ist...

von Thomas Heck...

Fussball interessiert mich nicht. Das war früher anders. Doch mit der Skandal-WM in Quatar, wo unsere Spitzenverdiener sich den Mund haben verbieten lassen, nur noch Gratismut übrig blieb und das Spiel und das Niveau der Mannschaft der Rückgratlosigkeit entsprach, ist es mir auch egal. Und auch bei der anstehenden EM im eigenen Lande wird bereits jetzt alles getan, die Mannschaft der Häme preiszugeben, die sie verdient. Mit der Präsentation des neues Trikots... welches an sich gut aussieht.



Man hätte es natürlich auch mit gutem Fussball versuchen können, doch der Bundestrainer probiert es mit Psycho-Tricks.

Die Häme in den Sozialen Medien ließ nicht lange auch sich warten und wartet mit einer Kreativität auf, die erstaunlich ist.








Mit der Unterwäsche in brutal-rosa werden unsere Jungs sicher erfolgreich sein. Na, dann siegt mal schön... für Vorrunde wird es wohl reichen...


Montag, 1. Januar 2024

Mission Accomplished

von Thomas Heck...

Wer hat sich die Neujahrsansprache Bundeskanzler Scholz angetan? Dabei ist er seinem Ziel 2024 näher gekommen. Die Vernichtung Deutschlands...

Mission Accomplished...


Wer es sich doch antun will? Bitteschön. Zu Risiken und Nebenwirkungen übernehmen wir jedoch keinerlei Verantwortung.


Besonders liebe ich den Passus: "Und unterm Strich entlasten wir auch weiterhin ALL DIEJENIGEN, die jeden Tag aufstehen und zur Arbeit gehen. Die unser Land am Laufen halten.“



Mittwoch, 25. Oktober 2023

Deutschland, weine nicht um uns Juden!

von Orit Arfa...

Ich brauche keine Deutschen mehr, die über tote, verstümmelte Juden weinen. Ich brauche euch Deutsche, um dafür zu sorgen, dass wir hier sicher sind. Ich glaube, es ist nicht die Aufgabe des deutschen Volkes, das jüdische Volk zu retten. Es ist die Aufgabe des jüdischen Volkes, das jüdische Volk zu retten.



Achgut hat mich gefragt, ob ich über Israel schreiben wolle. Israel ist ja ständig in den Schlagzeilen und in den Herzen der Deutschen, wenn auch nicht immer positiv. Da ich in Israel gelebt habe und mich sogar für kurze Zeit in Gaza aufhielt, um über die Räumung der jüdischen Siedlungen durch Ariel Sharon im Jahr 2005 zu berichten, hätte ich sicherlich viel zu sagen. Meine liebe Familie und meine Freunde in Israel kämpfen an vorderster Front – oder warten darauf, zu kämpfen. Ja, ich habe eine Menge zu sagen. Vielleicht zu viel. Ich habe so viel zu sagen – und zu wiederholen –, dass ich abgeschaltet habe.

Ja, dieser Krieg ist anders. Diesmal kämpft Israel nicht einfach gegen stümperhafte arabische Judenhasser, die mit ihren Raketen schlecht zielen. Der Hamas ist es gelungen, eines der blutigsten, brutalsten und erbarmungslosesten Pogrome gegen das jüdische Volk umzusetzen – akribisch, und ich würde sogar sagen, brillant ausgeführt.

Mit Unterstützung des damaligen deutschen EU-Botschafters für die palästinensischen Gebiete, Sven Kühn von Burgsdorff, lernten sie das Gleitschirmfliegen, um sich aus der Luft auf ein Musikfestival zu stürzen und dabei so viele hübsche Israelis zu töten, dass man meinen könnte, sie hätten einen Schönheitswettbewerb überfallen.

Die Hamas-Terroristen erhielten Informationen von Arbeitern aus dem Gazastreifen, die dank des guten Willens der israelischen Regierung und der israelischen Bürger – die die Beziehungen zu den Menschen im Gazastreifen verbessern wollten, weil sie glaubten, dass wirtschaftlicher Wohlstand zum Frieden führen kann –, die Erlaubnis erhielten, in israelischen Dörfern an der Grenze zum Gazastreifen zu arbeiten. Berichten zufolge studierten und dokumentierten diese Arbeiter den Grundriss und die Bevölkerung der Dörfer, bis hin zu der Frage, welche Familien Hunde besaßen!

Die Schrecken schwärzen meine Seele

Die Hamas erreichte es irgendwie, die israelischen Überwachungssysteme zu neutralisieren, indem sie die Beobachtungspunkte bombardierte und die Beobachter – in der Regel junge Frauen – ermordete und es somit schaffte, in Pickup-Trucks und auf Motorrädern, bewaffnet mit Maschinengewehren, durch den kaputten Zaun zu fahren.

Sie schlachteten, verstümmelten und vergewaltigten. Berichten zufolge haben sie sogar junge Mädchen vergewaltigt, und mich schaudert es bei dem Gedanken, was sie meiner Tochter antun würden, wenn sie sie jemals erwischen würden. Ich habe sie seither jede Nacht ganz fest umarmt. Ganz fest. Und mein Herz schmerzt bei dem Gedanken an die Eltern, die ihre Babys nie wieder in den Arm nehmen können, oder an die Babys, die keine Eltern mehr haben, die sie festhalten können. Die Schrecken schwärzen meine Seele.

Ich möchte schreien, und ich möchte schweigen. Ich möchte unter Menschen sein, und ich möchte allein sein. Ich möchte eine stolze Jüdin sein, und ich möchte Christin sein, damit ich mich nicht ständig gejagt fühle. Ich will kämpfen, und ich will einfach mein Leben führen – denn wie viel Leid kann ich noch ertragen, wenn ich im ständigen Schatten der Verfolgung lebe?

Ich werde nicht in diesen Chor einstimmen

Ich habe also der Achgut-Redaktion gesagt: Ich will nichts schreiben, weil ich eigentlich keine Botschaft für das deutsche Volk habe. Ja, als Journalistin könnte ich korrekte Informationen liefern, nicht die „Fake News“, dass Israel ein Krankenhaus bombardiert hat (obwohl, wenn es Hamas-Terroristen und Munition beherbergt hätte, wäre es eigentlich ein legitimes Ziel). Aber ich glaube, es ist nicht die Aufgabe des deutschen Volkes, das jüdische Volk zu retten. Es ist die Aufgabe des jüdischen Volkes, das jüdische Volk zu retten.

In den sozialen Medien zeigen viele Israel-Aktivisten Bilder von verkohlten jüdischen Babys, von einer autistischen 13-Jährigen, die zusammen mit ihrer Großmutter ermordet wurde, von einem Waisenkind, das als einziger seiner Familie überlebt hat, von Bunkern, die zu Krematorien wurden. Sie appellieren an „die Welt“: „Seht, was die Hamas mit uns Juden gemacht hat!“

Ich werde nicht in diesen Chor einstimmen. „Die Welt“ muss aus meiner Sicht nicht wissen, wie schwer wir Juden als Opfer getroffen wurden. Die Welt sollte aus meiner Sicht wissen, dass Juden knallharte Kämpfer sind. Die einzigen, denen wir diese Bilder zeigen sollten, sind unsere israelischen Führer, Kommandeure und Soldaten. Sollte ich also einen Artikel schreiben, in dem ich mich bei den Deutschen darüber beschwere, dass ich das Gefühl habe, meine politischen Führungskräfte tun nicht genug, um mich und meine israelischen Mitbürger zu schützen?

Ich bin stolz auf mein Volk, aber ich schäme mich auch dafür

Benjamin „Bibi“ Netanjahu kann wie ein Krieger reden, aber er ist berüchtigt dafür, nach der Pfeife von Washington zu tanzen, wie erst vor wenigen Tagen, als er auf Bidens Geheiß (oder seiner Handlanger) hin zuließ, dass Hilfsgüter aus Ägypten nach Gaza gelangten, sehr zum Ärger der Familien der israelischen Geiseln.

1996 schlug er Shimon Peres von der Linken mit einem Hardliner-Programm und setzte dann zusammen mit Bill Clinton und dem Terroristenführer Jassir Arafat das Oslo-Abkommen um, indem er die heilige Stadt Hebron unter palästinensische Zivilkontrolle stellte. Nach den wenigen Konflikten im Gazastreifen, mit denen er konfrontiert war, hat er einen Waffenstillstand nach dem anderen geschlossen, ohne die Hamas jemals auszulöschen. Was den „Rückzug“ aus dem Gazastreifen angeht, so hat er dafür gestimmt, als es politisch opportun war, und sich dann in letzter Minute dagegen ausgesprochen, wahrscheinlich um sich vor einer weiteren Wahl die Gunst der Nationalisten zu sichern.

Ich bin stolz auf mein Volk, aber ich schäme mich auch dafür. Ich bin stolz darauf, dass wir ein insgesamt friedliches Land mit schönen, klugen Menschen aufgebaut haben, die das Leben, die Moral und den Anstand lieben. Aber warum schaffen wir es nie, uns selbst zu verteidigen? Warum ist dieses „auserwählte Volk“ immer auf die Erlaubnis „der Welt“ angewiesen, um für unser Leben zu kämpfen, es zu retten, und sich darum zu sorgen?

Selbstständiges Handeln, Tapferkeit und Mut

Sind wir nicht das Volk des einen Gottes? Wir sind nur dem Allmächtigen Rechenschaft schuldig, nicht Biden, nicht Scholz, nicht Blinken, nicht Baerbock – und schon gar nicht dem Iran und der Hamas. In der Heiligen Schrift werden wir immer wieder daran erinnert, dass die Abkehr von der Anbetung des einen Gottes nur zu Tragödien führt. Indem wir unsere Macht der Welt – den anderen „Göttern“ – überlassen, wenden wir uns von dem Allmächtigen ab.

„Doch wenn dein Herz sich abwendet, dass du nicht gehorchest, du lässt dich verleiten und bückest dich vor fremden Göttern und dienest ihnen; So verkünde ich euch heute, dass ihr bald untergehen werdet. Ihr werdet nicht lange leben auf dem Boden, dahin zu gelangen du über den Jordan gehest, ihn einzunehmen.“ (Deuteronomium 30: 16-19)

Ich glaube nicht an übernatürlichen „Hokuspokus“. Gott wird uns nicht den Sieg schenken, indem er die Erde auftut und diese somit die Bewohner des Gazastreifens verschlingt, so wie sie Korach, den Aufrührer gegen Mose, verschluckt hat. Aber die Psalmen, das beständigste Buch der Poesie, das je geschrieben wurde, erinnern uns immer wieder daran, dass wir den Sieg erleben werden, wenn wir Gottes Weg folgen und ihm dienen.

„Der Ewige ist mein Licht und meine Rettung – wen soll ich fürchten? Der Ewige ist die Kraft meines Lebens – vor wem soll ich Angst haben? Wenn Übeltäter sich mir nähern, um mein Fleisch zu verschlingen, meine Unterdrücker und meine Feinde – sie stolpern und fallen.“ (Psalm 27)

Die deutsche Regierung oder das deutsche Volk zu bitten, uns zu retten, sei es durch Appelle an ihre Schuld oder an ihre Vernunft, wird keine Wunder bewirken. Der Untergang unserer Feinde wird durch selbstständiges Handeln, Tapferkeit, Mut und die Brillanz auf dem Schlachtfeld und in den Stätten der Regierung kommen, die durch unabhängiges, inspiriertes Denken entsteht. Wenn wir Juden unseren Bund akzeptieren, wird „die Welt“ endlich anfangen zu verstehen: Die Hebräer nehmen Befehle von dem einen, gerechten Gott entgegen.

Ja, wir brauchen Cheerleader

Wenn wir das Narrativ dieses Kampfes gestalten, wird sich die Schöpfung unserem Willen beugen. Für jeden Eklat sagt „die Welt“ immer den Untergang voraus, wie zum Beispiel, als Donald Trump die Botschaft nach Jerusalem verlegte und damit ein Versprechen an das amerikanische und jüdische Volk einlöste. Diese Demonstration von Stärke und Unangepasstheit führte schließlich zu den Abraham-Abkommen, weil die Region verstand, dass Israel von einer Regierung unterstützt wird, die sich um den Aufbau echten Vertrauens kümmert.

Ja, wir brauchen Cheerleader. Ich würde mich freuen, wenn Achgut-Leser ihr Mitgefühl und ihre Solidarität zeigen würden. Es wäre großartig, wenn Sie sich an Ihre politische Führung wenden und ihr verdeutlichen würden, dass sie helfen soll, die Geiseln zurückzubringen, und dass sie aufhören soll, die Feinde der Juden mit Hilfe und diplomatischer Unterstützung zu bewaffnen. Aber ich brauche keine Deutschen mehr, die über tote, verstümmelte Juden weinen. Ich brauche euch Deutsche, um dafür zu sorgen, dass wir hier sicher sind, um Druck auf die Strafverfolgungsbehörden auszuüben, damit sie gegen die antisemitischen Islamisten in diesem Land vorgehen, um ihnen Angst vor rechtschaffenem deutschen Zorn einzuflößen.

Die Nazis waren hinter den Juden her und haben dieses schöne Land ins Verderben gestürzt, weil der Versuch des jüdischen Völkermords, das Ziel, ein Volk auszulöschen, das der Welt die moralische Absolutheit der Zehn Gebote gebracht hat, letztendlich zum Verderben führen wird. Gott hält am Ende sein Versprechen, das im Regenbogen Noahs enthalten ist; und die Welt, die er geschaffen hat, kann Irrationalität und Böses nicht aushalten. Die Frage ist nur, wie viele Menschen leiden werden, wie viele jüdische Körper in Brand gesetzt werden, bis die Güte des Schöpfers die Oberhand gewinnt.

Wir Juden müssen uns auf uns selbst verlassen

Ich habe in letzter Zeit darüber nachgedacht, dass ich vielleicht zurück nach Israel ziehen sollte, und das nicht nur, weil Berlin kein sicherer Hafen mehr für mich ist. Ich sollte nicht zu Deutschen predigen. Ich sollte auf Hebräisch schreiben, an meine israelischen Mitbürger, an meine Führer, falls sie überhaupt zuhören.

Denn wir Juden müssen uns auf uns selbst verlassen. Wir spüren den Schmerz stärker als jeder andere. Wir alle wissen, dass man auch uns die Kehlen durchgeschnitten hätte, wenn wir an jenem verfluchten Samstagmorgen in den Betten der Opfer gelegen hätten. Wir wissen auch, dass wir das Volk sind, das am Sinai einen Bund mit Gott geschlossen hat, um eine moralische Revolution zu schaffen, deren wichtigstes Gebot lautet: „Du sollst nicht morden.“

Ich würde es nicht wagen, mich als Prophet zu bezeichnen, aber heutzutage macht der gesunde Menschenverstand hellhörig. Wir alle, die wir 2005 die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte anschrien, uns nicht aus Gush Katif zu vertreiben, haben logischerweise vorausgesehen, dass der Feind geistig, physisch und strategisch ermutigt wird, wenn man Terroristen Land überlässt und Juden aus ihren Häusern vertreibt. In diesem warmen Sand, in den wir uns zurücksehnen, waren wir alle Propheten.

Ich bin wie Jona geworden, der vor der Prophezeiung davonläuft (zumindest laufe ich vor meinen eigenen Leuten davon), und Berlin ist mein Wall geworden, mein Schutz, aber ich habe das Gefühl, dass es mich ausspuckt. Auf ein jüdisches Gemeindezentrum, das ich häufig besuche, wurde ein Brandanschlag verübt, und ein Freund, der im Sicherheitsbereich arbeitet, sagte mir, dass wir der deutschen Polizei nicht wirklich vertrauen können, dass sie uns schützt. Trotz des Lippenbekenntnisses „Nie wieder ist jetzt“ werden die meisten deutschen Polizisten uns nicht wirklich aus Überzeugung oder persönlichem Interesse schützen.

Es ist manchmal schwer, den Tag zu überstehen

Viele meiner jüdischen Freunde fragen sich: Sind wir irgendwo sicher? Israel war einst unser Zufluchtsort, aber einige Israelis gehen, um bei ihren Familien in Berlin zu leben. Manchmal fantasiere ich darüber, eine zionistische Kolonie im unterbevölkerten Brandenburg zu gründen, was bei einigen Juden die Befürchtung auslöst, dass AfD-Wähler uns nicht willkommen heißen würden, und bei anderen die Hoffnung, dass sie uns vor muslimischen Judenhassern verteidigen würden. Wenn jemand ein Schloss in Brandenburg hat, das wir in ein sicheres jüdisches Gemeindehaus umwandeln können, bitte ich um Kontaktaufnahme.

Es ist manchmal schwer, den Tag zu überstehen. Das jüdische Volk erlebt ein Trauma, wie wir es seit den 1930er Jahren in Nazi-Deutschland nicht mehr erlebt haben. Ich fühle mich so wie sich meine polnischen Großeltern, die den Holocaust überlebten, vermutlich gefühlt haben, als Hitler Polen überfiel. Wir haben es mit einem teuflischen, bösen Feind zu tun, und seine Anhänger sind hier, auf den Straßen von Berlin, bereit, einen weiteren Holocaust zu begehen. Mein Herz ist schwer. Ich versuche, in die Zukunft zu blicken, auf meine Tochter, und ich muss ihr zuliebe glücklich und funktionstüchtig bleiben. Ich kann nicht mehr wie früher auf ein Flugzeug hoffen, weder um zu fliehen noch um zu kämpfen, und ich kann nur noch wenig tun.

Stehen Sie also Seite an Seite mit uns, nicht um unseretwillen, sondern um Ihretwillen. Ruinieren Sie Ihr Land nicht schon wieder. Die Juden stehen ewig an der Front gegen die Grausamkeit, und diese wird sich als nächstes in den Westen verlegen. Eure Babys, eure Kinder, eure Frauen, eure Großmütter.

Ich hoffe, dass ich eines nicht allzu fernen Tages wieder aufrichtig lächeln kann und bessere Dinge zum Schreiben habe und mehr Inspiration. Ich bitte um Entschuldigung für mein Lamento. Es ist im Moment schwer, intelligent und strukturiert zu klingen. Unsere Gefühle sind roh, unser Verstand ist betäubt.



Orit Arfa, geb. in Los Angeles, lebte über 12 Jahre in Israel und schreibt regelmäßig für die Jerusalem Post, das Jewish Journal of Los Angeles und den Jewish News Service. Ihr erstes Buch, „Die Siedlerin“, behandelt die Folgen des Abzugs aus dem Gazastreifen; „Underskin“ handelt von einer deutsch-jüdischen Liebesgeschichte.


Mittwoch, 8. März 2023

In Rostock brach die Sabotage-Jacht zu ihrer Nord-Stream-Mission auf

von Thomas Heck...

Überraschende Wendung in Sachen Nord-Stream-Angriff. Anders als im Hersh-Bericht verbreitet waren es nicht die USA, sondern jetzt sollen es die Ukrainer gewesen sein, die eine Jacht in Deutschland charterten, mit Sprengstoff beluden 150 km auf die Ostsee fuhren, um an der richtigen Stelle in geschätzt 90 m Wassertiefe (Sporttaucher tauchen so bis 40 Meter Wassertiefe) an 3 Stellen Sprengsätze anzubringen und per Zeitzünder zur Explosion brachten.

Es hätte eine brilliante Geheimdienstaktion sein können, wenn diese James Bonds nicht zwei Reisepässe zurückgelassen hätten. Aber Fehler können schon mal passieren. 

Will man uns hier für dumm verkaufen? Was hätte die Ukraine davon gehabt, seine engsten Verbündeten zu verprellen, auf deren Hilfe sie dringend angewiesen ist? Würde man uns diesen Plot in Form eines James Bond-Films verkaufen wollen, kämen wir aus dem Kino und würden uns an den Kopf fassen. Für mich riecht das eher nach einer False Flag-Operation russischer Einheiten mit dem Ziel, die Ukraine zu diskreditieren und Unruhe in die NATO zu bringen. Denn hierzulande wird oft vergessen, dass hier nicht ein Krieg gegen die Ukraine läuft, sondern parallel auf ein Informationskrieg auf allen Ebenen. Das Wiederauferstehen einer Friedensbewegung ist kein Zufall. Wir werden es zu Ostern wieder erleben.

Und die Desinformationskampagne gegen die Ukraine ist den Russen auch gut gelungen. Der Tenor auf Twitter war in den letzten Monaten, dass es die USA waren, jetzt wird der Putin-liebende Pöbel die gleiche Mär von der Ukraine als Angreifer verbreiten. Denn eines sollte man sich immer klarmachen: Wir als Bürger werden nie umfassend informiert werden, was da wirklich vorgefallen ist. Jeder wird das glauben, was er glauben will und wird sich auch nicht durch Argumente überzeugen lassen. Und die USA-Hasser werden weiterhin die hanebüchene Geschichte des Hersh-Berichts glauben und weiter verbreiten. Sollen sie... vielleicht können wir es noch den FFF-Terroristen um Luisa Neubauer in die Schuhe schieben.

Auszuschließen ist ja nicht mal eine Option, nach der Deutschland selbst den Anschlag in Auftrag gegeben hat, um das lästige Thema Nordstream endlich vom Hals zu sein. Eines kann man sich jedoch sicher sein. Manuela Schwesig war es mit 100%iger Sicherheit nicht. Die hat sogar ihre politische Zukunft für das Ziel aufs Spiel gesetzt, dass die Pipeline unter Umgehung US-amerikanischer Sanktionen ans Netz ging, und hat das deutsche Gesetz gebrochen und gebeugt, dass sich die Balgen biegen.


Bei der Untersuchung der Sprengung der Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee im September ist deutschen Ermittlungsbehörden laut Medienberichten offenbar ein Durchbruch gelungen.

Bei dem Sabotageakt führten Spuren in die Ukraine, berichteten „Die Zeit“ und die ARD am Dienstag unter Berufung auf Ermittlungsergebnisse. Die Tätergruppe habe ein Boot genutzt, das von einer Firma im Besitz zweier Ukrainer angemietet worden sei. Die „New York Times“ berichtete über Erkenntnisse über eine „pro-ukrainische Gruppe“.

Mit einer Jacht fahren die Nord-Stream-Saboteure zur Pipeline

Die „Zeit“ berichtete auf ihrer Website, gemeinsame Recherchen mit dem ARD-Hauptstadtstudio, dem ARD-Politikmagazin „Kontraste“ und dem SWR hätten ergeben, dass deutsche Ermittlungsbehörden weitgehend rekonstruiert hätten, wie und wann der Sprengstoffanschlag auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 vorbereitet wurde. Demnach identifizierten sie das Boot, das mutmaßlich für die Geheimoperation in der Nacht zum 26. September 2022 genutzt wurde.

Dem Bericht zufolge soll es sich um eine Jacht handeln, die von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet worden sei. Die Firma gehöre offenbar zwei Ukrainern. An der Sprengung seien den Ermittlungen zufolge fünf Männer und eine Frau beteiligt gewesen. Die Gruppe habe sich zusammengesetzt aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin.

Auf der Jacht finden die Ermittler Sprengstoffspuren

Das Team verfügte laut „Zeit“ und ARD über professionell gefälschte Reisepässe, die unter anderem für die Anmietung des Bootes genutzt worden sein sollen. Das Kommando sei am 6. September 2022 von Rostock aus in See gestochen. Die Ausrüstung für die Geheimoperation sei vorher mit einem Lieferwagen in den Hafen gebracht worden.

Im weiteren Verlauf gelang es den Ermittlern den Medienrecherchen zufolge, das Boot am folgenden Tag in Wieck am Darß und später an der dänischen Insel Christiansö zu orten. Nachdem die Jacht in ungereinigtem Zustand zurückgegeben worden sei, hätten Ermittler auf dem Tisch in der Kabine Spuren von Sprengstoff nachgewiesen. Die Ermittler fanden den Recherchen zufolge allerdings keine Beweise dafür, wer die Nord-Stream-Zerstörung in Auftrag gegeben hat.

Ermittler schließen auch eine False-Flag-Aktion nicht aus

In der ARD hieß es, in internationalen Sicherheitskreisen werde nicht ausgeschlossen, dass bewusst Spuren gelegt worden sein könnten, um die Ukraine als Urheber hinzustellen. Hinweise auf eine solche sogenannte False-Flag-Aktion lägen den Ermittlern aber offenbar nicht vor.

Die „New York Times“ ("NYT") berichtete am Dienstag, dass nach Erkenntnissen der US-Regierung eine pro-ukrainische Gruppe hinter dem Sprengstoffanschlag stecke. Verantwortlich seien vermutlich ukrainische oder russische Staatsbürger, sagten demnach mehrere anonyme US-Regierungsvertreter unter Berufung auf neue Geheimdienstinformationen. Hinweise auf eine Verwicklung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder seines engen Umfelds gebe es nicht.

CIA gibt keine Antwort auf „NYT“-Anfrage

Eine Sprecherin der Bundesregierung erklärte auf Anfrage, die Bundesregierung habe den „NYT“-Bericht zur Kenntnis genommen. Deutschland, Schweden und Dänemark hätten den UN-Sicherheitsrat vor wenigen Tagen darüber informiert, dass ihre „Untersuchungen laufen und es noch kein Ergebnis gebe“.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte US-Präsident Joe Biden am Freitag in Washington getroffen. Ob es dabei auch um die Ermittlungen zu den Nord-Stream-Sprengungen ging, ist nicht bekannt.

Der US-Auslandsgeheimdienst CIA wollte den „NYT“-Bericht nicht kommentieren. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte auf Nachfrage, die Ermittlungen von Deutschland, Schweden und Dänemark seien noch nicht abgeschlossen, und er wolle den Ergebnissen nicht vorgreifen.

Stoltenberg will nicht spekulieren

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg pflichtete bei einem Besuch in Stockholm bei, es sei „nicht richtig zu spekulieren, bis die laufenden Ermittlungen abgeschlossen wurden“.

Die Explosionen hatten im September in den Wirtschaftszonen Schwedens und Dänemarks in der Ostsee mehrere Lecks in die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gerissen, die für den Transport von russischem Gas nach Deutschland gebaut worden waren. Die Pipelines waren zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, enthielten aber Gas. Nach Angaben Schwedens wurden Sprengstoffreste nachgewiesen.

Russland weist Vorwürfe entschieden zurück

Als Drahtzieher der mutmaßlichen Sabotage wurde unter anderem Russland selbst verdächtigt. Die russische Regierung wies dies entschieden zurück und zeigte mit dem Finger auf Washington.

"Es ist einfach ein Mittel, um den Verdacht von denjenigen in offiziellen Regierungspositionen, die die Angriffe in der Ostsee angeordnet und koordiniert haben, auf irgendwelche abstrakten Personen zu lenken", erklärt die russische Botschaft in den USA auf der Nachrichtenplattform Telegram. „Wir können und wollen nicht an die Unparteilichkeit der Schlussfolgerungen der US-Geheimdienste glauben.“ Die US-Regierung hatte den Bau von Nord Stream 2 als geopolitisches Druckmittel des Kremls verurteilt.

Anfang Februar sorgte dann der bekannte US-Investigativreporter Seymour Hersh mit einem Bericht für Aufsehen, demzufolge US-Marinetaucher bereits im Juni Sprengsätze an den Gaspipelines angebracht haben sollen. Diese seien im September ferngezündet worden.

Die US-Regierung hat dies entschieden zurückgewiesen. Unabhängige Faktenprüfer haben auf Ungereimtheiten in dem Hersh-Bericht hingewiesen.




 

Sonntag, 27. November 2022

Palästina mich nicht voll!

von Mirjam Lübke...

In diesem Jahr wird es in meinem Fenster um die Weihnachtszeit auch elektrisch leuchten - allerdings "auf jüdisch": Für Chanukka habe ich mir eine LED-beleuchtete Deko gekauft, die ich Mitte Dezember in Stellung bringen werde. Bei uns auf dem Hof geht das problemlos, von den Nachbarn sind keine bösen Reaktionen zu erwarten - in einem linken Kiez oder Duisburg-Marxloh sähe das anders aus. Da wäre klar: Das ist kein religiöses, sondern ein politisches Statement - hier ist die jüdische Weltverschwörung am Werke! Übrigens empfinde ich es als positives Zeichen, dass man solche Deko-Artikel in Deutschland mittlerweile problemlos erwerben kann - das spricht nicht nur für einen vorhandenen Bedarf, sondern auch für eine Normalisierung des Zusammenlebens: Man muss sich nicht verstecken, zumindest in einer "normalen" Nachbarschaft nicht.

 
Deshalb ist es auch so wichtig, in der Debatte um Antisemitismus Ross und Reiter zu nennen. Wenn Juden wie die Dame im unten genannten Tweet Angst haben, ihren Davidstern offen zu tragen, kann ich das gut nachvollziehen, auch wenn mir bis auf die Verwicklung in nervenaufreibende Diskussionen bisher noch nichts Gravierendes passiert ist. Eigentlich sollte man als Jude gleichzeitig ein T-Shirt mit der Aufschrift "Palästina mich nicht voll!" tragen, denn der Stern wirkt auf manche Menschen wie ein Signal, ihre moralische Empörung über den Staat Israel auf den Träger auszukübeln, als hätten sie ihr Leben lang auf eine solche Gelegenheit gewartet. Ein sachliches Gespräch entwickelt sich daraus in der Regel nicht, denn hier treffen Welten aufeinander. Und ja: Spätestens nach der dritten Begegnung dieser Art legt man sich dann auch einen entsprechenden Abwehrpanzer zu. Und denkt über einen Krav-Maga-Kurs nach. Bei Adam Sandlers Zohan.
 
Gibt es Juden, die sich diesbezüglich gern in einer Opferrolle sehen? Schließlich machte der Fall Gil Ofarim vor einiger Zeit Schlagzeilen: Der weniger berühmte Sohn eines berühmten Vaters hatte einen Hotelangestellten fälschlich beschuldigt, ihn wegen seines Davidsterns nicht einchecken lassen zu wollen. Und das auch noch im Osten der Republik - da freute sich mancher Journalist schon heimlich ein Loch in den Bauch, das übliche "In Sachsen leben nur Nazis"-Fass aufzumachen. Ofarims Verhalten war schäbig, einerseits, weil ein Mann deshalb seinen Job verlor, aber auch, weil er all jenen, die Berichte über Antisemitismus für aufgebauscht halten, eine Steilvorlage bot. Das durfte auch die junge Frau unter ihrem Tweet erfahren, dabei hat sie niemanden konkret beschuldigt. Leider gibt es bei jedem kontroversen Thema immer wieder Trittbrettfahrer, unabhängig von religiöser oder ethnischer Zugehörigkeit. Löst man Ofarims Verhalten aus dem jüdischen Kontext heraus, so steckt einfach Geltungssucht dahinter. Ein Nichtjude hätte sich eben ein anderes Reizthema gesucht.
 
Ob Schleudertrauma, sexuelle Belästigung oder Rassismus, jedesmal, wenn dabei Lügner entlarvt werden, haben die danach wirklich Betroffenen einen schweren Stand. Es wird zum Augenroller-Thema - "Och nö, nicht schon wieder eine Debatte über Antisemitismus!" oder "Schmerzensgeld? Ich habe ihr Auto doch kaum berührt!". Gerade beim Antisemitismus wird die Definition darüber, was denn nun welcher sei, seit Jahren immer schwammiger. Man muss sich als Jude durchaus bewusst sein, dass so mancher, der sich als Kämpfer gegen Judenhass geriert, das nicht zu unserem Schutz tut, sondern um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Da wird ein falsches Wort aus dem Munde eines Nicht-Linken gerne einmal zum Skandal aufgeblasen und man gräbt nach Beweisen, ob der Redner nicht schon immer ein schlimmer Finger gewesen ist. Luisa Neubauer hat das mit Hans-Georg Maßen praktiziert, jemandem, der sicherlich niemals jüdisches Leben in Deutschland gefährdet hat. Aber Maßen war unbequem geworden, spätestens seit seinen Zweifeln an den Ereignissen von Chemnitz. Da wird so ein Bröckchen von den Medien gern aufgeschnappt. Auch eine Luisa Neubauer hat damit den Juden in Deutschland keinen Gefallen getan - denn der Vorwurf, Antisemitismus zu instrumentalisieren, wird letztlich wieder an uns kleben bleiben. Und: Falls er einmal berechtigt vorgebracht wird, nimmt ihn niemand mehr ernst.

Verschweigen des importierten Antisemitismus auf der einen Seite, aber auch das sich ungefragte Aufschwingen zum Anwalt des Judentums, um tatsächlich nur den politischen Gegner zu schwächen, das muss klar benannt werden, sonst ändert sich nichts. Das ist auch eine Frage der Selbstachtung - mir ist es bis heute ein Rätsel, warum sich jemand wie Charlotte Knobloch von der Politik nach Belieben an- und abschalten lässt. Wenn man mich nicht über die deutsche Iran-Politik sprechen ließe, sondern nur zum Kritisieren der AfD ans Rednerpult holt, dann sollte ich mir überlegen, ob da nicht etwas faul ist. Vor allem, wenn Sinn und Zweck der Übung ist, letztlich noch mehr Antisemitismus nach arabischer Art in das Land zu holen, in dem ich lebe. Darüber täuscht auch die in Deutschland von den "Guten" zelebrierte Erinnerungskultur nicht hinweg. Die mag für uns schmeichelhaft sein, nutzt uns aber rein gar nichts, wenn ein paar Straßen vom Berliner Mahnmal entfernt Hamas-Anhänger unter dem Schutz des Senats unseren Tod fordern. Liebe Mitjuden - da werden wir ordentlich hinters Licht geführt.
 
Ja, es gibt auch Antisemitismus unter Deutschen, wie auch die Kommentare unter dem genannten Tweet bewiesen. Und da sind Kraut und Rüben verloren. Diese Leute nerven uns genauso, wie umgekehrt viele Nichtjuden von den Friedmans und Knoblochs genervt sind. Es ist in diesem Falle ratsam, sich gegenseitig weitläufig zu umgehen um den Blutdruck zu schonen. Stattdessen sollten wir tatsächliche, alltägliche Gefahren ansprechen. Auch diese werden im Kontext der Dauerempörung über Rassismus, Sexismus und andere -ismen nicht mehr ernst genommen. Wenn zu viele Menschen "Löwe! Löwe!" rufen, wo keiner ist, bleiben am Ende die tatsächlich Bedrohten auf der Strecke.




Freitag, 24. Juni 2022

Forschung ist doof, sagt Deutschland...

von Mirjam Lübke...

Wie wäre wohl die Geschichte der Menschheit verlaufen, wenn schon immer Linke und Grüne das Sagen in Wissenschaft und Forschung gehabt hätten? Man mag einwenden, die Menschen hätten in ihrer Frühzeit gar keine Muße für derlei Merkwürdigkeiten gehabt, da sie den ganzen Tag damit beschäftigt waren, ihr Überleben sicherzustellen. Da wurde von den Herren gejagt für Nahrung und Kleidung, während die Damen in der Umgebung Früchte pflückten und ab und zu auch einmal ein kleines Tier fingen. Bekanntlich stammt aus dieser Zeit der heute noch übliche Brauch, dass Frauen stets in kleinen Gruppen zur Toilette gehen. 


Und dabei kommen wir auch schon zur Vorstufe moderner empirischer Wissenschaft: Durch Beobachtung und Erfahrung machten die Menschen ihre Arbeitsabläufe sicherer und effektiver - wenn etwa nach dem Verspeisen bestimmter Früchte ein paar Male jemand aus der Gruppe unter Schmerzen gestorben war, dann machte man zukünftig einen Bogen um den Strauch. Ob nun zuerst herausgefunden wurde, wie man gezielt Nahrung anbaut oder die Religion das Licht der Welt erblickte, darüber ist sich die moderne Archäologie nicht mehr ganz einig - es könnte sein, dass die Errichtung großer Kultstätten wie etwa im türkischen Göbekli Tepe es notwendig machte, viele Gläubige vor Ort ernähren zu müssen. 

Gewiss sollte man Religion nicht in Gänze verteufeln, sie hat uns also eventuell die Landwirtschaft gebracht, sorgt im besten Fall dafür, dass Menschen bestimmte Anstandsregeln untereinander befolgen und sich um Schwächere kümmern. Leider hat sie aber auch Glaubensinhalte im Gepäck, die eine ähnliche ideologische Starre erzeugen, wie es heute links-grünes Denken erreicht. Nicht umsonst spricht man auch von "Klimareligion", denn man hält ähnlich vehement daran fest, dass der Klimawandel menschengemacht sei, wie die katholische Kirche einst am geozentrischen Weltbild. Seit der Antike wusste man zumindest von der Kugelform der Erde, aber wenn dies so nicht in der Bibel stand, konnte es trotz guter Beweisführung nicht stimmen. Heute hingegen werden alle Forschungsansätze, welche andere Gründe als den Menschen für Klimaschwankungen suchen, medial kräftig abgebügelt. In Norwegen und Israel etwa wird der Einfluss der Sonnenaktivität auf Klimazyklen geprüft - aber gegen diese Abläufe nutzt es eben nichts, sich auf die Straße zu kleben. Der Mensch möchte noch immer, wie zu Galileis Zeiten im Mittelpunkt des Geschehens stehen - und sei es als Buhmann, das ist besser als nichts.

Heute landet man zum Glück für Ketzerei nicht mehr auf dem Scheiterhaufen - aber durchaus am medialen Pranger, wenn man sich der Ideologie nicht unterwirft. Geistesgeschichtlich ist das ein Rückfall ins frühe Mittelalter - und das ist nicht nur ein dummer Spruch: In dieser Zeit wurde fiel einiges, was noch an fortschrittlicher römischer Architektur in Deutschland vorhanden war, einem gnadenlosen Recycling zugeführt und anderweitig verbaut. Aus der damaligen Sicht machte das Sinn, denn es ging schneller, als selbst Baumaterial herzustellen - und eine Bindung an die römische Kultur bestand nicht. Warum sollte man eine komplizierte Fußbodenheizung bauen, wenn auch ein Kamin seinen Dienst tat?

Ebenso wenig haben heutige Grüne eine emotionale Bindung an deutsche Kulturlandschaften. Derzeit landet medial einmal wieder die Nazi-Keule auf jedem Waldfreund, denn wenn Grüne ihre Windräder bauen wollen, dann muss eben auch mal eine mehrere hundert Jahre alte Eiche diesen Plänen weichen. Eichen sind ohnehin extrem verdächtig, mit den Rechten im Bunde zu stehen. 

Hätten die Grünen schon in der Frühzeit gelebt, wäre wohl schon ein elementarer Fortschritt im Keim erstickt worden: Die Möglichkeit, selbst Feuer zu machen. "Nehmt euch halt ein Fell und esst Obst, dann brauchen wir dieses schädliche Zeug nicht!"

Deutschland verliert wegen dieser Haltung mittlerweile den Anschluss zu wichtigen Forschungszweigen: Mit der vierten Generation moderner Kernkraftwerke befasst man sich schon deshalb nicht, weil die Bevölkerung glauben soll, diese befänden sich allesamt auf dem technischen Niveau von Tschernobyl. Auch die Forschung zur Beseitigung von Atommüll - der unzweifelhaft eins der größten Probleme in Bezug auf die Kernkraft darstellt - liegt vollkommen brach. Noch nicht einmal die Entwicklung von leistungsfähigen Speichern für die Überschussproduktion der geliebten Windräder kommt wirklich voran. 

Ein weiteres tagesaktuelles Thema ist die Forschung an synthetischen Kraftstoffen. Da man sich darauf geeinigt hat, komplett auf E-Mobilität umzusteigen, dürfen diese einfach nicht funktionieren - es heißt, sie seien nicht effizient genug. Der Schluss daraus heißt nicht etwa "wir haben hier einen spannenden Ansatz, lasst uns mal schauen, was man daraus machen kann", sondern "das wird eh nix". Die Begeisterung für Wissenschaft, die noch vor ein paar Jahrzehnten in jungen Menschen geweckt werden sollte, ist sanft entschlafen. Stattdessen wissen wir, wie man ein Gendersternchen korrekt ausspricht und töpfern primäre weibliche Geschlechtsorgane. "Jedem Tierchen sein Pläsierchen", könnte man denken. Aber wenn Genderstudien die Naturwissenschaften komplett aus dem Rennen werfen, dann sind das im wahrsten Sinne des Wortes düstere Aussichten. Dann geht nämlich irgendwann das Licht aus, weil sich niemand mehr um die Infrastruktur kümmert.

Man nimmt eine Abwanderung von deutschen Erfindern und Forschern schulterzuckend zur Kenntnis. Gerade China freut sich über jedes Konzept aus Deutschland, das es freudestrahlend umsetzen kann. Aber auch Kanada und die USA nehmen enttäuschte Deutsche bei sich auf. Dort hat der Genderwahn zwar seinen Ursprung, aber es gibt dafür auch mehr nicht-staatliche Förderung. Die Gesellschaft ist generell mehr für Wissenschaft zu begeistern. Weiß man eigentlich, ob es in Deutschland noch "Jugend forscht" gibt? 

Ich glaube nicht, dass die Misere den Untergang Deutschlands ankündigt - unser Land hat sich immer wieder nach großen Krisen aufgerappelt. Aber die nächsten Generationen werden wohl mit der Selbstverständlichkeit, dass der Strom aus der Steckdose kommt und man nur die Heizung aufdrehen muss, um es warm zu haben, nicht mehr leben können. Die Pläne für Abschaltungen liegen schon vor, oder Licht und Wärme werden einfach unbezahlbar werden.




Freitag, 17. Juni 2022

Ein deutscher Schwindelanfall...

von Fabian Nicolay...

Deutschlands Räderwerk ist in Unwucht geraten. Es läuft schon einige Zeit nicht mehr rund. Jetzt macht sich zunehmend Unzufriedenheit breit und jede Menge Angst – vor einer Zukunft mit Inflation und sozialem Abstieg, vor Depression, gesellschaftlicher Bedrohung und Krieg. Die Angst vor Knappheit und Einschränkung, vor Verlust von Sicherheit, Arbeit und Wohlstand sitzt bereits tief in den Köpfen. Sie verschreckt zudem die Menschen mit der drohenden Verwandlung in einen Klimastaat, Umverteilungsstaat, Überwachungsstaat, gescheiterten Staat, einen durch-digitalisierten, totalen Staat – mit Ideen und Ideologien, die nicht dem Erhalt, sondern der Transformation des als überkommen betrachteten Gemeinwesens und Gemeinsinns dienen sollen. Man regiert wieder voll von oben nach unten.


Und manch ein Bürger hat schon Angst vor der Meinung anderer. Man hat sie ihm systematisch eingeredet: Die Freiheit der anderen als Bedrohung des sozialen Friedens ist ja schon als „Narrativ“ gesellschaftsfähig. Anscheinend macht die Demokratie an sich schon Angst, als Garant von Freiheiten, derer sich frei zu bedienen, vielen schon als anrüchig gilt. Also wird die Demokratie in Frage gestellt, nicht expressis verbis, sondern indirekt, quasi selbstkritisch im Ego-Imperativ, räsonierend und heuchlerisch im Gewande der moralischen Bedenkenträger. Geradezu von solchen Menschen wird die Demokratie malträtiert, die sie zu schützen vorgeben. Es ist nämlich „ihre“ Demokratie, aus der sie so gern andere ausschließen. 

Die Unwucht fängt dort an, wo sie eigentlich ausgewuchtet gehört: im Parlament und der Regierung, bei den „Volksvertretern“. Fehlentscheidungen, Zaudern, Aussitzen, Ignorieren, ideologische statt rationale Politikmotive, Anmaßung, Bevormundung, Wirklichkeitsverweigerung. Dabei wird der Misthaufen immer höher und fängt im Innern an zu schwelen.

Das Hinwenden zum Noch-mehr-vom-Selben: Gesetze und Verordnungen zur Schurigelei und Einhegung des Bürgers, Paragrafen-Dschungel, Verwaltungsorgien, hermetische Systeme, aus denen keiner schlau wird, aus denen es kein Entkommen gibt. Sie beschleunigen den Tod des freien Unternehmertums: Wirtschaftlichkeit und Gewinnorientierung sind plötzlich unmoralische Kriterien des letzten Jahrtausends, stattdessen gibt es Regulierung, Einmischung, Generalverdacht, Datenschutz, „Compliance“. Und, und, und. Gesinnungsstaatliche Subventionen, Klientelpolitik, Lobbyismus und Intransparenz sind die Folgen einer massiven Einmischung in die Prozesse des freien Marktes: So steigt die Staatsquote unaufhörlich zum Wohle derer, die verwalten oder die Hand aufhalten.

Der Staat und seine Verwaltungen nehmen immer mehr Formen von Selbstzweck an. Deshalb neigen sie zur Dysfunktionalität. Bürger bekommen keine Termine, Leistungen des Staats benötigen Monate zur Erfüllung, Genehmigungen werden verschleppt, es wird Sorgfaltspflichten nicht nachgekommen. Überlastung ist das Zauberwort, mit dem die interne, planerische Unfähigkeit und strukturelle Fehlentscheidungen einer externen Ursache zugeschoben werden. Die herbeigeredete corona-bedingte Überlastung des Gesundheitssystems beispielsweise war nicht von massenhaft intensiv-medizinisch zu behandelnden Covid-Kranken verursacht, sondern von Sparkommissaren aus dem Gesundheitsministerium angelegt worden. Aber das Zauberwort „Überlastung“ bemäntelt ideal den wahren Charakter des Problems.

Obrigkeitsgestus, Scheiß-Egal-Haltung, Arroganz und Verachtung für die Sorgen der „kleinen Leute“ sind symptomatisch. Es zeigt sich eine zunehmende Vertuschungs-Mechanik bei staatlichem Missmanagement – am Beispiel der gerade massiv zu Tage tretenden Impfschäden am besten abzulesen – die von staatlicher Seite weder aktiv beantwortet, oder dokumentiert, noch aufgearbeitet werden. Das sind die Komponenten eines „failed state“, auf dessen abschüssiger Piste wir uns bereits befinden.

Deutschlands Misere ist größtenteils selbst verschuldet. „Man“ hat es nicht mehr im Griff, zu komplex ist die Problemlage, man ist mit erdrutschartigen Verschiebungen konfrontiert, die Jahrzehnte gepflegte Gewissheiten nun einfach überrollen. Und da man gewohnt ist, ideologisch statt pragmatisch an die Sache heranzugehen, versucht man es mit geliehenem Geld und kleinen, nicht durchdachten Zuwendungen an den „wunden Volkskörper“. Das „Neun-Euro-Ticket“ und das sogenannte „Entlastungspaket“, also die Benzinpreisregulierung durch Steuersenkung, sollen den Unmut der Bürger abmildern, zeigen aber, dass den Politikern nur kurzgedachte Marktregulation einfällt. Man muss erwähnen, dass diese Eingriffe deshalb notwendig erscheinen, weil sie von der Politik selbst verursacht worden sind. So wird der Misthaufen nicht abgetragen, sondern mit Schulden und Effekten in die falsche Richtung höher gemacht.

Dazu kommt eine verzerrtes Selbstbild, gepaart mit einem moralistisch hochgejubelten Anspruchsdenken und den daraus erwachsenden sozialen, ökologischen und ökonomischen Utopien. Sie stehen im krassen Gegensatz zu der kleinkrämerischen Verwaltungshysterie, der Inkompetenz der „ausführenden Organe“ und dem Mangel an Realitätssinn – leider auch im gesinnungsgeformten Bürgertum. Der Staatsapparat ist ein fetter Kuckuck im Nest des Bürgertums, dessen Brutpaar den Brummer nun bis zur völligen Erschöpfung füttern muss.

Nun ufert die Staatsquote aus. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen den Staatsausgaben und dem Bruttoinlandsprodukt. Man kann sagen, dass diese Zahl angibt, was Regierung, Behörden und Beamte ausgeben, und was die Bürger durch Arbeit und Mehrwertschöpfung erwirtschaften. Je höher die Staatsquote ist, umso mehr haben jene Leute ausgegeben, die von Steuern und Abgaben der Bürger und Unternehmen leben. „Bei einer Staatsquote von 50 Prozent beginnt der Sozialismus“, hat einmal Helmut Kohl gesagt. Wenn wir ihm glauben wollen, sind wir heute schon mittendrin im Sozialismus. 

Die Verwaltungskosten und Beamtengehälter, Investitionen, Sozialleistungen und Subventionen, quasi alle Kosten des bundesrepublikanischen Betriebs auf der einen und die Einnahmen aus der Arbeit der Bürger auf der anderen Seite ergeben also die Staatsquote – zugegebenermaßen eine recht biegsame Zahl je nach Zählmethode. Sie ist in den letzten zwei Jahren auf fast 52 Prozent gestiegen, 2015 lag sie noch knapp unter 44 Prozent. 

Die gesellschaftliche Unwucht, die Ängste der Deutschen, ihre Staatsgläubigkeit und ihre Politikferne zugleich, der zunehmende Selbstzweck des „Apparats“, genährt von einer bedenklichen Staatsquote und der Arroganz des Obrigkeitsstaates, sind keine guten Anzeichen für die Zukunft des Landes. Immer deutlicher tritt hervor, dass der Bundesrepublik Deutschland ein historisch gewachsenes Identitätsproblem zu schaffen macht, das sich in Selbstüberschätzung und Mittelmaß manifestiert. Man will sich zwar immer wieder zum Exempel von Exzellenz selbst erheben, aber man taugt gar nicht dazu. Die Deutschen attestieren sich selbst gerade nur Schwäche und getrübte Wahrnehmung. Zu wenig, um irgend etwas zu gelten.

Unsere Eliten sind im festen Glauben, dass das Haarige, in das sie sich verbissen haben, eine vorübergehende Phase schwieriger Umstände ist – aber es ist der eigene Schwanz. Sie drehen sich um sich selbst, ein egomanisches Schleudertrauma hat sie ergriffen, ein Schwindelanfall. Sie haben das Ganze aus den Augen verloren im Vertigo ihrer Selbstüberschätzung.





Sonntag, 10. April 2022

Zürnende Corona-Freunde...

von Mirjam Lübke...

Gemeinhin gilt es als unhöflich und demütigend, einen Mitmenschen im großen Kreis an Unangenehmes zu erinnern. Meine Großmutter gab bei Familienfeiern oft zum Amüsement der anderen Anwesenden meine sportlichen Blamagen zum besten - und wunderte sich, warum ich das gar nicht komisch fand. Kurzum: Grundsätzlich ist es menschlich fies, einen anderen mit Vergangenem bloßzustellen und in eine Situation zu bringen, in der er keine Chance hat, sich zu wehren ohne dabei als großer Spielverderber dazustehen. Peinliches kann zur Belustigung anderer erzählt werden - aber bitte nur vom Betroffenen selbst - dann wirkt es befreiend und menschlich.



Was aber gilt, falls das Verdrängte anderen Menschen erheblichen Schaden zugefügt hat? Man also nicht erzählt, mit dem Gesicht in eine Torte gefallen zu sein, sondern behauptet, jemand habe sie geworfen? Um zu verstehen, wie Empörungskurven in Deutschland derzeit verlaufen, lohnt sich der Blick auf einen Fall, der mit Corona ausnahmsweise nichts zu tun hat: Aktuell muss sich gerade Gil Ofarim vorwerfen lassen, einen Hotelangestellten zu Unrecht des Antisemitismus beschuldigt zu haben - dieser Angestellte hat hingegen alles Recht der Welt, seinen Ruf wiederherzustellen. Zum Glück hatte das Hotel, in dem sich der Zwischenfall ereignet haben soll, ein Eigeninteresse an der Aufklärung des Davidstern-Eklats, aber der Rezeptionist, der Ofarim aufgefordert haben soll, den Stern abzunehmen, war seinen Job erst einmal los. Die deutsche Öffentlichkeit stürzte sich mit Leidenschaft auf ein weiteres, angebliches Beispiel von Rassismus im bösen Sachsen, dessen Bevölkerung schon im Falle des Chemnitzer "Hase, du bleibst hier"-Videos in Kollektivhaftung genommen worden war. 

Die Spiegel-Kolumnistin Samira al Ouassil hatte immerhin den Anstand, für ihr schnelles Aufspringen auf das Thema um Entschuldigung zu bitten. Das Schlimme daran ist, dass der Zwischenfall sich durchaus in Deutschland so hätte ereignen können, nur machten eben einige Begleitumstände misstrauisch. Und Ofarim profitierte bei seiner Selbstdarstellung auch von der von den Medien bevorzugten Täter-Opfer-Kombination und der Tatsache, dass man sich hierzulande lieber an Politikern abarbeitet, die das Wort "Globalist" benutzen, als sich mit sogenannter "Israelkritik" zu beschäftigen, mit der sich im Zweifelsfall jeder noch so brutale Angriff auf Juden kleinreden lässt. Ein 17-jähriger Syrer, der einen Anschlag auf die Hagener Synagoge plante, ist gerade mit einer Bewährungsstrafe davongekommen, das ist nicht das erste Mal. Und jeder nicht-prominente Jude, der sich in gewissen Stadtvierteln mit Kippa oder jüdischem Schmuck zeigt, wird im Falle eines Angriffs den Vorwurf zu hören bekommen, er habe "provoziert". Mit der gleichen Begründung könnte ich jeden Linken, der ein Palästinensertuch trägt, ohne Vorwarnung eine Ohrfeige verpassen - das allerdings fände kein Verständnis.

Im Grunde liefen die gleichen Mechanismen bei der Diffamierung der Impf- und Maskenskeptiker ab. Es begann mit Appellen an die "Vernunft" der Corona-Maßnahmenkritiker, während gleichzeitig eine Drohkulisse erschaffen wurde. Bekanntlich drang sogar der damalige Innenminister Horst Seehofer mit einem bewusst dramatisch gehaltenen Gutachten darauf, der Bevölkerung Angst einzujagen, um diese Maßnahmen gegen Skeptiker durchsetzen zu können. Während die Bundesregierung es weiterhin finanziell honorierte, wenn Krankenhäuser Intensivbetten abbauten, sollte die Überlastung der Intensivstationen die Schuld der Ungeimpften sein - ohnehin drängte sich mir zwischenzeitlich immer wieder der Verdacht auf, dass die Verantwortlichen außer ihren Kampagnen wenig investierten, sondern alle Anstrengungen auf die Bevölkerung abwälzten. 

Nachdem Bratwürste und Angstmache nicht ausreichten, um alle Bürger an die Nadel zu locken - immerhin wurden im Laufe der Zeit auch die Nebenwirkungen der Impfung bekannt - startete die hemmungslose öffentliche Beschimpfung. Um deren Opfer zu werden, musste man, wie der (echte) Virologe Henrik Streeck, noch nicht einmal genereller Maßnahmengegner sein, es reichte, zur Mäßigung zu mahnen. Der rote Teppich für alle, die sich verächtlich oder aggressiv über Skeptiker, Unüberzeugte und Zögerliche äußern wollten, war ausgerollt. In Deutschland gelten selbst maßvolle Kritiker der unkontrollierten Einwanderung als "geistige Brandstifter" - damit verglichen, haben Prominente, Politiker und Medien verbales Napalm auf die angeblichen "Corona-Leugner" abgeworfen. Da wurde schnell nicht mehr zwischen tatsächlichen Spinnern und kompetenten Gegenstimmen unterschieden, alle landeten im selben Topf. Eine Handvoll Idioten, die es in jeder ungleich zusammengesetzten Gruppe gibt, wurde der Öffentlichkeit immer wieder vorgeführt, als habe etwa Wolfgang Wodarg haargenau die gleichen Ansichten wie Attila Hildmann. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns - dieses Motto findet in jeder totalitären Gesellschaft Zustimmung. 

Jan Böhmermann wollte bestimmen - und das als Nichtmediziner - wer in Talkshows als kompetenter Arzt auftreten dürfe. Frank Ulrich Montgomery und Marie Agnes Strack-Zimmermann verglichen Ungeimpfte mit Geiselnehmern und Terroristen. Schauspielerinnen wie Mariele Millowitsch wollten nicht mehr mit Ungeimpften drehen und Sara Bosetti - die unlustigste Satirikerin des deutschen Fernsehens - sie gar wie einen vereiterten Blinddarm aus der Gesellschaft schneiden. Daran zu erinnern, dass sie sich dabei der Sprache eines KZ-Arztes bedient hatte, ließ sie nicht etwa rot vor Scham werden. Vielmehr griff sie in die derzeit modische Trickkiste, auch begründete Kritik als "rechten Shitstorm" zu bezeichnen. 

Obwohl diese Abwehrmaßnahme ungefähr so abgenutzt ist wie ein stundenlang im Mund bearbeitetes Stück Kaugummi, zieht sie in gewissen Kreisen noch immer. Auch die Zitate-Sammler müssen sich derzeit mit dem Vorwurf belegen lassen, sie betrieben eine "Menschenjagd". Dabei kommentieren sie die Fundstücke meist noch nicht einmal, sondern stellen sie einfach ins Netz. Jetzt, da die Stimmung in Deutschland mit der (vorerst) gekippten Impfpflicht umschlägt, gibt es erste Tendenzen, so zu tun, als wäre nichts gewesen. Jedoch: Gerade jene, die anderen penetrant den moralischen Zeigefinger ins Gesicht halten, müssen sich nicht wundern, nun den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Ob es zum Umdenken führt? Wohl kaum. Der Praxistest, ob Deutschland nach über siebzig Jahren "Aufarbeitung des dritten Reiches" endlich immun gegen Totalitarismus ist, wurde jedenfalls nicht bestanden.


Sonntag, 3. April 2022

"So ein bisschen Sozialismus hat noch keinem geschadet!"

von Mirjam Lübke...

Seit Jahren gleicht der erste April einem öffentlichen Test, wie viel Absurdität sich mittlerweile in unsere Realität eingeschlichen hat. Fast wäre ich darauf hereingefallen, dass Christine Lambrecht durch Sawsan Chebli ersetzt werden soll - die Meldung erschien mir einfach so absurd, sie passte haargenau zum regierungsinternen Wettbewerb, Ministerposten möglichst unpassend zu besetzen. Interessant auch die Nachricht, künftig könnten schon böse Blicke strafrechtlich verfolgt werden. Natürlich nicht, wenn sie gesellschaftliche Parias treffen, die sich eine unpassende Meinung bezüglich des gerade aktuellen Themas zugelegt haben - in diesem Fall sind böse Blicke selbstverständlich großzügig anzuwenden. Auch das läge inzwischen im Bereich des Möglichen, also geriet ich sekundenlang in Panik. Wahrscheinlich würde ich sofort bis an mein Lebensende nach Guantanamo verfrachtet, böse gucken kann ich richtig gut. 


Als dann aber die Schlagzeile der Spiegel-Kolumne von Sabine Rennefanz auf meinem Handy aufploppte, glaubte ich tatsächlich an einen Aprilscherz: "Was wir von der DDR lernen können!" - dahinter konnte doch nur Satire stecken, oder? Also stellte ich mich auf einen ironischen Text ein. Allerdings wurde ich enttäuscht: Die Autorin meint alles Geschriebene bierernst. Es geht wie immer um das Thema Konsumverzicht, zu dem wir seit Jahren penetrant aufgefordert werden, erst, um den "Klimawandel abzuwenden", jetzt, weil durch die Ukraine-Krise Versorgungsengpässe drohen. Teilweise auch deshalb, weil Deutschland einmal wieder seine vorbildliche Haltung vor aller Welt beweisen will. 

Was diesen verwöhnten Ideologen - neben Humor - vollkommen abgeht, ist die Fähigkeit zu unterscheiden, ob jemand freiwillig verzichtet oder dazu gezwungen ist. Wenn mein Konto gut gefüllt ist und die Geschäftsregale ebenso, steht mir jederzeit ein Hintertürchen offen. Man kann sich dann mal "was gönnen", weil man schließlich artig ein paar Wochen "Konsumfasten" betrieben hat. Auch wenn man dazu mit Sonnenbrille und hochgeschlagenem Kragen in den Feinkostladen schleicht. Aber der Feinkostladen ist da und steht zum Einkauf zur Verfügung. Auch in mancher Religion kennt man den zeitlich begrenzten Verzicht: Als Jude ist man glücklich, wenn man nach dem Pessachfest wieder ein normales Brötchen essen darf, während uns die christliche Fastenzeit die schwäbische Maultasche beschert hat. Der Mensch verzichtet nicht gerne auf seine kleinen Freuden.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Wenn unsere Spiegel-Autorin die DDR für ihre schlichten, unglamourösen Verpackungen feiert, dann vergisst sie vollkommen, dass mancher DDR-Bürger auch gerne einmal eine quietschbunte Schachtel besessen hätte - unsere Bekannten etwa sammelten Waschmittel-Verpackungen aus dem Westen. Die Designer im real existierenden Sozialismus mussten sich allerdings stets etwas einfallen lassen, um aus kargen Mitteln das Mögliche herauszuholen. Ebenso die Bürger, meine Verwandten in Sachsen stellten im Wohnzimmer Wein selbst her. Aber auch wer heute nur ein geringes Einkommen hat, wird garantiert nicht zum Vertreter der Wegwerfkultur. Wenn die Kleidung kaputt ist, dann greift man nicht zu Nadel und Faden, weil man nachhaltig leben will, sondern damit man überhaupt noch etwas im Schrank hat. 

Der heute propagierte Salonsozialismus geht dermaßen an der Lebensrealität der tatsächlich Arbeitenden vorbei, dass man irgendwo einen DDR-Erlebnispark eröffnen möchte, in dem die Damen und Herren ein paar Wochen überleben müssten. Schon der Verzicht auf das Internet, in dem man die eigenen Anti-Konsum-Botschaften propagieren kann, würde sie in den Wahnsinn treiben. Den Mangel an glutenfreiem Brot und Bio-Schafskäse könnte man gewiss eine Weile überstehen, aber nicht das Fehlen jeglicher Möglichkeit, die Menschheit von diesem Verzicht ausführlich zu informieren. Öffentliche Selbstkasteiung bringt nur vor Publikum das höchste Maß an Genuss ein. Insofern unterscheidet man sich nicht vom C-Promi, der im Big-Brother-Haus hockt und uns an seinen menschlichen Abgründen teilhaben lässt.

Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, das eigene Konsumverhalten zu hinterfragen. Brauche ich etwas wirklich oder will ich es nur, weil es schick ist oder meinen (vermeintlichen) Status hebt? Und was sagt mein Bankkonto dazu, muss ich eventuell Schulden machen, die ich nicht mehr loswerde? Aber das ist eine individuelle Entscheidung, die sich bei den meisten Menschen auf ein gesundes Mittelmaß einpendelt. Vom psychologischen Standpunkt aus sind weder penetrante Produktwerbung noch ständig wiederholte Verzichtspredigten zielführend: Man ist genervt und will es nicht mehr hören. 

Bisher wurde uns dieser Verzicht um "edler" Ziele willen aufgeschwatzt, aber wenn nun auch noch die DDR als Vorbild dienen soll, gehen bei mir erst recht alle Alarmglocken an: Da kommen Zwang und Eingesperrtsein ins Spiel - die Autorin verrät damit gleichzeitig zwischen den Zeilen, wie weit man gehen würde, um die eigene Ideologie unters Volk zu bringen. Schaut man sich nun noch an, wie rabiat dieses Milieu Andersdenkende behandeln will - soll Bautzen vielleicht auch reaktiviert werden? - steuern wir auf die nächste sozialistische Katastrophe zu. 

Sie können es eben nicht lassen. Und wenn wir dann irgendwann einen heruntergewirtschafteten Staat wieder aufbauen müssen, werden sie trotzdem weiter vom funktionierenden Sozialismus fantasieren - man ist es eben wieder nur falsch angegangen. Beim nächsten Mal klappt es - ganz bestimmt!


Dienstag, 1. März 2022

Generation Greta zieht in den Krieg...

von Mirjam Lübke...

Ein Foto von Luisa Neubauer wird derzeit in den sozialen Medien herumgereicht - es zeigt sie, wie sie gelangweilt an der Wand eines Aufzugs lehnt, betont schlicht (aber teuer) gekleidet, darunter ist ein Solidaritätssticker mit der Ukraine angebracht. Das gehört sich jetzt so, das ist woke. Vielleicht gibt es bald auch welche mit Glitzersternchen. "Ey, Mandy-Chantal, ich weiß zwar nicht, wo diese Ukraine ist, von der jetzt alle labern, aber der Sticker ist schon geil!" - "Ja, morgen kleben wir uns alle vor der russischen Botschaft auf den Boden, um ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen." - "Da kann ich nicht, Moms SUV ist beim TÜV und ich versau' mir doch nicht die Klamotten in der U-Bahn!"



Während meine Generation dunkle Wolken am Horizont aufziehen sieht - oder wahlweise auch schon Atompilze über deutschen Städten - ist "Generation woke" jetzt erst einmal mit dem Setzen von Zeichen beschäftigt. Im Falle von Friedensdemos ist das sogar eine gute Sache, denn plötzlich könnten sich Lauterbach-Fans und "Querdenker" an einem Strang ziehend Seite an Seite wiederfinden. Wenn die Erkenntnis reift, dass in der Welt Gefahren existieren, gegen die Corona tatsächlich ein Schnüpfchen ist. Hat Karl Lauterbach Putin eigentlich schon darauf aufmerksam gemacht, dass radioaktiver Fallout ganz üble Mutationen des Corona-Virus auslösen könnte? Wahrscheinlich ist das seine ärgste Sorge derzeit. Natürlich hören unsere Alltagssorgen mit der Ukraine-Krise nicht auf, aber ich frage mich, ob allen Haltungszeigern klar ist, was noch auf uns zukommen könnte, nachdem Deutschland sich den Sanktionen gegen Russland in vollem Umfang angeschlossen hat. Es geht mir dabei nicht um eine moralische Bewertung, sondern einzig allein um das Nachdenken über Konsequenzen. Eine Luisa Neubauer wird in ihrem wohlhabenden Elternhaus nicht viel davon spüren, ihre Anhänger allerdings schon. Und wenn die Konsequenz daraus besteht, demnächst wieder zur Schule laufen zu müssen. 

"In 15 Minuten sind die Russen auf dem Kurfürstendamm,
sie lassen ihre Panzer im Parkhaus steh'n
und woll'n im Café Kranzler Sahnetörtchen sehen."

Das sang Udo Lindenberg in den Achtzigern, das Lied geht mir seit ein paar Tagen im Kopf herum. Die deutsche Wokeness zeigt derzeit nämlich auch wieder ihr hässliches Gesicht. Auch ohne Panzer werden Russen bereits jetzt in manchen Gastronomiebetrieben nicht mehr bewirtet - "um ein Zeichen zu setzen". Man könnte sein Lokal auch zur neutralen Zone erklären, als Mini-Schweiz, in der hier lebende Russen und Ukrainer ein Friedensbier miteinander trinken könnten, da es nun wirklich nicht nötig ist, dass sich auch die hier Lebenden in die Wolle bekommen. Aber nein, wenn deutsche Gutmenschen ein Zeichen setzen wollen, läuft das meist auf einen Tritt nach unten hinaus. AfD-Wähler, Ungeimpfte und nun auch noch Russen - man macht sehr deutlich, wie wenig man am Dialog interessiert ist, den sollen bitte nur Putin und Selensky führen - vielleicht mit weiser Mediation durch Annalena Baerbock. Ein Edeka-Markt in Kiel hat sogar Putin höchstpersönlich Hausverbot erteilt - es ist so herrlich, wenn man Haltung zeigen kann, ohne dass es etwas kostet. 

Das Zeigen von Haltung hat derzeit auch in den sozialen Medien wieder Konjunktur, wir kennen das Phänomen bereits von Corona: Wahlweise wurden Impfskeptiker oder Impffreunde entfreundet, jetzt wird die Haltung zu Putin abgefragt. Grautöne gibt es dabei nicht, so als wäre es unmöglich, gegen den Einmarsch in die Ukraine zu sein, mit den Ukrainern zu fühlen aber trotzdem über mögliche Fehler der westlichen Politik nachzudenken. Hinter Haltung kann man sich nämlich auch großartig verstecken (und sich dann ein paar Jahre später wundern, warum wieder niemand etwas gelernt hat). Haltung als Diskussionsbremse nutzt niemandem etwas. 

"Generation woke" will um jeden Preis alles richtig machen und sich jedem Trend anpassen. Aber den wenigsten ist dabei klar, dass Haltung ohne die Bereitschaft, auch einen eigenen Preis zu bezahlen, nichts wert ist und einen auch nicht vertrauenswürdig macht. Welches Thema wird morgen welches Signal in der Öffentlichkeit erfordern? Da müssen wir schon aufpassen, nicht eines Tages das falsche Fähnchen in den Wind hängen.