Samstag, 21. April 2018

Wem Berlin nachts zu gefährlich ist, der soll halt Taxi fahren...

von Thomas Heck...

Dass der Berliner Regierender Bürgermeister Michael Müller eine Plinse ist, ist allgemein bekannt. Nun prägte er nicht den Terminus "arm aber sexy", das war sein an sich cooler Amtsvorgänger Wowereit. Michael Müller kommt in seiner drögen Art und Weise nicht einmal im Ansatz an Wowereit heran, seine Sprüche sind auch insgesamt neben der Spur. So hat der Bürgermeister, der sich mit einem gepanzerten 325.000 Euro teuren Mercedes S 600 Guard durchs immer gefährlichere Berlin kutschieren lässt, für ängstliche Bürger einen Tipp: 


Wem Berlin nachts zu gefährlich ist, der soll halt Taxi fahren, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller und sorgt damit für Aufregung bei der Opposition.

„No-go-Area heißt: Es gibt Bereiche, in die man sich zu keiner Tages- und Nachtzeit hineintraut, weil man um Leib und Leben fürchten muss. Das haben wir in Berlin nicht. Was es hier allerdings (…) gibt, sind Gegenden, in denen man sich zu später Stunde lieber ein Taxi nimmt als alleine zu Fuß unterwegs zu sein.“

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (53, SPD) im „Welt“-Interview vom 20. April 2018. Hätte Johnny K. doch besser ein Taxi genommen, dann würde er noch leben. Selbst schuld. Berliner SPD-Logik.




Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (Foto: dpa)
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (53, SPD) (Foto: dpa)

Und was ist mit denen, die sich kein Taxi leisten können, Herr Müller? Hat der Regierende die Sicherheit in unserer Stadt schon aufgegeben? Stellt er seine gepanzerte Limousine zur Verfügung.

Für seine Aussage bekommt er nun Gegenwind von der Opposition.

► Marcel Luthe (40, FDP): „Kernaufgabe des Staates ist es, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen. Wenn die SPD glaubt, das nicht zu schaffen, ist sie nicht regierungsfähig.“
► CDU-Fraktionschef Florian Graf (44): „Der rot-rot-grüne Senat muss sich fragen lassen, ob er den Berlinern lieber das Taxi bezahlt, statt sie mit mehr Polizei vor Kriminalität zu schützen.“
► AfD-Chef Georg Pazderski (66): „Der Regierende Bürgermeister hat so für Sicherheit zu sorgen, dass sich die Bürger auch nachts bewegen können. Dass Berlin nicht mehr so sicher ist wie vor zwanzig Jahren, ist ein Gefühl, das viele Bürger haben.“


Mitten auf dem Alexanderplatz gerieten zwei Gruppen in Streit, der schließlich eskalierte (Foto: Spreepicture)
Der Alexanderplatz ist ebenfalls ein Kriminalitäts-Schwerpunkt (Foto: Spreepicture)

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik gab es 2017 mit 520 437 Straftaten einen Rückgang um 48 423 Fälle (-8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Bei gefährlicher Körperverletzung, bei Sexualdelikten und bei Rauschgiftkriminalität gab es allerdings Anstiege.
Die kleine Schwester der No-go-Area heißt in Berlin „kriminalitätsbelasteter Ort“ (kbO). Das sind Gegenden, an denen die Polizei wegen vieler Straftaten verstärkte Präsenz zeigt und verdachtsunabhängige Personenkontrollen durchführt.

Neun kriminalitätsbelastete Orte in Berlin

Aktuell stuft die Polizei neun Orte als kriminalitätsbelastet ein: Alexanderplatz, Leopoldplatz, Schöneberg-Nord (im Bereich Nollendorfplatz und Teile des Regenbogenkiezes), Görlitzer Park, Warschauer Brücke, Kottbusser Tor (siehe unten), Teile der Hermannstraße, Hermannplatz sowie ein kleiner Bereich der Rigaer Straße.

Krawalle in der Rigaer Straße im Juni 2017 (Foto: picture alliance / Maurizio Gambarini)
Immer wieder kommt es in der Rigaer Straße in Friedrichshain zu Krawallen (Foto: picture alliance / Maurizio Gambarini)

Eine Senatssprecherin: „Es ist unser Bestreben, Berlin für alle sicherer zu machen, an jedem Ort.“
Im Vergleich der Bundesländer schneidet Berlin allerdings am schlechtesten ab. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (61, CSU) wirft Michael Müller vor, zu lügen, wenn er sagt, dass es gefährliche Gegenden in jeder Millionenstadt gebe: „Die Kriminalitätsbelastung ist in München nicht einmal halb so hoch wie in Berlin.“

„Abends nicht mehr alleine vor die Tür“


Nancy Basner (35) mit Tochter (5 Monate) fühlt sich unsicher am Kotti (Foto: Frank Senftleben)
Nancy Basner (35) mit Tochter (5 Monate) fühlt sich unsicher am Kotti (Foto: Frank Senftleben)

Nancy Basner (35) wohnt seit einem Jahr an der Oranienstraße (Kreuzberg).
Sie sagt über den Kotti: „Abends treiben sich hier viele dunkle Gestalten rum, alleine gehe ich dann hier nicht lang. Auch tagsüber, bei Sonnenschein, werde ich oft gefragt, ob ich Drogen kaufen will, auch wenn ich mit meinem Baby unterwegs bin. Das ist mir sehr unangenehm. Abends bleibe ich dann meistens einfach zu Hause. Wenn ich rausgehe, dann mit meinem Mann. Da hat der Regierende Bürgermeister auf jeden Fall recht, mit seiner Aussage, dass es in Berlin Gegenden gibt, wo man besser abends nur mit dem Taxi lang fahren würde. Leute, die länger in Berlin leben, haben sich wahrscheinlich schon daran gewöhnt …“

Arroganter hat es wohl kein Bürgermeister gebracht, mit seinen Bürgern zu reden... SPD halt...

Erschienen in der B.Z.

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