Sonntag, 15. Oktober 2017

Sawsan Chebli: Sie sind nicht schön. Dafür ganz schön blöd...

von Thomas Heck...

Und wieder geistert ein #Aufschrei durch die Republik. Ein sexistischer Vorfall erschüttert die Republik. Ist Brüderle wieder ins öffentliche Rampenlicht getreten und hat wieder ein ausladendes Dirndl kommentiert? Und nach einem Jahr fiel einer Stern-Reporterin plötzlich auf, dass das Kompliment nicht von George Clooney kam, sondern von einem lebensälteren FDP-Fraktionsvorsitzenden, dem viel vorzuwerfen wäre, aber sicher kein Sexismus.

Nein, diesmal ist die beschwerte Partei die allseits beliebte Sawsan Chebli, gläubige und praktizierende Muslimin, die sich 2012 zum Tragen eines Kopftuchs folgendermaßen äußerte: „Ja, das Kopftuch ist für mich eine religiöse Pflicht, aber nein, ich trage es nicht, weil es für mich nicht das wichtigste im Islam ist.“ D'accord. An anderer Stelle begründete sie ihre Entscheidung, kein Kopftuch zu tragen, mit ihrer Überzeugung, dass man anders in Deutschland keine politische Karriere beginnen könne. 2017 äußerte Chebli gegenüber der Zeit: „Ich trage kein Kopftuch, weil ich es nicht möchte. Ich will aber, dass jede Frau das für sich selbst entscheiden kann.“ Ebenfalls d'accord.


In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Chebli 2016 auf die Frage, wie es komme, dass unter muslimischen Jugendlichen der dritten Generation der Anteil derer steige, die im Zweifel die Scharia über das Grundgesetz stellen: „[Die Scharia] regelt zum größten Teil das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Es geht um Dinge wie das Gebet, um Fasten, um Almosen. Das stellt mich als Demokratin doch vor kein Problem im Alltag, sondern ist absolut kompatibel, wie es für Christen, Juden und andere auch der Fall ist.“ Von mehreren Medien erfolgte die verzerrende Darstellung, sie hätte die gesamte Scharia für „absolut kompatibel“ mit dem Grundgesetz befunden, was andere Politiker wie Kai Wegner (CDU) und Erol Özkaraca (SPD) stark kritisierten, und die deshalb grundsätzlich ihre Eignung für das Amt einer Staatssekretärin anzweifelten. Chebli selbst konkretisierte diese Haltung 2017: „Scharia beinhaltet rituelle Vorschriften für das Gebet und das Verhalten gläubiger Menschen, darunter die Verpflichtung zu Almosen. Das alles fällt unter die Religionsfreiheit. Andere Vorschriften der Scharia widersprechen ganz klar dem Grundgesetz und haben in einem demokratischen Staat nichts zu suchen.“



Sawsan Chebli hat am Sonnabend ihrem Ärger über einen Vorfall bei einem internationalen Forum Luft gemacht. Auf Facebook und Twitter berichtet die Berliner Staatssekretärin von einer öffentlichen Diskussionsrunde, in deren Vorfeld sie am Vormittag eine Rede halten sollte. Vier Männer hätten auf dem Podium gesessen, sie habe in der ersten Reihe auf einem reservierten Stuhl Platz genommen.

Da habe einer der Männer, Cheblis Angaben zufolge ein Botschafter außer Dienst vom Podium aus gesagt: "Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an." Daraufhin habe sie geantwortet: "Die Staatssekretärin ist da und sitzt vor Ihnen." Der Botschafter soll entgegnet haben: "Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön."

"Ich war so geschockt und bin es immer noch", schreibt Chebli. Am Rednerinnenpult habe sie dann gesagt: "Sehr geehrter Herr Botschafter a.D., es ist schön, am Morgen mit so vielen Komplimenten behäuft zu werden." Im Saal habe Totenstille geherrscht. Um welchen Botschafter außer Dienst es sich genau gehandelt hat, wollte Chebli auf Anfrage nicht mitteilen.

"Klar, ich erlebe immer wieder Sexismus", schreibt die Politikerin. "Aber so etwas wie heute habe auch ich noch nicht erlebt." Auf Twitter ergänzte sie noch, dass sie sich für die nächste Rede vorsichtshalber die Pumps aus- und Turnschuhe angezogen habe.

Auf Facebook sind die Reaktionen geteilt. "Wenn jemand ein Kompliment macht, was hat das mit Sexismus zu tun?", fragt ein Nutzer. Eine andere widerspricht: "Ich versteh das Problem sehr gut. Damit haben wir Frauen in vielen Berufen tagtäglich zu kämpfen."

Ab Anfang 2014 war Sawsan Chebli stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Nach der Wiederwahl von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller wechselte die 39-Jährige als Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in die Senatskanzlei.




Nun ist es so, dass Chebli eher mit diesem AUFSCHREIchen auf sich aufmerksam machen muss, denn durch ihre politische Arbeit. So erfuhren wir einst von ihr in einer Sendung von Sandra Maischberger, dass die Probleme der mangelnden Integration ausschließlich auf uns Deutsche zurückzuführen sei. Berechtigte Einwände über bestehende Parallelwelten, deren Bewohner mitnichten daran denken, die deutsche Bevölkerung auch nur zu respektieren, wurden und werden einfach weggeschwiegen. Einwandbehandlung durch Ignorieren. 

Andernorts fiel sie mir durch Gestammel auf Pressekonferenzen auf, nach denen man sich fragte, wie diese Frau jemals auf einen führenden politischen Posten in dieser unseren Republik kommen konnte. Ohne Frauenquote in der SPD würde sie Kopftuch tragen. UND das Schwert des Islam. Ohne so beschwert sie sich über das Kompliment eines alten Mannes und nicht über sexuelle Übergriffe ihre Glaubensbrüder, wie in der Silvesternacht von Köln. Auch eine Ansage. Am Ende bleibt der Eindruck, sie war mehr getroffen von dem Fakt, dass sie kein Mensch als "Frau Staatssekretärin" erkannte, denn durch einen sexistischen Übergriff, der keiner war. Dann wäre es nur noch ein charakterlicher Mangel.



Als ob diese Story nicht schon lächerlich genug ist, gibt es im Nachklang auch noch einige Ungereimtheiten...

Sawsan Chebli hatte am Sonnabend unter der Überschrift "Unter Schock – Sexismus" in einem Facebook-Beitrag über einen ihrer Ansicht nach unangemessenen Kommentar auf einer Versammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft (DIG) in Tiergarten berichtet.



Der ehemalige Botschafter Hans-Joachim Kiderlen soll unmittelbar vor ihrem Grußwort gesagt haben: "Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön." "Klar, ich erlebe immer wieder Sexismus", schrieb Chebli kurz danach auf Facebook und Twitter. "Aber so etwas wie heute habe auch ich noch nicht erlebt."



Zuvor, schreibt Chebli, habe sie auf einem für sie reservierten Stuhl in der ersten Reihe Platz genommen und sei von vier Männern nicht als Staatsekretärin erkannt worden. Später habe sie dann ihre Rede frei vorgetragen.


Hier widerspricht Cornelia von Oheimb von der DIG. Auch sie habe auf dem Podium gesessen. "Ich frage mich nun zu recht, wie sexistisch ist Frau Chebli mir gegenüber, da sie doch in der ersten Reihe saß und mich als Frau nicht wahrgenommen hat", schreibt sie in einer E-Mail an die Berliner Morgenpost. Die Grußrednerin Chebli sei zu spät gekommen und habe sich auf einen Stuhl gesetzt, der kein Reservierungsschild hatte.

"Die dann gefallenen Worte des Vorsitzenden halte ich für zutreffend." Der Kommentar des ehemaligen Botschafters sei "gut gemeint" gewesen. Ihre Rede habe die Staatssekretärin allerdings nicht frei gehalten, sondern vom Blatt abgelesen. Sie könne Frau Chebli "nur empfehlen, bei künftigen Veranstaltungen pünktlich zu kommen und sich wie üblich mit dem Veranstalter vor Beginn der Veranstaltung bekannt zu machen", schreibt von Oheimb.

Chebli: "Ich wollte eine Debatte anstoßen"

Sawsan Chebli sagt auf Anfrage der Morgenpost: "Es ist durchaus möglich, dass ich in dieser Situation als Gast so vor den Kopf gestoßen wurde, dass ich die Zusammensetzung des Panels falsch wahrgenommen habe. Sollte dies so sein, tut es mir leid." Sie würde sich wünschen, dass jeder Frau selbst überlassen werde, was sie als Kompliment wahrnehme und was nicht. Dem ehemaligen Botschafter sei selbst bewusst gewesen, dass er sich ihr gegenüber nicht anständig verhalten habe.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa hatte sich Chebli zuvor am Montag ebenfalls zu der Sache geäußert. "Es ging mir darum, eine Debatte weiter anzustoßen, die noch nicht ausgefochten ist." Die vielen Reaktionen, auch von Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, zeigten ihr, dass dies der richtige Weg gewesen sei. Sozialdemokrat halt... Wir kreieren dafür einen neuen Hashtag. #JeSuisSchäbli...

1 Kommentar:

  1. Wer derart wenig zu bieten hat wie diese Frau - außer einem (vielleicht) gefälligen Gesicht - hat es wohl nötig mit einer lächerlichen Entrüstung medienwirksam auf diesen einen Vorzug aufmerksam zu machen!
    Lächerlich ist es allemal, ein harmloses ehrliches Kompliment, über das sich eine normal gestrickte Frau einfach nur gefreut und womöglich gar bedankt hätte, zu einem Skandal aufzubauschen!
    Wer das dann noch nachvollzieht und gar argumentativ zu untermauern versucht dem ist von Laien nicht zu helfen - der sollte zu einem Profi!

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