Sonntag, 2. April 2017

Multikuli in Berlin - aber nur ohne Juden

von Thomas Heck...

Wenn Juden an deutschen Schulen antisemitisch beleidigt und angegriffen werden, ist das öffentliche Interesse insbesondere im Ausland groß, weil vermutet wird, der Antisemitimus gehe von Deutschen aus. Dies ist mitnichten der Fall. Deutscher Antisemitismus, so widerlich er auch ist, beschränkt sich auf dümmliches Gequatsche, bewegt sich auf dem Niveau von "die Juden zahlen ja keine Steuern" oder "die Juden sind ja alle reich". Widerlich, antisemitisch, doch insgesamt harmlos. Habe ich in meiner eigenen angeheirateten Familie erlebt. Kann man mit einigen Argumenten belegen und diese Leute sind keineswegs gefährlich.


Da sind unsere arabischen und türkischen Landsleute schon etwas konkreter, auch mit Taten. Wer sich das traut, kann ja mal versuchen, mit einer Kippa durchs Berliner Neukölln zu flanieren und, sofern er es unbeschadet überstehen würde, darüber zu berichten. Ich muss davon abraten. Es ist lebensgefährlich. Neukölln IST eine No-Go-Area für Juden geworden. Schuld sind nicht Neonazis, die in Neukölln sicher vorhanden sind, aber in einer verschwindend geringen Zahl. 


Doch wie hoch ist denn die Zahl der Muslime in Berlin? Die Berliner Politik überrascht immer wieder durch ihre Nachlässigkeit. Wichtige Entscheidungen bleiben jahrelang liegen. Vielen Verwaltungen fehlt der Überblick. Durch eine parlamentarische Anfrage kam jetzt wieder so eine Nachlässigkeit ans Licht: Der Senat weiß überhaupt nicht, wie viele Muslime in Berlin leben. Und er hat in der letzten Volksbefragung von 2011 gar nicht danach gefragt. In der Volksbefragung von 2011, die auch Zensus genannt wird, war diese Frage enthalten: „Welcher Religionsgemeinschaft gehören Sie an?“ Darunter konnte man christliche Kirchen und jüdische Gemeinden ankreuzen. Nach dem Islam wurde nicht gefragt, weder nach dem sunnitischen noch nach dem schiitischen oder dem alevitischen oder noch einem anderen Islam.

Die Frage nach der Religionszugehörigkeit war eine Pflichtfrage. Auch Muslime mussten sie beantworten. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als das Feld „Keine öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaften“ anzukreuzen. Dass die Muslime nicht gefragt wurden, hat einen formalen Grund: Die Moscheegemeinden sind noch nicht als Organisationen anerkannt, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen, so wie die Kirchen und die jüdischen Gemeinden. So weit, so gut, aber dennoch muss die Regierung wissen, wie viele Muslime in der Stadt leben. Danach bemisst sich dann zum Beispiel die Förderung kultureller und sozialer Einrichtungen oder die Nachfrage nach dem Religionsunterricht und vieles mehr.

Die nächste Volksbefragung ist für 2021 angesetzt. Werden die Muslime dann endlich gezählt? Das sieht bisher nicht so aus. Auf Nachfrage gab die Senatskanzlei bekannt, es stehe „noch nicht fest“, ob und in welcher Form „die Zugehörigkeit eines Einwohners zu einer Glaubensgemeinschaft erfasst“ werde. Obwohl also überhaupt nicht bekannt ist, wie viele Menschen in dieser Stadt einer islamischen Religionsgemeinschaft angehören, kursiert dennoch ständig eine Zahl: 249.000 sollen es angeblich sein. 

Diese Zahl entstammt dem Statistischen Jahrbuch von 2015. Es wird vom Amt für Statistik Berlin-Brandenburg geführt. Das klingt gut, doch wie kommt diese Zahl in das Buch? Dazu gibt die Senatskanzlei die folgende Antwort: „Diese Daten werden auf freiwilliger Basis“ geliefert und „vom Amt für Statistik nicht geprüft“. Das verstehe, wer will: Erst versäumt man es, nach der Zugehörigkeit zu einer muslimischen Glaubensgemeinschaft zu fragen, und dann übernimmt man irgendwelche Zahlen und prüft sie noch nicht einmal nach!

„Der Senat muss nun endlich selbst anhand objektiver Kriterien überprüfen, wer tatsächlich einer Glaubensgemeinschaft angehört“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Ich dachte, wir zahlen Steuern, damit die Verwaltung funktioniert. Wir zahlen diese Steuern aber offenbar, ohne dass die Verwaltung funktioniert.


Wenn dann ein Schüler jüdischen Glaubens beleidigt und angegriffen wird, muss darüber berichtet werden, nur sollte eben nicht verschwiegen werden, dass der Judenhass von den 80% muslimischen Teil der Schülerschaft ausgeht, Türken und Araber, die aus ihrem Judenhass keinen Hehl machen und Toleranz nur für sich beanspruchen. Nur darüber berichtet der SPIEGEL eben nicht.


Der betroffene Teenager wurde in England geboren und lebte dort eine Zeit lang. Wie die englischsprachige Wochenzeitung "The Jewish Chronicle" berichtet, habe die Familie des Jungen die Friedenauer Gesamtschule in Berlin ausgewählt, da sie dafür bekannt sei, multikulturell zu sein.

Der Junge habe zuvor nie ein Problem damit gehabt, jüdisch zu sein, erzählt die Mutter dem Bericht zufolge. Eines Tages sei die Religion des Schülers vor seinen Mitschülern zur Sprache gekommen. Die Reaktionen der Kinder seien erschütternd gewesen: "Hör zu, du bist ein cooler Typ, aber ich kann nicht mit dir befreundet sein. Juden sind alle Mörder", soll ein Junge gesagt haben. 

Aus verbalen Attacken wird körperliche Gewalt

Die verbalen Angriffe seien irgendwann in körperliche Gewalt umgeschlagen: Ihr Sohn sei von seinen Mitschülern an einer Bushaltestelle angegriffen und fast erdrosselt worden, erzählt die Mutter. "Ein Junge zielte mit einer Spielzeugpistole auf ihn, die wie eine echte Waffe aussah." Die umstehenden Kinder hätten gelacht, ihr Sohn habe vor Angst gezittert. Danach habe sie beschlossen, ihn von der Schule zu nehmen. 

Auch der Berliner "Tagesspiegel" berichtete über den Fall. Der Schulleiter Uwe Runkel habe dem Blatt zufolge zumindest einen Teil der Angriffe bestätigt. Die Schule habe sofort die Eltern informiert, heißt es. Lehrer und Sozialarbeiter hätten den Fall außerdem in der Klasse besprochen und aufgearbeitet.

Auf ihrer Website hat die Gesamtschule Friedenau auch öffentlich zu dem Fall Stellung genommen - und ihr Bedauern ausgedrückt: "Wir verlieren hier einen besonders engagierten und leistungsorientierten Schüler", heißt es in dem Schreiben der Schulleitung. Die Einrichtung nehme seit vergangenem Jahr an dem Programm "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" teil. Der aktuelle Fall sei der erste, "bei dem das Kollegium der Friedenauer Gemeinschaftsschule das Problem des Antisemitismus wahrgenommen" habe.

Hat die Schulleitung zu spät reagiert?

Gegen die am Vorfall beteiligten Schüler sei Strafanzeige erstattet worden. Außerdem werde beantragt, dass die betroffenen Schüler die Schule verlassen müssten. Auch die Antidiskriminierungsstelle des Senats sei kontaktiert und um Unterstützung gebeten worden.

Dem "Jewish Chronicle" zufolge sind die Eltern des Schülers unzufrieden mit der Reaktion der Schule. Der Schulleiter habe zu spät reagiert. Dem "Tagesspiegel" zufolge weist Runkel die Kritik zurück: "Nach dem ersten Vorfall haben wir die Sache sofort aufgearbeitet", sagte er demnach. "Jetzt haben wir leider nicht mehr die Möglichkeit, dem Jungen zu vermitteln, dass er hier sicher ist. Aber wir werden uns weiter mit dem Thema beschäftigen, und für die Täter wird es Konsequenzen haben."

Doch die Eltern des Betroffenen sind offenbar noch wegen einer anderen Sache unzufrieden. Die Großeltern des 14-Jährigen seien laut "Tagesspiegel" Holocaust-Überlebende gewesen. Sie hätten als Zeitzeugen vor der Klasse des Jungen gesprochen. Das Projekt sollte ausgeweitet werden, doch "das ging der Familie wohl zu langsam", sagte Runkel.

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